In der modernen NFL gewinnt man mit dem Passing Game. Und im Passing Game gewinnt man, indem man seinen Spielern vorteilhafte Matchups kreieren kann. Das hat die vergangene Saison wieder überdeutlich gezeigt - doch wie kreiert man diese Matchups? SPOX blickt auf einige der beliebtesten und effizientesten Ansätze.
Patriots, Chiefs, Saints - wenn man sich einige der besten Offenses der vergangenen Saison anschaut, fällt ein gemeinsamer Nenner immer wieder auf: Bei aller individueller Qualität von Spielern wie Rob Gronkowski, Tyreek Hill oder Michael Thomas waren diese Teams gleichzeitig besser als jede andere Offense darin, den eigenen Top-Spielern zusätzlich noch vorteilhafte Matchups zu verschaffen.
Zu einem beträchtlichen Grad hebt das die Top-Offenses vom Mittelmaß ab. Natürlich hilft es, einen Quarterback wie Patrick Mahomes, Tom Brady oder Drew Brees in den eigenen Reihen zu wissen. Genauso hilft es aber Mahomes etwa, dass er ligaweit nur 12,2 Prozent seiner Pässe in enge Fenster werfen musste - der drittniedrigste Wert. Zum Vergleich: Josh Rosen in Arizona stand hier bei 21,6 Prozent, Jameis Winston bei 20,4 Prozent.
Offene, einfache Würfe kreieren, Yards nach dem Catch liefern - das sind zwei elementare Bausteine, um eine erfolgreiche Offense aufzubauen. Natürlich gibt es dafür diverse Möglichkeiten, Run Pass Options beispielsweise haben diesen Effekt nach wie vor, genau wie ein Play-Action-Passspiel. In diesem Artikel liegt der Fokus auf drei weniger generellen, dafür positionsbezogenen Taktiken:
- Fullback als Matchup-Waffe
- Running Backs im Passing Game
- Tight Ends
Der Fullback diktiert das Geschehen
Kein Coach nutzt den Fullback so vielseitig wie Kyle Shanahan. Die San Francisco 49ers waren in der vergangenen Saison das einzige Team, das bei weniger als 50 Prozent seiner Snaps mit 11-Personnel (ein Running Back, ein Tight End, drei Wide Receiver) aufs Feld kam. San Francisco spielte nur 39 Prozent seiner Snaps in dieser Grundformation.
Im Gegenzug führten die 49ers die Liga bei weitem in puncto 21-Personnel, also mit zwei Running Backs oder einem Running Back und einem Fullback gemeinsam auf dem Feld, an: 41 Prozent der Offense wurde daraus gespielt. Der Liga-Schnitt lag 2018 bei acht Prozent. San Francisco war somit 2018 das einzige Team, dessen Basis-Aufstellung nicht 11-, sondern 21-Personnel war.
Kyle Juszczyk ist dabei der Mann im Fokus. Juszczyk spielte im vergangenen Jahr 663 Offense-Snaps und damit mehr als irgendeiner der Wide Receiver oder der Running Backs in San Francisco. Als Blocker fungierte er nur in rund 60 Prozent der Fälle.
Kyle Juszczyks Snaps 2018:
Backfield | Inline | Slot | Wide |
496 | 61 | 50 | 56 |
Wenn die 49ers in 21-Personnel aufs Feld kamen, waren sie eine ausbalancierte Offense. Sie warfen den Ball 188 Mal und liefen 226 Mal. 8,9 Yards pro Pass aus 21 verzeichnete Shanahans Offense, ein Yard mehr als der Liga-Schnitt aus 21- und 1,8 Yards mehr als der Liga-Schnitt aus 11-Personnel. Fast 2.900 Yards und 13 Touchdowns verzeichnete San Francisco hieraus.
Juszczyk ist dabei zumeist ein zentraler Faktor. Ein Beispiel dafür, wie San Francisco ihn gerne einsetzt, ist dieser Passspielzug gegen Arizona. Juszczyk hat sich als äußerster Receiver am unteren Bildrand aufgestellt, nach außen gefolgt ist ihm Haason Reddick, ein Linebacker.
