Im vergangenen Jahr schafften die Chicago Bears das große Kunststück und sprangen vom letzten auf den ersten Platz in ihrer Division. Auch in der kommenden Saison hoffen gleich acht Teams auf den großen Turnaround. Wir werfen einen Blick auf die jeweilige Lage und geben eine Einschätzung, wie realistisch dieses Szenario ist.
Platz 8: New York Giants
Die Post-OBJ-Ära beginnt in New York. Mit dem hochtalentierten Wideout schafften die Giants einmal in fünf Jahren die Playoffs (13:38-Niederlage gegen die Packers in der Wild Card Round), 31 Siegen standen 49 Niederlagen gegenüber. Kann die Misere in dieser Saison nun wieder beendet werden?
Beginnen wir mit dem Positiven: Die Offensive Line, in den letzten Jahren fast immer eine der schwächsten der Liga, kann sich sehen lassen. Mit Kevin Zeitler haben die Giants einen der besten Guards geholt.
Schafft es Mike Remmers als Right Tackle, zumindest solide Leistungen zu zeigen, könnte die Unit zu den besseren zählen. Mit Golden Tate, Sterling Shepard, Evan Engram und auch Saquon Barkley verfügt New York zudem über mehrere starke Waffen im Underneath-Passing-Game.
Dennoch überwiegen die Probleme deutlich. Die Secondary wurde verjüngt, wird jedoch trotz allem Potenzial nicht sofort dominieren können, zumal auch der Pass-Rush spätestens nach dem Abgang von Olivier Vernon nur wenig furchteinflößend wirkt.
Und offensiv bleibt natürlich immer noch die Quarterback-Frage: Hat Eli Manning noch genug im Tank, um zumindest ein durchschnittlicher NFL-Quarterback zu sein? Daniel Jones dürfte, selbst wenn er seine Kritiker Lügen strafen sollte, in seinem ersten Jahr kaum zu Wundertaten bereit sein.
Alles in allem macht somit nur wenig Hoffnung, dass New York in seiner durchaus härteren Division konkurrenzfähig bleiben, geschweige denn Platz eins angreifen kann. Die Redskins haben zwar ähnlich viele Baustellen, Dallas hat sein Team, das im Vorjahr die Division-Krone gewinnen konnte, jedoch weitgehend beisammen gehalten und die Eagles scheinen 2019 erneut in der Lage, die Ligaspitze anzugreifen. Platz eins für das Team von Pat Shurmur käme in dieser NFC East einer Sensation gleich.
Platz 7: Cincinnati Bengals
Auch Cincinnati befindet sich schon länger in einer schwierigen Phase. Nach fünf Playoff-Teilnahmen (und bekantermaßen null Playoff-Siegen) in Serie, wiesen die Bengals in den vergangenen drei Saisons jeweils eine negative Bilanz auf und verpassten die Postseason. Hoffnungsschimmer scheinen vor der kommenden Saison eher spärlich.
Immerhin: Einige der Eckpfeiler der Erfolgsjahre unter Marvin Lewis sind weiterhin da und verfügen immer noch über viel Qualität. AJ Green zählt immer noch zu den besten Wideouts der Liga und kann mit Tyler Boyd eines der besseren Receiving-Duos bilden. Auch die Defensive Line rund um Geno Atkins kann sich sehen lassen, zudem ist Andy Dalton ein Quarterback, der zumindest in einem gut funktionierenden Offensiv-System liefern kann.
Dennoch bleiben die Baustellen zahlreich. Die Offensive Line dürfte weiterhin Kopfschmerzen bereiten, wenn Jonah Williams tatsächlich auf Left Tackle übernimmt und Cordy Glenn dafür nach innen auf die Guard-Position rückt. Dass Rookies in der O-Line Zeit brauchen können, hat Center Billy Price gerade erst bewiesen, Bobby Hart als Right Tackle würde zudem eine massive Schwachstelle bleiben. Defensiv muss das Linebacker-Corps gegenüber der letzten Saison eher zwei als einen Schritt nach vorne machen, in der Secondary sind William Jackson und Jessie Bates Lichtblicke, in der Breite fehlt es jedoch auch hier noch an Qualität.
In einer womöglich sehr ausgeglichenen AFC North fallen die Bengals somit zurück. Die Browns wollen nach ihrer aggressiven Offseason endlich angreifen. Pittsburgh muss man nach drei Division-Titeln in den letzten fünf Jahren auch ohne Antonio Brown noch auf dem Zettel haben und die Ravens gehen zwar mit einer neu aufgestellten Defense in die Saison, sind als Gejagter aber auch alles andere als ein gefundenes Fressen. Inwieweit Head Coach Zac Taylor Cincy in seiner ersten Saison dem Team gleich eine neue Identität verleihen kann, bleibt abzuwarten. Ein Sprung von "Worst to First" scheint angesichts der Konkurrenz selbst bei einem Schritt in die richtige Richtung eine Mammutaufgabe zu sein.
