NFL Offseason 2022: Team-Needs NFC South: Das sind die Baustellen der Falcons, Panthers, Saints und Buccaneers

Marcus Blumberg
18. Februar 202211:30
Bruce Arians braucht dringend einen neuen Quarterback nach dem Karriereende von Tom Brady.getty
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Nach dem Rücktritt von Tom Brady sucht man in Tampa verzweifelt nach einem Nachfolger, muss jedoch noch einige andere Lücken schließen. Die Panthers und Saints sind ebenfalls auf Quarterback-Suche, während es in Atlanta so weitergeht wie immer. Die Baustellen der NFC South im SPOX-Check.

Atlanta Falcons

  • Vorjahresbilanz: 7-10
  • Größte Needs: Interior Offensive Line, Wide Receiver, Defensive Line, Cornerback
  • Wichtigste Free Agents: RB/WR Cordarrelle Patterson, TE Hayden Hurst, EDGE Dante Fowler Jr., CB Fabian Moreau
  • Cap Space: -6,61 Millionen Dollar

Die erste Saison unter Head Coach Arthur Smith verlief wechselhaft. Es gab ein paar Lichtblicke, doch insgesamt war das Team einfach zu schwach.

Zu den Lichtblicken gehörte allen voran Tight End Kyle Pitts, der eine starke Rookie-Saison hinlegte und aussah wie jemand, auf den man noch lange wird bauen können. Zudem spielte "Receiving Back" Cordarrelle Patterson eine überraschend starke Saison, sodass es spannend wird, was er auf dem Free-Agent-Markt bekommen kann - womöglich auch von den Falcons selbst.

Insgesamt jedoch zeigte sich bei den Falcons mal wieder das altbekannte Problem, dass die Offensive Line, speziell auf Guard und Center, einfach nicht gut genug besetzt ist. Die Draftpicks der letzten paar Jahre wie Matt Hennessy (3. Runde 2020) und Jalen Mayfield (3. Runde 2021) waren wohl keine Glücksgriffe. Hier muss eigentlich angesetzt werden, um sowohl Quarterback Matt Ryan mehr Luft zu verschaffen als auch das Run Game wieder zu stärken.

Die Personallage im Receiving Corps ist darüber hinaus angespannt, zumal Russell Gage Free Agent wird. Die Hoffnung ist, dass Calvin Ridley nach seinen mentalen Problemen zurückkehrt. Allerdings soll Ridley einen Tapetenwechsel im Sinne eines Neustarts bei einem anderen Team bevorzugen. Und selbst mit Ridley bräuchte es weitere gute Optionen in diesem Bereich.

Defensiv fehlte erneut die Durchschlagskraft im Pass-Rush und der Abgang von Dante Fowler Jr. macht diese Problematik nicht einfacher.

Atlanta Falcons: Terrell entpuppt sich als Glücksgriff

In der Secondary etablierte sich derweil der 2020er Erstrundenpick Cornerback A.J. Terrell als Top-Corner in der NFL, er war eine der großen Entdeckungen ligaweit in der vergangenen Saison.

Gegenüber ist jedoch Raum für Verbesserung. Zudem - das sollte nicht unerwähnt bleiben - laufen die Verträge aller Spezialisten im Special Team aus, also die vom Kicker, Punter, und Long Snapper. Irgendwann in der Offseason muss das also auch noch angegangen werden.

All dem im Weg steht in erster Linie die schlechte Cap-Situation. Viel Spielraum hat General Manager Terry Fontenot hier nicht, sodass er kreativ werden muss. Und irgendwann muss auch die Quarterback-Situation adressiert werden. Immerhin warten vier Picks in den ersten zwei Runden des Drafts.

Carolina Panthers

  • Vorjahresbilanz: 5-12
  • Größte Needs: Quarterback, Offensive Line, Linebacker
  • Wichtigste Free Agents: LB Haason Reddick, CB Stephon Gilmore, C Matt Paradis
  • Cap Space: 16,58 Millionen Dollar

Der Versuch, in Sam Darnold den möglichen Quarterback der Zukunft zu finden, ging gründlich daneben. Er entpuppte sich als Fehlgriff, ebenso wie die fehlgeleitete Rückholaktion von Cam Newton, der einfach kein Starting Quarterback mehr ist. Entsprechend muss man sich in Charlotte erneut nach einem neuen QB umsehen.

