Power Ranking nach Woche 8: Der Absturz der Bucs und Packers

Von Adrian Franke
03. November 202209:54
SPOXgetty
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Nach Woche 8 ist die Saison-Halbzeit fast erreicht - und ein klein wenig mehr Klarheit kommt in das Gesamtbild der NFL: Die Spitzengruppe formiert sich, die Hackordnung im Mittelfeld wird zumindest ein bisschen klarer. Doch der Absturz zweier vermeintlicher Titelkandidaten lässt neue Fragen und Diskussionen entstehen.

NFL: Power Ranking nach Week 8

32. Houston Texans (1-5-1)

Ranking nach Week 4: 32.

Die Texans sind das perfekte Top-5-Pick-Team, das sich heimlich, still und leise mit einem sehr hohen Draft-Pick aus der Saison verabschiedet, ohne sich zu blamieren und selbst in Niederlagen einige positive Ansätze zeigt, auf denen man aufbauen kann. Derek Stingley und Jalen Pitre hatten ihre Höhen und Tiefen, aber man sieht, was sie werden können. Nico Collins hat einen Mini-Breakout, Dameon Pierce deutlich mehr als das. Ich mag die Tackles, und Davis Mills ist eine solide Übergangslösung - während gleichzeitig klar sein sollte, dass er nicht die langfristige Antwort ist. Die Texans laufen den Ball sehr ordentlich, allerdings ist auch klar, dass die Defense nicht ansatzweise gut genug ist, um damit nachhaltig Spiele zu gewinnen. Dafür bräuchte es mehr vom Passspiel.

31. Detroit Lions (1-6)

Ranking nach Week 4: 21.

Ich denke nicht, dass Dan Campbell sich nach dieser Saison Sorgen um seinen Job machen muss. Detroit ist noch immer inmitten seines Rebuilds, und auch wenn die Lions mit St. Brown, Hutchinson und weiten Teilen der Offensive Line bereits einige klar definierbare Bausteine für die Zukunft haben: Nach wie vor gilt, dass die Lions in mehreren Bereichen noch deutlich an Talent nachlegen müssen; dass man zur Deadline T.J. Hockenson abgegeben hat, legt zusätzlich nahe, dass Detroit sich selbst noch inmitten des Rebuilds sieht. Nirgendwo ist das für mich deutlicher als auf der Quarterback-Position, wo die Lions auch in diesem Jahr wieder zu häufig, wenn sie in kritischen Phasen Plays von ihrem Quarterback gebraucht hätten, hängengelassen wurden. Deshalb sehe ich hier auch keine schnelle Reparatur in Aussicht - doch damit konnte man rechnen. Was allerdings enttäuschend ist, ist die Tatsache, dass die Lions eine der schlechtesten Defenses in der NFL stellen, obwohl hier nicht wenige Ressourcen rein investiert wurden. Und sicher, hier starten viele junge Spieler, darunter nicht wenige Rookies, dementsprechend ist auch hier Geduld wichtig. Gleichzeitig ist auch klar, dass ein gut designtes Run Game und ein Head Coach, der sein Team ohne Frage motivieren kann, an irgendeinem Punkt nicht genug sind.

30. Indianapolis Colts (3-4-1)

Ranking nach Week 4: 26.

Kann Sam Ehlinger wirklich der Hoffnungsträger für eine Franchise werden, die seit Jahren - erfolglos - ihr Glück in jährlich einem neuen Veteran-Quarterback sucht? Ich sage ehrlich, dass es mich sehr, sehr überraschen würde, aber gleichzeitig wäre er nicht der erste Quarterback, der in dieser Saison aus dem Nichts überrascht. Insofern ist er ein interessantes Experiment für den Rest der Saison, doch klar ist auch, dass Matt Ryan nur eines von vielen Problemen war. Die Offensive Line ist bislang eine riesige Enttäuschung, sodass auch das im Vorjahr so starke Run Game nicht zur Entfaltung kommt. Die Receiver als Gruppe sind solide, aber es fehlt an konstanter Separation. Auch vom Pass-Rush hatte ich mir deutlich mehr erhofft, und in der Summe kann Indianapolis als Team nur zu den größten Enttäuschungen dieser Saison zählen - und Ehlinger aus dieser Perspektive ist dann vielleicht doch mehr mit dem Mute der Verzweiflung denn als Hoffnungsträger unterwegs. Ich denke, dass wir in Indianapolis auf einen großen Umbruch zusteuern, und dass das Benching von Ryan sowie die Entlassung von Offensive Coordinator Marcus Brady nur Vorzeichen dafür waren.

29. Pittsburgh Steelers (2-6)

Ranking nach Week 4: 29.

Bei den Steelers fällt es mir dieser Tage schwer, überhaupt genau zu benennen, wofür Pittsburgh als Team steht. Und sicher, der Ausfall von T.J. Watt hat hier enormes Gewicht; kaum eine andere Defense ändert ihr gesamtes Auftreten so drastisch durch den Verlust eines einzelnen Spielers. Die Defense ist, auch verletzungsbedingt, bestenfalls Mittelmaß und offensiv sucht man den klaren Plan zu häufig vergebens. Dabei ist es nicht so, als hätte Pittsburgh kein Talent, insbesondere die offensiven Skill-Positions sind glänzend besetzt und selbst Rookie-Quarterback Kenny Pickett macht seine Sache besser, als einige der Statistiken nahelegen würden. Doch die Steelers können nach wie vor so gar nicht den Ball laufen, die Run-Defense ist anfällig, und Pickett bräuchte mehr Unterstützung, insbesondere, um ihm dabei zu helfen, den Ball schneller zu verteilen. Ich wäre an diesem Punkt ernsthaft überrascht, wenn die Steelers ihre erste Saison mit negativem Record unter Tomlin vermeiden würden.

28. Carolina Panthers (2-6)

Ranking nach Week 4: 31.

