Hill, Gurley, Manning und Co.: Für diese Stars wird es nach dem Draft eng

Jan Dafeld
02. Mai 201909:42
Tyreek Hill, Eli Manning und Todd Gurley könnten in der kommenden Saison neue Rollen einnehmen müssen.getty
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Die heiße Phase und der Draft liegen hinter uns, die Kader und Pläne der Teams kristallisieren sich mehr und mehr heraus. Und: Auch in diesem Jahr könnte so mancher Star seine Rolle als Starter oder sogar seinen Platz im Team verlieren. Wir zeigen, welche Spieler mit einer neuen Konkurrenzsituation umgehen müssen und welche Veteranen sogar dem Cut zum Opfer fallen könnten.

Tyreek Hill (Wide Receiver, Kansas City Chiefs)

Nach den neuesten Erkenntnissen in der Untersuchung der Kindesmisshandlung von Hills Sohn könnte die Karriere des dreimaligen Pro Bowlers ein abruptes Ende finden. Hill droht eine lange Sperre. Inwieweit er anschließend überhaupt nochmal ein Football-Feld betreten dürfte, bleibt abzuwarten.

Dass die Chiefs diese Situation ähnlich bewerten, zeigte der Draft: Mit Mecole Hardman wählte Kansas City mit seinem ersten Pick an Position 56 einen Receiver aus, der von seinem Spielstil sehr an Hill erinnert. Hardman könnte dessen Rolle als Deep Threat und Return-Spezialist sofort übernehmen, sollte Hill gesperrt oder sogar entlassen werden.

Todd Gurley (Running Back, Los Angeles Rams)

Anders als Hill droht Gurley freilich keine Entlassung. Abgesehen von der Tatsache, dass die Rams wohl immer noch mit Gurley im Mittelpunkt ihrer Offense planen, wäre eine Trennung vom 24-Jährigen frühestens in zwei Jahren möglich - und selbst dann müsste L.A. immer noch über acht Millionen Dollar Dead Cap schlucken. Aber: Die Aktivitäten der Rams in der Offseason werfen doch einige Fragezeichen bezüglich Gurleys Status auf.

C.J. Anderson wurde zwar gehen gelassen, Malcolm Brown allerdings gehalten - und mit Darrell Henderson holten sich die Rams in der 3. Runde mit einem teuren Uptrade noch einen weiteren Running Back. Sicher, das Team scheint der Running-Back-Position einen größeren Wert zuzuschreiben als so manch anderes, das zeigte bereits der Monster-Vertrag für Gurley.

Angesichts von dessen Knieproblemen könnte sich der Ansatz der Rams aber doch von Gurley und seiner Rolle als Workhorse wegbewegen - und eine größere Rollenaufteilung im Backfield zur Folge haben.

Eli Manning (Quarterback, New York Giants)

Giants-GM Dave Gettleman ließ während der Offseason kaum eine Gelegenheit aus, Manning in den höchsten Tönen zu loben. Wie viel davon tatsächlich Überzeugung und wie viel letztendlich Taktik ist und war, dürften nur er und sein engstes Umfeld wissen. Nach dem Pick von Daniel Jones an Position sechs im Draft ist allerdings klar: Mannings Tage in New York sind ab sofort gezählt.

Ins Training Camp wird der Veteran sicher noch in der Pole Position gehen und auch, dass Manning im ersten Saisonspiel der Giants als Starter auf dem Feld steht, scheint relativ klar zu sein. Doch: Bei einem schwachen Saisonverlauf droht Manning hinter Jones zu rutschen. Und bei einer besonders starken Vorbereitung des Rookies könnte dies noch deutlich früher passieren.

Joe Flacco (Quarterback, Denver Broncos)

Ähnliche Situation in der Mile High City. Und Flacco kennt das Spiel bereits aus der Vorsaison: Sein Team tradet nochmal hoch und wählt seinen Quarterback der Zukunft aus. In der vergangenen Saison sicherten sich die Ravens Lamar Jackson, der Flacco in der zweiten Saisonhälfte beerbte, dieses Jahr ist es Drew Lock, der dem 34-Jährigen seine Position streitig machen könnte.

Wie Manning scheint auch Flacco vorerst noch alle Trümpfe in der Hand zu halten. Kann er im Training Camp überzeugen, dürfte Lock vorerst in die Backup-Rolle schlüpfen, zumal Denver mit den Picks von Tight End Noah Fant und Offensive Liner Dalton Risner durchaus zeigte, dass man bereit ist, viel zu investieren, um Flacco eine gute Ausgangslage zu geben.

Doch: Eine Verletzung und/oder einige besonders starke Auftritte von Lock und schon könnte die Situation ganz anders aussehen - man frage nur bei Tony Romo in Dallas nach.