Die beste Lösung wäre wohl ein Trade für einen der Topspieler, die mutmaßlich auf dem Markt sein könnten. Die andere Option ist der Draft, in dem man den sechsten Pick insgesamt hält - dies ist jedoch nach den Trades der letzten Monate auch der einzige Pick der Panthers in den Top-100.

Zudem gibt es das Gerücht, dass man bereit sei, sich von Running Back Christian McCaffrey zu trennen, nachdem dieser in den vergangenen zwei Saisons jeweils frühzeitig verletzt die Segel streichen musste. Das könnte für ein paar Extra-Picks sorgen.

Verbesserungswürdig ist darüber hinaus die Offensive Line, die zu den schwächsten der NFL sowohl im Pass-Blocking als auch im Run-Blocking zählte. Bis auf Right Tackle Taylor Moton und Center Matt Paradis - so der denn gehalten wird -, ist in diesem Bereich sicherlich jeder austauschbar.

Das größte Problem der Defense ist derweil die erweiterte Linebacker-Gruppe. Edge-Rusher Haason Reddick wird Free Agent und dürfte einige Interessenten haben. Und da einzig Shaq Thompson längerfristig gebunden ist, muss auch bei der Off-Ball-Linebacker-Gruppe gerade auch für die Kadertiefe nachgebessert werden.

Carolina Panthers: Matt Rhule als Lame Duck?

Was die Free Agency generell betrifft, kommt neben der Cap-Situation erschwerend hinzu, dass Head Coach Matt Rhule nach zwei durchwachsenen Jahren im Prinzip als Lame Duck dasteht und Stand jetzt relativ wahrscheinlich in seine letzte Saison bei den Panthers geht.

Seine Verpflichtung von Ben McAdoo als neuen Offensive Coordinator dürfte sein Standing nicht wirklich verbessert haben. Zudem ist mit Scott Fitterer bereits ein neuer GM installiert, der sicherlich nicht allzu viel Geduld mit Rhule haben wird.

New Orleans Saints

  • Vorjahresbilanz: 9-8
  • Größte Needs: Quarterback, Offensive Tackle, Wide Receiver, Safety
  • Wichtigste Free Agents: OT Terron Armstead, QB Jameis Winston, S Marcus Williams, LB Kwon Alexander
  • Cap Space: -75,99 Millionen Dollar

Head Coach Sean Payton hat mit seinem Rücktritt bei den Saints einen regelrechten Trümmerhaufen hinterlassen. Die Cap-Situation ist verheerend, es gibt keinen echten Quarterback und mit ihm selbst geht auch das Hirn hinter der über viele Jahre hinweg so effizienten Offense. Kein leichtes Erbe für Nachfolger Dennis Allen.

Sicherlich lässt sich die Cap-Problematik mit ein paar Cuts und Umstrukturierungen kurzfristig beheben, doch all diese Manöver werden wohl nicht für einen neuen Top-Quarterback sorgen. Und ein solcher dürfte gerade ohne Paytons Offense und sein Play-Calling bitter nötig sein.

Stand jetzt sind nur Gimmick-Spieler Taysom Hill und der letztjährige Rookie Ian Book als QBs im Kader. Und Book machte nicht den Eindruck, bereit zu sein für den Starter-Job - Hill wiederum ist einfach keine langfristige Lösung.

Erschwerend kommt hinzu, dass Left Tackle Terron Armstead, Starter der Saints seit 2014, Free Agent wird. Und ohne Cap Space dürfte es schwer sein, ihn in irgendeiner Form zu halten - Interessenten dürften bei ihm Schlange stehen.

Eine weiterhin vorhandene Problemzone ist das Receiving Corps. Hier soll Michael Thomas nach langer Verletzung endlich zurückkehren und dem Vernehmen nach auch nicht getradet werden. Doch gerade er könnte via Trade für zusätzliches Draftkapital sorgen. Allerdings ist Thomas auch ein Kandidat für eine Vertragsanpassung, um bestenfalls knapp zehn Millionen Dollar an frischem Cap Space zu generieren. Und eine sportliche Bereicherung wäre er ohnehin.

