Es ist so weit: Die neue NFL Saison ist endlich da! SPOX-Redakteur Adrian Franke macht den Blick durch die gesamte Liga: Welche Teams gehören zum Kreis der Titelanwärter? Wer könnte überraschen? Und wer kann schon für einen hohen Draft-Pick planen? Das Power Ranking zum Saisonstart.
POWER RANKING SAISONSTART
32. HOUSTON TEXANS
Der Trade von Shaq Lawson unterstreicht als Mini-Kosmos, was für eine Art Saison den Texans bevorsteht. Lawson war in der Offseason per Spieler-Trade im Gegenzug für Benardrick McKinney aus Miami gekommen. Houston wandelte dann einen Teil von Lawsons Gehalt in einen Bonus um, und konnte ihn so mit minimalem Cap Hit für das aufnehmende Team jetzt nach New York weiter traden. In gewisser Weise haben sich die Texans so einen Draftpick gekauft, und diese Ausrichtung des Kaders auf einen radikalen Umbruch ist genauso logisch wie unvermeidbar.
Auch die Vorgehensweise in der Free Agency unterstrich das, in welcher Houston über 30 (!) Spieler verpflichtete, von denen nur eine Handvoll länger als ein Jahr und nur einer - Punter Cameron Johnston - länger als zwei Jahre unter Vertrag steht. Tyrod Taylor wird starten, ich vermute, wir sehen im Laufe der Saison auch Rookie Davis Mills.
Zumindest die Offensive Line ist solide, und mit Brandin Cooks, Anthony Miller und Rookie Nico Collins hat man einige spannende Receiving-Optionen. Aber der Coaching Staff ist ein gigantisches Fragezeichen, und die im Vorjahr bereits desolate Defense wurde in der Offseason tendenziell nochmals schlechter.
31. DETROIT LIONS
Die Lions haben nicht nur mit Blick auf die kommende Saison die klar schwächste Wide-Receiver-Gruppe in der NFL; selbst wenn man in der Geschichte einige Jahre zurückblickt, wird man eine Weile Suchen müssen, ehe man eine vergleichbare Gruppe findet. Nach der Entlassung von Breshad Perriman dürfte Tyrell Williams der Nummer-1-Receiver sein, assistiert von Quintez Cephus, Speedster Kalif Raymond und Big-Slot-Receiver Amon-Ra St. Brown. Und Jared Goff ist nicht gerade dafür bekannt, die Offense und die Spieler um ihn herum besser zu machen.
Immerhin die Offensive Line sollte gut sein, auch wenn Top-Pick Penei Sewell nach dem Wechsel von der linken auf die rechte Seite eine ziemlich wacklige Preseason hatte, und mit T.J. Hockenson hat man einen der besseren Tight Ends im Ligavergleich. Defensiv gibt es zumindest mal deutlich mehr Potenzial als in Houston, die Defensive Line sollte eine Stärke sein.
Wackliger wird es dahinter, mit einigen Fragezeichen auf Linebacker und Safety - sowie einer Cornerback-Gruppe, in der man letztlich darauf angewiesen ist, dass junge Spieler wie Jeff Okudah oder Amani Oruwariye einen großen Sprung machen. Detroit steht nicht vor einem derart radikalen Umbruch wie die Texans, aber auch für die Lions ist 2021 ein Übergangsjahr.
30. NEW YORK JETS
Die Jets als Team sind auf dem Weg in die richtige Richtung. Dass man offensiv direkt um Rookie-Quarterback Zach Wilson etwas aufbaut, dass die Defense mit den Verpflichtungen direkt die Handschrift von Robert Saleh trägt, die Art der Offense, die Mike LaFleur von Shanahan mitbringt, wie sicher Wilson in der Preseason bereits auftrat - all das kann und soll Mut geben. Aber die Jets waren nicht durch Zufall 2-14 in der vergangenen Saison, das war zu Beginn der Offseason einer der schwächsten Kader in der NFL, und dementsprechend wird es auch Zeit brauchen, bis man wirklich auf der anderen Seite des Turnarounds ist.
Nirgendwo wird das deutlicher als mit Blick auf die Cornerback-Gruppe, welche ligaweit den letzten Platz belegen dürfte. Hier haben die Jets zudem mit Brian Poole ihren besten Spieler verloren. Die Defense unter Saleh soll primär über die Front funktionieren, hier aber haben die Jets Top-Free-Agency-Verpflichtung Carl Lawson verletzungsbedingt für die gesamte Saison verloren. Umso stärker wird die Offense im Mittelpunkt stehen: Wie weit ist hier die Offensive Line? Reicht Corey Davis für die Outside-Receiver-Gruppe? Und wie schnell akklimatisiert sich Wilson, wenn es gegen Defenses in der Regular Season geht? Der Weg, den die Jets eingeschlagen haben, ist richtig. Aber er ist auch noch lang.
29. PHILADELPHIA EAGLES
Jede Unterhaltung über die Philadelphia Eagles beginnt unweigerlich mit einer Personalie: Wie entwickelt sich Jalen Hurts? Nutzt er die Chance, indem er sich als Passer dramatisch steigert und den Eagles tatsächlich eine langfristige Option bietet? Oder bleibt der Testlauf ein solcher, und Philly ist in der nächsten Offseason ein aggressiver Player auf dem Quarterback-Markt? Die Antwort auf diese Frage wird natürlich auch maßgeblich bestimmen, wo die Saison in Philly hingeht; aber der Kader für sich betrachtet ist nicht so schlecht.
