Debakel im Flips-Look

Von Adrian Franke
04. Oktober 201613:17
Die Miami Dolphins erlebten gegen Cincinnati ein Debakel auf mehreren Ebenengetty
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Week 4 ist vorbei - und damit das leidigste NFL-Thema der letzten Jahre! Deflate Gate hat ein Ende! Doch brachte die Woche nicht nur gute Nachrichten: Die San Diego Chargers quälen ihre Fans auch weiterhin, während die Miami Dolphins im Flips-Eis-Trikot auf ganzer Linie versagen. Außerdem: Julio Jones ist ein Alien, Jerry Jones wird attackiert und für die Jets-Defense ist wohl keine Besserung in Sicht.

Ach, Chargers ...: Puh. Als Chargers-Fan hat man es dieser Tage wahrlich nicht leicht. Nicht nur, dass sich die Verletzungen auftürmen wie ansonsten in der NFL aktuell nur die Fahrgäste auf dem Wentz-Hype-Train und die Interceptions auf dem Konto von Ryan Fitzpatrick, nein: Seit der Week-1-Pleite gegen Kansas City haben es sich die Chargers zur Aufgabe gemacht, ihren Fans möglichst hohe Hoffnungen zu machen, nur um dann hinten raus das Spiel noch herzuschenken.

San Diego lag am Sonntag gegen New Orleans knapp sieben Minuten vor dem Ende mit 13 Punkten in Führung und hatte den Ball. Dann ging das wohl Unvermeidbare los: Zunächst fumbelte Melvin Gordon an der eigenen 10-Yard-Line, Turnover. Doch die Defense hielt, es war Fourth Down und nur noch 2 Sekunden auf der Play Clock - und Chargers-Coach Mike McCoy nahm eine Auszeit! Frisch gestärkt und bestens vorbereitet warf Drew Brees daraufhin einen 5-Yard-Touchdown-Pass.

Also noch eine 6-Punkte-Führung. Aber nicht mehr lange: Denn jetzt war es Travis Benjamin, der - ohne Gegnerkontakt (!!) - den Ball fallen ließ! Nächster Turnover, dieses Mal gefolgt von einem John-Kuhn-Touchdown. Und um das Debakel perfekt zu machen, beendete Philip Rivers das Spiel mit einer Interception. Frust vom Allerfeinsten in ganz San Diego.

Der Bock der Woche: Terrence Fede! Und es ist nicht einmal knapp: Das Thursday-Night-Game gegen die Bengals war ja alles in allem schon kein sonderlich ruhmreicher Auftritt der Miami Dolphins. Doch Fede sichert sich den Award einstimmig und ohne Diskussionen.

Es war kurz vor Ende des dritten Viertels, als die Dolphins Cincinnati kurz vor der Bengals-Endzone gerade gestoppt hatten und drauf und dran waren, den Ball in exzellenter Field Position zu erhalten. Der Punt war nicht sonderlich weit, Miami hatte die Chance ins Spiel zurück zu kommen. Doch nicht mit Terrence Fede!

Der Special-Teamer leistete sich eine der absurdesten Roughing-the-Kicker-Strafen aller Zeiten: Als der Ball längst weg war, erblickte er den Punter - und schubste den armen Mann einfach um! Gratis First Down für die Bengals und kein Dolphins-Comeback. Okay, der Fairness halber sei erwähnt, dass man Fede auch nicht alles in die Schuhe schieben kann. Es hätte schon geholfen, wenn die O-Line etwas geblockt oder Tannehill mal in der Pocket den Pressure erkannt hätte.

Um das Komplett-Debakel noch perfekt zu machen, mussten die Dolphins ein interessantes Trikot, das wie eine Mischung aus Flips und Orangeneis am Stiel aussah, tragen. Jarvis Landry hat etwas Besseres verdient!

Julio ist ein Alien: Was soll man zu diesem unfassbaren Auftritt von Julio Jones noch sagen, das nicht schon gesagt wurde?! Kurz zusammengefasst: Der Falcons-Receiver sah im Spiel gegen die Panthers nicht menschlich aus. Carolina konnte machen, was es wollte, gegen Jones war schlicht kein Kraut gewachsen und jeder, der das Spiel noch nicht gesehen hat, sollte sich unbedingt die Highlights anschauen.