Platz 6: Oakland Raiders
Der letzte Division-Titel der Raiders liegt nun bereits - festhalten! - 17 Jahre zurück. Die erste Saison unter Jon Gruden machte noch nicht allzu viel Hoffnung, dass diese Serie nun zu Ende geht.
Untätig war man in Oakland über den Sommer aber keineswegs. Mit Antonio Brown hat man sich - rein spielerisch - einen der besten Receiver der Liga geholt, auch Tyrell Williams ist als neue Waffe mit an Bord, zudem soll Trent Brown die Offensive Line verstärken. Dank zahlreicher hoher Draft Picks kann Gruden darüber hinaus womöglich auf mehrere Rookies als neue Starter setzen.
Reicht das für den Turnaround? Beim aktuellen Blick auf den Kader fallen noch einige Baustellen ins Auge. Der Pass-Rush ist trotz der Auswahl von Clelin Ferrell an Draft-Position vier wohl weiterhin zu zahnlos. Die Secondary wirkt verbessert, Gareon Conley und Nevin Lawson sind als Cornerbacks aber allenfalls unterer Ligadurchschnitt. Darüber hinaus kann man gespannt sein, wie das explosive Gemisch aus Spielern wie Brown, Vontaze Burfict und nun auch noch Richie Incognito durch die Saison kommt.
Sollte der Locker Room der Raiders im Verlauf der Saison nicht in die Luft fliegen, verfügt Oakland fraglos über Talent im Team. Die Offense könnte für Wirbel sorgen, sofern Gruden seinem System einen etwas moderneren Schliff verpassen kann. Doch selbst unter diesen Umständen wirkt ein Angriff auf die Führung in der Division äußerst unwahrscheinlich. Nur wenige Teams scheinen aktuell stärker besetzt als die Chargers, die Offseason der Chiefs überzeugte bislang zwar nicht komplett, mit der Offense rund um Patrick Mahomes muss man aber auch Kansas City auf dem Zettel haben. Mehr als ein Schritt nach vorne scheint für die Raiders vor dem Umzug nach Las Vegas noch nicht drin zu sein.
Platz 5: Tampa Bay Buccaneers
Tampa geht mit einem neuen Head Coach in die Saison. Mit Bruce Arians gibt bei den Bucs ein alter Hase den Ton an. Arians zeigte bereits während seiner Zeit in Arizona, dass er eine starke Offense entwickeln kann und dabei besonders seinen Quarterback auf eine neue Stufe hieven kann.
Dass in Tampa Bay das Material da ist, um erneut eine Top-Offense aufs Feld bringen zu können, ist kaum bestreitbar. Mit Mike Evans, Chris Godwin und OJ Howard verfügt das Team über ein herausragendes Receiving Corps, zudem ist die Offensive Line durchaus solide besetzt. Kann Winston sein Potenzial einigermaßen abrufen, werden die Bucs auch ohne Offensive Coordinator Todd Monken einige Punkte aufs Scoreboard bringen können.
Die großen Fragezeichen liegen allerdings auf der anderen Seite des Feldes: In den vergangenen Jahren gehörte die Defense stets zum Bodensatz der Liga. Ein aggressiveres Man- und Blitzing-Scheme unter Defensive Coordinator Todd Bowles soll das ändern. Inwieweit die Qualität in der Secondary mit Spielern wie Charlton Davis, Kentrell Brice, Justin Evans oder Vernon Hagreaves bei diesen Plänen mitspielt, darf allerdings bezweifelt werden.
Klar ist also: Tampa Bay wird defensiv einen, eher zwei oder drei, Schritte nach vorne machen müssen. Selbst dann könnte es in der brutalen NFC South allerdings Schwierigkeiten geben. Die Saints blasen einmal mehr zum letzten Angriff auf den Titel, Atlanta will sich mit wieder genesenen Leistungsträgern im Kreis der Titelfavoriten zurückmelden und auch die Panthers haben mit einer verbesserten Offensive Line und einem fitten Cam Newton durchaus einen Playoff-Anspruch. Die Bucs kann man auf dem Zettel haben. Der ganz große Wurf dürfte in dieser Division allerdings schwer fallen.
