Es ist schon wieder passiert: Der nächste Preseason-Spieltag ist auch bereits Geschichte! Und was für eine Woche es war: Scheren-Verbot für Tom Brady, Helme für Reporter, die Browns im Super Bowl - der Hangover eskaliert! Ebenfalls dabei: Verrückte Frisuren bei den Denver Broncos, das Von-Miller-Spektakel sowie Meerjungfrauen. Und nicht vergessen: Baltimore oder Minnesota - Hauptsache Lila!
Brady gecuttet! Okay, zunächst: Durchatmen, Pats-Fans! Nein, ihr habt nicht die unglaubliche News verpasst, dass die Patriots Tom Brady entlassen haben. Natürlich geht es um diesen absurden Vorfall am Donnerstagabend: Tom Terrific war als Starter gegen die Chicago Bears angekündigt, plötzlich kursierten Berichte, wonach er das Stadion verlassen hat, während sich der Rest des Teams aufwärmte.
Niemand wusste, was überhaupt Sache ist, ehe Pats-Reporter Tom Curran Licht ins Dunkle brachte: Brady soll sich mit einer Schere am Daumen verletzt haben, während er versuchte, etwas von seinem Schuh wegzukratzen. Tom - was zum Henker?! Klingt irgendwie ein bisschen, als bräuchte Brady eine Kindergarten-Nachschulung.
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Meine Theorie ist ja aber ohnehin eine andere: Bill Belichick wollte einfach testen, wie Garoppolo reagiert, wenn er mal kurzfristig rein muss. Immerhin bestätigte Jimmy G. anschließend, dass er "unmittelbar vor dem Spiel" von seinem Einsatz erfahren hat. Und als ob hier irgendwer ernsthaft bezweifelt, dass Belichick so eine Nummer durchziehen könnte!
I can be your Hero, Baby ...: "Wer den Stern auf dem Kamera-Turm trifft, ist der Held des Tages!" - so das Motto bei den Cowboys, ehe sie ihr Trainingslager in Oxnard mit einem Wurf-Wettbewerb beendeten. Und so traten sie alle an: Tony Romo, Dak Prescott, Jason Witten, Sean Lee, Dez Bryant und wie sie alle heißen, keiner traf das Ding.
Keiner? Naja, nicht ganz: Der erste Treffer gebührte Punter Chris Jones (wem auch sonst) - und dann kam der Auftritt von Head Coach Jason Garrett: Der Ex-Cowboys-Quarterback himself blickte zwei Mal selbstbewusst ins Rund, verlangte Boss-mäßig einen anderen Ball und donnerte das Ei an den Stern! Ob Garrett und Jones anschließend in den vollen "I can be your Hero, Baby"-Modus verfallen sind, ist uns leider nicht überliefert. Persönlich hoffe ich es sehr.
Ach ja, ein Wort zu den Cowboys: Prescott hat bekanntermaßen die nächste Gala aufs Parkett gezaubert. Wirklich beeindruckend, wie ruhig der Rookie aus der Pocket agiert und was für Würfe er punktgenau an den Mann bringt. Dallas könnte hier seinen Quarterback für die Zukunft gefunden haben. Das ändert aber natürlich nichts an der Tatsache, dass Romo der unangefochtene (!) Starter für 2016 ist.
Overreaction der Woche: Die Browns gewinnen den Super Bowl! Na, vielleicht auch nicht. Aber Cleveland deutet in dieser Preseason immerhin an, dass sich Browns-Fans zumindest auf einige schöne Offensiv-Spektakel freuen dürfen. Hue Jackson scheint es tatsächlich zu schaffen, aus Robert Griffin III wieder einen NFL-Quarterback und aus Terrelle Pryor einen NFL-Receiver zu machen - und bisher haben wir weder Corey Coleman, noch Josh Gordon gesehen!
Ja, Preseason und so. Aber dieser Touchdown-Pass auf Gary Barnidge war schon allererste Sahne und Jackson traut sich sogar, Griffin die Read-Option spielen zu lassen. Mit gutem Grund: Griffin hat den Slide gelernt! Unfassbar! Vielleicht ist es auch einfach mein Versuch, den gebeutelten Browns-Fans unter uns ein wenig Vorfreude zu bereiten. Aber diese Offense könnte tatsächlich auch ab September Spaß machen. Zumindest wenn die Line Griffin schützen kann ...
