NFL Offseason 2021: Team-Needs AFC South: Das sind die Baustellen der Texans, Colts, Jaguars und Titans

Marcus Blumberg
05. März 202113:15
Die Jacksonville Jaguars könnten 2021 zu einem beliebten Ziel für Free Agents werden.getty
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Die Free Agency rückt näher und die Teams der NFL bereiten sich darauf vor, etwaige Löcher im Kader zu stopfen. Während die Colts wohl nur punktuelle Verstärkungen benötigen, stehen die Texans vor einem beträchtlichen Scherbenhaufen. SPOX blickt auf die Offseason-Baustellen. Heute im Fokus: Die AFC South.

Anmerkung: Bei der Cap-Space-Berechnung gehen wir von einem Salary Cap von 180,5 Millionen Dollar aus.

Houston Texans

  • Vorjahresbilanz: 4-12
  • Größte Needs: Wide Receiver, Pass-Rush, Secondary
  • Wichtigste Free Agents: C Nick Martin, WR Will Fuller, CB Vernon Hargreaves, CB Gareon Conley
  • Cap Space: 16,28 Millionen Dollar

Die Texans gleichen einer Großbaustelle. An der defensiven Front etwa gelang es ihnen kaum, Druck auf den gegnerischen Quarterback aufzubauen - und das selbst mit J.J. Watt, der auf eigenen Wunsch entlassen wurde und mittlerweile bei den Arizona Cardinals unterschrieben hat.

Entsprechend muss an der Front nachgebessert werden - innen und außen am besten, da mit Whitney Mercilus eigentlich nur noch ein halbwegs erwähnenswerter Edge-Rusher im Kader steht.

Ebenso problematisch ist die Secondary, in der mit Hargreaves der laut Pro Football Focus achtschlechteste Cornerback der NFL Free Agent wird. Im Prinzip überzeugte auf dieser Position im Vorjahr aber ohnehin nur Bradley Robey, sodass eine Generalüberholung Pflicht ist.

Besser besetzt ist dagegen das Receiving Corps, dessen bester Mann, Fuller, allerdings auch Free Agent wird. Sollte ein langfristiger Deal mit dem oft verletzten Deep Threat nicht zustande kommen, läge der Franchise Tag nahe, doch würde der wohl nahezu den kompletten gerade verfügbaren Cap Space des Teams fressen.

Das bedeutet aber auch, dass die Free Agency generell eher kompliziert werden könnte für die Texans. Eine Stellschraube wäre es, Wide Receiver Brandin Cooks zu traden oder zu entlassen. Beides würde weitere zwölf Millionen Dollar an Cap Space freimachen, aber eben auch die Positionsgruppe weiter schwächen.

Texans: Keine hohen Draftpicks dank O'Brien

Der Draft allerdings wird Stand jetzt auch nicht die gewünschten schnellen Verstärkungen mit sich bringen, denn dank der immer noch merkwürdig anmutenden Manöver vom früheren Head Coach und General Manager Bill O'Brien steht Houston ohne Picks in den ersten zwei Runden da. Viel Spielraum hat dessen GM-Nachfolger Nick Caserio also nicht.

Und über alldem hängt weiterhin die ungeklärte Situation von Superstar-Quarterback Deshaun Watson, der weg will und dies nun auch seinem neuen Head Coach David Culley in einem persönlichen Gespräch gesagt haben soll.

Käme es zum Trade, dürfte zumindest mal das Draftkapital massiv aufgestockt werden. Doch dann bräuchte es eben auch einen neuen Quarterback. Und noch mehr Manöver, um Cap Space zu kreieren - ein Watson-Trade vor dem 1. Juni würde Dead Money in Höhe von mehr als 21 Millionen Dollar bedeuten - und ein Minus von 5,6 Millionen Dollar an Cap Space im Vergleich zur aktuellen Situation.

Keine leichte Situation für das neue Regime der Texans.