Jegliche Form von Erfolg muss man bei den Panthers in der jetzt anstehenden zweiten Saisonhälfte aus einer anderen Perspektive bewerten: Mit der Entlassung von Matt Rhule und den Trades von Robbie Anderson und in erster Linie Christian McCaffrey haben die Panthers für jeden deutlich sichtbar den Rebuild-Knopf gedrückt. Ich denke weder, dass Steve Wilks die Head-Coach-Lösung darstellt, noch, dass P.J. Walker der Quarterback der Zukunft sein kann - auch wenn Walker gegen Tampa Bay vor zwei Wochen eine unerwartet spektakuläre Leistung abgeliefert hat und auch gegen Atlanta für Aufsehen sorgte. Mit D.J. Moore, Brian Burns, Taylor Moton, Ikem Ekwonu, Derrick Brown, Jaycee Horn und Jeremy Chinn hat man das Gerüst für die Zukunft, alles andere wird sich in den kommenden Wochen und Monaten entwickeln. Bis dato können die Panthers mit einer guten Defense dem einen oder anderen Gegner vielleicht noch ein Bein stellen - vorausgesetzt, die Offense hat noch ein paar solcher Auftritte wie gegen Tampa Bay oder solche Flashes wie gegen Atlanta in der Hinterhand.

27. Chicago Bears (3-5)

Ranking nach Week 4: 30.

Natürlich ist es nach wie vor so, dass die Bears individuell betrachtet einen der schwächsten Kader in der NFL haben; die Trades von Robert Quinn und Roquan Smith untermauern das zusätzlich. Selbst wenn man einkalkuliert, dass sich die Offensive Line sogar etwas besser verkauft als befürchtet, und selbst wenn man den Bears - zu Recht - bereits ein gutes Safety-Duo und zumindest mal junges Talent auf den Cornerback-Spots attestiert: Es ist ein Rebuild in Chicago, und das merkt man dem Kader unweigerlich auch an. Dennoch war es ermutigend, zuletzt zu sehen, dass die Bears sich offensiv eingestanden haben, dass man andere Ansätze braucht. Dass nicht nur Receiver- und Line-Qualität nicht gut genug sind, um mit einer "normaleren" Offense zu gewinnen, sondern dass auch Justin Fields maßgeblich davon profitiert, wenn die Offense stärker auch über das Quarterback-Run-Game aufgebaut wird. Mehr noch, dass Fields diese Art Offense ein Stück weit braucht, um an diesem Punkt seiner Entwicklung und mit diesen Umständen erfolgreich sein zu können. Dass darf Bears-Fans Hoffnung für die Zukunft dieses Teams geben, auch wenn die Fragezeichen im Hier und Jetzt bleiben.

26. Jacksonville Jaguars (2-6)

Ranking nach Week 4: 10.

Nach vier Wochen war ich bereit dazu, auf den Jaguars-Hypetrain aufzuspringen. Das schien ein Team zu sein, das sich bereits vor seiner vermeintlichen Entwicklungskurve bewegt, das unter Doug Pederson schnell eine offensive Identität gefunden hatte und das sein junges Potenzial in der Defense bereits schneller aufs Feld brachte als gedacht. Seitdem aber wurde über alle Maßen deutlich, dass es eben noch ein Team ist, das sich im Rebuild befindet. Die junge Defense wurde immer anfälliger, vielleicht gekrönt von dem Meltdown gegen die Colts. Und während die Offense zwar den Ball gut bewegte, sorgen individuelle Fehler sowie ärgerliche Inkonstanz bei Trevor Lawrence, bei der Line und bei den Receivern dafür, dass man sich selbst nicht belohnt. Insbesondere die Red Zone ist und bleibt ein Problem. Klare Baustellen - etwa auf Outside Receiver und Cornerback - sind deutlich sichtbar. Und so sind die Jaguars letztlich doch das Team, das man realistisch vor der Saison erwarten musste: Ein junges Team, dessen Potenzial im Laufe des Jahres immer wieder aufblitzen wird - aber das noch nicht gut genug ist, um den gravierenden Schritt innerhalb einer Saison zu machen, der vor vier Wochen noch denkbar schien.

25. Atlanta Falcons (4-4)

Ranking nach Week 4: 22.

Die Falcons sind so etwas wie die Light-Version der Giants - und "Light" in erster Linie aufgrund der Tatsache, dass Atlantas Defense eine ganze Stufe schlechter ist als die der G-Men. Denn offensiv müssen sich die Falcons keineswegs vor den Giants verstecken: Auch Atlanta glänzt mit einer eher unkonventionellen Offense, die es aber schafft, aus einem merklich limitierten Quarterback das Maximum herauszuholen - zumindest was das Run Game angeht. Atlantas Offensive Line ist gerade was das Run-Blocking angeht auch eine durchaus positive Überraschung, ich würde es dennoch nach wie vor gerne sehen, dass sie mehr aus Kyle Pitts und Drake London herausholen. Denn diese Offense sollte im Passspiel nicht so limitiert sein, wie sie es in mehreren Spielen dieser Saison bereits war. Die Falcons sind nach wie vor im Umbruch, insofern ist es positiv, dass ein Spieler wie Arnold Ebiketie positive Ansätze zeigt. Für den Moment aber ist Grady Jarrett der einzige wirkliche Playmaker in der Front, während die Secondary zunehmend dezimiert daherkommt.

24. Washington Commanders (4-4)

Ranking nach Week 4: 27.

Wäre es vermessen, zu sagen, dass diese Commanders-Saison ein wenig immer auf diesen Punkt zugesteuert hat? Dieser Punkt, an dem man schon mehrere unterhaltsame Spiele von Washington gesehen hat, mal mit gutem, mal mit schlechtem Ausgang - aber man stets den Eindruck hat, dass diese Saison nirgends so richtig hinführt. Und das würde ich nicht einmal maßgeblich mit der Verletzung von Carson Wentz begründen. Washington ist keineswegs katastrophal, insbesondere die Defensive Front hat sich deutlich gesteigert und könnte in absehbarer Zeit Chase Young zurückerhalten. Offensiv zeigt Terry McLaurin seine Klasse, Rookie-Receiver Jahan Dotson hat zumindest mal Flashes angeboten. Doch die Line ist bestenfalls solide, die Secondary anfällig, und die Quarterback-Situation nochmal wackeliger mit Taylor Heinicke auf dem Platz. So steuert die Saison auf einen Platz irgendwo im unteren Mittelfeld zu - eine Perspektive, die man Washington auch vor Saisonstart mit gutem Grund prognostizieren konnte.

