Panel zur Free Agency - Wohin wechseln Foles, Bell und Co.?

Von Adrian Franke
08. März 201910:20
SPOX wirft einen finalen Blick auf die Free Agency - mit Einschätzungen und Prognosen der Experten!getty
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Wohin geht Nick Foles am Ende? Was wird aus dem Steelers-Duo Le'Veon Bell/Antonio Brown? Welches Team wird in der Free Agency besonders auftrumpfen - und wer könnte in einem Jahr als Free-Agent-Flop betrachtet werden? In der kommenden Woche beginnt die diesjährige Free Agency, im SPOX-Panel schauen mySPOX-User Butfumlbe93, DAZN-NFL-Kommentator Martin Pfanner, NFL-Analyst Fabian Sommer und SPOX-Redakteur Adrian Franke voraus.

1. Wo landet Nick Foles?

mySPOX-User Butfumlbe93: Jacksonville scheint beinahe beschlossene Sache zu sein. Für die Fans und die eigene Defense kann man nur hoffen, dass er nicht das Ende der QB-Planungen im Duval-Country sein wird. Ist Foles' Ceiling wirklich höher als die 2017er Saison von Bortles? Wenn ja, wie viel? Ehrlicherweise würde ich kein Team zu Foles beglückwünschen, aber durch seine starke Inkonstanz in beide Extreme, ist der Fit für die Jaguars besonders schlecht.

Fabian Sommer (NFL-Analyst): Die Zeichen stehen auf Jacksonville und es macht einfach zu viel Sinn. Bei Foles weiß man, was man bekommt: der Floor ist nicht sonderlich hoch, aber er ist ein durchschnittlicher QB, der mit einem guten Team und gutem Coaching im Januar peaken kann. Auch wenn wir wissen, dass eine Defense abhängig von Turnovers ist und Elite-Efficiency von Saison zu Saison schwer reproduzierbar ist, haben die Jaguars immer noch eine Top-10-Defense, durch welche Foles nicht andauernd Shootouts gewinnen muss. Mit John DeFilippo hat er einen Coach, der seine Stärken und Schwächen kennt und dazu Wert auf das Passing Game legt. Es riecht daher für beide nach einer Win/Win-Situation: Jacksonville erhält einen QB, mit dem sie Kurs auf die Playoffs nehmen können. Foles hingegen bekommt endlich einen Starting-Gig, dazu noch bei einem familiären Coach.

Martin Pfanner (DAZN): Die Ehe zwischen Foles und Jacksonville scheint ja tatsächlich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit arrangiert zu sein. Darum ändere ich die Frage ein klein wenig ab, hin zu "Wer sollte sich viel stärker um Nick Foles bemühen?" Ganz klar die Washington Redskins. Alex Smith wird 2019 wohl sicher aussetzen, Colt McCoy ist ebenso fraglich beziehungsweise sowieso Career-Backup und die Experimente mit Sanchez oder Johnson sollte man auch solche gewesen sein lassen. Ob an Position 15 im Draft ein "ready now"-QB-Prospect weilt ist ebenso zu bezweifeln. Keine Frage, 15 Millionen an Cap-Space sind nicht viel, aber mit ein klein wenig Kreativität und Willen könnte man auch einen gut dotierten Vertrag für Foles im Budget unterbringen (zumal eines der Learings der Ära Snyder sein müsste, dass man selbst mit viel "dead money" hin und wieder kompetitiv war). Und zweimal pro Saison Foles vs. Philly hätte doch was. Nachtrag: Oder man holt sich natürlich, wie letzte Nacht wohl geschehen - mit Case Keenum einen Nick Foles für Arme...

