NFL Offseason 2021: Team-Needs NFC West: Das sind die Baustellen der Cardinals, Rams, 49ers und Seahawks

Marcus Blumberg
11. März 202111:21
Spielt Jimmy Garoppolo 2021 noch für die San Francisco 49ers?getty
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Wie werden die Los Angeles Rams mit Matthew Stafford zum Contender? Wie besänftigen die Seattle Seahawks Russell Wilson? Die Free Agency der NFL naht und SPOX beleuchtet die Baustellen der Teams. Heute im Fokus: die NFC West.

Arizona Cardinals

  • Vorjahresbilanz: 8-8
  • Größte Needs: Cornerback, Receiver, Offensive Line
  • Wichtigste Free Agents: EDGE Haason Reddick, CB Patrick Peterson, WR Larry Fitzgerald, RB Kenyan Drake, , EDGE Markus Golden, LB De'Vondre Campbell
  • Cap Space: 21,43 Millionen Dollar

Insgesamt sind 13 Vorjahres-Starter der Cardinals Free Agents, was auf den ersten Blick erschreckend wirkt. Doch bietet es eben auch die Chance für einen größeren Umbruch.

Ganz besonders akut ist die Situation in der Secondary, wo mit Patrick Peterson und Dre Krikpatrick beide Cornerbacks gehen könnten. Gleiches gilt im Übrigen für Johnathan Joseph, der sich aber ebenso wenig hervortat wie der 2019er Zweitrundenpick Byron Murphy. Insofern gilt es vor allem, Verstärkungen in diesem Bereich zu finden.

Die Cardinals gehörten 2020 zu den schlechtesten Teams, wenn es darum ging, Yards nach dem Catch zu unterbinden. Insofern sollte bestenfalls nach Leuten Ausschau gehalten werden, die athletisch besser konstituiert sind.

Der Cap Space beinhaltet im Übrigen schon Neuzugang J.J. Watt, der sicherlich die Pass-Rush-Situation der Cardinals signifikant verbessern wird. Zugleich gibt er seinem neuen Team Spielraum, wenn es um die Entscheidung geht, Edge-Rusher Haason Reddick zu halten oder nicht.

Die Tendenz geht hier nun klar zum Nein - ginge er, wäre es kein Schlag ins Kontor mehr.

Cardinals: Reicht das Personal für Kingsburys Offensiv-Idee?

Letztlich ist die Identität dieses Teams aber die Offense von Head Coach Kliff Kingsbury, die voll auf Quarterback Kyler Murray ausgerichtet ist. Im Idealfall heißt dies, dass drei oder mehr Wide Receiver auf dem Feld stehen sollten. Doch reicht dafür das vorhandene Personal?

Eher nicht, da sich Gegner zuletzt hauptsächlich auf Nummer-eins-Receiver DeAndre Hopkins gestürzt haben und damit Erfolg hatten. Es braucht somit Unterstützung für den Star des Teams. Ein weiteres Jahr Larry Fitzgerald wäre nicht verkehrt, erhöht jedoch nicht die Qualität.

Christian Kirk ist eine gute Sekundäroption, aber bei weitem keine klare Nummer 2, die es mittlerweile bräuchte. Interessant für die Cardinals dürften daher neben den üblichen Verdächtigen wie T.Y. Hilton (Colts), Marvin Jones (Lions) oder Sammy Watkins (Chiefs) auch Speedster wie Hopkins' früherer Teamkollege Will Fuller (Texans) oder - eine deutlich günstigere Option - John Ross (Bengals) sein.

Der Draft ist sicherlich auch eine Option, obgleich die fünf vorhandenen Picks wohl eher für Defense und die Offensive Line genutzt werden dürften.

Stichwort Offensive Line: Hier könnte die rechte Seite ein komplett neues Gesicht bekommen, da Guard JR Sweezy und Tackle Kelvin Beachum beide Free Agents werden. Es würde nicht schaden, die Athletik zu verbessern, da gerade im Laufspiel, das freilich kein allzu großer Faktor dieser Offense ist, Nachholbedarf besteht. Auf Right Tackle könnte eventuell einer der Bills-Free-Agents - Daryl Williams oder Ty Nsekhe - interessant sein.