Die Offensive Line ist besser als Carson Wentz sie im Vorjahr aussehen ließ, und erhält Spieler von Verletzungen zurück. DeVonta Smith rutscht in die Rolle des Nummer-1-Receivers, etwas, das Philly letztes Jahr deutlich gefehlt hat.
In der Defense haben die Eagles nochmal kräftig in die D-Line-Rotation investiert mit Ryan Kerrigan, Milton Williams und Marlon Tuipulotu. Und Steven Nelson ist eine Under-the-Radar-Verpflichtung, die Philadelphias Coverage deutlich stabilisieren sollte. Doch bei allem Talent ist die Wide-Receiver-Gruppe eine ziemliche Wildcard, genau wie der neue Head Coach und eben der Quarterback.
28. JACKSONVILLE JAGUARS
Die alles entscheidende Frage in Jacksonville - für diese Saison, aber letztlich auch für das neue Regime - ist in meinen Augen diese: Wie effektiv können Urban Meyer, Darrell Bevell und Co. Nummer-1-Pick Trevor Lawrence bei dessen Entwicklung helfen? Die Preseason unterstrich diesen Aspekt, in den ersten beiden Spielen wirkte Lawrence teilweise verloren - bekam aber auch kaum Hilfe vom Scheme.
Gegen die Backups der Cowboys im dritten Preseason-Spiel funktionierte das deutlich besser, doch wie viel davon lässt sich auf die Regular Season übertragen? Wenn es gegen Starter und komplexere Defenses geht? Wie viel hat Meyer dann zu bieten, um seinem jungen Quarterback unter die Arme zu greifen? Immerhin die Waffen sind da, mit D.J. Chark, Marvin Jones, Laviska Shenault und James Robinson müssen sich die Jags nicht verstecken. Die Offensive Line dagegen ist schon wackliger und die Defense ist voller Fragezeichen.
Einzig Josh Allen und Myles Jack sind hier so etwas wie Fixpunkte, der Rest sind junge Spieler, durchschnittliche Starter, oder High-Upside-High-Risiko-Kandidaten wie K'Lavon Chaisson, Tyson Campbell und C.J. Henderson. Dieses Team hat unbestreitbar Upside, aber ob das auch schon in dieser Saison in Zählbares umgewandelt wird, ist eine komplette Wildcard.
27. CHICAGO BEARS
Die Zukunft in Chicago könnte rosig sein. Vielleicht ist Justin Fields der Quarterback der Zukunft, vielleicht wird Darnell Mooney der nächste Top-Receiver, vielleicht kann Teven Jenkins auf Jahre den Left-Tackle-Spot besetzen, und vielleicht wird Jaylon Johnson der nächste Top-Corner.
All das ist nicht auszuschließen, allerdings sprechen wir bei Chicago mehr von der Perspektive als vom Ist-Zustand. Fields wird zunächst gar nicht spielen, Andy Dalton startet - und mit Blick auf die Offensive Line ist das vielleicht eine gar nicht so schlechte Entscheidung, eine Line, in welcher Jenkins in dieser Saison vermutlich verletzungsbedingt nicht zum Einsatz kommen wird. Und vom langjährigen Starting Left Tackle Charles Leno haben sich die Bears in der Offseason getrennt. Auch die Interior Line hat mehrere Fragezeichen, die Bears könnten eine der zwei, drei schlechtesten Lines in der NFL haben.
Und die Defense ist immer noch gut, aber ist sie noch gut genug, um eine mutmaßlich inkonstante Offense mit zu tragen? Der Verlust von Nummer-1-Corner Kyle Fuller sowie zuletzt durchwachsene Saisons von Eddie Jackson und Robert Quinn machen die Prognose nicht gerade positiver. Selbst mit der positiven Zukunft am Horizont vermute ich eher eine schwierige Saison in Chicago.
26. CINCINNATI BENGALS
Eigentlich könnte man bei den Bengals auch optimistischer sein. Mit Joe Burrow im zweiten Jahr, einer jungen, explosiven Receiver-Gruppe um Tee Higgins, Tyler Boyd und Ja'Marr Chase, einer - zumindest leicht - verbesserten Offensive Line. Aber die Bengals sind bei mir dieses Jahr tendenziell eher tiefer auf der Liste: Ich traue Zac Taylor als Head Coach nicht und vermute, dass er in sein letztes Jahr bei den Bengals geht. Chase hatte in der Preseason bislang besorgniserregende Probleme, und die Defense mit den Abgängen von Carl Lawson und William Jackson sehe ich eher wackliger, Trey Hendrickson und Chidobe Awuzie halte ich für Downgrades.
Generell kommt die Cornerback-Gruppe mit einigen Fragezeichen daher, die Linebacker sind noch immer ein Problem und während Riley Reiff und Jonah Williams ein solides Tackle-Duo sein sollten, gibt es in der Interior Line noch immer Fragezeichen. Die Bengals haben einige junge Spieler mit Talent, auch auf wichtigen Positionen, aber den Kader im Gesamt-Konstrukt sehe ich noch eher zwei Schritte als einen davon entfernt, oben anzugreifen.
25. NEW YORK GIANTS
2021 ist das Make-or-Break-Jahr für Daniel Jones - zumindest sollte es das sein. Er hat leichte, aber eben keine signifikanten Fortschritte im zweiten Jahr gezeigt, jetzt haben die Giants das Waffenarsenal mit Kenny Golladay und Kadarius Toney deutlich verbessert, Saquon Barkley kommt zurück nach der langen Verletzung und es ist Jahr 3 - danach ist eine Weichenstellung fällig.
