NFL Offseason 2022: Team-Needs NFC West: Das sind die Baustellen der Cardinals, Rams, 49ers und Seahawks

Marcus Blumberg
24. Februar 202210:38
Vin Miller (r.) wird Free Agent bei den Los Angeles Rams.getty
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Die Los Angeles Rams haben zwei Härtefälle zu behandeln, während die San Francisco 49ers und Seattle Seahawks ihre Secondarys überholen müssen. Die Baustellen der NFC West vor dem Start der Free Agency.

Arizona Cardinals

  • Vorjahresbilanz: 11-6
  • Größte Needs: Defensive Line, Guard, Wide Receiver, Cornerback
  • Wichtigste Free Agents: EDGE Chandler Jones, WR A.J. Green, WR Christian Kirk, TE Zach Ertz, RB Chase Edmunds
  • Cap Space: -813.000 Dollar

Im dritten Jahr unter Kliff Kingsbury erreichten die Cardinals erstmals die Playoffs, doch schon einige Wochen vor Saisonende ging ihnen merklich die Puste aus, was dann in einer amtlichen Klatsche im Wildcard Game gegen den späteren Champion aus L.A. mündete. Nun gilt es, nachzuladen, wenn man so will.

Offensiv besteht im Receiving Corps Handlungsbedarf, denn mit A.J. Green und Christian Kirk werden zwei Starter Free Agents. Zudem laufen die Verträge von vier Tight Ends aus, darunter auch der von Zach Ertz, der nach seinem Trade aus Philly das Passspiel über die Mitte befeuert hat. Dennoch wäre ein Tight End, der im Blocking fähig ist, keine schlechte Idee. Wichtiger wird es jedoch sein, den Supporting Cast um Nummer-1-Receiver DeAndre Hopkins stark zu halten.

Auf Guard wird Max Garcia Free Agent, zudem könnte Justin Pugh ausgetauscht werden. Während sich die Line im Pass Block zumindest solide präsentierte, war sie in Sachen Run Blocking eher zum unteren Mittelfeld zu zählen.

Defensiv wiederum fehlt es ein wenig an Tiefe. Nose Tackle Corey Peters und Edge Rusher Chandler Jones werden Free Agents. Zudem klaffte an der Front eine große Lücke, da J.J. Watt weite Teile der Saison verletzt verpasste und kein gleichwertiger Ersatz in Sicht war.

Arizona Cardinals: Der Secondary fehlt es an Qualität

Das weitaus größere Problem ist jedoch die Secondary, in der es ohnehin an Qualität fehlt. Um es auf den Punkt zu bringen: Der wohl beste Cornerback dieser Gruppe ist Byron Murphy, der allerdings eher für den Slot geeignet ist und außen nicht seine ideale Position hat.

Dennoch musste er dort meist aushelfen, da einfach nicht genügend Alternativen vorhanden waren und sind. Gerade die Cornerback-Position muss grundlegend verbessert werden, um die Probleme der Vorsaison im Rückspiegel zu lassen.

Los Angeles Rams

  • Vorjahresbilanz: 12-5
  • Größte Needs: Interior Offensive Line, Linebacker, Cornerback
  • Wichtigste Free Agents: WR Odell Beckham Jr., EDGE Von Miller, C Brian Allen, OG Austin Corbett, CB Darious Williams
  • Cap Space: -21,6 Millionen Dollar

Der Super-Bowl-Sieger wird den Großteil seiner Starter zurückbringen - trotz schlechter Cap-Situation. Dennoch gibt es ein paar Härtefälle, mit denen sich General Manager Les Snead befassen muss.

Ganz oben auf der Liste steht sicher Von Miller, der zusammen mit Aaron Donald entscheidenden Anteil am Umschwung im Super Bowl hatte. Er kündigte an, sich erstmals überhaupt die Free Agency anschauen zu wollen. Doch letztlich ist davon auszugehen, dass beide Seiten an einer weiteren Zusammenarbeit interessiert sind.

Der andere große Name ist Odell Beckham Jr., der sich zur Unzeit das Kreuzband gerissen hat und damit lange ausfallen wird. Wie es mit ihm weitergeht, ist völlig offen. Sicher passte er augenscheinlich gut rein in diese Offense. Doch zugleich dürfte er teuer werden und der Mann, den er in den vergangenen Wochen und Monaten ersetzt hat, Robert Woods, kommt nach seinem Kreuzbandriss ohnehin zurück. Mehr Tiefe im Receiving Corps kann nie schaden, wie die Rams aus Erfahrung wissen, doch ist OBJ womöglich einfach zu teuer.

Denn es gibt natürlich noch ein paar andere Baustellen, die zu beackern sind. Die Offensive Line etwa könnte ein wenig auseinanderfallen. Center Brian Allen und Guard Austin Corbett sind Free Agents und gerade Allen dürfte anderswo begehrt sein. Zudem grübelt Left Tackle Andrew Whitworth (40) über die Fortsetzung seiner Karriere. Die Tendenz scheint bei ihm eher in Richtung Ruhestand zu gehen.

Vin Miller (r.) wird Free Agent bei den Los Angeles Rams.getty

Los Angeles Rams: Viele Alternativen in der Secondary

Auf der anderen Seite des Balls ist die Lage entspannter. Es gibt generell sehr viele Alternativen auf Cornerback, sodass auch ein Abgang von Darious Williams zu verkraften wäre, ebenso einer von Donte Seayon, der von Verletzungen anderer spät in der Saison profitierte und Eigenwerbung betrieb.