23. New York Jets (5-3)

Ranking nach Week 4: 27.

Die Jets sind absolut ein Team, bei dem ich gern noch viel, viel optimistischer wäre. Die Art Team, das sich in manchen Teilen schon so anfühlt, als könnte es in die Playoffs einziehen und dort zumindest einen Favoriten kräftig ärgern, um dann im Jahr darauf so richtig anzugreifen. Aber um dieses Szenario ernsthaft zu prognostizieren, müssten wir deutlich mehr vom Quarterback erhoffen können: Zach Wilson spielt dafür zu wild, zu fehlerhaft, insbesondere unter Druck. Die Jets aktuell sind ein Team, das offensiv mit einem explosiven Run Game genügend Big Plays auflegen können muss, um dann defensiv den Sack zuzumachen - auch diese Aufgabe wurde durch die Verletzungen von Breece Hall und Alijah Vera-Tucker nochmal deutlich schwieriger. Die Defense macht jede Menge Spaß, mit der Breakout-Saison von Quinnen Williams und der fantastischen Rookie-Saison von Sauce Gardner vorneweg, und hier kann eine wirklich dominante Unit entstehen, beziehungsweise, Gang Green zeigt diese Dominanz mitunter schon jetzt. Doch wie weit kann das New York, umso mehr in der AFC, tragen, solange Wilson so spielt wie aktuell?

22. Denver Broncos (3-5)

Ranking nach Week 4: 16.

Wird der All-In-Move der Denver Broncos auf Russell Wilson - also der Trade plus der neue Vertrag - in ein paar Jahren als eine der folgenschwersten Entscheidungen einer Franchise in die NFL-Geschichtsbücher eingehen? Mit seinem Vertrag wird Wilson vorerst nirgendwohin gehen, und die nächste Frage lautet dann: Was können die Broncos - kurz- und langfristig - machen, damit sie um Wilson herum eine funktionale Offense aufbauen? Ein deutlich besseres Red-Zone-Package wäre ein guter Anfang, um zumindest die guten Drives vernünftig zu beenden. Doch die Line wird durch die Verletzung von Garett Bolles anfälliger, ohne Javonte Williams fehlt ein wichtiges Element im Run Game und solange Wilson nicht deutlich besser im Intermediate Passing Game wird, gehen der Offense derzeit strukturell die Mittel aus. Die Defense ist extrem gut, eine der zwei, drei besten Defenses dieser Saison - und das kann Denver dieses Jahr in vielen Spielen halten. Doch wenn die Offense nicht merkliche Fortschritte macht, wird selbst die beste Defense der Liga Denver nicht bis in die Playoffs schleppen können.

21. New Orleans Saints (3-5)

Ranking nach Week 4: 24.

Chris Olave ist das perfekte Beispiel dafür, warum derart aggressive Trades wie der der Saints so ein gewaltiges Risiko darstellen - und warum es nur selten ratsam ist, zukünftige Erstrunden-Picks weg zu traden. Denn Olave ist keineswegs ein Bust, ganz im Gegenteil - er ist in meinen Augen der beste Rookie-Receiver dieser Saison bislang, und hat sich schnell als Nummer-1-Receiver in New Orleans etabliert. Er ist schon so ein guter Route-Runner, so spielintelligent - und konstant offen. Aber selbst damit kann er kaum den Value all der Picks wieder einspielen, welche die Saints investiert haben, um ihn zu bekommen - angefangen eben mit dem Erstrunden-Pick 2023, der sehr gut ein Top-10-Pick werden könnte. Denn die Saints als Team bleiben bislang hinter den Erwartungen zurück: Die Defensive Front ist ein gutes Stück von der Physis und der generellen Dominanz entfernt, welche New Orleans auf der Seite des Balls über Jahre ausgezeichnet hat - war das Spiel gegen Las Vegas der Anfang der Trendwende, oder doch nur dem Matchup geschuldet? Die Secondary ist ohne Gardner-Johnson und Spielern wie Marcus Williams und Malcolm Jenkins nicht mehr in der Lage, ihre bevorzugte Man Coverage wie gewohnt zu spielen. Und so bräuchte es mehr von der Offense, die sich angesichts der Umstände sogar gut schlägt, aber die mit der Offensive Line an Grenzen stößt, genau wie mit dem Woche für Woche dezimierten Receiving Corps. Andy Dalton macht seine Sache ordentlich und spielt besser als fast alle Quarterbacks der Teams, die hier hinter den Saints rangieren. Aber die Baustellen insgesamt sind zu groß.

20. New England Patriots (4-4)

Ranking nach Week 4: 23.

Die Patriots hatten in dieser Saison bereits kleinere Hochs und Tiefs, mit der Niederlage im Monday Night Game gegen die Bears als unbestreitbarem Tiefpunkt bis dato. Defensiv überraschen sie dabei sogar positiv, angeführt von Rookie-Cornerback Jack Jones sowie Safety Kyle Dugger, der Belichicks defensive Allzweckwaffe geworden ist. Und dennoch sehe ich, wenn ich auf die Patriots insgesamt schaue, ein Team, das in erster Linie eines ist: Durchschnitt. Die Patriots haben sich - mit Ausnahme des Bears-Spiels, in dem vor allem Justin Fields ihnen Probleme bereitete - in der Run-Defense etwas stabilisiert, die Pass-Defense ist mehr als nur solide. Offensiv funktioniert das Scheme besser als ich vor der Saison erwartet hatte, mit einem guten Run Game hinter einer rundum soliden Offensive Line. Die Receiver-Gruppe ist tief, gleichzeitig fehlt die echte Nummer 1, und Mac Jones musste, maßgeblich aufgrund des Verhaltens und der (Nicht-)Aussagen seines Head Coaches, eine Mini-Quarterback-Debatte über sich ergehen lassen. Die Patriots sind in manchen Teilen besser als gedacht, und mit Jones sehe ich offensiv auch wieder ein etwas höheres Ceiling als mit Bailey Zappe. Doch reicht das, um am Ende der Saison mehr als nur Mittelmaß zu sein?