Adrian Franke (SPOX): Man kommt um die Jaguars nicht herum. Diverse Insider vermelden, dass es zu dieser Paarung kommen wird, und rein wenn man die Situation selbst analysiert, sehe ich es genau wie du, Fabian - es macht einfach zu viel Sinn. Die Nachfrage für einen Quarterback wie Nick Foles - gemeint ist ein Routinier, der für ein paar Jahre das Zepter übernehmen soll - ist dieses Jahr einfach gering: Die Broncos haben sich für diese Rolle Flacco geholt, die Dolphins werden nach einer günstigeren und kurzfristigeren Übergangslösung schauen und ein Team wie Cincinnati oder Oakland wird eher beim Status Quo bleiben und in den Draft schauen, als sich Foles zu holen. Das sollte im Umkehrschluss auch den Preis etwas drücken, denn in meinen Augen ist es durchaus realistisch, dass hier die Jags am Ende der einzige ernsthafte Interessent sind. Für mich wäre es, auch wenn Foles ebenfalls ein massiv inkonstanter Quarterback ist, immer noch ein deutliches Upgrade gegenüber Bortles und mit dem neuen Offensive Coordinator John DeFilippo ist auch ein Coach da, der weiß, wie man mit Foles arbeitet.

2. Was wird aus Le'Veon Bell und Antonio Brown?

Anm. d. Red.: Die Frage wurde von allen Teilnehmern beantwortet, bevor die Gerüchte über einen möglichen Trade von Antonio Brown zu den Buffalo Bills aufkamen.

Fabian Sommer (NFL-Analyst): Drama, Baby! Beide haben sich in Sachen Teamfähigkeit zuletzt nicht mit Ruhm bekleckert, doch denke ich, dass Brown immer noch den viel größeren Value hat als Bell, alleine schon positionsbedingt. Antonio Brown ergibt für viele Teams Sinn, die bereit sind, seinen Cap Hit mitzutragen. Bei dem Vertrag will man eigentlich keinen hohen Pick für ihn abgeben, aber er ist eine Bank und bietet für die nächsten zwei bis drei Jahre wohl immer noch Top-Qualitäten und Production eines WR1. Jon Gruden könnte doch einen Late-First abdrücken - ein WR aus dem Draft kommt sicherlich nicht an Brown heran. Bei Bell sehe ich folgendes Problem: er spielt auf der am ehesten zu ersetzenden Position, ist bereits 27 Jahre alt, will aber einen Top-Vertrag mit viel garantiertem Geld. Ich sehe keinen Grund, warum ein Team ihm das geben sollte. Man kann einen großen Teil von Bell's Production mit einem Mid-Round-Pick im Draft bekommen. Daher würde es mich nicht wundern, wenn Bell nicht direkt gesigned wird, sondern ein paar Gespräche mehr führen muss.

Martin Pfanner (DAZN): Beide haben unfassbares Talent auf dem Platz. Und unfassbares Talent, sich mental ins Abseits zu manövrieren. Ohne auf die Kinkerlitzchen der beiden "Killer Bees" einzugehen, Bell und Brown werden 2019 außerhalb von Pittsburgh neue Karriere-Kapitel schreiben. Klarerweise gestaltet sich das bei Brown, wo noch ein entsprechender Trade-Partner gesucht wird, schwieriger als bei Free Agent Bell. Mein Gefühl sagt mir, dass beide bei Organisationen landen, die "Team First" und "Character First" maximal als Lippenbekenntnisse sehen und damit eigentlich ohnehin schon eine problematische Team-Kultur haben. Jetzt trifft dies auf ein gutes Drittel der Franchises zu. Aber hierbei würden die kolportierten Teams wie die Jets (Bell) und Oakland (Brown) zumindest mal theoretisch ins Beuteschema passen.

