NFL: Playoffs oder Absturz? Bei diesen Teams herrscht Grund zur Panik

Marcus Blumberg
12. November 202112:32
Patrick Mahomes und die Kansas City Chiefs müssen derzeit im die Playoffs bangen.getty
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Halbzeit in der NFL und daher Zeit, sich einen kleinen Überblick zu verschaffen über Teams, die lange Zeit eigentlich die Playoffs vor Augen hatten, aber zuletzt ein wenig ins Straucheln kamen. Wo gibt es Grund zur Panik, wo sollte man die Ruhe bewahren?

Zunächst ein Blick auf mehrere Teams in der Verfolgerposition in ihrer Division.

Cincinnati Bengals (Bilanz: 5-4)

Der simple Fakt, dass die Bengals überhaupt in diesem Zusammenhang Erwähnung finden, ist schon für sich ein großer Erfolg für diese zuletzt arg gebeutelte Franchise, die erst im Vorjahr den ersten Pick insgesamt im Draft hatte und seit 2015 auf einen Playoff-Einzug wartet.

Die Bengals setzten vor drei Wochen ein Ausrufezeichen mit ihrem klaren 41:17-Erfolg über die Baltimore Ravens. Es war seinerzeit ein seltener Sieg gegen ein "echtes" Top-Team dieser Liga. Die junge Truppe um Quarterback Joe Burrow und den diesjährigen Erstrundenpick Wide Receiver Ja'Marr Chase sorgte für Furore und zeigte mit dem Erfolg, dass ein Angriff auf ganz oben möglich ist.

Seither jedoch geht der Trend in die andere Richtung. Zunächst unterlagen sie den New York Jets, die bis dahin nur ein Spiel gewonnen hatten. Und am vergangenen Sonntag folgte eine herbe 16:41-Schlappe gegen die Cleveland Browns, durch die Cincy aktuell wieder nur am Ende der AFC North rangiert.

Ein herber Rückschlag nach vielversprechendem Beginn - und wohl auch ein Indiz dafür, dass doch schon das Ende der Fahnenstange in dieser Saison erreicht ist. Allen voran haben die Gegner in den vergangenen zwei Wochen das Kunststück vollbracht, der Kombo Burrow-Chase den Wind aus den Segeln zu nehmen. Chase sieht mehr Double-Coverage und fabrizierte zuletzt kaum noch Big Plays. Zudem neigt Burrow dann zur Ungeduld und erzwingt Würfe, die eigentlich nicht da sind und zu Fehlern führen.

Hier ist gewissermaßen Grund zur Panik geboten, wenn man sich ernsthafte Hoffnungen auf einen Playoff-Einsatz gemacht hatte. Wenn nicht, dann stellt sich dennoch Ernüchterung ein nach vielversprechendem Start.

Kansas City Chiefs (5-4)

Panik in Kansas City? Warum eigentlich? Die Chiefs haben gerade erstmals in dieser Spielzeit zwei Siege nacheinander eingefahren und in der Vorwoche zur Abwechslung keine Turnover fabriziert. Es geht also wieder bergauf für die Chiefs. Oder?

Ganz so einfach ist es dann doch nicht. Sie stellen immer noch eine der schlechtesten Defenses der NFL und führen die Liga mit 19 Giveaways an. Zudem sollten die knappen Siege gegen die New York Giants und Green Bay Packers - ohne Aaron Rodgers - kein Maßstab sein.

Die Chiefs haben lediglich das absolute Minimum geleistet, um nicht frühzeitig komplett abzustürzen. Weiterhin gilt zudem, dass ihre Offense dieser Tage aus mehreren Gründen nicht so funktioniert wie sie sollte. Allen voran ist Patrick Mahomes derzeit zu ungeduldig und ungenau mit seinen Pässen und Andy Reid und Co. haben seit Wochen keine überzeugende Antwort, wenn der Gegner mit 2-High-Looks die Big Plays unterbindet.

Letztlich sollte es diesem Team unterm Strich dennoch gelingen, die Playoffs zu erreichen, auch wenn die defensiven Probleme sich wahrscheinlich nicht vollends fixen lassen. Offensiv sollte sich am Ende aber eben doch Mahomes' Klasse auszahlen.

Grund zu leichter Panik gibt es aber sehr wohl, denn es steht noch ein heißer Schlussspurt unter anderem mit Duellen gegen die Cowboys, Bengals und Chargers an.

Patrick Mahomes und die Kansas City Chiefs müssen derzeit im die Playoffs bangen.getty

Las Vegas Raiders (5-3)

Ruhig war es nicht in der Stadt der Sünde in dieser Saison. Nach beeindruckendem 3-0-Start und zwei Pleiten gegen die Chargers und Bears fingen sich die Raiders wieder und stellten auf 5-2.

Währenddessen machten sie mehr Nebenkriegsschauplätze auf als manch ein anderes Team in einem Jahrzehnt. Da war die Gruden-E-Mail-Geschichte, die in der Entlassung des Head Coachs mündete. Dann folgte die tödliche Trunkenheitsfahrt von Wide Receiver Henry Ruggs und keine Woche später auch noch die Entlassung des zweiten Erstrundenpicks der Vorsaison, Cornerback Damon Arnette, der in einem Video offenbar eine Morddrohung gegen einen Fan aussprach - samt automatischer Waffe in der Hand.

Kurz vor dieser weiteren Sternstunde einer schon jetzt denkwürdigen Saison der Las Vegas Raiders verlor das Team von Interimscoach Rich Bisaccia auch noch bei den New York Giants samt spätem Turnover von Quarterback Derek Carr in der Red Zone.