Ich traue Jones schon zu, dass er nochmal einen Sprung machen kann; gleichzeitig halte ich die Möglichkeiten mit der Offensive Line vor ihm für sehr limitiert. Die Interior Line ist ein riesiges Fragezeichen, nicht erst nach dem Abgang von Kevin Zeitler. Und auf beiden Tackle-Spots hofft man letztlich darauf, dass die Vorjahres-Rookies den nächsten Schritt machen. Kurzum: Hier könnte man, wie schon im Vorjahr, abermals ziemlich große Probleme haben, und Jason Garretts Offense ist nicht gerade gut darin, diese Probleme schematisch zu kompensieren.
Zumindest die Defense aber sollte gut sein, das hat die vergangene Saison mehr als nur angedeutet - und auch hier gab es mit Adoree' Jackson und Azeez Ojulari einige Upgrades auf kritischen Positionen. Die Giants gefielen auf der Seite des Balls bereits letztes Jahr mit Aggressivität und Flexibilität, und mit den weiteren individuellen Verbesserungen erwarte ich hier den Schritt in die Top 10.
24. CAROLINA PANTHERS
Die Entscheidung für Sam Darnold fühlt sich nach wie vor wie ein zähneknirschender Kompromiss an. Stafford, vielleicht einstmals Deshaun Watson, vielleicht Trey Lance im Draft - all diese Optionen blieben den Panthers aus verschiedenen Gründen verwehrt, sodass man Darnold holte und dessen Fifth-Year-Option schließlich nach dem Draft auch zog. Wie viel besser kann Joe Brady Darnold wirklich machen? Umso mehr, wenn die Offensive Line außerhalb von Taylor Moton enormes Wackel-Potenzial hat?
Auf der positiven Seite sah Terrace Marshall in der Saisonvorbereitung aus wie einer der ersten Steals dieses Drafts, gemeinsam mit Robby Anderson und D.J. Moore sollte er ein gefährliches Receiver-Trio bilden können - und die Panthers erhalten Christian McCaffrey nach dessen verletzungsgeplagter Vorsaison zurück. Spieler wie Marshall, wie der ultra-talentierte Man-Corner Jaycee Horn, wie Jeremy Chinn, wie Derrick Brown, sie geben den Panthers in der Perspektive jede Menge berechtigten Grund zur Hoffnung.
Ich denke nur, das der Quarterback, den sie brauchen, um aus dem jungen Talent ein Playoff-Team zu formen, aktuell noch nicht im Team ist. Doch von der Defense insgesamt erwarte ich einen deutlichen Sprung.
23. DENVER BRONCOS
Aus Franchise-Sicht kann ich die Entscheidung für Teddy Bridgewater nicht wirklich nachvollziehen; bei Bridgewater weiß man genau, dass er nicht die langfristige Lösung ist - es ist Drew Lock, der die potenzielle Upside mitbringt, um vielleicht doch über die Saison hinaus die Quarterback-Antwort zu sein.
Aber mit Blick auf die aktuelle sportliche Situation, welche vielleicht auch darüber entscheidet, ob Coach Vic Fangio in einem Jahr noch einen Job hat, ist der Schritt zu Bridgewater komplett nachvollziehbar. Er gibt den Broncos die Baseline, die vielleicht alles ist, was dieses Team braucht, um so einige Spiele in dieser Saison zu gewinnen: Denver hat ein exzellentes Waffenarsenal mit Jeudy, Sutton, Hamler und Fant, ein tiefes Backfield, eine zumindest solide Offensive Line - und potenziell die beste Defense in der NFL. So stark ist diese Secondary, während die Front Von Miller nach der Verletzungspause zurückerhält. Die Frage ist eben, ob all das für mehr als (gehobenes?) Mittelmaß reicht.
22. ATLANTA FALCONS
Die Hoffnung bei den Falcons für die kommende Saison beruht vor allem auf den neuen Coaches: Die Offense, die Arthur Smith aus Tennessee mitbringt, sollte sehr gut zu Matt Ryan passen und das Passspiel deutlich effektiver machen als das zuletzt der Fall war. Und Dean Pees ist einer der spannenderen Defensive Coordinators in der NFL. Das Problem für beide ist, dass das Talent einfach in mehreren Bereichen überschaubar ist.
In der Defense geht der Blick allen voran auf eine Secondary voller Fragezeichen, während offensiv die Line ein Thema werden könnte, nach dem Abgang von Julio Jones aber kommt auch die Receiver-Gruppe hinter Calvin Ridley ziemlich ungewiss daher. Ich freue mich auf Kyle Pitts in Arthur Smiths Offense und erwarte mehr von Matt Ryan als er letztes Jahr gezeigt hat. Aber ich weiß nicht, ob das angesichts der Defizite im Kader für mehr als sieben, acht Siege reicht.
21. INDIANAPOLIS COLTS
So viele Fragezeichen rund um dieses Team, und damit meine ich noch nicht einmal die offensichtlich niedrige Impf-Quote, welche, unabhängig davon wie man generell zu den Regularien steht, schlicht ein kompetitiver Nachteil sein wird. Umso mehr, wenn der Starting-Quarterback dazugehört.
Ja, die Defense sollte gut sein, gleichzeitig profitierten die Colts letztes Jahr in der Gesamtabrechnung von vielen Turnovern, was generell eher schwer zu wiederholen ist. In der Front müssen 37 Pressures (Denico Autry) und 34 Pressures (Justin Houston) ersetzt werden, auch wenn Kwity Paye in der Preseason sehr gute Ansätze zeigte: Ein Rookie muss diese Last erst einmal schultern können. Die Outside-Corner kommen mit einigen Fragezeichen, DeForest Buckner und Darius Leonard geben dem Team umgekehrt jede Menge Stabilität und eine hohe Base Line.