Adrian Franke (SPOX): Bei Brown scheint in Pittsburgh ja schon eine Art Resignation eingesetzt zu haben. Glaubt man den Berichten, sind die Steelers mit ihren Preis-Forderungen bereits deutlich runter gegangen, und die vermeintliche ausgerufene Deadline für den heutigen Freitag legt ebenfalls nahe: "Gebt uns jetzt euer bestes Angebot". Ich vermute, dass dieses Angebot im Endeffekt von den Raiders kommen wird, weil sie zwei Picks spät in der ersten und einen hoch in der dritten Runde haben. Ob das Sinn macht ist eine andere Frage, der Eindruck wächst aber, dass Gruden den Umbruch schneller vorantreiben und eine dynamische Offense aufs Feld bringen will. Mit Brown, vielleicht mit Kyler Murray, vielleicht auch noch mit Le'Veon Bell. Auf dessen Markt bin ich wirklich sehr gespannt, unter dem übergeordneten Aspekt: Als wie wertvoll erachten Teams einen Running Back? Im Endeffekt gehe ich davon aus, dass die Jets hier zuschlagen. Die Jets hat den Cap Space, um auch 1,2 Millionen Dollar mehr locker zu machen und in New York macht man kein Geheimnis daraus, dass in dieser Free Agency investiert werden soll. Auch der Bedarf auf der Position ist da und man würde Sam Darnold unter die Arme greifen.

mySPOX-User Butfumlbe93: Bell hat sich finanziell verkalkuliert. Pittsburgh hat eindrucksvoll bewiesen, wie man die Leistung auf der Running Back Position duplizieren kann. Ich nehme an (und hoffe), dass auch die anderen Teams das mitbekommen haben und mit ihren Angeboten sich zurückhalten. Die Jets und Bills könnten ihre jungen Quarterbacks unterstützen wollen und hätten beide das notwendige Kapital. Brown soll doch mehr Nachfrage erhalten, als man nach dem medialen Theater für möglich gehalten hatte. So zumindest die Gerüchte rund um die Combine. Der Trade wird sich massiv auf den Draft auswirken. Oakland ist ein Kandidat. Oder plant man dort gar selbst den Sprung zum 1st Overall? Mein Tipp: Tennessee. Mariota steht am Scheideweg. Zu lange wartete man bisher auf den Durchbruch, zu oft waren Scheme und Mitspieler gern genutzte Ausreden. Der zweitbeste Receiver der Liga (zumindest vor 2018) käme da ideal. Und mit dem 19. Draftpick hat man etwas anzubieten, mit dem man gleichzeitig nicht so eine Unterstützung für die kommende Saison finden wird.

3. Von welchem Team sprechen wir nach der Free Agency als "Gewinner"?

Adrian Franke (SPOX): Von den Jets. Ja, "Gewinner" und "Verlierer" nach der Free Agency sind genauso dünnes Eis, wie nach dem Draft. Aber ich vermute, dass die Jets zumindest das Team sein werden, dass nach der Free Agency die meisten signifikanten Verpflichtungen getätigt hat, und das auf beiden Seiten des Balls. Offensichtlich soll ein neuer Center her - Matt Paradis ist hier der dickste Fisch im Free-Agency-Teich und könnte sehr gut in New York landen. Gleiches gilt für einen der nach den Franchise Tags noch verfügbaren Edge-Rusher wie Dante Fowler, um nicht mit einem klaren Need in den Draft gehen zu müssen. Dazu kommen die offensiven Waffen, ich vermute, dass einer der besten Receiver und einer der besten Running Backs - wenn nicht Bell, dann Tevin Coleman beispielsweise - ebenfalls bei Gang Green landet. Ob das am Ende alles zusammen funktioniert? Das weiß niemand. Aber die Jets werden in 2 Wochen als das Team daherkommen, das auf dem Papier den größten Sprung nach vorne gemacht hat.

mySPOX-User Butfumlbe93: Jets, Bills, Browns, Cardinals. Alle haben Rookie-QBs und alle haben genügend freien Cap Space. Jetzt muss man aggressiv werden! Die Raiders sind auch hier das Darkhorse. Lotst das Front Office um Gruden und Mayock dieses Jahr schon namhafte Neuzugänge in die Bay oder wartet man bis zum Umzug nach Vegas? Selten sind jedoch die größten Ausgeber am Ende auch die größten Gewinner. Colts GM Chris Ballard macht bisher einen überragenden Job in Indy, hat dieses Jahr beinahe unerschöpfliche Mittel und wird wohl trotzdem nicht bei jedem großen Namen die Brieftasche öffnen, sondern sein Team gezielt verstärken und es weiter primär über den Draft aufbauen.