Platz 4: Arizona Cardinals
Auch die Cardinals gehen mit einem neuen Head Coach in die Saison. Kliff Kingsbury soll Arizona nach einer desolaten Saison mit einer innovativen Offense in eine erfolgreichere Zukunft führen. Die Sean-McVay-Vergleiche liegen bei dieser Konstellation auf der Hand. Auch McVay übernahm 2017 ein enttäuschendes Rams-Team und holte in den beiden darauffolgenden Jahren jeweils den Division-Titel.
Ähnlich wie die Rams versuchten auch die Cardinals ihrem neuen Head Coach den Start mit seiner Offense-Idee so gut es geht zu erleichtern. Mit Kyler Murray bekommt Kingsbury seinen Wunsch-Quarterback, zudem wurde die verheerende Offensive Line verstärkt und mit Hakeem Butler und Andy Isabella kamen im Draft zwei interessante Waffen in den Süden.
Die Fragezeichen. Die O-Line wurde zwar personell verbessert und soll mehr Hilfe über das Scheme bekommen, dennoch wirkt vor allem die Interior-Line alles andere als sattelfest. Defensiv hat man sich mit Jordan Hicks, Terrell Suggs, Robert Alford, Brooks Reed und DJ Swearinger (noch in der vergangenen Saison) ordentlich Hilfe ins Boot holen können, nach der Sechs-Spiele-Sperre für Star-Conerback Patrick Peterson bleibt jedoch abzuwarten, wie sein Ausfall aufgefangen werden kann.
Die Voraussetzungen in Phoenix könnten definitiv schlechter sein. Gelingt es Kingsbury, seinen Stil auf die NFL zu übertragen und dort schon früh Ergebnisse einzufahren, könnten die Cardinals für so manche Überraschung sorgen. Ein direkter Angriff auf Platz eins in der Division scheint dennoch unwahrscheinlich. Die Rams bleiben auch nach einigen Abgängen in der Offseason einer der NFC-Favoriten, auch die Seahawks und die 49ers mit ihrem neuen Pass-Rush sind alles andere als angenehme Division-Gegner.
Platz 3: New York Jets
Tatsächlich müssen die Jets mittlerweile genau so lang wie die Raiders auf einen Division-Titel warten. Dass New York in diesem Zeitraum drei Mal zehn und ein Mal sogar elf Spiele gewinnen konnte, ohne dass es für Platz eins reichte (woran mag das nur liegen?), ist allerdings auch Teil der Wahrheit.
Nach vier äußerst enttäuschenden Jahren will Gang Green in der kommenden Saison nun wieder angreifen. Mit Jamison Crowder und Le'Veon Bell als neue Waffen sowie Kelechi Osemele in der Offensive Line hat man Quarterback Sam Darnold dringend benötigte Hilfe an die Seite gestellt. Defensiv verfügt das Team über das Talent, um zahlreichen Gegnern Probleme bereiten zu können. Von Leonard und Quinnen Williams über CJ Mosley und Avery Williamson bis hin zu Jamal Adams und Marcus Maye verfügt New York in fast allen Mannschaftsteilen der Defensive über Qualität.
Wie viel wir unter dem kontroversen Gregg Williams davon letztlich auf dem Platz sehen werden, bleibt allerdings noch abzuwarten. Williams ist bekannt für seinen aggressiven Ansatz mit viel Blitzing. Ob die Cornerbacks Trumaine Johnson, Brian Poole und Co. dafür gut genug sind, wird sich erst noch zeigen müssen. Offensiv hängt derweil sehr viel an Darnold. Der Youngster zeigte in seinem Rookie-Jahr viel Schatten, vor allem zum Ende der Saison hin aber auch mehr und mehr Licht.
Ginge es darum, welches Team die besten Chancen hat, vom letzten auf den zweiten Platz in der Division zu klettern, New York wäre wohl der klare Platz eins. Ein Blick auf die vergangenen zehn Saisons zeigt allerdings, dass für einen Sprung auf Rang eins in der Division wohl mindestens elf Siege vonnöten wären. Legt Darnold unter Gase keinen Riesensatz zu einem Pro-Bowl-Quarterback hin, scheint diese Zahl vorerst noch außer Reichweite. Somit müssen die Jets auch darauf hoffen, dass New England seine ersten schwächere Saison seit fast 20 Jahren hinlegt. Wir haben da noch unsere Zweifel...
Platz 2: Detroit Lions
Drei Mal Playoffs in den vergangenen acht Jahren, drei Mal eine positive Bilanz in den vergangenen fünf Jahren. Die letzten Saisons der Lions verliefen besser als die der meisten Teams in dieser Liste. Dass Head Coach Jim Caldwell vor einem Jahr nach zwei Saisons mit einem 9-7-Record gehen musste, unterstreicht die Ansprüche der Franchise aus der Motor City.