19. Los Angeles Rams (3-4)

Ranking nach Week 4: 9.

Letztes Jahr erwischten die Rams einen perfekten Sturm. Staffords gravierende Fehler kamen in einer Phase, in der es die Rams verkraften konnten - und nicht selten rettete die Defense ihn. In den Playoffs lief Stafford dann heiß, während sowohl die Verpflichtung von Odell Beckham, als auch der Trade für Von Miller voll einschlugen und elementare Aspekte waren, ohne die es den Titel in meinen Augen nicht gegeben hätte. Dieses Jahr hat sich das Blatt gewendet: Die Probleme in der Offensive Line sind für jeden offensichtlich und haben die Offense extrem eindimensional gemacht. Zusätzlich fehlt der Speed, um Defenses vertikal zu bedrohen und Staffords Qualitäten, welche letztes Jahr aus einer guten eine Top-Offense machen konnten, kommen dadurch überhaupt nicht zur Geltung. Defensiv ist der Edge-Rush ein Problem, doch während die Rams defensiv noch immer eine solide bis gute Unit aufs Feld bringen, steht die Offense nach acht Spielen in puncto Expected Points Added pro Play auf dem letzten Platz. Mit McVay, Stafford und Kupp erwarte ich noch immer, dass sich Los Angeles zumindest etwas stabilisiert. Aber mehr als das obere Mittelfeld sehe ich dieses Jahr nicht.

18. Las Vegas Raiders (2-5)

Ranking nach Week 4: 18.

Gerade als ich bereit war, die Raiders weiter nach oben zu schreiben, oder dafür zu argumentieren, dass die Qualität besser ist als der Record, kam dieses Spiel gegen die Saints: Ein erschreckend lebloser Auftritt, in dem die Line nicht gut aussah, aber Carr auch schwächelte, wenn er Zeit hatte. Vielleicht war es ein Ausrutscher nach zuletzt positiven Trends, doch das Problem für die Raiders ist, dass der Spielraum für Ausrutscher fast aufgebraucht ist. Mit Adams als klar erkennbarem Mittelpunkt hatten die Raiders zuvor ihr vertikales Passspiel vermehrt entdeckt - und Josh Jacobs ist einer der Elite-Backs der bisherigen Saison. Die Offensive Line ist längst noch nicht repariert, das wird im Laufe dieser Saison höchstwahrscheinlich auch nicht mehr passieren, gleiches gilt auch für die Coverage. Fraglos hatten sich die Raiders von der Chandler-Jones-Verpflichtung mehr erhofft, der Pass-Rush ist aber weiterhin vor allem die Maxx-Crosby-Show. Und dennoch: Die Raiders haben offensiv genügend Feuerkraft, um in der zweiten Saisonhälfte relevant zu bleiben. Doch weitere Fehler sind dafür tabu.

17. Arizona Cardinals (3-5)

Ranking nach Week 4: 17.

Es ist unverkennbar, dass sich Arizona seit der Rückkehr von DeAndre Hopkins offensiv deutlich gesteigert hat. Arizona bewegt den Ball wieder besser, kreiert mehr Big Plays und Hopkins wurde direkt wieder Dreh- und Angelpunkt der Offense. Bitter für die Cardinals ist, dass sich parallel Marquise Brown nach einem guten Saisonstart verletzt hat, sodass die Offense auch quantitativ sehr von Hopkins abhängig ist. Die Offensive Line ist angeschlagen, Justin Pugh wird den Rest der Saison verpassen und Rodney Hudson fällt nun auch schon seit Wochen aus, auch das macht die Offense eindimensionaler. Dennoch können die Cardinals mittlerweile wieder zuverlässiger punkten, und damit halten sie zumindest gerade so ihren Platz im Mittelfeld. Denn die Defense hat sich nach einem desaströsen Start längst gefunden: Klammert man Woche 1 aus, als Arizona gegen Kansas City komplett ins offene Messer lief, haben die Cardinals nach Expected Points Added pro Play die Nummer-8-Defense. Edge-Rusher bleibt ein Thema, doch die Hoffnung in Arizona darf sein, dass die Offense mit voller Feuerkraft im finalen Saison-Drittel überraschen kann. Ähnlich wie bei den Raiders gilt aber: Weitere Ausrutscher sind verboten.

16. New York Giants (6-2)

Ranking nach Week 4: 25.

Die Giants sind genauso ein Phänomen, wie sie das Resultat eines exzellent arbeitenden Trainerstabs sind. Brian Daboll leistet fraglos sehr gute Arbeit in seiner ersten Saison als Head Coach, und er hat eine Offense entworfen, die mit einem limitierten Quarterback und äußerst limitierten Receiver-Optionen dennoch produktiv sein kann. Das spricht für Daboll, doch die Tatsache, dass die Giants jetzt wiederholt enge Spiele gestalten konnten und am Ende das entscheidende Big Play auf ihrer Seite hatten, ist so nur schwer aufrecht zu erhalten. Das soll gerade die offensiven Leistungen nicht schmälern, während die Defense mit ihrer Defensive Line - angeführt von Breakout-Kandidat Dexter Lawrence - mehr und mehr eine Identität findet. Dennoch denke ich, dass es zumindest mit Blick auf diese Saison eine Frage der Zeit ist, bis die Defizite insbesondere auf Cornerback und Receiver noch deutlicher aufgedeckt werden. Oder anders formuliert: Vieles musste klappen, damit die Giants diesen Start hinlegen konnten, und während manches davon selbst erarbeitet und hochverdient ist, ist das, was ich als "Matchglück" bezeichnen würde, einfach selten über eine ganze Saison konstant, und den in der Folge früher oder später notwendigen Spielraum für Fehler haben die Giants noch nicht.