Das ist für den Quarterback ein erster wertvoller Hinweis darauf, dass die Cardinals Man Coverage und nicht Zone Coverage spielen. Darauf aufbauend kann er dann damit rechnen, dass die Route-Kombinationen, die gezielt dafür ausgelegt sind, Man Coverage zu schlagen, greifen werden.
Juszczyk ist dabei in gewisser Weise der primäre Receiver. Es gibt eine tiefe, aus dem inneren Slot heraus gelaufene Option, sowie eine schnelle Out-Route. Tatsächlich aber räumen die beiden Routes den Weg frei und machen es für Reddick unmöglich, Juszczyk zu verfolgen. Das Resultat ist eine einfache Completion über die Mitte.
Auch diese Szene beim Saisonauftakt gegen Minnesota verdeutlicht den Effekt, den der Fullback auf dem Feld haben kann. Shanahan, ohnehin einer der Play-Action-lastigsten Play-Caller der Liga, kombiniert Passspielzüge mit seinem Fullback gerne mit Play Action.
Immer wieder passiert es dabei, dass die Defense gerade den Fullback aus den Augen verliert, der in der Coverage-Ordnung zumeist die letzte Priorität hat. Aus dieser vertikalen Route von Juszczyk resultierte ein 50-Yard-Pass. Aus 21-Personnel werfen, aus 11-Personnel laufen - als Faustregel ist das eine gute Ausgangslage.
Meiste 21-Personnel-Sets 2018:
Team | 21-Personnel-Snaps (in Prozent) | Dropbacks | Yards pro Pass |
San Francisco 49ers | 414 (41%) | 188 | 8,9 |
New England Patriots | 348 (28%) | 140 | 7,4 |
New Orleans Saints | 149 (13%) | 61 | 7,4 |
Chicago Bears | 128 (12%) | 64 | 8,4 |
Quelle: Sharp Football Stats
Das Schachspiel vor dem Snap
Generell hat ein Fullback auf dem Feld zunächst einmal einen Effekt: Man kann eine Reaktion der Defense provozieren. Defenses spielen kaum noch in der noch immer fälschlicherweise "Base-Formation" genannten Aufstellung, also mit vier Defensive Backs. 2018 agierten Defenses im Schnitt noch in 25 Prozent der Fälle im Base-Personnel. Sub-Packages, mit fünf oder auch sechs Defensive Backs, sind längst Alltag, um auf die passlastigen Offenses reagieren zu können.
Geht die Defense in ihre Nickel- (5 Defensive Backs) und Dime-Pakete (6), hat sie naturgemäß mehr Spieler, um den Pass zu verteidigen. Eine Priorität für Offenses muss es also sein, die Defense in ihr Base-Personnel zu bekommen und dann den Ball werfen zu können.
Genau dieses Dilemma hatten die Patriots im Super Bowl. New England gelang es nicht, gegen eine exzellente Rams-Defense ein Passspiel aufzuziehen und nur ein Drive führte im gesamten Spiel zum Touchdown. Bei diesem Drive agierten die Patriots aus 22-Personnel, hatten also nur einen Wide Receiver auf dem Feld.
Das hier abgebildete Play-Design nutzte New England gleich zwei Mal, allerdings mit Spielern jeweils auf anderen Positionen. Erst mit Fullback James Develin zusätzlich zu den beiden Tight Ends auf dem Platz reagierten die Rams mit einer Base-Defense, die Patriots gingen dann schnell daraus in eine Spread-Formation über und attackierten Los Angeles durch die Luft.
Die Patriots hatten in der vergangenen Saison nach San Francisco die zweithöchste 21-Personnel-Quote (28 Prozent), während New England 12-Personnel, vor nicht allzu langer Zeit die Basis dieser Offense, massiv zurückschraubte und hier die niedrigste Quote ligaweit hatte (fünf Prozent).