Und die größeren Fragezeichen kommen erst in der Offense: Was kann Frank Reich aus Carson Wentz herausholen - wenn der dann fit ist und spielen darf? Wie wird die Left-Tackle-Situation gelöst bis Eric Fisher zurückkommt? Und wann passiert das? T.Y. Hilton wird potenziell lange fehlen, können Michael Pittman, Parris Campbell und Zach Pascal die Receiver-Gruppe tragen? Die Offensive Line ist sehr gut und Frank Reichs Offense ist Quarterback-freundlich. Aber für den Moment sehe ich hier kein besseres Colts-Team als letztes Jahr.
20. LAS VEGAS RAIDERS
Bekommen wir von Derek Carr nochmal eine Saison wie letztes Jahr? Insbesondere mit Blick auf seine Aggressivität und Effektivität im vertikalen Passspiel war 2020 ein bemerkenswertes Jahr des Raiders-Quarterbacks, doch kann er das bestätigen? Dafür wäre es einerseits wichtig, dass Henry Ruggs den nächsten Schritt macht, um die Lücke zu schließen, die Nelson Agholors Abgang hinterlassen hat - andererseits aber steht vor allem die Offensive Line im Fokus. Center Rodney Hudson ist weg, genau wie Guard Gabe Jackson und Right Tackle Trent Brown, wobei der schon letztes Jahr länger verletzt gefehlt hatte.
Insbesondere auf Center droht ein massives Downgrade, und Carr gegen Pressure ist ein komplett anderer Quarterback. Die Raiders haben einen Top Tight End in Darren Waller, einen der besten Slot-Receiver der Liga in Hunter Renfrow - aber letztlich muss in Las Vegas mehr von der eigenen Defense kommen.
Hier habe ich die Hoffnung, dass unter Gus Bradley ein simpleres Scheme Einzug erhält, welches es Spielern wie Cory Littleton und Jonathan Abram erlaubt, schneller zu spielen. Der 4-Men-Rush sollte mit den Neuzugängen Quinton Jefferson und Yannick Ngakoue besser werden, in der Secondary erwarte ich mir einiges von Trevon Moehrig und Casey Hayward.
19. NEW ORLEANS SAINTS
Mit einem tiefen Waffenarsenal können die Saints nicht gerade trumpfen - eher das Gegenteil ist der Fall. Alvin Kamara ist einer der besten Running Backs in der NFL und auch eine echte Waffe im Passspiel; aber kann ein Wide Receiver positiv überraschen? Zumindest bis Michael Thomas nach - frühestens - sechs Wochen zurückkehrt? Nach den Eindrücken der Preseason wäre Marquez Callaway, der offensichtlich eine Connection zum frisch gebackenen Starting-Quarterback Jameis Winston hat, die logischste Antwort. Aber die Saints werden auch mehr von Spielern wie Tre'Quan Smith oder auch Tight End Adam Trautman brauchen, der in seiner zweiten Saison so etwas wie ein Breakout-Kandidat sein könnte.
Die Trumpfkarte dieser Offense ist die Line, die Saints sollten eine Top-5-Line haben, und das gibt ihr auch einen gewissen Floor - mit Winston selbstredend als großer Wildcard. Aber die Saints sollten auch eine mehr als solide Defense stellen können, was Winston und das Passspiel zusätzlich entlasten könnte: Mit Cam Jordan und Marcus Davenport hat man ein sehr gutes Pass-Rush-Duo, Demario Davis ist ligaweit einer der Top-Linebacker und von Zack Baun erwarte ich im zweiten Jahr eine größere Rolle.
In der Secondary hat New Orleans Safety Marcus Williams gehalten, gemeinsam mit Chauncey Gardner-Johnson und Malcolm Jenkins ist das auch im Liga-Vergleich eine exzellente Safety-Gruppe. Die Saints werden im Vergleich zum vergangenen Jahr angesichts der zahlreichen Abgänge einen Schritt zurück machen - aber falls Winston unter Sean Payton funktioniert, könnte New Orleans umgekehrt argumentiert auch zu den positiven Überraschungen der kommenden Saison zählen.
18. MIAMI DOLPHINS
Letztlich interessiert rund um die Dolphins 2021 nur eine Frage so wirklich: Was macht Tua Tagovailoa? Kann der Hawaiianer den erhofften nächsten Schritt machen und sich als langfristige Lösung in Position bringen? Oder bleibt der Sprung aus und das bisher als eher kompromisslos aufgefallene Front Office begibt sich auf die Suche nach einem neuen Quarterback? Zumindest die Waffen haben die Dolphins-Verantwortlichen Tua dafür zur Seite gestellt mit den Neuzugängen Will Fuller und Jaylen Waddle.
Und auch eine Top-Defense wird er an seiner Seite haben: Xavien Howard zu halten war immens wichtig für die Dolphins, deren Defense stark auf Eins-gegen-Eins-Coverage der Outside Corner setzt, um dann entsprechend aggressiv und flexibel im Pass-Rush zu Werke gehen zu können. Was Tua allerdings nicht an seiner Seite hat, ist eine gute Offensive Line, und hier ist auch nur bedingt Besserung in Sicht. Vielleicht kann Liam Eichenberg auf Guard direkt eine gute Rolle spielen, hier aber hat Miami auch Ereck Flowers nach einer soliden Saison abgegeben und Robert Hunt, der eine gute Rookie-Saison auf Right Tackle hatte, wird nach innen auf den Guard-Spot geschoben.