15. Tampa Bay Buccaneers (3-5)

Ranking nach Week 4: 4.

Was ein letztes Hurra, ein letztes All-In-Jahr mit Tom Brady werden sollte, bevor zeitnah die Rechnung für einen über mehrere Jahre teuer aufrechterhaltenen Kader fällig wird, entwickelt sich mehr und mehr zu einem Desaster. Die Bucs wollen - man muss es fast so nennen - dogmatisch den Ball laufen, ohne aber dabei Ergebnisse zu erzielen. Die ganze Offense wirkt sehr eindimensional, sehr starr, sehr inflexibel. Das konnte man auch im Vorjahr bereits beobachten, doch im Vergleich dazu haben die Bucs nicht mehr die Line und auch nicht mehr die Quarterback-Qualität, um diese Dinge zu kompensieren. Und doch ist die individuelle offensive Qualität nach wie vor deutlich höher als das, was man aktuell auf dem Platz sieht. Defensiv wirkt es so, als würde Tampa schrittweise mehr einbrechen, die Tage der Elite-Run-Defense scheinen gezählt und die jüngste Verletzung von Shaq Barrett wird den Pass-Rush nochmals zahnloser machen. Ich will die Bucs nach wie vor nicht abschreiben, allein aus dem Grund, dass ich nicht ausschließen will, dass Brady, der in Ordnung spielt, irgendwann doch nochmals einen Schalter umlegt und das Maximum aus diesem Team herausholen kann. Aber: Es wird auch von ihm kommen müssen, denn, so viel scheint klar, auf echte Antworten seiner Coaches kann er sich dieses Jahr nicht verlassen.

14. Tennessee Titans (5-2)

Ranking nach Week 4: 20.

Über die letzten drei Jahre gibt es kein Team in der Liga, das so viele Spiele gewonnen hat, bei denen ich mir im Vorfeld sicher war, dass es eine Niederlage setzen würde. Und daran knüpfen die Titans auch dieses Jahr an: Das entscheidende defensive Big Play, der kritische Derrick-Henry-Run in einem Moment, in dem das Team diesen unbedingt brauchte - diese Dinge lassen sich auch in diesem Jahr wieder beobachten, und das macht die Titans, obwohl sie unbestreitbar weniger individuelle Qualität haben als in den letzten beiden Jahren, abermals schwer zu greifen. Was allerdings qualitativ auch in diesem Jahr imponiert, ist die Defensive Line: Die Titans sind unheimlich gut darin, mit ihrer physischen Front den Run zu stoppen und via Stunts freie Rusher auch ohne Blitzing zu kreieren. Der Verlust von Harold Landry macht sich hier zwar bemerkbar, aber Spieler wie Denico Autry oder auch Rashad Weaver helfen dabei, das aufzufangen. Allein mit der starken Defensive, guten Safeties und zumindest einem guten Corner in Kristian Fulton kann die Defense den Titans in vielen Matchups eine Chance geben. Das Passspiel, durch Receiver-Verletzungen weiter dezimiert, kann weiterhin nicht mehr machen, als den Kopf gerade so über Wasser zu halten, und das Run Game ist - außerhalb von Spielen gegen die Texans - längst nicht so dominant wie in vergangenen Jahren. Und dennoch sind die Titans auf bestem Wege, einmal mehr die AFC South zu gewinnen.

13. Green Bay Packers (3-5)

Ranking nach Week 4: 5.

Mich würde schon interessieren, wie sich Aaron Rodgers nach dem Abgang von Davante Adams diese Offense vorgestellt hatte. Hatte er antizipiert, dass Green Bay einen aggressiven Trade für einen Top-Receiver in die Wege leiten würde? Und wenn ja - welche Anhaltspunkte gab es dafür? Realistisch musste man nach dem Receiver-Stühlerücken in Green Bay erwarten, dass die Offense mehr über das Run Game funktionieren würde, und dass von Rodgers mehr Konstanz und Geduld als Big Plays gefordert sein würden. Doch die Packers haben offensiv so gar keinen Rhythmus, auch weil Rodgers nicht konstant innerhalb des Systems spielt - aber auch, weil die Receiver Bälle fallen lassen, die Routes nicht ideal greifen und die Line noch weit weg von der erhofften Qualität ist. Weit weg von der erhofften Qualität ist auch die Run-Defense, und damit geht die ganze Formel nicht auf: Statt ein Team zu sein, das mit dominanter Defense und effizienter wenn auch unauffälliger Offense den Ball bewegt und Spiele 20:17 gewinnt, werden die Packers regelmäßig defensiv überrannt und können offensiv keinen vorteilhaften Spielverlauf forcieren. Die Pass-Defense ist sehr gut, mit einem starken Pass-Rush und einer Secondary, die in Man Coverage gewinnen kann. Und ich denke, dass sich die Offensive Line noch stabilisieren wird. Wie weit es aber für Green Bay gehen wird, hängt davon ab, wie Rodgers agiert - und ob zumindest einer der jungen Receiver über die kommenden Wochen einen großen Schritt machen kann. Das Spiel gegen Buffalo jedenfalls darf als ermutigende Tendenz verbucht werden und lässt mich noch daran glauben, dass es in Green Bay in der zweiten Saisonhälfte aufwärts gehen wird.

12. Cleveland Browns (3-5)

Ranking nach Week 4: 15.