Grund zur Sorge? Es ist so weit, wir werden mal etwas ernst: Eagles-Fans, was denkt ihr eigentlich so über eure Offense? Mein Eindruck: Die Offensive Line, die diesem Team schon im Vorjahr so oft das Genick gebrochen hat, ist tendenziell noch schlechter, während Sam Bradford (der diese Woche sogar halbwegs vernünftig gespielt hat) zu einem Receiving-Corps bestehend aus Fragezeichen und Jordan Matthews wirft. Und nein, Dorial Green-Beckham ist nicht die Antwort - zumindest nicht in der kommenden Saison.
Das bringt mich zu euch Giants-Fans mit einer ähnlichen Frage. Sicher, die G-Men haben ein etabliertes Scheme, einen der drei besten Receiver der Liga, einen vielversprechenden Rookie-Receiver und einen meist verlässlichen Quarterback. Aber wie weit bringen diese Elemente das Team, wenn die O-Line so zur Drehtür umfunktioniert wird wie durch die Bills am Samstag? Und wie funktioniert das Run Game, wenn die Tight Ends weiter so schlecht blocken? Meinungen in die Kommentare, bitte!
Pittsburghs Offense unter der Lupe: Vollversion statt Beta-Phase
Last but not least: Gemäß der alten Binsenweisheit hat man ja eigentlich keinen Quarterback, wenn man glaubt, zwei gleichwertige zu haben - was aber ist die Marschroute bei drei Kandidaten? Paxton Lynch ist noch etwas hinter Trevor Siemian und Mark Sanchez, aber sobald sich einer mal ein wenig abzusetzen scheint, reißt er sich den Erfolg mit einem Turnover prompt wieder ein. Wer macht das Rennen, Broncos-Fans?
Incoming!!! Football-Spieler leben grundsätzlich gefährlich, das wissen wir alle. Harte Hits, irre Athletik, jede Menge Tempo - Verletzungen sind Teil des Spiels. Das gilt auch für Kicker, insbesondere wenn sie sich nach einem Kick-Off ins Getümmel stürzen und Gefahr laufen, von einem Linebacker oder Tight End aus dem Weg pulverisiert zu werden.
Die Trends vor der 2016er Saison: Gekommen, um zu bleiben?
Wo man eher nicht mit einem Angriff rechnet, ist beim Aufwärmen - und genau da hat es Eagles-Kicker Caleb Sturgis diese Woche erwischt: Sturgis wurde nichtsahnend von einem Punt so unglücklich am Kopf getroffen, dass er eine Gehirnerschütterung (!!) erlitt. Wir wünschen gute Besserung! Außerdem an dieser Stelle noch eine Warnung an alle Kollegen: Auch als Berichterstatter an der Seitenlinie lebt es sich mitunter durchaus gefährlich. Wer ist noch für die generelle Helmpflicht bei Field-Reportern?
Ach übrigens: Als ob die Kicker-Zunft in Person von Sturgis, Roberto Aguayo (dazu später mehr) oder Bills-Kicker Jordan Gay, der einen Kick und einen PAT vergab, nicht schon ohnehin ein hartes Wochenende gehabt hätte - von Cardinals-Kicker Chandler Catanzaro wurde am Freitag in San Diego mal eben ein 478-Yard-Field-Goal verlangt. Schwierigere PATs schön und gut, aber genug ist genug!
Leben in Gegensätzen: Ich gehe nochmal zurück nach Dallas, denn die aktuelle Prescott-Hype-Welle würde wohl deutlich geringer ausfallen, hätten die Cowboys nicht die beste Offensive Line in der NFL. Das wurde gegen Miami abermals überdeutlich: Die Pocket für die Quarterbacks ist ähnlich groß wie die Suite von Jerry Jones und im Running Game zerstören die Cowboys Gegner mitunter. Dallas wird Gegner im Run Game einmal mehr dominieren können - diese Offense sollte viel Spaß machen.
Ganz das Gegenteil dagegen die Dolphins: Miami will seinerseits endlich ein aggressives Running Game aufziehen, um so Ryan Tannehill unter die Arme zugreifen, die Dolphins haben wohl ihre beste O-Line seit Jahren zusammen. Zumindest in der Preseason sieht man davon aber wenig, daran änderten auch einige personelle Umstellungen im zweiten Spiel wenig. Die Konsequenz: Miamis Starter verzeichneten gegen Dallas 0,9 Yards pro Run. Niiiiiiicht gut.
Der Hangover zu Week 1 der Preseason: Come on, Man!
Kleiner Zusatz, um den Hangover nicht komplett zu einer Cowboys-Lobeshymne ausarten zu lassen: Der starke Auftritt von Alfred Morris hinter dieser Line gibt denjenigen neue Munition, die dem hohen Pick von Ezekiel Elliott kritisch gegenüberstehen. Es wirft die Frage auf, ob hinsichtlich der hohen Investitionen in die O-Line ein Elite-Running-Back wirklich nötig ist.