Indianapolis Colts

  • Vorjahresbilanz: 11-5
  • Größte Needs: Receiver, Edge-Rusher, Left Tackle
  • Wichtigste Free Agents: WR T.Y. Hilton, EDGE Justin Houston, S Malik Hooker, CB Xavier Rhodes, EDGE Denico Autry
  • Cap Space: 43,63 Millionen Dollar

Bis vor kurzem wäre die größte Baustelle der Colts der Quarterback gewesen, doch durch den Trade für Carson Wentz ist dies zumindest auf dem Papier vom Tisch. Ob Frank Reich und sein Trainerstab den alten Wentz wieder zum Vorschein bringen, ist freilich die große Frage, lässt sich aber nicht über die Free Agency lösen.

Der beste Weg, ihm direkt entgegenzukommen, ist es aber, einen neuen Left Tackle zu finden. Wie Quarterback Philip Rivers hat auch Anthony Castonzo seine Karriere beendet und ein offensichtlicher Nachfolger steht nicht im Team.

An Position 21 im Draft dürften die Topleute wie Penei Sewell von Oregon oder auch Rashawn Slater (Northwestern) schon weg sein. In der Free Agency wiederum sind die überzeugenden Kandidaten alle schon über 30 und der beste unter ihnen, Trent Williams (33), wird recht wahrscheinlich in San Francisco bleiben.

Da General Manager Chris Ballard aber ohnehin nur ungern großes Geld in Free Agents steckt, bietet sich vielleicht ein Trade an. Orlando Brown von den Baltimore Ravens etwa will bekanntlich weg und hat die Erlaubnis, einen Tradepartner zu suchen. Er spielte bislang Right Tackle, will jedoch erklärtermaßen auf die linke Seite wechseln. Ein anderer Name wäre Trent Brown, den die Raiders wohl loswerden wollen. Er allerdings käme mit etwaigen Motivations- und daraus resultierenden Fitnessproblemen. Die alternative Kategorie wären Russell Okung oder Kelvin Beachum.

Ebenfalls zu klären ist in erster Linie die Zukunft von Wide Receiver T.Y. Hilton, der seit Andrew Lucks Abschied vor der Saison 2019 einiges an seiner Produktion eingebüßt hat. Sollte er tatsächlich gehen, müsste ein neuer Top-Receiver her, obgleich die Kadertiefe auf dieser Position durchaus vorzeigbar ist mit Michael Pittman Jr. und Parris Campbell.

Auch hier gilt jedoch, dass Ballard eher selten in Free Agents investiert, weshalb der Draft die wahrscheinlichere Anlaufstelle sein dürfte.

Colts: Pass-Rush-Hilfe aus der Free Agency

Eine Baustelle, die sich in diesem Jahr ganz besonders auftut, ist die Edge-Position in der defensiven Front. Beide Starter, Justin Houston und Denico Autry, werden Free Agents, sodass hier Handlungsbedarf besteht. Die offensichtlichen Alternativen stehen nicht im Kader, sodass Hilfe von außerhalb erforderlich wird. Und Pass-Rush ist durchaus ein Bereich, in dem Ballard in der jüngeren Vergangenheit auf etablierte Kräfte gesetzt hat.

Houston selbst kam vor zwei Jahren als Free Agent und erhielt einen Vertrag über 23 Millionen Dollar. Insofern muss man davon ausgehen, dass die Colts in diesem Bereich durchaus im Free-Agent-Markt involviert sein werden. Die üblichen Verdächtigen sind in diesem Jahr freilich Matt Judon (Ravens), Shaquil Barrett (Bucs), Bud Dupree (Steelers), Yannick Ngakoue (Ravens) oder vielleicht sogar Houston selbst.

Der Kader der Colts ist - mit der großen Quarterback-Frage im Hinterkopf - generell gut und tief besetzt, doch könnten ein paar Schlüsselverpflichtungen das Team im besten Fall zu einem Titelanwärter machen.