Martin Pfanner (DAZN): Offiziell wird es niemand tun und doch sind für mich die Gewinner der letzten Free-Agency-Perioden immer jene Teams gewesen, die während der ersten Welle an Signings ruhig geblieben sind. Das Wettbieten um Free Agents lohnt sich nur in den seltensten Fällen, weil tatsächliche "premium talents" nur noch selten auf den freien Markt kommen. Unvergessen ist und bleibt für mich das "Dream Team" der Philadelphia Eagles 2011. Ein abschreckendes Beispiel wie der sichere Sieger der Free Agency nur wenige Monate später eine harte Landung hinlegen musste. Und damit ein Lehrstück in puncto Abwarten, Geduld bewahren und vor allem via Draft und verhältnismäßig billigen Free Agents den Kader zusammenzustellen.

Fabian Sommer (NFL-Analyst): Wenn ich mich auf ein Team festlegen muss, wären es die Browns. Sie haben ihren Quarterback im Rookie-Fenster, der bereits viel weiter ist als jeder dachte, und sie haben auf dem Papier einen tollen Coaching-Staff. GM John Dorsey sagte zwar, dass er nicht aggressiv sein wird, aber das sollte man ihm nicht abkaufen. Es ist ein junges Team mit viel Potenzial, das ein paar Moves von einem Playoff-Platz entfernt ist. Diese Woche kamen schon Gerüchte um einen Trade für Odell Beckham auf, was eine tolle Sache wäre. Baker Mayfield und Odell Beckham unter Freddie Kitchens und Todd Monken in einer vertikalen, aggressiven Offense wäre der Wahnsinn. DE Trey Flowers, LB Jordan Hicks und CB Bryce Callahan wären Targets, die perfekt passen würden und das Team sofort besser machen. Der Cap Space ist auch vorhanden.

4. Wer wird der diesjährige Free Agency Flop?

Fabian Sommer (NFL-Analyst): Mark Ingram. Der Name kursiert des Öfteren durch die Medien. Das Problem bei Running Backs ist, dass die Position am meisten von Fremdfaktoren abhängig ist, in dem Fall Offensive Line, Scheme und Play-Calling. Ingram ist bereits 29 und war bei Effizienz-Metriken, welche im Ansatz die individuelle Leistung eines RBs bewerten, höchstens Durchschnitt. Unter 57 Running Backs mit 100 oder mehr Touches war er auf Platz 36 in "Broken Tackles per Touch". Er ist nicht wirklich explosiv und kein begnadeter Receiving-Back. Wenn er zu einem Team geht, das keine gute Offensive Line hat, wird seine Stat-Line arg leiden. Ein cleverer Coach wird ihn bestimmt nicht als RB1 verpflichten. Ich könnte ihn mir bei den Panthers als RB2 neben Christian McCaffrey vorstellen, aber gegnerische Defenses werden vermutlich wissen, was kommt, wenn Ingram im Backfield steht.

mySPOX-User Butfumlbe93: Le'Veon Bell. Mögliche Gewichtsprobleme stehen im Raum, die Produktion des Running Backs ist, wie Fabian schon gesagt hat, sehr abhängig von der umgebenden Offense und ganz nebenbei wird er nach jedem schwächeren Spiel im Spotlight der Medien stehen. Ich erwarte wenig. Runner Up: Tyrann Mathieu. Der Honey Badger läuft besonders in Coverage der Form alter Cardinals-Zeiten hinterher. Dass man in Houston nach einem Jahr nicht mehr mit ihm plant spricht Bände. Der Name wird trotzdem einen lukrativen Vertrag bringen, aber kann er nochmal zu alter Klasse finden?