Michael Deiter auf Center ist ein großes Risiko, bei Austin Jackson muss die Hoffnung sein, dass er im zweiten Jahr einen Sprung macht. Viele Variable vor einer potenziell kritischen Saison für Tua Tagovailoa, der vielleicht mehr als manche andere Quarterbacks eine gute Line vor sich braucht.
17. WASHINGTON FOOTBALL TEAM
Dieses Washington-Team wird höchstwahrscheinlich der finale Test sein: Kann Ryan Fitzpatrick, wenn er eine komplette Saison durchspielt, ein Team in die Playoffs führen? Bei den Jets war er einstmals ganz knapp davor, und vielleicht hätte er es mit Miami letztes Jahr geschafft, wenn die Dinge anders gelaufen wären.
Washington bietet ihm jetzt eine hervorragende Ausgangslage: Die potenziell beste Defensive Line in der NFL gibt der Defense trotz einiger Fragezeichen in der Secondary einen hohen Floor. Die Offensive Line ist in Ordnung und das Waffenarsenal wurde mit Curtis Samuel und Dyami Brown nochmal deutlich verbessert - zusätzlich zu Terry McLaurin, einem der besten jungen Receiver in der NFL, Tight End Logan Thomas, der letztes Jahr 105 Targets in der Regular Season sah, Gibson und McKissic im Backfield, wobei insbesondere Ersterer ein Kandidat für einen Breakout ist.
Falls Fitzpatrick eine volle Saison ohne Leistungseinbruch hinlegen kann, hat dieses Team Playoff-Potenzial. Nur zumindest bisher konnte Fitzpatrick das eben nicht liefern.
16. NEW ENGLAND PATRIOTS
Lange ließen die Patriots die Quarterback-Frage offen - dafür kam die Entscheidung umso drastischer. Cam Newton ist weg, Mac Jones wird als erster Rookie-Quarterback unter Bill Belichick als Starter in die Saison gehen. Das ist auf mehreren Ebenen eine spannende Entscheidung, rein sportlich wird die Offense damit deutlich anders aussehen als im Vorjahr. Nicht nur, weil die Pats in der Free Agency enorme Ressourcen in die Offense gesteckt haben, sondern auch, weil Jones natürlich ein komplett anderer Quarterback ist als sein Vorgänger. Wo im Vorjahr viel über Quarterback-Runs gelöst wurde, wird man jetzt wieder mehr Kurzpassspiel, Empty Sets und schnelle, präzise Pässe sehen.
Jones wird selbstredend seine Rookie-Fehler machen, aber in der Preseason wirkte er von allen Rookie-Quarterbacks am weitesten, und das bestätigte die berichteten Eindrücke aus dem Training. Mit einer potenziellen Top-5-Line, den beiden Tight Ends, mit Agholor und Meyers und mit den Optionen im Backfield erwarte ich einiges von der Offense. Auch wenn man mögliche Rookie-Quarterback-Tiefs mit berücksichtigt.
Ich hätte die Patriots hier vermutlich noch ein, zwei Spots höher, wenn Stephon Gilmore nicht mindestens die ersten sechs Spiele auf der PUP-Liste verpassen würde. Von der dramatisch verbesserten Defensive Front erwarte ich nämlich einiges, Hightower und Van Noy zurück sind enorme Stabilisatoren, und in der Secondary ist man mit JC Jackson, Devin McCourty und Kyle Dugger gut aufgestellt. Aber ohne den Nummer-1-Corner könnte die Defense dennoch einige Probleme früh in der Saison bekommen.
15. PITTSBURGH STEELERS
Wenn man die Preseason als Indikator nimmt, könnte es zumindest eine positive Überraschung aus Pittsburgh in dieser Saison geben: Die neu zusammengestellte Offensive Line wirkte zumindest in Teilen bereits weiter als gedacht. Hier muss man der Vollständigkeit halber einschieben, dass die Line letztes Jahr bereits wackliger daherkam als die Namen vermuten ließen.
Dennoch geht Pittsburgh jetzt eben mit mehreren Fragezeichen an den Start. Schafft Okorafor den Sprung von der rechten auf die linke Seite? Kann Trai Turner seine Karriere wiederbeleben? Wer spielt Center und ist entweder Hassenauer oder Rookie Green hier eine Verbesserung? Pittsburgh könnte sich in der Line im Laufe der Saison steigern - aber das ist eben mit großen Ungewissheiten verbunden. Und davon wird dann auch abhängig sein, in wie weit sich das Passspiel verändert nach der Ultra-Quick-Kurzpass-Offense im Vorjahr.
Wie viel hat Big Ben noch im Tank? Das Waffenarsenal ist gut, aber kann der neue Offensive Coordinator Matt Canada schematisch mehr aus Roethlisberger herauskitzeln? Das wäre umso wichtiger, falls die Defense nicht mehr ganz so dominant auftritt wie letztes Jahr - und mit Blick auf die Cornerback-Gruppe ist das durchaus denkbar.
14. MINNESOTA VIKINGS
Die Vikings sollten eine deutlich verbesserte Defense an den Start bringen. Nach einem für Mike Zimmer untypischen, mit Blick auf den Kader und die Ausfälle aber durchaus erklärbaren schwachen Jahr für die Vikings-Defense 2020, hat Minnesota genau hier angesetzt: Dalvin Tomlinson und Sheldon Richardson, gemeinsam mit Opt-Out-Rückkehrer Michael Pierce, sollten die gegen den Run so anfällige Defensive Line deutlich stabilisieren. Danielle Hunters Comeback gibt Minnesota wieder einen legitimen Nummer-1-Edge-Rusher, während Patrick Peterson gegenüber von Vorjahres-Rookie Cam Dantzler, einer der wenigen Lichtblicke in der 2020er Vikings Defense, ebenfalls ein Upgrade darstellt.
