Divisional Round Preview: Gibt es die Wilson-Show in Green Bay?

Jan Dafeld
12. Januar 202012:04
Russell Wilson trifft mit den Seattle Seahawks auf die Green Bay Packers.getty
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Am zweiten Tag der Divisional Round empfangen zunächst die Houston Texans die Kansas City Chiefs. Können Deshaun Watson und Co. der herasuragenden Offense rund um Patrick Mahomes etwas entgegensetzen? Anschließend treffen die Green Bay Packers auf die Seattle Seahawks. Beide Playoff-Spiele seht ihr am Sonntag ab 21.05 Uhr bei DAZN.

No. 2 Kansas City Chiefs (12-4) vs. No. 4 Houston Texans (10-6) (So., 21.05 Uhr auf DAZN)

Kansas City Chiefs: Der Weg in die Playoffs

Kansas City legte den Grundstein für seinen Playoff-Einzug gleich zu Saisonbeginn. Dank vier Siegen aus den ersten vier Spielen der Regular Season geriet der Sieg in der schwachen AFC West nie wirklich in Gefahr - trotz vier Niederlagen aus sechs Spielen in der Saisonmitte.

Mit einem fitten Patrick Mahomes sowie einem vollen Waffen-Arsenal mit Tyreek Hill, Travis Kelce, Sammy Watkins und Mecole Hardman erreichten die Chiefs wieder ihre Bestform. Die letzten sechs Saisonspiele gewann das Team von Head Coach Andy Reid allesamt. Durch die Niederlage der Patriots gegen Miami ergab dies letztlich sogar noch Platz zwei in der AFC.

Houston Texans: Der Weg in die Playoffs

Seit Saisonbeginn wechseln sich bei den Texans stets zwei Siege in Serie mit einer Niederlage ab. Über eine gesamte Saison ergibt dies einen relativ ungefährdeten Einzug in die Playoffs. In der letzten Woche der Regular Season konnte das Team von Head Coach Bill O'Brien seine größten Leistungsträger bereits schonen.

Aufgrund von Niederlagen gegen die Panthers sowie die Broncos geriet eine Bye Week in der Wildcard Round für Houston allerdings relativ früh in beinah unerreichbare Distanz. Nach ihrem vierten Playoff-Einzug in den letzten fünf Jahren taten sich die Texans zuhause gegen die Bills vor allem offensiv lange schwer, erst in der Overtime gelang dem AFC-South-Champion der Einzug in die Divisional Round.

Die aktuelle Situation der Chiefs:

Ihren wohl größten Ausfall hatten die Chiefs bereits im letzten Saisonspiel der Regular Season zu beklagen: Safety Juan Thornhill zog sich gegen die Chargers einen Kreuzbandriss zu und wird somit in den Playoffs nicht mehr zur Verfügung stehen.

Mit Ausnahme des Rookies sowie Cornerback Morris Claiborne (Schulter) kann Kansas City dank einer zweiwöchigen Pause allerdings weitestgehend gesund in sein erstes Playoff-Spiel gehen. Hinter den Einsätzen von Tight End Travis Kelce (Knie) sowie Interior Defender Chris Jones (Wade) steht offiziell noch ein Fragezeichen, bei beiden ist allerdings davon auszugehen, dass sie am Sonntagabend auf dem Feld stehen werden.

Die aktuelle Situation der Texans:

Die Texans bangen wie bereits in der Vorwoche um Wide Receiver Will Fuller. Der Speedster kämpft nach wie vor mit einer Leistenverletzung und konnte in der Woche nicht voll trainieren. Ob er spielen kann, wird sich voraussichtlich erst unmittelbar vor Spielbeginn entscheiden.

Während J.J. Watt zuletzt wieder voll trainieren konnte und noch mehr Snaps als gegen Buffalo erhalten soll, stehen hinter den Einsätzen von Safety Jahleel Addae (Knie) sowie den Tight Ends Darren Fells (Hüfte) und Jordan Akins (Oberschenkel) noch Fragezeichen. Sollte Addae ausfallen, würde der 38-jährige Mike Adams seinen Platz einnehmen müssen, bei den Tight Ends steht Jordan Thomas als Ersatz bereit.

Chiefs vs. Texans: Players to watch

Armani Watts (Safety, Chiefs)

Die Verletzung von Thornhill erregte weniger Aufmerksamkeit als beispielsweise die Verletzungsprobleme von Fuller auf der Seite der Texans. Doch der Ausfall des Safetys trifft die Chiefs durchaus: Kein anderer Spieler im Kader der Gäste verfügt über den Speed, um die Rolle des Free Safety so einzunehmen, wie es Thornhill während der Regular Season getan hatte.

