In der kommenden Woche startet die Free Agency der NFL. Doch was brauchen die Teams? Wie bekommen die Cowboys ihre Defense in den Griff, wie verstärken die Giants ihre Fronten und wer spielt Quarterback in Washington und Philadelphia? SPOX macht den Check und betrachtet heute die NFC East.
Anmerkung: Bei der Cap-Space-Berechnung gehen wir von einem Salary Cap von 180,5 Millionen Dollar aus.
Dallas Cowboys
- Vorjahresbilanz: 6-10
- Größte Needs: Secondary, Defensive Line
- Wichtigste Free Agents: DL Tyrone Crawford, C Joe Looney, OG Cameron Erving, CB Chidobe Awuzie, CB Jourdan Lewis
- Cap Space: -1,1 Millionen Dollar
Der große Elefant im Raum ist endlich vom Tisch: Dak Prescott und die Cowboys haben sich auf einen neuen Deal geeinigt, Prescott wird für die nächsten Jahre der Quarterback in Dallas sein und das ohne zweiten - und sehr teuren - Franchise Tag.
Prescotts Cap Hit für 2021 beträgt trotz des neuen Mega-Vertrags somit nur 22,2 Millionen Dollar - und das ist ein wichtiger Punkt aus Cowboys-Sicht, denn es gibt weitere signifikante Personalien und Baustellen in diesem Kader.
Wer sich an das Vorjahr bis zur Verletzung von Prescott zurückerinnert, wird schnell merken, dass Prescott im Grunde der einzige war, der dieses Team halbwegs über Wasser gehalten hatte. Die Defense war eine einzige Enttäuschung und das lag zuvorderst an der ganz schwachen Secondary.
Der letztjährige Rookie Trevon Diggs rückte in die Startformation, doch das allein kompensierte den Abgang von Byron Jones (Dolphins) nicht. Vielmehr rückten dadurch Chidobe Awuzie und auch Slot-Corner Jourdan Lewis mehr als nötig ins Rampenlicht. Und beide sind nun auch Free Agents, genauso wie Free Safety Xavier Woods.
Cowboys: Reicht das Defensiv-Personal aus?
Wir reden hier also von einem Szenario, in dem drei der fünf Starter dieser Secondary ausgetauscht werden könnten. Und selbst wenn der neue Defensive Coordinator Dan Quinn, ehemals Head Coach der Falcons, mehr Struktur in diese Defensive brächte, wird das noch vorhandene Personal wohl nicht ausreichen, um alle Probleme wegzuwischen.
Neue Leute müssen her und mit dem zehnten Pick im Draft könnte auf Cornerback die nächste größere Verstärkung kommen. Einige frühe Mock Drafts spekulieren hier etwa mit Patrick Surtain II von Alabama. In der Free Agency wiederum gibt es bekanntermaßen erfahrene Leute wie Richard Sherman oder Patrick Peterson, die beide ins Beuteschema von Teameigner Jerry Jones passen dürften - sie hätten die nötige Strahlkraft für America's Team. Gerade Sherman dürfte mit Quinns Defense zudem bestens vertraut sein.
Ein mindestens genauso großes Problem stellt derweil die Defensive Line dar. Sie gehörte sowohl in der Laufverteidigung als auch im Pass-Rush zum schlechtesten, was die Liga zu bieten hat. Der Abgang von Robert Quinn (Bears) sorgte für einen deutlich harmloseren Pass Rush, was auch durch eine positiv überraschende Saison von Aldon Smith nicht kompensiert wurde.
Smith und auch Tyrone Crawford sind jetzt zusätzlich Free Agents. Zudem braucht sicherlich auch die Mitte ein Upgrade. Hier ist ein neuer Anlauf von Gerald McCoy vorstellbar, der im Vorjahr nach früher schwerer Verletzung noch vor Saisonstart wieder entlassen wurde.
Ansonsten könnten die Cowboys eine Reihe von günstigeren Free Agents ins Auge fassen, ebenso auf den Edge-Positionen. Angesichts der angespannten Cap-Situaton ist es aber vorstellbar, dass gerade auf Defensive Tackle eher der Draft konsultiert wird, während im Pass-Rush auf ein Schnäppchen gehofft wird. Vielleicht wird es dieses Mal ein Everson Griffen (Lions) oder John Simon (Patriots).
New York Giants
- Vorjahresbilanz: 6-10
- Größte Needs: Defensive Line, Offensive Line, Wide Receiver
- Wichtigste Free Agents: OT Cameron Fleming, DL Dalvin Tomlinson, EDGE Jabaal Sheard
- Cap Space: -11,2 Millionen Dollar
Wohlwollend betrachtet haben die Giants 2020 einen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Keinen immens großen, doch Fortschritt war sicherlich zu sehen. Speziell Quarterback Daniel Jones minimierte seine Fehler, was aber auch damit zusammenhing, dass er vorsichtiger agierte.
Seine Produktion ging dadurch in zahlreichen Aspekten zurück, er steigerte aber immerhin seine Effizienz bei eigenen Läufen, kassierte jedoch auch mehr Sacks, weil er weiterhin den Ball mitunter zu lange hielt oder die O-Line vor ihm nicht sicher stand.