LeSean McCoy (Running Back, Buffalo Bills)

Die Tage von LeSean McCoy in Buffalo scheinen mehr und mehr gezählt zu sein. Und das nicht nur, weil der 30-Jährige in sein letztes Vertragsjahr bei den Bills geht: Mit Frank Gore und T.J. Yeldon holte GM Brandon Beane bereits in der Free Agency zwei neue Konkurrenten, im Draft folgte mit Devin Singletary in der 3. Runde ein weiterer Halfback, dessen Stil sogar an McCoy erinnert.

Wollen die Bills für McCoy noch einen halbwegs hübschen Gegenwert erhalten, könnte ein Trade die letzte Möglichkeit sein. Bei einem Team mit Verbesserungsbedarf auf der Running-Back-Position (Kansas City? Tampa Bay?) könnte zumindest noch ein Mid-Round-Pick herausspringen.

Janoris Jenkins (Cornerback, New York Giants)

Seit seiner Ankunft in New York zeigte Jenkins größtenteils gute Leistungen und auch in der Vorsaison war er in einem schwachen Giants-Team zumindest ein solider Corner. Doch: Gettleman bewies bereits mehrfach, dass er nicht davor zurückschreckt, verdiente Spieler zu verschiffen.

Mit DeAndre Baker, Julian Love und Corey Ballantine wählten die Giants im Draft gleich drei Cornerbacks, auch Sam Beal, der seine Rookie-Saison aufgrund einer Schulterverletzung gänzlich verpasste, stellt neue Konkurrenz dar. Entlassen werden die Giants Jenkins wohl kaum, doch sofern ein Team mit einem Need in der Secondary (Oakland? Kansas City?) einen Mid-Round-Pick anbietet, könnte Gettleman zuschlagen.

Kyle Rudolph (Tight End, Minnesota Vikings)

Rudolph geht in das letzte Jahr seines Vertrags und könnte bereits jetzt ohne jeglichen Dead Cap entlassen werden. Seinen Nachfolger haben die Vikings in Irv Smith Jr. in der zweiten Runde des Drafts bereits gefunden.

Rudolph hat durchaus noch Wert für Minnesota, in der Vorsaison fing er mehr als 60 Pässe. Zudem kämpfen Tight Ends mit dem Schritt vom College in die NFL meist besonders stark (die drei Tight Ends, die im vergangenen Jahr in den ersten beiden Runden gedraftet wurden, kamen gemeinsam auf 699 Receiving Yards und 5 Receiving Touchdowns).

Sollte Minnesota einen möglichen Compensatory Pick aber via Trade gerne ein Jahr früher abgreifen wollen und sich ein Abnehmer finden, könnte Rudolph für einen Pick noch den Arbeitgeber wechseln. Smith ist der athletischere Spieler und könnte früher als vielleicht erwartet Value mitbringen.

Nelson Agholor (Wide Receiver, Philadelphia Eagles)

Direkte Konkurrenz für Agholor dürfte Second-Round-Pick JJ Arcega-Whiteside zwar nicht sein, schließlich ist Arcega-Whiteside ein klassischer X-Receiver, während Agholor vor allem im Slot eingesetzt wurde. Doch die Klasse und Masse auf der Receiver-Position bei den Eagles könnte zu hoch sein, um Agholor tatsächlich über neun Millionen Dollar zu zahlen.

GM Howie Roseman betonte zwar, dass Philly durchaus weiter mit Agholor plane, allerdings könnten diese Aussagen auch einzig und allein dem Zweck dienen, Agholors Wert nicht zu mindern. Durch die schwache Receiver-Klasse in der Free Agency gibt es durchaus noch Teams mit Bedarf auf dieser Position. Für einen Draft-Pick könnte Agholor, ähnlich wie McCoy, Jenkins und auch Rudolph, zu haben sein.

Case Keenum (Quarterback, Washington Redskins)

Mehr als eine Übergangslösung für ein Jahr, ehe dann entweder ein wieder genesener Alex Smith oder ein junger Quarterback übernehmen würde, schien Keenum in Washington sowieso nie zu sein. Nun könnte seine Zeit als Redskins-Starter aber schon vorbei sein, bevor sie überhaupt begonnen hat: Mit dem 15. Pick im Draft wählte Washington Dwayne Haskins - und dessen Chancen, direkt zu starten, scheinen höher als die von Jones oder Lock.

Haskins gilt, obwohl er nur ein Jahr als Starter am College spielte, bereits als relativ weit, wirklich überzeugt von Keenum dürften innerhalb der Franchise ohnehin nur die wenigsten sein. Head Coach Jay Gruden installierte in der Vergangenheit zudem durchaus Quarterback-freundliche Offenses, die einem Rookie das Leben erleichtern können.