Adrian Franke (SPOX): Bell ist wohl der wahrscheinlichste Kandidat, weil er einer der bestbezahlten wenn nicht der bestbezahlte Spieler auf seiner Position sein wird und ich nicht glaube, dass er diesem Investment gerecht werden kann. Wenn ich die Wahl zwischen Bell zu einem Top-Gehalt und Tevin Coleman zu einem Bruchteil dieses Gehalts hätte, würde ich mich für Coleman entscheiden. Vielleicht erleben wir allerdings auch eine Überraschung, und die Geschehnisse der vergangenen Saison führen dazu, dass Teams Running Backs nicht mehr diese Top-Verträge geben - für ein moderates Gehalt kann Bell immer noch ein Gewinn für eine Offense sein. Wo wir uns dagegen sicher sein können, ist, dass Teams für Quarterbacks immer viel Geld ausgeben werden. Ich gehe deshalb auf die erste Frage zurück und sage: Jacksonville wird letztlich Foles einen Vertrag geben, der Garantien über mindestens zwei, eher drei Jahre beinhaltet - und das werden die Jags bereuen. Auch wenn sie sich gegenüber Bortles verbessern.

Martin Pfanner (DAZN): Analog zur vorangegangenen Frage: All diejenigen, die in der ersten Free-Agency-Phase hochdotierte Verträge einheimsen, weisen hohes Flop-Potential auf. Ein Blick auf die letzte Transferperiode und die Verträge, die dort ausgehändigt wurden, lohnt sich.

  • Kirk Cousins (MIN), Vertrag über drei Jahre und 84 Millionen (vollständig garantiert). Ob Minnesota mit dem Wissensstand von heute noch mal so tief in die Tasche greifen würde?
  • Malcom Butler (TEN), Vertrag über 61 Millionen (30 garantiert). In New England noch Super Bowl-Hero, in Tennessee Playoff-Zuschauer. Das PFF-Rating ist okay, die Bezahlung passt nicht dazu.
  • Sammy Watkins, (KC) Vertrag über drei Jahr und 48 Millionen (30 garantiert). Die Produktion ist verletzungsbedingt mager, aber auch die 519 Yards und drei Touchdowns in 10 Partien deuten mehr auf Mitläufer als auf Difference Maker hin. Bezahlt wird er wie Letzteres.

I rest my case.

5. Welches sind deine drei Top Under the Rader Free Agents dieses Jahr?

mySPOX-User Butfumlbe93:

  • Tre Boston, FS, Cardinals: The same procedure as every year: Boston wechselt das Team, unterschreibt einen Einjahresvertrag, spielt hauptsächlich Free Safety und lässt dort keine Big Plays in Coverage zu. Das hat in der heutigen NFL eigentlich einen großen Value. Was die Liga wohl nicht an ihm mag?
  • Quinton Spain, G, Titans: Den 27-jährigen kennen außerhalb Tenneesses nicht viele, dabei startet er seit vier Spielzeiten als Left Guard und macht dort besonders in Pass-Protection einen hervorragenden Job. Die ganze Liga sucht nach Offensive Lineman, wer Spain angelt hat eine Sorge weniger.
  • Maxx Williams, TE, Ravens: Der vergessene Tight End aus Baltimore. Der ehemalige Zweitrunden-Pick war schon immer ein starker Pass-Protector, in der letzten Saison hat er auch endlich als Receiver seine wenigen Chancen genutzt. Keine 25 Jahre alt, hat Williams noch das beste Football-Alter vor sich und kann beim richtigen Team zur Matchup-Waffe werden. Der starke Tight-End-Jahrgang im Draft wird ihn außerdem sehr günstig verfügbar werden lassen.

Adrian Franke (SPOX): Bei Boston muss ich dir kurz zustimmen, hättest du ihn nicht genannt, wäre er auf meiner Liste ganz oben gewesen. Der Safety-Markt ist dieses Jahr wieder extrem tief, keine Positionsgruppe hat so viele sehr gute Spieler zu bieten und das wird unweigerlich dazu führen, dass hier Starter, die einen echten Unterschied machen können, günstig zu haben sein werden. Da kann Boston rein fallen, der gewissermaßen die günstigere Version von Earl Thomas sein kann und jetzt zwei Jahre als Deep Free Safety auf sehr hohem Level gespielt hat.