Shanahans 49ers: Fullback und Play Action
Einige von Shanahans besten Play Designs kamen über seinen Fullback. Die Offense arbeitet, genau wie etwa auch die der Patriots, ohnehin mit viel Play Action. Mit Juszczyk wurden diese Effekte manchmal nochmals maximiert.
Wenn die Offense in 21-Personnel aufs Feld kommt, erwartet die Defense grundsätzlich eher einen Run als einen Pass, was Play Action umso attraktiver macht. Vor allem aber funktioniert Play Action dann besonders gut, wenn die Defense nicht nur vor, sondern auch unmittelbar nach dem Snap einen Run erwartet.
Die Rams waren 2018 die Meister dieser Disziplin, San Francisco zeigt hier, wie es auch funktionieren kann.
Anhand der ursprünglichen Formation mit dem Fullback im Backfield und einer engen Formation deutet alles auf einen Run hin. Das verändert sich im ersten Moment nach dem Snap auch mit dem Fullback an der Line of Scrimmage nicht: Die Offensive Line blockt wie bei einem Outside Zone Run, der Fullback scheint sich dort einzugliedern.
Dann aber löst er sich von den Blockern und läuft eine vertikale Route. Durch den Play-Action-Fake hat Quarterback Jimmy Garoppolo dafür genug Zeit und trifft Juszczyk zum 35-Yard-Touchdown.
Noch schwieriger für die Defense wird es, wenn Play Action mit Screen-Pässen kombiniert wird, so zu sehen hier.
Drei Spieler - die blau markierten Pfeile - deuten einen Run-Spielzug nach rechts an, scheinbar mit dem Tight End und dem Fullback auf der linken Seite der Formation als Backside-Blocker.
Nachdem die beiden ihre Blocks kurz angetäuscht haben, gehen sie in ihre Routes und der Quarterback hat dann zwei Optionen: Ist der Tight End durch den Play-Action-Fake der Defense tief entwischt, kann er direkt das Big Play suchen. Ansonsten ist der Fullback eine sichere Kurzpassoption, mit Blockern vor sich, um Yards nach dem Catch raus zu holen.
Der größte Wert eines Running Backs
Es hat einen Grund, warum nur wenige Offenses den Fullback so signifikant in ihre Offense einbauen wie die Patriots und 49ers - viele Teams haben schlicht überhaupt keinen Fullback mehr im Kader.
Es ist eine aussterbende Position, in vielen Offenses nicht mehr als ein Relikt aus früheren Rushing-Tagen. Nur wenige Coaches haben bislang Interesse daran gezeigt, ihre Passing-Offense mit dem Fullback als festem Bestandteil aufzubauen.
Running Backs dagegen sind nach wie vor ein fixer Bestandteil einer jeden Offense. Auch ohne Fullback kann man defensive Formationen und Aufstellungen beeinflussen, indem man beispielsweise zwei Running Backs gemeinsam aufs Feld schickt. Die Saints sind ein Team, das das regelmäßig macht, wie bei diesem Touchdown zu Kamara gegen die Falcons:
Zwei Running Backs auf dem Feld haben einen vielleicht nicht ganz so starken Effekt auf das Defensiv-Personal wie ein Fullback. Dennoch kann man berechtigt darauf hoffen, dass man seinem Running Back ein Eins-gegen-Eins gegen einen Safety oder einen Linebacker verschafft. Mit Alvin Kamara und zwei Routes auf seiner Seite, die ihm den Weg frei räumen, nehmen die Saints dieses Matchup immer wieder gerne.
Kamara hatte beispielsweise auch einen 37-Yard-Touchdown-Catch gegen die Eagles, als er sich vor dem Snap als Outside Receiver aufstellte und so ein Eins-gegen-Eins mit Eagles-Safety Malcolm Jenkins hatte. Ein guter Spieler, der mit der Geschwindigkeit und Agilität von Kamara aber nicht mithalten kann.
Average Depth of Target: Wie tief werden RBs angespielt?