Die - aus Browns-Sicht gesprochen - Hoffnung, dass die Defense einen maßgeblichen Teil dazu beitragen könnte, dass man eine echte Playoff-Chance hat, wenn Deshaun Watson nach abgesessener Sperre zurückkehrt, entpuppte sich in Cleveland in der ersten Saisonhälfte meist als Trugschluss. Dass die Interior Defensive Line ein Problem werden könnte, war absehbar - doch dass Cleveland die nach EPA pro Play mit Abstand schlechteste Run-Defense in der NFL stellen würde, das war nicht zu erwarten. Die Probleme gehen dabei dementsprechend tiefer: Vermasselte Gap-Zuteilungen, verpasste Tackles, hier sieht man Woche für Woche große Probleme. Dass dann noch in Coverage zusätzlich Anfälligkeiten dazukommen, die angesichts der individuellen Qualität so nicht auftreten sollten, macht die Sache nicht leichter. Der Pass-Rush ist zuletzt gegen Cincinnati aufgewacht und hat gezeigt, dass man hier noch immer Spiele dominieren kann - wenn das Matchup passt. Die Offense hat ihre klare Identität im Run Game, doch wenn die Defense regelmäßig zu viel zulässt, greift diese Formel nicht, wenn Jacoby Brissett der Quarterback ist. Brissett erfüllt seine Aufgabe sehr gut, ist letztlich aber eben ein solider Game Manager in einer funktionalen Maschinerie.

11. Los Angeles Chargers (4-3)

Ranking nach Week 4: 13.

Man kommt nicht umhin, die bisherige Saison der Chargers als Enttäuschung zu bezeichnen. Und sicher, Verletzungen spielen hier eine nicht unerhebliche Rolle: Joey Bosa fehlt seit Wochen, Left Tackle Rashawn Slater ist für den Rest der Saison raus, genau wie Cornerback J.C. Jackson. Keenan Allen hat wochenlang gefehlt, Mike Williams wird jetzt wohl für mehrere Wochen ausfallen. All das sind wichtige Schlüsselspieler auf Premium-Positionen, doch die schematisch mitunter massiv enttäuschenden Auftritte der Offense lassen sich einfach nur damit nicht erklären. Bei den Chargers wird man das Gefühl nicht los, dass man unter den eigenen Möglichkeiten agiert - selbst wenn man die Ausfälle berücksichtigt. Die Offense ist so zäh, so eindimensional, selbst mit der Idee im Hinterkopf, dass sie die Line etwas verstecken wollen. Und die Defense ist weit weg von der dominanten Unit, die man in der Preseason antizipiert hatte. Justin Herbert gibt den Chargers eine Chance, in den meisten Spielen kompetitiv zu sein; doch das ist deutlich unter dem Anspruch, den man in L.A. vor dieser Saison hatte.

10. Cincinnati Bengals (4-4)

Ranking nach Week 4: 12.

Gerade war ich bereit, die Bengals wieder in die Spitzengruppe zu schreiben - da machte die Nachricht der Verletzung von Ja'Marr Chase dem einen Strich durch die Rechnung. Vier bis sechs Wochen lang könnte Cincinnatis Star-Receiver ausfallen, und ich sehe nach wie vor eine reelle Gefahr, dass das den Bengals offensiv einen mehr als nur empfindlichen Tiefschlag versetzen könnte. Das Spiel gegen die Browns am Montagabend war ein erster Hinweis darauf. Dabei bewerte ich es als überaus positiv, dass Cincinnati versucht, mit einer nahezu ausschließlich aus der Shotgun aufgezogenen Offense gegen seine eigenen Trends zu arbeiten und die Offense schwerer ausrechenbar zu machen. Burrow fühlt sich darin sichtlich wohler, er bediente zuletzt die Mitte des Feldes besser und Cincinnati brachte so auch sein Run Game ins Rollen. Zu versuchen, das ohne Chase aufrecht zu erhalten, ist der ultimative Test dafür, inwieweit die Offense mittlerweile einen strukturellen Floor hat. Den hat die Defense, mit D.J. Reader zurück sollte sich hier auch die Run-Defense nochmals merklich verbessern. Gleichzeitig ist der Ausfall von Cornerback Chidobe Awuzie eine empfindliche Schwächung.

9. Seattle Seahawks (5-3)

Ranking nach Week 4: 19.

Wenn es ein Musterbeispiel dafür bräuchte, dass der Draft zu einem unangenehm hohen Maß Glückssache ist, dann wären die Seattle Seahawks und GM John Schneider eine wunderbare Option dafür. Schneider hatte von 2010 bis 2012 drei herausragende Drafts, in denen unter anderem Richard Sherman, K.J. Wright, Earl Thomas, Kam Chancellor, Golden Tate, Bobby Wagner, Russell Wilson, Byron Maxwell und Bruce Irvin gedraftet wurden. Das war der Kern der Seahawks-Dynastie in den 2010er Jahren. Danach jedoch hatte er deutlich weniger Glück, die weiteren Drafts bis einschließlich 2018 blieben eher für ihre fragwürdigen Picks als für die einzelnen Treffer in Erinnerung. Bis, ja bis der diesjährige Draft kam. Und natürlich ist es noch früh, aber es ist gut möglich, dass Seattle im 2022er Draft beide Starting-Tackles, zwei Starting-Cornerbacks, seinen Running Back für die nächsten Jahre und einen perspektivischen Pass-Rusher gefunden hat. Eine außergewöhnliche Ausbeute! Und das überträgt sich auch schon aufs Feld, wenngleich all das deutlich weniger auffallen würde, hätte Seattle mit Geno Smith nicht gleichzeitig einen echten Glücksgriff gelandet. Die Offense kann Big Plays auflegen, findet im Run Game aber auch zunehmend einen Floor. Und die Defense ist zwar gerade gegen den Pass anfällig, aber längst nicht mehr so eine Großbaustelle wie noch früher in der Saison. Ich weiß nicht, ob Geno Smith nicht doch wieder merklich abrutschen wird, und ob die qualitativen Defizite gerade defensiv nicht doch wieder gravierender ins Gewicht fallen - beides ist ohne Frage möglich. Aber für den Moment ist Seattle eines von vielen NFC-Teams, das sich im oberen Mittelfeld bewegt und das gerade offensiv mehr Antworten präsentiert als vermeintliche Hochkaräter wie die Bengals und die Chargers.