Auch Anthony Barr und Eric Kendricks fehlten letztes Jahr, Kendricks absolvierte elf Spiele, Barr verpasste fast die gesamte Saison. Falls die Vikings hier wieder Richtung Top 10 gehen, wird die Offense auch weniger Shootouts gewinnen müssen - und das wäre nicht unwichtig. Sicher, das Grundgerüst steht, mit der Outside Zone Offense, mit Dalvin Cook, mit Kirk Cousins und mit dem Receiver-Duo Thielen/Jefferson.
Aber haben es die Vikings endlich geschafft, die Offensive Line wirklich zu verbessern? Wie lange fällt Irv Smith aus und kann Chris Herndon ihn vertreten? Und inwieweit macht sich der Offensive-Coordinator-Wechsel bemerkbar, auch wenn Kubiaks Sohn Klint für ihn übernimmt? Die Vikings sollten um ein Playoff-Ticket mitspielen können.
13. TENNESSEE TITANS
Nicht nur durch den jüngsten Corona-Ausbruch bei den Titans gibt es einige Fragen rund um das Team vor Saisonstart. Da wäre die runderneuerte Secondary, mit zwei neuen Starting-Cornerbacks in Jenkins und Farley, auch Rookie Elijah Molden könnte in der Secondary direkt starten. Auch die Front gestaltet sich mit den Verpflichtungen von Bud Dupree und Denico Autry anders.
Aber im Mittelpunkt ist der Wechsel des Offensive Coordinators: Arthur Smith hat maßgeblichen Anteil daran, dass Ryan Tannehill einer der effektivsten Passer der letzten beiden Jahre war - kann Nachfolger Todd Downing das aufrechterhalten? Wie präsentiert sich die Offensive Line, in der der Right-Tackle-Spot noch offen ist? Und wie schnell fasst Julio Jones Fuß, nachdem er während der Saisonvorbereitung lange nur zuschauen konnte? Ich sehe Tennessee als Favoriten in der eigenen Division, aber was Floor und Ceiling dieses Teams angeht, ist es eine ziemliche Wildcard.
12. LOS ANGELES CHARGERS
Vielleicht das größte Hype-Team dieser Offseason: Justin Herbert war zum Ende der vergangenen Saison der junge Quarterback, über den jeder sprach, Brandon Staley der junge Coach, dessen Defense in aller Munde war, auf die Rückkehr von Derwin James freut sich jeder NFL-Beobachter, mit Corey Linsley holte man den besten Center der Vorsaison und dann gelangen L.A. mit Rashawn Slater und Asante Samuel in den ersten beiden des Drafts zwei mögliche Volltreffer.
Mischt man all das zusammen und packt noch eine Prise "wie häufig sollen die Chargers noch jedes kuriose Spiel verlieren?" mit dazu, dann bekommt man einen legitimen Hype-Train, der gerade in Los Angeles unterwegs ist. Ich bin gespannt darauf, ob Herbert hinter einer dramatisch verbesserten Offensive Line ein konstanterer Passer werden kann - und wie sehr sich die Offense unter Joe Lombardi schematisch verändert: Die Chargers warfen letztes Jahr quasi nicht in die Mitte des Feldes, das dürfte mit Lombardis Saints-Einfluss anders aussehen.
Defensiv gibt es zwei Superstars mit Bosa und James, daneben aber auch einige Fragezeichen. Wie gut ist die Cornerback-Gruppe? Kann Nwosu oder Fackrell eine konstante zweite Pass-Rush-Präsenz bereiten? Ist die Safety-Gruppe außerhalb von James gut genug, um Staleys gerade für diese Position anspruchsvolle Defense umzusetzen?
11. ARIZONA CARDINALS
Vielleicht die größte Under-the-Radar-Qualität der Cardinals ist die Offensive Line: Platz 3 nach ESPNs Pass-Block-Win-Rate letztes Jahr, und aus der größten Schwachstelle - Center Mason Cole - wurde mit dem Trade für Rodney Hudson eine potenzielle stärke. Auch der teilweise inkonstante Right-Guard-Spot könnte mit Vorjahres-Rookie Josh Jones ein Upgrade erhalten.
Die Line sollte gut sein, A.J. Green als zweiter Outside-Receiver erlaubt es Christian Kirk mehr in den Slot zu rücken, wo er effizienter ist, und Rondale Moore gibt der Offense einen X-Faktor, den sie so vorher nicht hatte. Die großen individuellen Fragen sind eher auf der anderen Seite des Balls: Wie viel haben Chandler Jones und J.J. Watt im Tank? Und reicht es, um die Cornerback-Gruppe, in der nach dem unerwarteten Rücktritt von Malcolm Butler vermutlich Viertrunden-Rookie Marco Wilson starten wird, mitzutragen?
Außerdem: Funktioniert das Linebacker-Experiment mit Isaiah Simmons und Zaven Collins? In Arizona ist der Druck dieses Jahr nicht von der Hand zu weisen; im dritten gemeinsamen Jahr muss Kliff Kingsbury weitere Anpassungen an die NFL hinbekommen und Kyler Murray sich als Passer aus der Pocket weiter steigern; andernfalls müsste zumindest Ersterer um seinen Job zittern. Mit einem Sprung ähnlich wie dem letztes Jahr könnte Murray in die Top-8-Spitzengruppe klettern - und Arizona wäre vermutlich ein Playoff-Team. Stagniert die Offense aber schematisch, und Murray vielleicht auch individuell, droht der nächste Umbruch in der Wüste.