Jacksonville Jaguars

  • Vorjahresbilanz: 1-15
  • Größte Needs: Quarterback, Secondary, Pass-Rush, Offensive Line
  • Wichtigste Free Agents: CB D.J. Hayden, TE Tyler Eifert, WR Keelan Cole, LT Cam Robinson, CB Tre Herndon
  • Cap Space: 82,02 Millionen Dollar

Die größte Baustelle der Jaguars ist sicherlich die Quarterback-Position. Diese allerdings lässt sich sehr leicht mit dem ersten Pick im kommenden Draft schließen. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird Commissioner Roger Goodell dann Trevor Lawrence als neuen Franchise-QB der Jaguars vorstellen. Womöglich wird Gardner Minshew dadurch ein Trade-Chip.

Bis dahin gilt es jedoch, die Situation für den neuen Hoffnungsträger zu verbessern. Left Tackle Cam Robinson wird Free Agent und ein Upgrade wäre sicherlich wünschenswert. Jacksonville verfügt über den größten Cap Space der Liga, ein aggressives Angebot für etwa Trent Williams ist damit nicht ausgeschlossen. Der dürfte zwar die 49ers präferieren, aber man sollte die Überzeugungsfähigkeiten vom neuen Head Coach Urban Meyer nicht unterschätzen - auf dem College jedenfalls gelang es ihm so das eine oder andere Toptalent zu seinem jeweiligen Team zu lotsen.

Genauso gut vorstellbar ist ein Alejandro Villanueva (Steelers) im Visier der Jaguars, die jedoch mit ihren zahlreichen Draftpicks (5 am ersten Tag, 11 insgesamt) sowohl im Draft selbst als auch auf dem Trademarkt aktiv werden könnten.

Weitaus problematischer stellt sich derweil der Wiederaufbau der Defense dar. Hier nämlich sind Upgrades auf fast allen Ebenen vonnöten. Die Jaguars belegten laut Pro Football Focus den 31. Rang in zugelassenen Yards pro Passversuch. Sprich: Sowohl die Secondary als auch der Pass-Rush sind Schwachstellen.

Die Jacksonville Jaguars könnten 2021 zu einem beliebten Ziel für Free Agents werden.getty

Jaguars: Mehr Erfahrung in der Secondary?

In der Secondary wurde bereits im Vorjahr mit CJ Henderson ein talentierter Cornerback mit viel Potenzial verpflichtet, doch um ihn herum muss aufgerüstet werden. Auf dem Markt sind sowohl erfahrene Kräfte wie Xavier Rhodes, Bashaud Breeland oder eben die größeren Namen wie Patrick Peterson und Richard Sherman zu finden. Allesamt könnten sie dem jungen Team mit ihrer Erfahrung allein schon helfen. Doch auch der Draft dürfte hier wieder eine gute Anlaufstelle sein.

Was allerdings zu schnellen Verbesserungen führen könnte, wäre ein Griff in den tiefen Safety-Markt. Hier finden sich diverse gute Leute, die eine Defense stabilisieren könnten. Die Luxus-Lösung wäre freilich Justin Simmons, dem ein zweiter Franchise Tag in Denver droht. Oder eben Anthony Harris, der sich in Minnesota als einer der besseren Safetys der vergangenen paar Jahre herauskristallisierte.

Damit nicht genug, denn auch der Pass Rush ließ zu wünschen übrig. Die Jaguars brachten es auf ganze 18 Sacks für eine Adjusted Sack Rate von 4,2 Prozent (Rang 30). Im Vorjahr wurde daher bereits Edge-Rusher K'Lavon Chaisson in Runde 1 des Drafts gezogen, 2019 Josh Allen.

Beide haben Potenzial, könnten aber Unterstützung vertragen. Die Free Agency bietet auf den Edge-Positionen einige interessante Namen und die Jaguars haben enorme Ressourcen sowie Meyer als Coach und die Perspektive, mit Lawrence einen Quarterback für die Zukunft in Duval anzutreffen.