  • Pierre Desir, CB, Colts: Hatte sein Breakout-Jahr ein wenig aus dem Nichts, aber dafür umso vielversprechender. In der Zone-lastigen Colts-Defense hatte er zwar natürlich auch überdurchschnittlich viel Hilfe durch Safeties dahinter, doch wenn Indy in Man Coverage ging, war er der Nummer-1-Corner und hielt gegen die Elite-Receiver mit guter Physis und Agilität stand. Outside-Cornerbacks werden immer wertvoller, Teams werden sich jetzt fragen, ob Desir seine Saison wiederholen kann.
  • Josh Bynes, LB, Cardinals: Hatte ein sehr gutes Jahr in Arizona, was seine Entlassung aus Cap-Gründen etwas überraschend macht. War solide in Coverage, stark gegen den Run und sammelte zwischenzeitlich über fünf Spiele während der Saison sechs QB-Pressures.
  • Bryce Callahan, CB, Bears: Neben Seattles Justin Coleman der spannendste Slot-Corner auf dem Markt. Verzeichnete über die letzten beiden Jahre drei Touchdowns und war dabei konstant sehr stark in Coverage und ließ bislang in seiner gesamten NFL-Karriere (1.374 Coverage-Snaps) nur drei Touchdowns zu. Slot-Cornerbacks sind in der heutigen NFL nicht nur de facto Starter, ihre Rolle wird auch immer wichtiger.

Martin Pfanner (DAZN): "Under the radar" ist immer so eine Sache. Auf irgendeinem Radar-Schirm sind die Spieler in der 24/7-Hot-Take-Instant-Reaction-Welt der NFL ja sowieso dauernd. Darum eine kleine Differenzierung:

Below the radar?

  • Eric Weddle, S, Ravens: Mit 34 Jahren nicht mehr ganz jung, aber für viele Secondarys ein Gewinn. Hat noch dazu 185 von 192 möglichen Karriere-Spielen absolviert.
  • Terrell Suggs, Edge, Ravens: Vielleicht in die Jahre gekommen, aber in einer Rotation für den einen oder anderen Sack gut
  • Stephen Gostkowski, K, Patriots: Kicker-Signings sind selten sexy, aber falls wer statt der Parkeys dieser Welt ein wenig Verlässlichkeit möchte.

On anyone's radar?

  • Tyler Eifert, TE, Bengals: gut möglich, dass der Körper zu kaputt ist. Ich würde ihn dennoch gerne bei einem Team sehen, das TEs einzusetzen weiß (Indy, NE, NO).
  • Domata Peko, DT, Broncos: guter und sicher nicht allzu teurer Run-Stuffer. Könnte ich mir in einer der beiden North-Divisons gut vorstellen
  • Thomas Davis, LB, Panthers: selbst wenn der Tank langsam leer sein sollte, ihn würde ich mir nur für den Locker Room holen.

Fabian Sommer (NFL-Analyst): Ziemlich unter dem Radar fliegt für mich Cowboys-Receiver Cole Beasley. Er wird im April 30, würde insbesondere junge Quarterbacks für die nächsten drei Jahre mit einer sicheren Anspielstation aus dem Slot versorgen. Dazu wird er bestimmt nicht sonderlich teuer. Er kreiert ordentlich Separation, hat aber in Dallas zu selten den Ball bekommen. Beasley sagte sogar, dass in Dallas die Targets vom Management gelenkt worden sind. Der nächste ist auch bei mir Tre Boston, der aus mir unerklärlichen Gründen vergangenen Sommer lange Free Agent war. Nach einer eigentlich bärenstarken Coverage-Saison bei den Chargers in 2017 war er auch bei den Cardinals in 2018 einer der Lichtblicke der Defense. Dann hätten wir abschließend noch Defensive Tackle Darius Philon, der in der letzten Saison die Verletzungen entlang der Defensive Line bei den Chargers zu seinem Vorteil nutzen konnte und auf sich aufmerksam gemacht hat.