Grundsätzlich jedoch sollten die Rams, gerade wenn der Draft ähnlich effizient verlaufen sollte wie in den vergangenen paar Jahren, weiterhin konkurrenzfähig sein.

San Francisco 49ers

  • Vorjahresbilanz: 10-7
  • Größte Needs: Cornerback, Offensive Line
  • Wichtigste Free Agents: OG Laken Tomlinson, OT Tom Compton, S Jaquiski Tartt, CB K'Waun Williams
  • Cap Space: -4,48 Millionen Dollar

Die spannendste Personalie der neuen Saison wird in der Bay Area Quarterback Trey Lance sein, der mit großer Wahrscheinlichkeit den bisherigen Starter Jimmy Garoppolo ersetzen wird. In den kommenden Wochen dürfte sich für Letzteren derweil ein neues Team finden lassen. Für die 49ers wiederum ist dies aber ohnehin nicht das größte Problem. Vielmehr stehen sie in Sachen Secondary ungefähr da, wo sie auch schon vor Saisonbeginn 2021 waren - im Ungewissen.

Nicht nur war Cornerback ohnehin schon auf dem Papier eine eher wacklige Angelegenheit, es war auch immer mal wieder eine klare Schwachstelle auf dem Platz, auch wenn sich die Secondary generell gegen Saisonende hin gesteigert hat. Doch nun kommt hinzu, dass drei potenzielle Starter auslaufende Verträge haben und ersetzt werden sollten. Und mit begrenztem Cap Space wird dies kein sonderlich leichtes Unterfangen.

Erschwerend hinzu kommt, dass mit Jaquiski Tartt auch noch einer der Leistungsträger dieser Defense gehen könnte. Und der aktuell einzige mögliche interne Ersatzmann Talanoa Hufanga - seines Zeichens Held im Divisional Game in Green Bay -, glänzte bislang eher im Special Team.

San Francisco 49ers: Bleibt die Offensive Line zusammen?

Auf der offensiven Seite des Balls gilt es vor allem, die Offensive Line zu betrachten. Zwei Starter werden hier Free Agents und gerade Right Tackle Tom Compton ist ein fähiger Run Blocker, was für das Run Game von Kyle Shanahan elementar ist.

Ebenfalls könnten mit Mohamed Sanu und Trent Sherfield zwei Wide Receiver aus dem engeren Kreis gehen, was jedoch intern aufzufangen ist mit - allen voran mit Jauan Jennings, der eine starke zweite NFL-Saison hingelegt hat. Jedoch kann es nicht schaden, vielleicht noch etwas an der Tiefe der Position zu arbeiten, schließlich wird Deebo Samuel auch künftig häufig im Backfield aufschlagen.

Seattle Seahawks

  • Vorjahresbilanz: 6-10
  • Größte Needs: Edge Rusher, Secondary, Offensive Line
  • Wichtigste Free Agents: OT Duane Brown, C Ethan Pocic, S Quandre Diggs, TE Gerald Everett
  • Cap Space: 34,84 Millionen Dollar

Es ist Offseason und wir reden mal wieder über die Offensive Line der Seattle Seahawks - manche Dinge ändern sich eben nie. Dieses Mal allerdings ist der Anlass vor allem die Tatsache, dass mit Duane Brown und Ethan Pocic der Left Tackle und der Center das Team verlassen könnten, was zu einem größeren Umbruch in der Line führen würde. Beide sind immerhin schon seit 2017 mehr oder minder - im Fall von Pocic - feste Größen.

Dazu könnten die zwei Top-Tight-Ends des Teams, Gerald Everett und Will Dissly, ebenfalls neue Herausforderungen suchen. Beide waren durchaus zuverlässige Anspielstationen in der Mitte des Feldes.

Spannend wird allerdings vor allem die Secondary, in der alle vier Starter, die zum Saisonende den Stamm bildeten, Free Agents werden. Safety Jamal Adams kommt von einer Verletzung zurück, doch ansonsten besteht die Chance, dass wir in diesem Mannschaftsbereich ein komplett neues Gesicht sehen werden.

An der defensiven Front fehlte es derweil erneut an konstantem Pass Rush. Rasheem Green wird Free Agent und außer Carlos Dunlap hat sich in diesem Bereich keiner in den Vordergrund gespielt.

Seattle Seahawks: Russell Wilson wird wohl bleiben

Die größte und wichtigste Personalie in Seattle bleibt jedoch die Zukunft von Quarterback Russell Wilson. Allerdings deutet mittlerweile alles darauf hin, dass er auch in der kommenden Saison für Seattle spielen wird. Das könnte sich zwar durch ein überwältigendes Tradeangebot ändern, doch ist ein solches nicht in Sicht.

Und so rückt der Fokus auf Head Coach Pete Carroll und Offensive Coordinator Shane Waldron, denen es im Vorjahr nicht gelungen war, die Offense im Passspiel variabler aufzustellen. Zu viel ging über Deep Shots auf die schnellen Receiver, zu wenig in Sachen simples Bewegen des Balls durch neue First Downs. Solange sich das nicht ändert, dürften die Seahawks in einer schweren Division weiter auf der Stelle treten.