8. Minnesota Vikings (6-1)

Ranking nach Week 4: 11.

Sind die Vikings gut? Sehr gut? Ein Contender? Hier kann man wunderbar Diskussionen darüber führen, ob sich Siege in engen Spielen über eine ganze Saison tragen lassen, inwieweit das überhaupt eine "Leistung" oder generell irgendetwas ist, das das Team beeinflussen kann. Man kann darüber diskutieren, ob Kirk Cousins ein Playoff-Run zuzutrauen ist, wie ihn Matt Stafford letztes Jahr hatte. Oder darüber, wie relevant die Qualität eines Teams ist, das Woche für Woche weniger (gravierende) Fehler macht als der Gegner. Hier sind viele Faktoren am Werk, bei denen ich vorsichtig damit bin, zu viel daraus für die zweite Saisonhälfte zu prognostizieren. Aber was man klar sagen kann, ist, dass die offensiven Game Plans einen guten Eindruck machen, dass der Pass-Rush zuletzt aufgewacht ist, und dass Minnesota nach wie vor gerade offensiv mit seiner individuellen Qualität Spiele entscheiden kann. Der Trade für T.J. Hockenson fügt hier ein weiteres Upgrade hinzu. Guard und Slot-Corner sind potenzielle Problemzonen, die Minnesota in Crunchtime-Momenten in den Playoffs Spiele kosten könnten, genau wie generell die Frage danach, wie Cousins in so einem Spiel mit Dauerdruck der Cowboys, Niners oder Eagles umgehen würde. Aber die Vikings sind auf bestem Wege, die Division vorzeitig einzutüten und in einer Saison, in der wenige Teams überzeugen, fallen die Vikings mindestens mal damit auf, dass sie ein gutes Gerüst auf beiden Seiten des Balls haben und sich nicht selbst in den Fuß schießen.

7. Miami Dolphins (5-3)

Ranking nach Week 4: 6.

Die Dolphins gefallen nach wie vor damit, dass sie, in einer Saison, in der nicht viele Offenses konstant Big Plays kreieren können, in dieser Hinsicht eine der besten Offenses der Liga stellen. Selbstredend hilft es hier, dabei auf Tyreek Hill und Jaylen Waddle als Startpunkt zurückgreifen zu können. Aber auch Mike McDaniel hat sich in seiner ersten Saison als Head Coach zumindest mal als Offense-Designer bewährt, und Quarterback Tua Tagovailoa spielt gut, sodass er die gut designte Offense umsetzen kann. Natürlich ist längst noch nicht alles perfekt: Die Offensive Line ist bestenfalls solide, wenn Terron Armstead fehlt nicht einmal das. Und defensiv verteidigen die Dolphins zwar die Box und damit den Run aggressiv, doch in Coverage war Miami bislang regelmäßig schlagbar; die Cornerback-Position außerhalb von Xavien Howard ist ein Problem, hier wäre die Rückkehr von Cornerback Byron Jones dringend benötigt. Vielleicht ist der Trade für Pass-Rusher Bradley Chubb gewichtig genug, um Miamis Secondary zu entlasten - womöglich auch, weil die Dolphins das Blitzing etwas runter schrauben und ihre Coverages mehr unterstützen? Alles in allem erinnert Miami weiterhin an mehrere 49ers-Teams unter McDaniels einstigem Lehrmeister Kyle Shanahan: Eine gut designte Offense, die aber auch gewisse Limitierungen - nicht zuletzt durch den Quarterback - mitbringt, sowie ein Team, das absolut Playoff-Kaliber hat, dort allerdings an seine Grenzen stoßen dürfte.

6. San Francisco 49ers (4-4)

Ranking nach Week 4: 8.

War der Trade für Christian McCaffrey - so teuer er war - ein Hinweis darauf, dass die Niners den Finger sehr treffend am Puls der NFC hatten, und zu Recht ihre Chance wittern, nochmals nach dem Super Bowl zu greifen? Ich denke, dass diese Interpretation der Landschaft in der NFC grundsätzlich durchaus richtig ist: San Francisco hat eine der besten Defenses in der NFL, und wenn man auf der Seite des Balls bei 100 Prozent ist, kann die Defense die 49ers zumindest in der NFC gegen nahezu jeden Gegner zumindest im Spiel halten. Und die Offense hat ihre bekannten Limitierungen, nicht zuletzt mit Quarterback Jimmy Garoppolo, aber die Line findet sich zunehmend, der Floor mit Shanahan als Play-Caller und mit diesem herausragenden Waffenarsenal ist einfach sehr hoch. Garoppolo ist kein Quarterback, der eine Offense oder gar ein Team trägt - aber das muss er hier auch nicht, und dass er Shanahans Offense gut umsetzen kann, dürfte an diesem Punkt jeder wissen. Ich denke, dass die Niners in der NFC ganz oben mitspielen werden.

5. Baltimore Ravens (5-3)

Ranking nach Week 4: 7.

Die Ravens bleiben ein Team, das schwer zu greifen ist - weil der Floor fehlt. Weil es offensiv zumindest im Passspiel keine schematische Baseline gibt, auf welche Baltimore zurückfallen kann. Viel zu häufig wirkt es so, als wäre hier Improvisation Trumpf; als würde Lamar Jackson versuchen, Plays zu kreieren, auch weil die strukturellen Antworten fehlen. Oder ein echter X-Receiver, der konstant Outside gewinnen kann. Defensiv, und das trägt auch zum generellen Gefühl rund um dieses Team bei, ist es bislang noch eine Mischung verschiedener Dinge unter dem neuen Defensive Coordinator Mike Macdonald. Baltimore scheint mittlerweile im Run Game wieder eine klarere Identität gefunden zu haben, das sollte der Offense insgesamt helfen. Rashod Bateman - wenn der wieder fit ist - und auch Rookie Isaiah Likely sollten perspektivisch größere Rollen einnehmen können. Steigert sich die Defense im Laufe der Saison noch weiter? Kann Lamar Jackson das Team noch konstanter tragen? Die Ravens hätten das Potenzial, auch in den Playoffs für Furore zu sorgen. Aber dafür müssten alle Teile ideal ineinander greifen.