Ein paar Zahlen: 12 Catches bei 14 Targets, 300 Receiving-Yards, 120 Receiving-Yards nach dem Catch. Darunter fünf Completions von mindestens 20 Yards. Zum ersten Mal in der Geschichte der NFL gab es in einem Spiel einen 500-Yard-Passer und einen 300-Yard-Receiver. Julio Jones hat auf seine ganze Karriere gesehen einen Schnitt von 96,9 Receiving-Yards pro Spiel. Der zweitbeste Receiver in dieser Kategorie ist Calvin Johnson. Mit 86,1 Yards.

Und ein kleiner Heißmacher auf Week 5: Am kommenden Wochenende reisen die Falcons nach Denver und fordern die Broncos-Defense heraus. Can't wait.

Angriff auf Jerry Jones! Was war denn da in San Francisco los?! Da läuft Cowboys-Eigentümer Jerry Jones nichtsahnend und guten Mutes in den Spielertunnel - und plötzlich regnete es von den Rängen Mützen, Helme und sonstigen Mist!

Ob die Fans wollten, dass der arme Jerry die Gegenstände unterschreibt, oder ob es einfach ein hinterhältiger Angriff war, ist nicht bekannt. Aber die erste Nachricht: Jones ist nichts passiert. Die zweite Nachricht: Ein Bewerbungsschreiben für die Dez-Bryant-Backup-Rolle war es nicht gerade! Dritte Nachricht: HÖRT AUF DINGE VON DEN RÄNGEN ZU WERFEN!

Get it together, Odell! Nächstes Giants-Spiel, nächster unschöner Auftritt von Odell Beckham. Und damit sind noch nicht einmal die 23 (!) Receiving-Yards gemeint, die er insgesamt verzeichnete. Vielmehr geht es um die Tatsache, dass er sich schon wieder zu einer von natürlich allen Kameras eingefangenen Auseinandersetzung an der Seitenlinie hinreißen ließ.

Das Week-4-Roundup: Julio unfassbar - Pats historisch schlecht

Zum wiederholten Male in der noch jungen Saison ließ Beckham jetzt die Emotionen die Oberhand gewinnen - und ein Spieler, der so im Rampenlicht steht wie OBJ darf sich so etwas einfach noch weniger erlauben, als ein "gewöhnlicher" Spieler.

Da hilft es wenig, dass er nach der Partie erklärte, dass er sich "selbst schützen" und wissen müsse, dass alle Augen auf ihn gerichtet sind. Vielmehr brachte es sein Quarterback auf den Punkt: "Er darf sich nichts leisten, was die Refs gegen ihn pfeifen. Er hat sich das irgendwo auch selbst eingebrockt. Das muss er sich bewusst machen, keine Frage. Wir können uns die Strafen nicht erlauben." Also, Odell: Bekomm' den Kopf wieder frei. Wir alle wollen uns doch gerade bei dir viel lieber auf die sportlichen Highlights konzentrieren!

Wichtige Notizen:

  • Keiner kann sagen, dass Colin Kaepernick mit seinem längst berühmten Hymnen-Protest nicht eine Debatte angestoßen hat. Das dachte sich offenbar auch ein Fan in Chicago. Nur seine Schlussfolgerung war doch...überraschend: In einem Ganzkörper-Gorilla-Kostüm stürmte er auf den Platz, auf seinem Shirt stand vorne "All Lifes Matter" und hinten "Put The Guns Down". Protest ist Protest, schätze ich...?

Das Ende: Week 4 ist beendet, und das bedeutet, das mehrere Sperren ablaufen - auch die von Tom Brady, und nachdem der Spieler-Verband jetzt auch final auf weitere rechtliche Schritte verzichtet hat, können wir endlich und aus tiefstem Herzen sagen: DEFLATE GATE IST VORBEI!

Das Zitat zum Schluss: Die New York Jets haben es aktuell ja nicht gerade leicht. Ryan Fitzpatrick hat jetzt neun Interceptions über die letzten beiden Spiele geworfen, Eric Decker droht das vorzeitige Saisonaus und die Defense lässt Big Play auf Big Play zu - mit weitem Abstand rangiert Gang Green in Punkto gegnerische Big Plays im Passing Game auf dem letzten Platz.

Der Week-3-Hangover: Das Tal der Tränen läuft über!

Also wurde Coach Todd Bowles nach der Pleite gegen die Seahawks gefragt, ob er das defensive Scheme nicht vereinfachen könnte, um seinen Spielern so wieder in die Spur zu verhelfen. Bowles' offene Antwort: "Das ist schon so einfach, wie es geht." Autsch. Besserung wohl vorerst nicht in Sicht.

Der NFL-Spielplan im Überblick