New Orleans Saints: Kommt jetzt der Umbruch?

Defensiv droht derweil eine Lücke auf Free Safety, denn alle drei auf der Depth Chart - Marcus Williams, PJ Williams und Jeff Heath werden Free Agents. Da sich die Defense mit Allen als Head Coach - vorher Defensive Coordinator - nicht verändern wird, ist das durchaus ein Problem, zumal gerade Marcus Williams eine der Stützen der Secondary war.

Da sich die Quarterback-Problematik wohl selbst mit einem möglichen Verbleib von Jameis Winston, der von einem Kreuzbandriss zurückkommt, nicht aus der Welt schaffen lässt, droht 2022 für NOLA ein Übergangsjahr zu werden.

Die Frage für GM Mickey Loomis dürfte daher sein, wie hartnäckig er an seinen Leistungsträgern festhalten will. Denn ein größerer Umbruch nach Payton ist auf Sicht wohl unausweichlich.

Tampa Bay Buccaneers

  • Vorjahresbilanz: 13-4
  • Größte Needs: Quarterback, Defensive Line, Wide Receiver, Running Back
  • Wichtigste Free Agents: WR Chris Godwin, TE Rob Gronkowski, C Ryan Jensen, RB Leonard Fournette, DL Ndamukong Suh, EDGE Jason Pierre-Paul, CB Carlton Davis, S Jordan Whitehead
  • Cap Space: 3,08 Millionen Dollar

Die Liste der Free Agents bei den Bucs ist lang und durch die Bank sind darunter Leistungsträger. Solche, die man im Vorjahr nach dem Super-Bowl-Triumph noch irgendwie hatte halten können. In diesem Jahr dürfte sich dieses Unterfangen jedoch deutlich schwerer gestalten, nicht nur aufgrund der Cap-Situation.

Einer der Hauptgründe, warum Free Agents zuletzt nach Tampa kamen oder dort blieben, ist Tom Brady. Und der ist zurückgetreten. Zwar gibt es immer noch Gerüchte, nach denen er es sich vielleicht doch nochmal überlegen könnte, doch Stand jetzt ist dem nicht so. Stand jetzt stehen die Bucs ohne Quarterback da.

Wie aus Florida zu hören ist, sind die Bucs gewillt, per Trade einen Top-Veteran zu holen. Namen wie Russell Wilson und Deshaun Watson kursieren hier, ob das gelingt, wird sich zeigen. Es wäre jedoch wohl der einzige Weg, das zuletzt hohe Niveau zu halten. Vorjahres-Rookie Kyle Trask jedenfalls scheint noch nicht bereit zu sein, das Zepter zu übernehmen.

Aus der Front Seven sind drei Starter und zwei Backups Free Agents, zudem könnten die Bucs mit Carlton Davis und Jordan Whitehead auch noch zwei Leistungsträger aus der Secondary verlieren. Und für alle gilt eigentlich, dass kaum einer davon intern ersetzt werden könnte - die Ausnahme ist wohl JPP, für den Joe Tryon-Shoyinka übernehmen würde.

Bruce Arians braucht dringend einen neuen Quarterback nach dem Karriereende von Tom Brady.getty

Tampa Bay Buccaneers: Evans allein auf weiter Flur

Was das Receiving Corps betrifft, stünde dort Mike Evans allein auf weiter Flur, sollte der am Kreuzband verletzt Chris Godwin das Team verlassen. Schon im Vorjahr spielte der unter dem Franchise Tag.

Weitere womöglich bald offene Planstellen sind indes Tight End und Running Back. Lediglich Cameron Brate (TE) und Ke'Shawn Vaughn (RB) stehen aktuell unter Vertrag. Rob Gronkowski wird kaum ohne Brady bleiben und selbst Leonard Fournettes Verbleib ist nicht garantiert, was für die Bucs bitter wäre, da sie einen sehr hohen Wert aufs Run Game legen unter Bruce Arians.

Der Erfolg dieser Offseason steht und fällt mit der Quarterback-Position. Wird hier kein guter Ersatz für Brady gefunden, droht der unweigerliche Absturz zurück ins Mittelmaß für den Champion der Saison 2020.