Los Angeles Rams

  • Vorjahresbilanz: 10-6
  • Größte Needs: Secondary, Offensive Line, EDGE
  • Wichtigste Free Agents: EDGE Leonard Floyd, C Austin Blythe, CB Troy Hill, S John Johnson III, WR Josh Reynolds
  • Cap Space: -33,14 Millionen Dollar

Die Rams stellten im Vorjahr unter Defensive Coordinator Brandon Staley die vierteffizienteste Defense der NFL gemäß Football Outsiders (-17 Prozent DVOA). Staley allerdings ist nun der Head Coach der Chargers und seinem Nachfolger Raheem Morris drohen gleich vier Starter und ein guter Rotationsspieler wegzubrechen.

Mit Samson Ebukam und Floyd sind beide Stamm-Edge-Rusher Free Agents und dahinter drängt sich höchstens Terrell Lewis als angemessener Ersatz auf. In der Secondary droht vor allem der Abgang von Troy Hill.

Der Cornerback hat sich vom einstigen Undrafted Free Agent zum Leistungsträger entwickelt und hat ein Näschen für Turnovers. Die Rams haben den zweitwenigsten Cap Space und andere Teams dürften Hill im Visier haben.

Ebenfalls wichtig ist Safety John Johnson, der seit Jahren zu den Stützen des Teams gehört. Er könnte jedoch intern durch Taylor Rapp ersetzt werden.

Bevor sich die Rams jedoch mit irgendwelchen Upgrades befassen können, muss erstmal Cap Space geschaffen werden. Die naheliegendsten Manöver sind Vertragsumstrukturierungen für die defensiven Superstars Defensive Lineman Aaron Donald und Cornerback Jalen Ramsey.

Rams: Mehr Cap Space dank Boni für Donald und Ramsey

Würde man ihre jeweiligen Basisgehälter auf knapp eine Million Dollar reduzieren und die Differenz als Signing Bonus auszahlen, könnten knapp 27 Millionen Dollar an Cap Space eingespart werden.

Dazu bräuchte es noch den einen oder anderen Cut oder Trade, um wenigstens auf eine schwarze Null zu kommen.

Die Hoffnung ist damit voll und ganz Quarterback Matthew Stafford, mit dem auch an einem neuen oder zumindest umstrukturierten Vertrag gearbeitet wird, um seine Cap Number von derzeit 20 Millionen Dollar zu senken.

In jedem Fall aber muss General Manager Les Snead kreativ werden, um tatsächlich auch in der kommenden Saison einen Contender auf die Beine zu stellen.

San Francisco 49ers

  • Vorjahresbilanz: 6-10
  • Größte Needs: Quarterback, Secondary, Left Tackle
  • Wichtigste Free Agents: LT Trent Williams, CB Richard Sherman, S Jaquiski Tartt, CB Akhello Witherspoon
  • Cap Space: 24,0 Millionen Dollar

Nach der Super-Bowl-Teilnahme 2019 folgte eine völlig verkorkste Saison 2020, die aber im Grunde exklusiv auf das aberwitzige Verletzungspech der Niners zurückzuführen war. Nun gilt es, einen weiteren Anlauf zu starten.

Was es dazu in erster Linie braucht, ist ein Top-Quarterback. Jimmy Garoppolo dürfte gesund zurückkehren, fraglich ist jedoch, ob er tatsächlich in der Bay Area bleibt. Es gibt Treuebekundungen aus dem Front Office des Teams, doch die können genauso gut Ablenkungsmanöver sein.

Die Niners wissen, dass sie in Jimmy G einen guten Game Manager haben, aber sehr wahrscheinlich nicht allzu viel mehr. Ihre Offense ist auf den Skill-Positionen ansonsten sehr gut besetzt und selbst wenn Garoppolo vor allem kurze, sichere Pässe wirft, sind genügend Playmaker vorhanden, um damit Schaden anzurichten.

Das heißt aber auch: Wenn diese Truppe klar verbessert werden soll, wird ein neuer Wide Receiver oder Running Back keinen großen Unterschied machen. Hier müsste dann wirklich ein klar besserer Quarterback her. Oder einer mit Zukunftspotenzial aus dem Draft.

Spielt Jimmy Garoppolo 2021 noch für die San Francisco 49ers?getty

49ers: Trade für einen Quarterback im Draft?