Die Offensive Line ist damit auch direkt eine Baustelle, die es zu betrachten gilt. Sie spielte im Vorjahr höchstens passabel und bekommt nun Offensive Tackle Nate Solder zurück, der wegen Covid-Bedenken auf das Vorjahr verzichtet hatte.
Sollte er nicht vor Start des Ligajahres entlassen werden, was gerade mal sechs Millionen Dollar an Cap Space einsparen würde, stellt sich die Frage, ob er links oder rechts spielt. Mutmaßlich würde er aber seine angestammte linke Seite übernehmen, sodass Andrew Thomas auf rechts rücken würde.
Free Agent Cam Fleming wäre damit als Starter obsolet, seine Paraderolle ist aber ohnehin die des Swing Tackles. Basierend auf der bisherigen Arbeit von General Manager Dave Gettleman ist es unwahrscheinlich, dass er großes Geld für Upgrades in diesem Bereich ausgeben wird, vielmehr muss einmal mehr der Draft als Anlaufstelle erwartet werden. Und wenn, dann reden wir hier hauptsächlich von Hilfe für die Interior Line.
Giants: Bleibt Williams langfristig?
Was die defensive Front angeht, herrscht zumindest etwas mehr Klarheit dahingehend, dass Leonard Williams abermals den Franchise Tag erhalten hat. Doch ist er nicht der einzige Spieler, dessen Vertrag hier ausläuft: Nose Tackle Dalvin Tomlinson wird Free Agent und vermutlich in Kombination mit Williams und Dexter Lawrence zu teuer für die Giants.
Was also tun? Browns-Free-Agent Larry Ogunjobi böte sich an als guter und womöglich günstiger Kandidat an, ebenso ein Adam Butler (Patriots), obgleich dieser eher als Pass-Rusher denn als Run-Stopper auftritt.
Und dann wäre da noch die Planstelle auf der Edge-Position. Sowohl Jabaal Sheard als auch Kyler Fackrell werden Free Agents und auch für diese beiden sind keine internen Alternativen vorhanden. Erneut stellt sich die Frage, wie motiviert Gettleman ist, hier für ein Upgrade zu sorgen. Gerade Edge-Rusher sind auf dem Free-Agent-Markt in diesem Jahr eine Massenware.
Und wenn es nicht gerade das oberste Regal sein muss, dann finden sich durchaus ein paar interessante günstigere Optionen. Man denke an Markus Golden (Cardinals), Shilique Calhoun (Patriots) oder auch ein Tanoh Kpassagnon (Chiefs).
Giants: Upgrade im Receiving Corps denkbar
Was die Giants darüber hinaus betrachten sollten, ist das Receiving Corps. Slot-Receiver Golden Tate wurde entlassen und auch wenn gerade Darius Slayton und Sterling Shepard gut mit Jones zusammenarbeiten, könnte ein weiterer zuverlässiger Receiver, nicht schaden.
Mit dem elften Pick im Draft ist damit womöglich noch einer der Top-Receiver zu haben. Ansonsten würde den Giants womöglich ein Sammy Watkins (Chiefs) oder Marvin Jones (Lions) gut zu Gesicht stehen, um Jones eine konstantere Outside-Präsenz zur Verfügung zu stellen.
Philadelphia Eagles
- Vorjahresbilanz: 4-11-1
- Größte Needs: Secondary, Linebacker, Wide Receiver, Quarterback
- Wichtigste Free Agents: OT Jason Peters, LB Nathan Gerry, LB Duke Riley, S Jalen Mills, CB Cre'von LeBlanc
- Cap Space: -31,1 Millionen Dollar
Die Defense der Eagles baut vor allem auf eine starke Front und einen guten Pass-Rush. Wenn jedoch wie im Vorjahr Leistungsträger angeschlagen sind und nicht ihr volles Potenzial ausschöpfen, fällt das Kartenhaus schnell zusammen.
Das soll nun keineswegs heißen, dass die Defensive Line das Problem wäre. Im Gegenteil - die Level dahinter brauchen Verstärkungen! Linebacker ist seit Jahren schon die größte Schwachstelle der Eagles-Defense und wird auch in diesem Jahr wieder im Fokus stehen, denn mit Gerry und Riley sind zwei der drei Starter Free Agents. Sie zu ersetzen dürfte dagegen relativ leicht zu schaffen sein, denn diese Front Seven ließ laut Pro Football Focus die sechstmeisten Yards nach erstem Kontakt zu.
Auf dem Free-Agent-Markt sowie im Draft sollten hier gute Alternativen zu finden sein. Konkrete Namen zu nennen ist jedoch schwierig, da die Eagles den drittwenigsten Cap Space der Liga haben, weshalb unklar ist, in welcher Preisregion sie sich überhaupt werden bewegen können.