Kansas City dürfte nun mehr auf Coverages mit zwei tiefen Safeties setzen, einen Single-High-Spieler brauchen sie dennoch. Diese Rolle wird vermutlich vor allem Watts (und teilweise Daniel Sorensen und Kendall Fuller) zukommen. Der Viertrundenpick 2018 ist talentiert, kam bis zum Ausfall von Thornhill aber praktisch ausschließlich in den Special Teams zum Einsatz. Sollte Watts gegen die Texans merklich wackeln, könnte das den Gästen deutlich mehr Möglichkeiten im Deep-Passing-Game geben.

Deshaun Watson (Quarterback, Texans)

Watsons Qualitäten sind unbestritten, auch in der Wildcard Round führte er seine Texans nach einem holprigen Start ins Spiel mit einem herausragenden Play in der Overtime schließlich doch zum Sieg. Gegen die Chiefs und ihre herausragende Offense wird er sich solch ein langes Warmlaufen aber nicht erneut erlauben können.

Das große Manko des jungen Quarterbacks ist bekannt: Watson hält den Ball oft zu lange, gegen die Bills schluckte er sieben Sacks und brauchte im Schnitt 3,7 Sekunden bis zum Wurf. Gegen Frank Clark, Chris Jones und Co. wird er seine Ziele deutlich schneller finden müssen. In der Regular Season gelang ihm dies gegen Kansas City sehr gut (null Sacks). Kann Watson Steve Spagnuolos Defense erneut sehr schnell attackieren und auch den Ausfall von Thornhill ausnutzen, könnten die Texans selbst in einem Shootout Schritt halten.

Chiefs vs. Texans: Darauf kommt es an

Im ersten Aufeinandertreffen bereiteten die Texans Mahomes, der allerdings merklich angeschlagen war, Probleme wie kaum ein Team vor ihnen. Dass dies der unterdurchschnittlichen Houston-Defense nun erneut gelingt, darf stark bezweifelt werden. Ziel der Gastgeber sollte es sein, den amtierenden MVP zumindest phasenweise stoppen zu können - und auf die eigene Offense zu vertrauen.

Mit DeAndre Hopkins, einem fitten Will Fuller, Problemen in der Chiefs-Secondary sowie Deshaun Watson, der den Ball nicht zu lange hält, sollte Houston durchaus Punkte auflegen können. Noch stehen hinter einigen dieser Variablen aber Fragezeichen. Die Texans werden einen deutlich besseren Tag ihrer Offense als zuletzt gegen Buffalo brauchen, um bis zuletzt im Spiel zu bleiben.

Chiefs vs. Texans: Prognose

Die Texans verfügen über die Mittel, um an einem guten Tag eine effektive Offense gegen die Chiefs aufs Feld führen zu können. So mancher Texans-Drive dürfte allerdings durch den starken Pass-Rush der Gastgeber beendet werden. Ob Houston defensiv dagegenhalten und einen Shootout verhindern kann, darf angesichts des Waffen-Arsenals von Mahomes jedoch bezweifelt werden. Letztlich wird die offensive Feuerkraft von KC vermutlich zu groß sein. 34:20 Chiefs.

No. 2 Green Bay Packers (13-3) vs. No. 5 Seattle Seahawks (11-5) (Mo., 0.40 Uhr auf DAZN)

Green Bay Packers: Der Weg in die Playoffs

Sieben Siege aus den ersten acht Saisonspielen katapultierten Green Bay früh auf den ersten Platz der NFC North und mitten ins Rennen um eine Bye Week in der Wildcard Round. Mit einem Sieg über die Vikings sicherten sich die Packers bereits in Woche 16 den ersten Platz in der Division.

Den hauchzarten Vorsprung vor den Saints verteidigte das Team von Head Coach Matt LaFleur schließlich in der letzten Woche der Regular Season. Gegen die Lions enttäuschten Aaron Rodgers und Co. zwar über weite Strecken, sicherten sich durch einen knappen Sieg aber letztlich dennoch Platz zwei in der NFC.

Seattle Seahawks: Der Weg in die Playoffs

Seattle befand sich bis zuletzt im Rennen um den ersten Platz in der NFC - leider gemeinsam mit dem Division-Rivalen aus San Francisco. Durch Niederlagen gegen die Rams und die Cardinals gaben die Seahawks kurz vor dem Ende der Regular Season ihre formidable Stellung aus der Hand. In Woche 17 besiegelte dann eine hauchdünne Niederlage gegen die 49ers Seattles Dasein als Wildcard-Team.

In der Wildcard Round tat sich das Team von Head Coach Pete Carroll gegen ein extrem dezimiertes Eagles-Team überraschend schwer, machte letztendlich aber doch in der regulären Spielzeit den Einzug in die Divisional Round klar. Russell Wilson, über die erste Saisonhälfte noch der Favorit auf den MVP-Titel, kühlte zum Saisonende hin etwas ab, wurde aber dennoch zum All-Pro gewählt.