Denkbar ist daher, dass die 49ers im Draft versuchen werden, von Position 12 hochzutraden, um einen solchen QB zu ziehen. Sei es Trey Lance oder Mac Jones. Der Wunschtraum wäre freilich Deshaun Watson von den Texans, doch diese Situation scheint festgefahren und es ist zumindest fraglich, dass hier eine Lösung bis zum Draft erfolgt.

Abgesehen davon stellt sich die Frage, wer künftig die Blindside von Garoppolo - oder wem auch immer - beschützt. Trent Williams wird Free Agent, will dem Vernehmen nach bleiben, dürfte aber teuer werden. Er ist der wohl beste Tackle auf dem Markt. Auch in dieser Sache wäre Pick 12 im Draft eine mögliche Lösung. Jeder andere Free Agent wäre ein Downgrade.

Massiv drückt der Schuh hingegen in der Secondary, wo gleich fünf Starter oder wichtige Rotationsspieler Free Agents werden. Und es ist nicht so, dass es Elite-Spieler bräuchte, um deren Produktion aufzufangen. Die imposante Defensive Line allein schon hilft mit ihren herausragenden Pass-Rushern, das Passspiel des Gegners einzudämmen.

Insofern wird man diesen Mannschaftsteil sicherlich mit einer Kombination aus Draftpicks und günstigen Free Agents neu ausrichten.

Seattle Seahawks

  • Vorjahresbilanz: 12-4
  • Größte Needs: Cornerback, Pass Rush, Offensive Line
  • Wichtigste Free Agents: C Ethan Pocic, WR David Moore, EDGE Bruce Irvin, EDGE Benson Mayowa, LB KJ Wright, CB Shaquill Griffin
  • Cap Space: 19,69 Millionen Dollar

Die einstige Stärke der Seahawks, die Secondary, entpuppte sich zuletzt als wohl größte Schwäche der Truppe. Speziell die Cornerbacks - beide Starter, Griffin und Quinton Dunbar, werden Free Agents - waren extrem ineffizient und gaben die zweitmeisten Receiving Yards an Wide Receiver ab.

Entsprechend braucht es Upgrades und diese müssen wohl oder übel durch die Free Agency kommen, da die Seahawks nur vier Draftpicks zur Verfügung und nur einen am zweiten Drafttag haben.

Troy Hill von den Rams könnte ein Thema sein, ebenso Peterson von den Cardinals, zumal der die Division gut kennt. Ansonsten macht vielleicht der 2020 wiederauferstandene Xavier Rhodes (Colts) Sinn im Nordwesten der USA.

Damit einher geht aber auch der insgesamt weiter schwache Pass Rush der Seahawks. Pro Football Focus listet die Seahawks an 25. Stelle, was Pressure Rate angeht. Und das eigentlich nur, weil Safety Jamal Adams mit seinen Blitzes kräftig mithalf. Und nun drohen auch noch Abgänge von Linebacker KJ Wright sowie Defensive Tackle Poona Ford, die noch zu den besseren Spielern der Front Seven gehören. Carlos Dunlap wurde zudem aus Cap-Gründen entlassen.

Auch für die Seahawks gilt jedoch, dass die Situation ohne allzu viel Cao Space gewissermaßen festgefahren scheint. Es braucht also wieder mal ein gutes Händchen auf dem Grabbeltisch der Free Agency. Vielleicht versucht man sich an Wandervogel Jabaal Sheard (Giants). Ansonsten braucht es eben Glück im Draft.

Seahawks: Russell Wilsons Protection

Das aber wohl größte Problem der Seahawks ist Russell Wilsons Protection. Wir wissen mittlerweile, dass auch der Quarterback selbst sehr unzufrieden mit seinen Vorderleuten ist. Football Outsiders bestätigt ihn: Die O-Line der Seahawks brachte es auf eine Adjusted Sack Rate von 8,2 Prozent - nur die Trümmerhaufen in Philly und Houston waren schlechter.

Wilson hat zwar noch keinen Trade gefordert wie Watson bei den Texans. Das Team wissen zu lassen, zu welchen Teams er sich denn unter dem Schutz seiner No-Trade-Klausel würde traden lassen, kommt dem jedoch schon recht nahe.

Wollen die Seahawks also einen zufriedenen Superstar-Quarterback, müssen sie allmählich mal in die O-Line investieren. Und diese kann durch die Bank Upgrades vertragen - seit Jahren.