Waren die Jaguars bislang eher ein hässliches Entlein, könnten sie sich in den kommenden Wochen und Monaten zum formidablen Schwan entwickeln.

Tennessee Titans

  • Vorjahresbilanz: 11-5
  • Größte Needs: Receiver, Pass-Rush, Linebacker
  • Wichtigste Free Agents: EDGE Jadeveon Clowney, DL DaQuan Jones, WR Corey Davis, DL Jack Crawford, TE Jonnu Smith, LB Jayon Brown, WR Kalif Raymond
  • Cap Space: 1,63 Millionen Dollar

An sich steht die Offense der Titans und basiert auf einem starken Laufspiel mit Running Back Derrick Henry sowie aggressiven Deep Shots nach Play Action von Ryan Tannehill. Und auch wenn das Kurzpassspiel des Teams besser werden sollte, ist dies immerhin ein tragfähiges Gerüst.

Was jedoch unmittelbar zum Problem werden könnte, ist die Tatsache, dass mit Jonnu Smith und MyCole Pruitt gleich die zwei besten Tight Ends Free Agents werden. Gerade Smith war ein wichtiger Teil des Passspiels über die Mitte und in und in der Nähe der Red Zone. Entsprechend muss hier womöglich nachjustiert werden.

Gleiches gilt jedoch auch bei den Wide Receivern. Von den Vorjahres-Startern bleibt zunächst nur Top-Receiver A.J. Brown übrig. Davis und Raymond werden Free Agents und auch wenn sich Davis im Laufe der Jahre klar gesteigert hat, sollte es durchaus möglich sein, eine Alternative zu finden.

Die überschaubare Cap-Situation sollte dabei kein allzu großes Hindernis darstellen, da mit ein paar Cuts, Umstrukturierungen und Vertragsverlängerungen schnell beträchtlicher Cap Space geschaffen werden kann - man schaue hierfür nur auf die Verträge der Cornerbacks Malcolm Butler und Adoree Jackson sowie von Offensive Tackle Taylor Lewan, die allesamt viel Spielraum bieten.

Insofern kommen einige namhafte Receiver infrage. Der kürzlich von den Giants entlassene Wide Receiver Golden Tate etwa würde gut in den Slot passen, ein Marvin Jones (Lions) oder Sammy Watkins (Chiefs) wären kurzfristig womöglich sogar ein Upgrade gegenüber Davis. Auch denkbar wäre Breshad Perriman (Jets), der mit seinem Speed gut zum Deep-Ball-Ansatz des Teams passen würde.

Titans: Nur die Bengals waren schlechter im Pass Rush

Die weitaus größere Baustelle findet sich jedoch in der Defense. Laut Football Outsiders generierten die Titans an der Front lediglich eine Ajdusted Sack Rate von 3,9 Prozent. Sie lagen also noch hinter den Jaguars und nur noch vor den Cincinnati Bengals (3,8 Prozent).

Der kurz vor Saisonbeginn verpflichtete Jadeveon Clowney änderte an dieser Schwäche somit nichts. Entsprechend müsste in diesem Bereich nachgebessert werden. Das gilt sowohl auf den Edge-Positionen als auch in der Defensive Line selbst. Eventuell würde eine Rückkehr von Defensive Tackle Jurrell Casey Sinn machen, der im Vorjahr in Denver spielte. Angesichts der angespannten Cap-Situation sind aber vor allem günstigere Optionen gefragt.

Der Draft könnte an Position 22 aber auch noch einen Spieler für die Front abwerfen. Dahinter wiederum droht der Abgang von Linebacker Jayon Brown, der neben Rashaan Evans eine Stütze dieser Defense ist und Alternativen für ihn drängen sich nicht unbedingt auf.

Je nach Preisklasse muss daher auch in diesem Bereich der Draft oder die Free Agency herhalten. Damien Wilson von den Chiefs könnte Sinn machen, ebenso ein Malcolm Smith (Browns) oder Mychal Kendricks (Washington).