What are you doing ...? Dass die Seahawks in ihrer O-Line durchaus Probleme bekommen könnten, ist wahrlich kein Geheimnis mehr. Eine ohnehin schon unterdurchschnittlich besetzte Einheit hat in der Offseason noch zwei Starter verloren und voraussichtlich wird auf keiner O-Line-Position der gleiche Spieler starten, der hier auch im Vorjahr in der Startformation stand.
Die Hawks vertrauen auf die Magie von O-Line-Coach Tom Cable, und die vergangenen Jahre geben einem keinen Grund, daran zu zweifeln. Doch selbst Cable braucht Zeit und das wurde im Duell mit den Vikings am Donnerstag deutlich. Immer wieder kam der Pass-Rush durch - und immer wieder war Russell Wilson der Leidtragende!
Wilson steckte viel zu viele Hits für ein Preseason-Spiel ein, dennoch ließ ihn Pete Carroll die komplette erste Halbzeit spielen. Wilson konnte so vier Sacks zusammensammeln, doch man muss sich schon fragen: Warum genau musste Seattles Quarterback das über sich ergehen lassen? Ein Viertel hätte es doch wohl auch getan.
Ref-Moment der Woche: Es ist die Preseason - auch für die Refs. Und so gab es im dritten Viertel in Seattle eine kuriose Szene. Als die Vikings ein Timeout nahmen, erklärte Referee Ed Hochuli also selbstbewusst: "Timeout Baltimore". Sauber, Ed, diese lila Trikots sind aber auch verwirrend! Immerhin bemerkte er seinen Fehler selbst, warf ein schuldbewusstes "Minnesota" hinterher und schüttelte resignierend den Kopf. Vielleicht brauchtest du auch einfach einen Snack, Ed? Auch du bist nicht du selbst, wenn du hungrig bist...
Weitere Notizen:
- Bei den Denver Broncos ist Rookie-Hair-Week, die optisch ansprechende Phase, in der die erfahrenen Spieler den Rookies eine neue Frisur verpassen. Und man muss sagen: Einige Spieler in Denver haben womöglich eine zweite Karriere im Friseur-Business!
- Letzte Woche habe ich mehrfach erwähnt, wie aggressiv die Steelers-Defense gegen Detroit zu Werke gegangen ist: A-Gap-Blitzing, Hits im Backfield, solche Dinge. All das wirkt aber für jeden wie ein Kindergeburtstag, der Cards-Safety Deone Bucannon am Freitag beobachtet hat. Und ja, dem in Mitleidenschaft gezogenen Dontrelle Inman geht es gut.
- Hat noch jemand die zweite Hard-Knocks-Folge gesehen? Nachdem wir in der ersten Ausgabe erfahren haben, dass Rookie-QB Jared Goff nicht weiß, wo die Sonne auf- und untergeht (der Hangover berichtete), erhielten wir jetzt Einblicke in die wunderbare Welt von William Hayes. Der Defensive Tackle ist davon überzeugt, dass es Dinosaurier nie gab. Meerjungfrauen dagegen? Klaro! Er hat sich deswegen auch besonders auf den Umzug nach L.A. gefreut, immerhin ist er so schön nahe am Ozean! Kein Wunder, dass St. Louis keine Chance hatte.
- Roberto Aguayo - was machst du? In Week 1 einen Extra Point an den Goal Post gesemmelt, in Week 2 ein Missed Field Goal aus 32 Yards (und eines aus 49 Yards). Ja, er mag im College nie aus unter 40 Yards daneben gekickt haben. Aber der Druck auf den Zweitrunden-Pick wird nicht gerade kleiner.
- Niemandem will ich außerdem das herausragende Video mit Von Miller vorenthalten. Anschauen, lohnt sich garantiert!
Das Wort zum Schluss: Ja, Football ist endlich zurück und ja, darüber freue ich mich persönlich sehr und den meisten geneigten Lesern dürfte es ähnlich gehen. Aber Preseason-Overtime nach einer langen Nacht um 7 Uhr morgens? Puh, harte Kost. Insofern waren wir doch irgendwo alle froh, als sich der einmal mehr beeindruckende Hawks-Backup-QB Trevone Boykin erbarmte und einen Pick Six warf.
Den Vikings-Kommentatoren erging es offenbar ähnlich, die äußerten nämlich mehrfach live auf Sendung ihre Sorge darüber, den Flieger zu verpassen und hatten Mitleid mit den Fans in der Heimat, die bis in die Nacht wach bleiben mussten. Ist ja aber alles gut gegangen.