Das erschwert dann auch die Personalsituation in der Secondary, die ebenfalls eine Großbaustelle ist. Mit LeBlanc und Nickell Robey-Coleman werden gleich zwei relativ wichtige Cornerbacks Free Agents, ebenso Safety Jalen Mills. Auch hier gilt, dass Upgrades eigentlich Pflicht wären, da die Eagles Rang 26 bei Yards pro Passversuch belegten. Der letztjährige Zugang Darius Slay war ein Lichtblick, doch seine Nebenleute halfen nicht unbedingt, diesen Vorteil zu nutzen.
Daher wird es auch spannend zu sehen, wie der neue Defensive Coordinator Jonathan Gannon seine Defense spielen lässt. Er gilt eher als Befürworter der Zone Coverage, Slay dagegen ist dann besonders stark, wenn er Man Coverage spielen kann. Zone wiederum würde aber seinen schwächeren Nebenleuten entgegenkommen.
Eagles: Haben sie einen Franchise-Quarterback?
Was das Receiving Corps angeht, wurde DeSean Jackson bereits entlassen und Alshon Jeffery könnte noch folgen. Mit Jalen Reagor, Gred Ward Jr., Vorjahresüberraschung Travis Fulgham und John Hightower stehen jedoch immer noch einige talentierte Receiver im Kader. Zudem könnte Tight End Zach Ertz das Team noch via Trade oder Cut verlassen.
Vor diesem Hintergrund stellt sich den Eagles ein gewisses Henne-Ei-Problem: Wollen sie ihr Passspiel über ein Upgrade der Receiver verstärken, oder durch eines auf der Quarterback-Position?
Jalen Hurts ist aktuell der Starter, nachdem Carson Wentz nach Indianapolis getradet wurde. Wenn die Eagles dem letztjährigen Zweitrundenpick vertrauen, könnten sie mit ihrem sechsten Pick im Draft einen Top-Playmaker ziehen, mutmaßlich sogar Heisman-Gewinner DeVonta Smith. Vertrauen sie Hurts nicht, müssen die Eagles einen QB holen, was wohl einen Trade nach oben an Position 3 (Dolphins) notwendig machen würde.
Und wie es eben ist in der heutigen NFL: Wer keinen Franchise-Quarterback hat, braucht dringend einen. Die Frage ist somit, ob die Eagles glauben, einen zu haben oder eben nicht. Davon hängt ihre gesamte Offseason ab.
Washington Football Team
- Vorjahresbilanz: 7-9
- Größte Needs: Quarterback, Cornerback, Wide Receiver
- Wichtigste Free Agents: EDGE Ryan Kerrigan, LB Reuben Foster, CB Ronald Darby, LB Kevin Pierre-Louis
- Cap Space: 36,9 Millionen Dollar
Alex Smith wurde nach seinem sehenswerten Comeback entlassen und somit fehlt Washington eine klare Antwort auf der Quarterback-Position. Playoff-Überraschung Taylor Heinicke ist keine sichere Bank, ebenso wenig Kyle Allen, der von einer schweren Knöchelverletzung zurückkommt. Beide bieten eher High-End-Backup-Potenzial.
Der Free-Agent-Markt bietet bekanntlich keine überzeugenden Optionen, eher Übergangslösungen. Entsprechend wird sich Washington eher auf dem Trademarkt umsehen oder einen Trade am Drafttag in Erwägung ziehen. Mit dem 19. Pick ist ein sofortiger Starting-Quarterback im Grunde ausgeschlossen. Zumindest wird der neue Quarterback hinter eine intakte Offensive Line gestellt werden, die im Vorjahr positiv überraschte und in der Guard Brandon Scherff abermals per Franchise Tag gehalten wird.
Die gute Nachricht für das Football Team ist zudem, dass man über ein insgesamt gutes Gerüst verfügt. Washington hat eine bärenstark besetzte Defensive Line mit durchweg Erstrundenpicks der vergangenen vier Jahre, angeführt vom personifizierten Monster Chase Young. Und auch dahinter ist sehr viel Qualität vorhanden.
Auf Cornerback bräuchte es jedoch einen Ersatz für den soliden Ronald Darby. Angesichts ihres enormen Cap Spaces sind hier sicherlich alle Optionen auf dem Tisch. In der Free Agency gibt es einige interessante Kandidaten. Da dieses Team recht jung ist, wäre ein erfahrener Mann wie Patrick Peterson durchaus denkbar. Ebenso würden Leute wie Mike Hilton (Steelers), Troy Hill (Rams) oder William Jackson III (Bengals) gut zu Gegenüber Kendall Fuller passen.
Was es aber in jedem Fall noch braucht, ist ein Receiver-Upgrade. Terry McLaurin ist als Nummer 1 gesetzt, doch dahinter ist Raum für Verbesserungen.
Das Geld wäre da für namhafte Verstärkungen, das Problem könnte aber sein, Topleute in die Hauptstadt zu lotsen, sollte bis zum Start der Free Agency kein klares Bild in Sachen Quarterback herrschen. Washington ist für das Kurzpassspiel auch mit Antonio Gibson und Logan Thomas solide besetzt, es fehlt eine echte Nummer 2 gegenüber von McLaurin.
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