Unterm Strich sind sie immer noch Zweiter der AFC West, gleichauf mit den Chargers und somit in guter Position. Auch die Verpflichtung von Wide Receiver DeSean Jackson, der die Ruggs-Planstelle besetzen soll, wird helfen. Aber hier besteht eindeutig Grund zur Panik, denn wer weiß schon, was noch alles passiert? Die bisherige Saison in Las Vegas hat gezeigt: Nichts, absolut gar nichts, ist unmöglich.

Und dann wäre da noch das Restprogramm, das es in sich hat. Bereits am kommenden Sonntag kommt es zum ersten von zwei noch ausstehenden Duellen mit den Chiefs (in der Nacht auf Montag, 2.20 Uhr live auf DAZN). Und bis Saisonende steht - Stand jetzt - nur noch ein Spiel gegen ein Team mit negativer Bilanz auf dem Zettel: Anfang Dezember gegen Washington. Es wäre schon eine herausragende Leistung, sollten die Raiders ob dieser ganzen Widerstände doch die Playoffs erreichen.

Nach dem Blick auf die Verfolger, fallen auch drei Division-Anführer ins Auge.

Buffalo Bills (5-3)

Die Bills waren als klarer Favorit der AFC East in die Saison gestartet, zu dominant verlief ihre Vorsaison. Und die Tatsache, dass das Gerüst der Mannschaft zusammengehalten wurde, sprach ebenfalls für diese Sichtweise.

Dass dann bereits der Saisonauftakt gegen die Steelers verloren ging, geriet schnell in Vergessenheit, schließlich folgten vier Siege in Serie, darunter ein deutlicher Erfolg über die Chiefs (38:20). Danach allerdings begannen die Probleme: Nach knapper Niederlage in Tennessee und der Bye Week meldete man sich in Woche 8 mit einem zähen Sieg gegen die Dolphins zurück, nur um am vergangenen Sonntag den Jaguars mit 6:9 zu unterliegen. Was für eine Blamage!

Nichtsdestotrotz führt das Team von Head Coach Sean McDermott die eigene Division immer noch an und die zweite Saisonhälfte sieht ein insgesamt überschaubares Programm vor. Doch aufgepasst! Die Patriots, die erst kürzlich einigermaßen in die Spur gefunden haben, sind ihnen auf den Fersen und beide Duelle mit dem langjährigen Division-Endgegner stehen noch aus.

Man sollte zwar davon ausgehen, dass es den Bills gelingt, zum zweiten Mal in Serie die eigene Division zu gewinnen, ein Selbstläufer wird dies angesichts der zuletzt demonstrierten Schwächen aber nicht.

Dallas Cowboys (6-2)

Nach der knappen Niederlage im Season Opener in Tampa legten die Cowboys sechs Siege in Serie hin und schlugen selbst die Vikings ohne Superstar-Quarterback Dak Prescott. Letzteres war ein klares Indiz dafür, wie gut diese Truppe wirklich bestückt ist.

Doch in Woche 9 folgte große Ernüchterung und eine ganz schwache Vorstellung daheim gegen die Denver Broncos, die gerade erst ihren Franchise-Spieler Von Miller abgegeben hatten. Bis knapp vier Minuten vor Ende stand bei den Cowboys vorne sogar die Null.

Die große Frage ist nun: Was war das jetzt? War das ein Zeichen dafür, dass es bergab geht für Dallas? Oder war es nur eine Anomalie, ein einmaliger Ausrutscher?

Realistisch betrachtet war es zunächst mal nur ein Schuss vor den Bug, denn die Wahrheit ist, dass die NFC East im Grunde schon in der Tasche scheint. Die Cowboys haben vor Woche 10 3,5 Spiele Vorsprung auf die Eagles, die sie bereits einmal - in Woche 3 - klar besiegten. Es folgen zwar noch ein paar knifflige Aufgaben wie in Kansas City, daheim gegen die Raiders an Thanksgiving sowie in Woche 17 in Arizona. Aber für die Cowboys dürfte es bis dahin nur darum gehen, welchen der ersten vier Plätze der Conference sie im Playoff-Seeding einnehmen werden.

Tampa Bay Buccaneers (6-2)

Mit Schüssen vor den Bug kennen sich die Freibeuter aus Tampa mittlerweile gut aus. Ebenso mit herben Pleiten im Superdome, wo sie vor ihrer Bye Week ihre zweite Saisonniederlage nach vier Siegen in Serie kassierten.

Schaut man sich die Tabelle der NFC South nun einmal an, fällt auf, dass die Bucs in ihrer spielfreien Woche sogar den Vorsprung ausgebaut haben. Während sie ihre Wunden leckten, verloren die Saints gegen die Falcons und haben nun ein ganzes Spiel Rückstand. Hinzu kommt, dass der Verlust von Quarterback Jameis Winston schwer wiegt. Will sagen: Es ist anzunehmen, dass die Saints auf Sicht abreißen lassen müssen.

Und die Bucs? Die haben Stand jetzt noch zwei Duelle bis Saisonende gegen Teams mit positiven Bilanzen - die Saints in Woche 15 sowie Tom Bradys Lieblingsgegner, die Buffalo Bills, Mitte Dezember daheim.

Wide Receiver Antonio Brown ist weiterhin am Fuß verletzt und trägt immer noch einen Walking Boot, wird also noch eine Weile ausfallen. Überdies sind noch ein paar andere Leistungsträger angeschlagen. Doch das Restprogramm allein suggeriert, dass die Bucs mit Blick auf ihren ersten Division-Titel seit 2007 eher nichts mehr anbrennen lassen werden.