10. DALLAS COWBOYS
Offensiv darf es für dieses Cowboys-Team keine Ausreden geben. Left Tackle Tyron Smith, der letztes Jahr verletzt fehlte, ist zurück, genau wie Guard Zack Martin, der nahezu die komplette zweite Saisonhälfte verpasste. Auch Right Tackle La'el Collins sollte bald bereit sein. Der Headliner ist aber selbstredend Dak Prescott, der in der vergangenen Saison auf Kurs für knapp 6.000 Passing-Yards war, als er sich in Woche 5 verletzte. Diese absurde Zahl war auch der Tatsache geschuldet, dass die Cowboys schon früh in der Saison mehrfach in wilde Shootouts verwickelt waren.
Es ist nicht auszuschließen, dass sich das wiederholt; doch selbst für sich betrachtet haben die Cowboys mit ihren drei Receivern eine enorme Feuerkraft, und das wird sich auch bemerkbar machen. Wenn man dann auf die Defense blickt, springen einen zwei Dinge an: Das Linebacker-Überangebot - und die Fragezeichen im Pass-Rush. Demacus Lawrence ist die eine Säule hier, daneben hofft man auf eine konstante Saison von Randy Gregory, eine gute Rookie-Saison von Osa Odighizuwa, oder vielleicht eine Überraschung von Tarell Basham.
Der neue Defensive Coordinator Dan Quinn braucht einen guten 4-Men-Rush, und der Blick auf die Secondary unterstreicht das; hier hat Dallas zwar einige junge, talentierte Spieler, aber auch gigantische Fragezeichen, sowohl auf Safety, als auch was den Nummer-2-Corner-Spot angeht.
9. LOS ANGELES RAMS
Letztlich ist die Saison-Prognose für die Rams relativ einfach, man könnte sie sogar in einem Satz zusammenfassen: Wie groß ist das Quarterback-Upgrade mit dem Schritt von Jared Goff zu Matt Stafford - und reicht das, um mutmaßliche defensive Regression nicht nur aufzufangen, sondern als Team einen Sprung zu machen? Denn nachdem die Rams die beste Defense der vergangenen Saison stellten, muss man zumindest einen gewissen Rückschritt einkalkulieren.
Der Aderlass war schlicht zu groß, angefangen mit dem Verlust von Defensive Coordinator Brandon Staley, über Top-Safety John Johnson bis hin zu Cornerback Troy Hill und Edge-Rusher Samson Ebukam. Die Rams haben hier jede Menge Qualität verloren, und Ex-Falcons-Interims-Coach Raheem Morris muss erst noch zeigen, wie er seine defensiven Ideen mit dem Personal und dem Grund-Konzept von Staley kombinieren kann. Die Offense derweil sollte in jedem Fall besser sein, Stafford ist zweifellos der bessere Quarterback und sollte auch dabei helfen, das Feld wieder vertikal mehr zu öffnen.
Die Offensive Line ist solide, die Wide-Receiver-Gruppe wurde in der Offseason verstärkt. Aber in der Gesamtabrechnung bin ich trotzdem nicht sicher, ob L.A. im Vergleich zum Vorjahr diesen signifikanten Sprung nochmal machen wird, den viele durch den Stafford-Trade jetzt fast schon erwarten.
8. SAN FRANCISCO 49ERS
Die Quarterback-Frage scheint - vorerst - geklärt: Jimmy Garoppolo startet, aber auch Rookie Trey Lance erhält eine ausgeprägte Rolle; das zumindest ist der Takeaway, wenn man auf das Preseason-Finale blickt, als die Niners die Raiders mit einer hochexplosiven Kombination aus ihren gewohnten Outside-Zone-Plays mit Garoppolo und Quarterback-Option-Konzepten direkt aus dem Ravens-Playbook überrannten. Wie Shanahan diese Balance hinbekommt, und an welchem Punkt der Rookie fix übernimmt, wird die spannendste Dynamik bei den Niners sein.
Zumindest das Waffenarsenal ist wieder vollständig, nachdem Deebo Samuel über die Hälfte der Saison verpasste, und auch George Kittle und Raheem Mostert lange nicht mitwirken konnten. So lastete direkt große Verantwortung auf den Schultern von Brandon Aiyuk, der selbst vier Spiele lang fehlte. Die Niners-Offense sollte also deutlich dynamischer daherkommen, während auch die Defense - die allerdings Coordinator Robert Saleh verloren hat - ihren wichtigsten Spieler in Person von Nick Bosa nach Verletzung zurückerhält.
Das mit Abstand größte individuelle Fragezeichen dieses Teams ist die Secondary, und insbesondere die Outside-Corner. Bleibt Jason Verrett fit? Jetzt ist er kein "nice to have wenn er fit bleibt"-Spieler mehr, sondern als Nummer-1-Corner wichtiger Dreh- und Angelpunkt.
7. SEATTLE SEAHAWKS
Dass die vier NFC-West-Teams so eng beieinander auftauchen, ist natürlich kein Zufall: Das ist - in meinen Augen - die stärkste Division insgesamt betrachtet; jedes der vier Teams könnte am Ende die Division gewinnen, ohne dass ich von einer Überraschung sprechen würde. Und die Seahawks haben, so wie jedes der vier Teams, ebenfalls ein klares Fragezeichen: Die Cornerback-Gruppe. Hier geht Seattle mit Tre Brown, Sidney Jones, Tre Flowers und DJ Reed ein enormes Risiko ein, das könnte unter dem Strich eine der schwächsten Corner-Gruppen in der NFL sein.