4. Dallas Cowboys (6-2)

Ranking nach Week 4: 14.

Es ist schon eindrucksvoll, zu sehen, wie Dan Quinn eine im Vorjahr zwar sehr erfolgreiche, aber auch relativ eindimensionale Defense in dieser Saison strukturell gedacht auf links gedreht hat. Das hat den Floor für die Cowboys signifikant erhöht und macht die Cowboys für sich betrachtet schon gefährlich. Mit Dak Prescott hat die Offense ihren exzellenten Ballverteiler wieder, Dallas sollte jetzt zunehmend in der Lage sein, als Team sehr kompletten Football zu spielen: Mit einer Top-5-Defense, angeführt vom für mich gefährlichsten Edge-Rusher in der NFL in Micah Parsons, und einer guten Offense, die vielleicht regelmäßig Shootouts gewinnen wird, aber trotzdem den Ball bewegen, Big Plays - auch am Boden - kreieren kann und Spiele nicht wegwerfen wird. Das Spiel gegen eine zugegebenermaßen überforderte Bears-Defense war sehr ermutigend dahingehend, wie diese Cowboys-Offense auch strukturell aussehen kann. In einer NFL voller Mittelmaß ist das unter dem Strich eine Formel, welche die Cowboys weit bringen sollte.

3. Philadelphia Eagles (7-0)

Ranking nach Week 4: 3.

Wenn man die Quarterback-Position ausklammert, gibt es keinen kompletteren Kader in der NFL. Die beste Offensive Line, eine der besten Cornerback-Gruppen, eine starke Receiver-Gruppe, eine tiefe Defensive Line - selbst mit durchschnittlichem Quarterback-Play wäre Philadelphia in diesem Jahr vermutlich das beste Team in der NFC. Und die Eagles bekommen von Jalen Hurts mehr als das, gerade weil sein Wert als Runner individuell wie auch strukturell weitreichende Auswirkungen auf die Offense insgesamt hat. Hurts' Qualitäten öffnen Passfenster, die andernfalls nicht da wären, und was Go-Balls angeht, ist er einer der gefährlichsten Passer der bisherigen Saison. Dass die Defense mittlerweile in der Lage ist, aus Man Coverage Offenses zu dominieren, macht Philly umso gefährlicher. Meine große Frage rund um dieses Team - das mit einem sehr angenehmen Schedule Richtung Nummer-1-Seed in der NFC marschieren sollte - lautet: Inwieweit können die Coaches und inwieweit kann Hurts das Passspiel weiter entwickeln? Hier gibt es für mich noch die größten Fragezeichen. Bisher klappen die Big Plays im Passspiel mit einer hohen Frequenz, und ähnlich wie mit den Cornerbacks sind die Eagles in der Lage, mit den Wide Receivern individuelle Matchups ebenfalls zu dominieren.

2. Kansas City Chiefs (5-2)

Ranking nach Week 4: 2.

Die Chiefs belegten bereits vor vier Wochen den zweiten Platz, wenn auch mit einigen Fragezeichen noch dahingehend, ob die individuelle Receiver-Qualität hoch genug ist; der Trade für Kadarius Toney macht diese Diskussion perspektivisch durchaus spannender. Ein wenig bleiben diese Fragezeichen für mich, aber wenn Patrick Mahomes auf dem Level spielt, das er über die letzten Wochen an den Tag gelegt hat, wird dieses Fragezeichen immer kleiner. Was Mahomes - und Andy Reid - insbesondere gegen die an sich starke Niners-Defense für ein Feuerwerk abbrannten, war spektakulär, nachdem er einen ähnlichen Auftritt bereits gegen die Bucs und gegen die Raiders hatte, mit dem Spiel gegen Buffalo dazwischen, das ein echter Schwergewichtskampf auf höchstem Level war. Während meine Receiver-Fragezeichen also kleiner werden, lässt die Tackle-Situation gleichzeitig zunehmend stärker die Alarmglocken schrillen. Hier sehe ich mittlerweile mit Blick auf die weitere Saison die potenziell größere Baustelle, auch wenn sie bisher relativ gut umschifft wurde. Chris Jones spielt eine weitere herausragende Saison, die Pass-Rusher daneben sind solide, aber in der Rotation in Ordnung - und vor allem die Secondary stabilisiert sich und sollte sich noch steigern, wenn Trent McDuffie jetzt zurückkehrt.

1. Buffalo Bills (6-1)

Ranking nach Week 4: 1.

Die Bills-Offense zu verteidigen, muss ein echter Albtraum sein. Im Gesamtpaket sehe ich keinen Quarterback, der gefährlicher ist als Josh Allen, dazu ein herausragendes Receiver-Duo, McKenzie, Singletary und Knox sind gute Underneath-Targets, und je nach Matchup können die Bills auch den Ball laufen. Kurzum: Die Offense ist dominant, und sie hat zusätzlich jede Menge Spielraum, weil die Bills auch eine Top-5-Defense an den Start bringen. Mit dem vielleicht besten 4-Man-Rush der Liga, einem guten Linebacker-Duo - und Cornerback Tre'Davious White war bislang noch nicht einmal mit von der Partie; Buffalos Nummer-1-Corner dürfte zeitnah nach seiner Verletzungspause zurückkehren. Die einzigen beiden Baustellen, die ich als potenziell gefährlich sehe, sind die Offensive Line, die keineswegs schlecht, aber eben eher Durchschnitt ist und in einzelnen Matchups auch mal klarerer verlieren kann - und falls nach Micah Hyde auch Jordan Poyer ausfällt, oder nicht auf 100 Prozent agieren kann, muss man das Safety-Level im Blick behalten. Als Titelfavorit in die Saison gestartet, bleiben die Bills auch zur Saison-Mitte klar in dieser Rolle.