Spieler | Targets (REC) | aDOT | Air Yards |
Tarik Cohen, Bears | 87 (69) | 3,7 | 316 |
Duke Johnson, Browns | 59 (44) | 3,6 | 213 |
James White, Patriots | 125 (89) | 3,3 | 417 |
Nyheim Hines, Colts | 81 (63) | 2,5 | 200 |
Kenyan Drake, Dolphins | 74 (54) | 2,4 | 174 |
Alvin Kamara, Saints | 104 (80) | 1,9 | 193 |
Kareem Hunt, Chiefs (jetzt: Browns) | 36 (27) | 1,9 | 68 |
Jalen Richard, Raiders | 80 (67) | 1,8 | 144 |
Aufgelistet sind die Running Backs in der vergangenen Saison mit der durchschnittlich höchsten Target-Tiefe. Berücksichtigt sind Spieler erst ab 35 Targets. Zahlen von "airyards.com".
Running Backs selbst können Matchup-Waffen werden, wenn eine Offense sie dementsprechend einsetzt. Nach wie vor nutzen zu viele Offensivcoaches in der NFL ihre Running Backs nur bei Screens und für kurze Pässe, wenn der Quarterback keinen anderen Ausweg sieht. Gewissermaßen als ein Sicherheitsnetz.
Dabei sind sie es, die naturgemäß vor allem gegen eine Base-Defense die besten Matchups ziehen. Viele Defensive Coordinator gehen in Man Coverage nach Prioritäten, teilen also ihre besten Cover-Spieler den gefährlichsten Receivern zu. Häufig bedeutet das, dass der Running Back nach den ersten beiden Wide Receivern und vielleicht noch einem Tight End die dritte bis fünfte Option ist; gegen eine Base-Defense kann das häufig sogar ein Linebacker sein.
Gute Offenses wurden über die vergangenen Jahre besser darin, diese Matchups zu nutzen.
Ein exzellentes Beispiel dafür waren letztes Jahr die Chicago Bears unter Matt Nagy. Tarik Cohen wird nicht nur sehr vertikal eingesetzt, er läuft auch Routes sowohl außen als auch aus dem Backfield. Das gab den Bears immer wieder große Freiheiten dahingehend, Defenses schon vor dem Snap zu manipulieren und dem Quarterback einfache Reads zu ermöglichen.
Das sieht man auch bei dem oben abgebildeten Touchdown gegen Tampa Bay. Cohen stellte sich zunächst außen auf, bewegte sich dann via Pre-Snap-Motion nach innen. Von dort aus lief er dann nach dem Snap eine Angle-Route, also eine sich nach innen biegende Route, gewissermaßen. Weil vor ihm zwei Wide Receiver den Weg freigeräumt hatten, hatte er damit einfaches Spiel.
Die Patriots nutzen James White auf diese Art und Weise seit Jahren, in den letzten drei Spielzeiten hatte White jeweils immer mindestens 100 Snaps im Slot oder Outside. Die Saints nutzen Kamara dahingehend noch aggressiver: Letztes Jahr stand Kamara 194 Mal im Slot oder Outside, eine immense Quote. Zum Vergleich: Abgesehen von Michael Thomas und Tre'Quan Smith hatte 2018 kein Saints-Receiver insgesamt mehr als 290 Snaps.
Auffällig war diese Vorgehensweise letztes Jahr auch bei den Miami Dolphins unter Adam Gase. Die Dolphins hatten aus offensiver Sicht eine merkwürdige Saison, in der sie fast durch die Bank weg sehr inkonstant waren, aber eine vergleichsweise sehr hohe Quote an explosiven Plays vorweisen konnten.
Um diese zu erreichen, nutzte Gase Running Back Kenyan Drake auch als primäre Waffe - wie bei diesem Touchdown gegen die Cincinnati Bengals. Cincinnati spielt dabei Man Coverage und die beiden Routes der Outside-Receiver sind so ausgerichtet, dass sie die beiden Cornerbacks und den tiefen Safety auf der Seite ins Zentrum ziehen.