Die aktuelle Situation der Packers:

Nach zwei Wochen Pause gehen die Packers weitestgehend fit in die Divisional Round. Interior Defender Tyler Lancaster, Fullback Danny Vitale und Running Back Dexter Williams waren zuletzt alle krank und drohen daher auszufallen, die drei sind für Green Bay jedoch alles andere als unersetzlich.

Deutlich schwerer wiegen würde ein Ausfall von Interior Defender Kenny Clark. Der Pro Bowler fehlte am Mittwoch im Training, konnte in den beiden anschließenden Einheiten aber schon wieder teilweise mittrainieren. Ein Ausfall von Clark käme daher überraschend.

Die aktuelle Situation der Seahawks:

Die Seahawks bangen um ihre Offensive Line. Mike Iupati (Nacken) wird aller Voraussicht nach ausfallen, auch die Tackles Duane Brown (Knie) und George Fant (Leiste) könnten das Playoff-Spiel verpassen. Durch Seattles Verletzungssorgen dürfte Jamarco Jones ins Starting Lineup rücken, fallen tatsächlich alle drei Spieler aus, könnte sogar Chad Wheeler, der erst diese Woche aus dem Practice Squad verpflichtet wurde, spielen müssen.

Defensiv sind derweil die Edge Defender Ziggy Ansah (Nacken) und Quinton Jefferson (Knie) angeschlagen. Jadeveon Clowney (Knöchel) ist offiziell als fraglich gelistet, trainierte am Freitag jedoch voll mit und wird aller Voraussicht nach auf dem Platz stehen.

Packers vs. Seahawks: Players to watch

Za'Darius und Preston Smith (Edge Rusher, Packers)

Kein Pass-Rushing-Duo verbuchte in der Regular Season mehr Sacks als die Smiths, Za'Darius führte die Liga sogar in Pressures an. Gegen eine wacklige Offensive Line der Seahawks, die obendrein unter einigen Verletzungssorgen leidet, sollten die beiden ihre herausragende Saison fortsetzen können.

Bleiben Smith und Smith allerdings hinter den Erwartungen zurück, könnte das die eigene Defense vor einige Probleme stellen. Mit Ausnahme von Clark verfügt Green Bay ansonsten kaum über Pass-Rushing-Präsenz. Bekommt Wilson in der Pocket zu viel Zeit, sollte es ihm gelingen, die Packers über Tyler Lockett, D.K. Metcalf und Co. mehrfach mit Big Plays zu attackieren. Dies zu verhindern, ist also hauptsächlich die Aufgabe des Smith-Duos.

Russell Wilson (Quarterback, Seahawks)

Es sieht mehr und mehr so aus, als würde Seattle in den Playoffs so weit kommen, wie Wilson sie tragen kann. Die Defense agiert mittlerweile einige Level unter dem der dominanten Legion-of-Boom-Tage, das Running Game scheint nach den Verletzungen im Running Back Corps sowie der Offensive Line mehr und mehr zu einer echten Schwäche zu werden.

Wilson mag in der zweiten Saisonhälfte ein wenig abgebaut haben, der 31-Jährige gehört dennoch nach wie vor zu den absoluten Elite-Quarterbacks der NFL und kann jederzeit für ein herausragendes Play gut sein. Gegen die inkonstante Packers-Secondary scheint das Deep-Passing-Game über Wilson Seattles größter Trumpf in der Divisional Round zu werden. Solange Wilson einen (weiteren) Sahnetag erwischen kann, darf man die Seahawks niemals abschreiben.

Packers vs. Seahawks: Darauf kommt es an

Auch Rodgers spielt nicht mehr auf dem guten Level des Saisonstarts, mit den Seahawks wartet allerdings ein alles andere als unlösbares Matchup auf den 36-Jährigen. Josh McCown brachte in der Wildcard Round 75 Prozent seiner Pässe an den Mann - mit einem gerissenen Oberschenkelmuskel! Zeigt Rodgers sich in seinen Pässen zielgenauer als zum Ende der Regular Season, dürfte Green Bays Offense nur schwer vom Feld zu kriegen sein.

Auf der Gegenseite steht Seattles Play-Calling einmal mehr im Mittelpunkt. Trotz der Verletzungssorgen in der Offensive Line werden Wilson und seine gefährlichen Waffen in der Lage sein, die Packers tief zu attackieren. Doch: Wie oft erlauben ihm die Seahawks genau das? Für die Gäste dürfte es zentral werden, ihren Superstar nicht zu häufig in lange und klare Passing Downs zu bringen.

Packers vs. Seahawks: Prognose

Mit Wilson als Quarterback scheint für die Seahawks in nahezu jedem Spiel ein Sieg möglich, dominant wirkte zuletzt weder die Defense noch die Offense der Packers. Und doch: Die Duelle an der Line of Scrimmage sollte Green Bay beide für sich entscheiden, kommen Rodgers und das Running Game der Packers einigermaßen ins Rollen, könnten die Anforderungen an die Offense der Gäste zu groß werden. 27:24 Packers.