Und somit dürfen die Playoffs auch in diesem Jahr angepeilt werden. Das Team in Detroit ist ausgewogen aufgestellt, echte Schwachstellen findet man nur wenige. Mit Matthew Stafford verfügt man über einen guten Quarterback, das Receiving-Corps ist nicht zuletzt durch Rookie-Tight-End TJ Hockenson einmal mehr talentiert bestückt, auch die Offensive Line kommt zumindest solide daher. Defensiv soll die große Schwachstelle, der Pass-Rush, durch die Verpflichtung von Trey Flowers ausgemerzt worden sein.
Nun bleibt die Frage, inwieweit Head Coach Matt Patricia die vorhandene Qualität aufs Feld bringen kann. Die Debüt-Saison des ehemaligen Patriots-DC hat niemanden vom Hocker gehauen. Die Verpflichtung von Darrell Bevell als Offensive Coordinator lässt darauf schließen, dass Detroit den konservativen Ansatz in der Offense weiter verfolgen will. Man darf gespannt sein... Defensiv wirft das Linebacker-Corps noch ein paar Fragen auf, zudem bleibt abzuwarten, ob Teez Tabor tatsächlich die Antwort auf dem Outside-Corner-Spot gegenüber von Darius Slay sein kann.
Letztlich werden die Lions auch stark damit zu kämpfen haben, dass sie in der vielleicht härtesten Divison spielen werden. Das Signing von Kirk Cousins im vergangenen Jahr hat deutlich gemacht, dass sich die Vikings als Contender sehen, das dürfte sich innerhalb der letzten zwölf Monate kaum geändert haben. Die Bears befinden sich mit Khalil Mack ebenfalls im Win-Now-Modus, während die Packers mit Aaron Rodgers zurückschlagen wollen. Ohne eine eigene herausragende Saison dürfte es für die Lions schwierig werden, in ihrer Division etwas zu holen.
Platz 1: Jacksonville Jaguars
Nach sechs Saisons mit fünf oder weniger Siegen in Serie stellten die Jaguars die AFC South 2017 auf den Kopf und zogen mit 10 Siegen bis ins AFC Championship Game ein. Im vergangenen Jahr stürzte man wieder ab. Nun stellt sich die Frage: War die Premierensaison von Head Coach Doug Marrone ein reiner Ausreißer oder kann Jacksonville in der kommenden Saison wieder angreifen?
Das Hauptproblem der Vorsaison war schnell ausgemacht. Ein neuer Quarterback sollte her, mit Nick Foles kam ein fürstlich entlohnter Signal Caller, der die Klasse hat, um ein gutes Team zum Erfolg zu führen. Ob der 30-Jährige in der qualitativ eher spärlich besetzten Jaguars-Offense glänzen kann, darf aktuell aber noch bezweifelt werden. Aber: Die Offensive Line ist gut, defensiv hat man trotz einiger Abgänge allein durch das Pass-Rush-Duo Yannick Ngakoue und Calais Campbell sowie das Cornerback-Duo Jalen Ramsey und AJ Bouye das Potenzial, um jeder Offense Probleme bereiten zu können.
Dennoch bereitet die angestrebte Football-Pause von Linebacker Telvin Smith einige Kopfschmerzen, hinter dem Safety-Duo aus Ronnie Harrison und Jarrod Wilson steht aktuell auch noch ein Fragezeichen. Offensiv wird zu beobachten sein, wer sich als konstanter Empfänger von Foles' Pässen empfehlen kann. Dede Westbrook und Marqise Lee sind solide Receiver, mehr aber auch nicht. Die Jaguars werden offensiv mutiger sein müssen als im Vorjahr.
Auch die AFC South könnte in der kommenden Saison einmal mehr eine durchaus ausgeglichene Division sein. Hier hängt einiges von den Colts ab und ob ihnen im zweiten Jahr unter Frank Reich ein weiterer Sprung nach vorne gelingt. Die Jaguars werden defensiv zumindest wieder näher an ihre Fabelsaison 2017 herankommen und auf der anderen Seite im Passing-Game mit Foles einen klaren Schritt nach vorne machen müssen. Gelingt das, wird man sich vor Houston und Tennessee wahrscheinlich nicht verstecken müssen.
Meistgelesene Artikel
Das könnte Dich auch interessieren

.jpg?quality=60&auto=webp&format=pjpg&width=317)