Von der anderen Seite läuft der rechte Outside-Receiver zusätzlich eine Drag-Route auf die andere Seite, um außerdem einen Hi-Low-Effekt zu kreieren. All das passiert, damit Drake ein Eins-gegen-Eins mit einem Linebacker knapp 20 Yards von der Line of Scrimmage entfernt bekommt. Auch hier wieder: Ein Matchup, das jede Offense gerne nimmt. So setzt man Running Backs als Matchup-Waffen ein.
Der echte Tight End
Mit dem Wissen im Hinterkopf, dass ein erfolgreiches Play Action Passspiel nicht von der Qualität des Run Games oder des Running Backs, sondern von der Qualität der Play-Designs und der Durchführung des Fakes abhängt, stellt sich natürlich eine zentrale Frage: Wie kann man Defenses bestmöglich mit einem angetäuschten Run in die Irre führen?
Die Rams waren letztes Jahr unfassbar effizient und erfolgreich damit, weil ihre Run- und Pass-Play-Designs sich extrem ähnlich sahen, und die Defense so auch nach Tape-Studie nie wusste, was sie erwartet. Es gab schlicht keine Anzeichen, die das Play im Vorfeld verraten hätten.
Es gibt aber auch andere Möglichkeiten, wenn das eigene Run Game nicht dafür geeignet ist, so ideal mit dem Passspiel verknüpft zu werden wie das Outside Zone Run Game. Gewissermaßen eine Personifikation dafür ist der "echte" Tight End.
Gemeint ist ein Tight End, der sowohl ein guter Blocker als auch ein gefährlicher Receiver ist. Diese Kombination hat über Jahre Rob Gronkowski zum besten Tight End der Liga gemacht.
Den entscheidenden Patriots-Drive im Super Bowl hatten wir bereits bei den Fullbacks thematisiert, eines der kritischen Big Plays zu Gronk kam bei dieser Szene. Ein Play Action Pass, bei dem sich Gronk zunächst wie ein Blocker verhält, nachdem er sich von seinem Gegenspieler gelöst hat aber in eine Route übergeht. Wenn ein Tight End beides gut kann, ist das für Defenses unheimlich unangenehm zu verteidigen.
Sind zwei oder gar drei Tight Ends auf dem Feld, steigt in den allermeisten Formationen die Alarmbereitschaft der Defense für einen Run. Die Colts waren letztes Jahr extrem gefährlich, wenn sie drei Tight Ends gleichzeitig aufboten, genau wie die Cleveland Browns: Aus 13-Personnel (ein Running Back, drei Tight Ends) verzeichnete Baker Mayfield im Schnitt 11,1 Yards pro Pass; kein Team spielte mehr 13-Personnel als Cleveland.
Der Erfolg kommt aus 12-Personnel
Zwar spielte kein Team mehr 12-Personnel als die Houston Texans (35 Prozent ihrer Snaps), doch hatte Houston aufgrund seiner O-Line-Probleme häufig eher mehr Tight Ends auf dem Feld, um die Offensive Line im Blocking zu unterstützen. Die beiden Teams, die aus 12-Personnel vermutlich am flexibelsten und am schwersten ausrechenbar sind, sind die Kansas City Chiefs und die Philadelphia Eagles.
13 Touchdowns legte Chiefs-Quarterback Patrick Mahomes vergangene Saison aus 12-Personnel auf, hier sehen wir ein Beispiel gegen die Denver Broncos.
Was passiert dabei? Beide Wide Receiver stehen auf der rechten Seite der Formation, was hier gegen Denvers Coverage bereits für ein potenziell vorteilhaftes Matchup sorgt: Outside Receiver Sammy Watkins steht nach dem Snap gegen einen Safety.
Spannend ist aber vor allem die andere Seite der Formation. Kansas City hat hier beide Tight Ends und den Running Back postiert, und alle drei laufen auch Routes, was unweigerlich zu Mismatches führt. Denver ist zwar clever genug, seinen Nummer-2-Cornerback Bradley Robey mit Safety-Hilfe dahinter auf Kelce anzusetzen, der jedoch trotzdem den Touchdown erzielt.