Hinterlässt Haskins im Training Camp und in der Preseason gute Eindrücke, dürfte er den Starterjob gewinnen - und Keenum so auf die Bank verbannen. Colt McCoy scheint so oder so keine Zukunft mehr bei den Redskins zu haben.

Jordan Howard (Running Back, Philadelphia Eagles)

Nach seiner tollen Rookie-Saison sank Howards Stern am Running-Back-Himmel der NFL in den letzten zwei Jahre kontinuierlich. In der Vorsaison gelangen ihm in einer Rolle, die nicht wirklich auf seine Stärken zugeschnitten schien, nur noch 3,7 Yards pro Carry. In Philadelphia sollte Howard nun eigentlich der Neustart gelingen.

Wie groß seine Rolle in Philly ausfallen wird, muss nach dem Pick von Miles Sanders in Runde 2 aber erst mal abgewartet werden. Head Coach Doug Pederson bevorzugt ohnehin eher einen Committee-Ansatz im Backfield, die Passing-Downs dürften dabei mehr und mehr an den Rookie gehen. Überzeugt Sanders die Coaches schnell, könnte Howard früher als ihm lieb ist zu einem reinen Short-Yardage-Runner werden.

Ryan Fitzpatrick (Quarterback, Miami Dolphins)

Fitzpatricks Situation ähnelt der von Keenum in Washington. In seinem Fall scheint es allerdings geradezu unausweichlich, dass Fitzpatrick letztlich doch (mal wieder) die Rolle des Backups übernimmt. Miami hat während des Drafts für Josh Rosen getradet und wird während der kommenden Saison herausfinden wollen, ob Rosen Miamis Quarterback der Zukunft sein kann oder ob es 2020 einen Neuanfang mit einem Quarterback wie Tua Tagovailoa oder Justin Herbert geben soll.

Dafür wird Rosen spielen müssen - und Fitzpatrick auf der Bank Platz nehmen. Die Dolphins sammeln aktuell so viel Draft-Kapital wie nur möglich, sollte sich in den kommenden Monaten also ein Starting Quarterback ernsthaft verletzen, könnte auch hier noch ein Trade ins Spiel kommen.

Arik Armstead (Defensive End, San Francisco 49ers)

Nach einer starken Rookie-Saison blieb der einstige First-Round-Pick in den vergangenen Jahren weitestgehend hinter den Erwartungen zurück. Auch in der letzten Spielzeit zeigte Armstead einmal mehr gute Ansätze, vor allem in der Run-Defense, konnte sein Talent aber zu selten aufs Feld bringen.

Mit den Neuzugängen Dee Ford und Nick Bosa an Bord droht Armstead bei den 49ers ab sofort eine limitierte Rolle. Inwieweit San Francisco bereit ist, ihm dafür mehr als neun Millionen Dollar zu zahlen, darf bezweifelt werden.

Mario Addison (Defensive End, Carolina Panthers)

29,5 Sacks stehen über die letzten drei Saisons für den 31-Jährigen zu Buche. Addison bekommt ligaweit zwar nur wenig Aufmerksamkeit, gehörte über diesen Zeitraum aber zu den besseren Pass-Rushern der NFL. Nach den Verpflichtungen von Bruce Irvin und Brian Burns könnte dem ehemaligen Undrafted Free Agent nun allerdings eine kleinere Rolle drohen.

Bei einem Trade von Addison würden die Panthers acht Millionen Dollar einsparen und gleichzeitig wohl noch einen Draft-Pick einstreichen. Sollte sich ein Team mit Lücken im Pass-Rush melden, dürfte Carolina durchaus den Hörer abnehmen.

Rex Burkhead (Running Back, New England Patriots)

Damien Harris, den die Patriots im Draft in der dritten Runde ausgewählt haben, könnte ein Running Back zu viel im Kader der Patriots sein, um Burkhead zu halten. Neben Harris stehen Sony Michel und James White sowie Fullback James Develin und Special Teamer Brandon Bolden in New England unter Vertrag.

Es erscheint mehr als unwahrscheinlich, dass die Patriots mit sechs Spielern für das offensive Backfield in die Saison gehen werden. Burkhead, der während seiner Zeit in Foxborough immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen hatte, ist ein Trade-Kandidat.

Karl Joseph (Safety, Oakland Raiders)

Joseph geht in das letzte Jahr seines Rookie-Vertrags und dass Jon Gruden kein großer Fan des 25-Jährigen ist, ist nicht erst seit den Verpflichtungen von Lamarcus Joyner (via Free Agency) und Johnathan Abram (in der ersten Runde) offensichtlich.

Der ehemalige First-Round-Pick scheint in seiner mutmaßlich letzten Saison bei den Raiders kaum mehr als eine Backup-Rolle ergattern zu können. Sollte sich ein Interessent melden, könnte auch Joseph ein heißer Kandidat für einen Post-Draft-Trade sein.