Vor allem aber kreiert das Play-Design ein Eins-gegen-Eins für Running Back Kareem Hunt aus dem Backfield gegen einen Linebacker, sowie ein Matchup mit dem Linebacker für Nummer-2-TE Demetrius Harris. Beides gute Matchups aus Chiefs-Sicht.
Bei diesem Touchdown gegen die Raiders funktioniert es dann genau umgekehrt, zugunsten von Kelce. Kansas City kommt in 22-Personnel aufs Feld und stellt den Fullback an die Line of Scrimmage. Die Raiders reagieren auf diese enge Formation mit vielen Spielern in unmittelbarer Nähe zur Offensive Line. Das ermöglicht Kelce am unteren Bildrand ein Eins-gegen-Eins mit jeder Menge Platz.
Ein Tight End, der blocken und als Receiver Defensive Backs schlagen kann, ist von unschätzbarem Wert und es ist kein Zufall, dass Offenses in der vergangenen Saison im Passing Game aus 12-Personnel mehr Yards pro Pass auflegten (8,1) als aus allen anderen gängigen Personnel Groupings.
Während Kansas City nach dem Abgang von Harris in der Free Agency etwas anders auftreten könnte, scheinen in Philadelphia mit dem Duo Zach Ertz/Dallas Goedert die 2-Tight-End-Sets erst so richtig in Schwung zu kommen.
Dieser Touchdown gegen die Cowboys zeigt mustergültig eine Variante, wie man mit zwei Tight Ends Defenses im Passspiel attackieren kann.
Beide Tight Ends stehen eng an der Offensive Line, dementsprechend komprimiert ist auch die Defense und muss sich darauf vorbereiten, zusätzliche Run-Gaps verteidigen zu müssen.
Die vertikalen Routes, die beide Tight Ends dann laufen, haben zwei Effekte: Entweder werden Linebacker gezwungen, 20 Yards mit dem Tight End mitzuhalten, oder aber gegen eine Zone Coverage können die Seams, also die Bereiche zwischen den Coverage-Zones attackiert werden. Ertz gelingt hier ein fast geschenkter Touchdown.
NFL 2018: Die besten Tight Ends nach dem Catch
Spieler | Targets (REC) | YAC/REC | Receiving-Yards |
George Kittle, 49ers | 128 (88) | 9,9 | 1.377 |
Evan Engram, Giants | 63 (45) | 8,7 | 577 |
Vance McDonald, Steelers | 67 (50) | 7,8 | 610 |
David Njoku, Browns | 83 (56) | 5,6 | 639 |
Travis Kelce, Chiefs | 139 (103) | 5,6 | 1.336 |
Jared Cook, Raiders (jetzt: Saints) | 99 (68) | 5,3 | 896 |
Chris Herndon, Jets | 54 (39) | 4,8 | 502 |
C.J. Uzomah, Bengals | 63 (43) | 4,7 | 439 |
Jimmy Graham, Packers | 83 (55) | 4,7 | 636 |
Aufgelistet sind die Tight Ends der vergangenen Saison mit den meisten Yards nach dem Catch pro Reception. Berücksichtigt sind Spieler erst ab 50 Targets. Zahlen stammen von "Pro Football Focus".
In der heutigen NFL sind Tight Ends häufig auch große Receiver, die davon profitieren, dass sie es so gut wie nie mit den besten Defensive Backs des Gegners zu tun bekommen. Einige Schemes stellen sie auch deshalb ganz gezielt in den Mittelpunkt verschiedener Play Designs, etwa die 49ers, bei denen George Kittles immense Athletik und Geschwindigkeit vor allem in den Play-Action-Designs extrem gut genutzt wird.
Gleichzeitig sehen wir in der heutigen NFL allerdings auch wieder mehr Teams, die Tight Ends flexibel einsetzen, um Matchups zu kreieren oder um bestimmte defensive Formationen und Aufstellungen zu provozieren. Denn darum geht es in der heutigen NFL - so gewinnt man offensiv.
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