Ich mag die Verpflichtung von Kerry Hyder für den Pass-Rush, Dunlap zu halten war elementar wichtig und Poona Ford könnte eine kleine Breakout-Saison hinlegen. Trotzdem würde es mich nicht wundern, wenn Seattle am Ende die schwächste Defense dieser Division hätte. Umgekehrt aber haben die Seahawks eben auch den besten Quarterback in der Division, und mein Optimismus bei Seattle rührt in erster Linie daher, dass ich mir vom neuen Offensive Coordinator Shane Waldron erhoffe, dass er der Offense eine stabilere Baseline gibt.
Gabe Jackson ist zudem ein Upgrade in der Line, Rookie-Receiver D'Wayne Eskridge wird direkt eine klare Rolle haben. Seattle wird auch dieses Jahr so weit kommen, wie Russell Wilson es zulässt; im Gegensatz zum letzten Jahr denke ich aber, dass er auf dieser Mission mehr Unterstützung erhält.
6. CLEVELAND BROWNS
Nach zugelassenen Expected Points Added pro Play hatten die Browns in der vergangenen Saison die Nummer-23-Defense, noch hinter Teams wie Dallas oder Atlanta, und es gehört nicht allzu viel Fantasie dazu, um Cleveland hier einen deutlichen Sprung nach vorne zu prognostizieren. Rookie-Corner Greg Newsome könnte der ideale Spieler sein, um ihn mit Denzel Ward zu kombinieren und auf Jahre hin ein exzellentes Cornerback-Duo aufzubieten.
Neuzugang John Johnson wird die Secondary ohnehin deutlich stabilisieren. Ich mag die Verpflichtung von Jadeveon Clowney als Komplementär-Rusher zu Myles Garrett, und auch wenn die Linebacker-Gruppe noch immer einige Fragezeichen mit sich bringt: Hier ist Rookie Jeremiah Owusu-Koramoah die große Wildcard, und der flexible Linebacker-Safety-Hybrid steht in gewisser Weise stellvertretend für die neue Vielseitigkeit in Clevelands Defense.
Und die Offense? Ehrlicherweise erwarte ich hier keine allzu großen Veränderungen: Cleveland hat die beste Offensive Line in der NFL, und dabei sollte es auch bleiben, Mayfield fühlte sich spürbar wohler im Laufe der Saison - und jetzt erhält er Odell Beckham nach dessen Verletzung zurück. Die Browns gehören 2021 in den Kreis der Titelanwärter.
5. BALTIMORE RAVENS
Zwei Positionen standen auf meiner Ravens-Offseason-Agenda ganz oben: Outside Receiver und Interior Offensive Line. Beides ging Baltimore an, Kevin Zeitler kam für das Zentrum, Sammy Watkins, Rashod Bateman und Tylan Wallace sollen helfen, Defenses wieder mehr in die Breite zu ziehen und so auch wieder Räume im Zentrum öffnen. Bateman fällt vorerst aus und Offensive Coordinator Greg Roman ist ebenfalls in der Pflicht, um zu zeigen, dass er mit mehr Waffen ein besser designtes Passspiel aufziehen kann.
Generell aber erwarte ich eine verbesserte Ravens-Offense. Und ja, defensiv hat Baltimore mit Matt Judon, Yannick Ngakoue und Jihad Ward gleich drei ihrer vier Top-Edge-Rusher der vergangenen Saison verloren. Aber zum einen halte ich den tatsächlichen Edge-Rusher in kaum einer Defense für derart austauschbar wie es bei den Ravens der Fall ist, zum anderen würde es mich nicht wundern, wenn Erstrunden-Pick Odafe Oweh eine zumindest statistisch spektakuläre Rookie-Saison hinlegen würde.
Die Identität dieser Defense liegt im Blitzing und in der Secondary, und hier kann kaum ein Team Baltimore das Wasser reichen. Das in Kombination mit der starken Defensive Line bestehend aus Campbell, Williams und Wolfe wird abermals jede Menge Räume für die Rusher aus allen Richtungen kreieren.
4. BUFFALO BILLS
Sieht man mal von den Corona-Impf-Debatten ab, war es in Buffalo eine Offseason, wie man sie sich von einem Titelanwärter wünscht: Die Offense blieb nahezu komplett zusammen, während man defensiv die offensichtliche Schwachstelle - in dem Fall den Edge-Rush - angegangen ist. Offensiv könnten die Bills dennoch sogar noch einen kleinen Schritt nach vorne machen, denn gerade die Guard-Spots waren letztes Jahr verletzungsbedingt teilweise problematisch: bleiben Feliciano und Ford jetzt fit, ist man hier vergleichsweise besser aufgestellt. Und der Abgang von John Brown muss zwar erst einmal aufgefangen werden, aber Gabriel Davis sollte relativ nahtlos zumindest in dessen Rolle schlüpfen können - und im Gegenzug wurden die Bills mit der Verpflichtung von Emmanuel Sanders in der Mid-Range deutlich gefährlicher.
Falls Allen nach seinem Monster-Sprung letztes Jahr nicht wieder signifikant abbaut, sollte das abermals eine Top-6-Offense sein. Die Defense blieb dabei letztes Jahr sogar eher noch hinter den Erwartungen zurück, hier darf man eine Leistungssteigerung erwarten. Die Secondary ist nach wie vor sehr gut besetzt, und falls die Rookies Gregory Rousseau und Carlos Basham zumindest halbwegs schnell einschlagen - Rousseau deutete das bereits an -, dann sollte Jerry Hughes auch endlich entlastet werden.
3. GREEN BAY PACKERS
Ich bin schon ein wenig gespannt, zu sehen, wie die Packers-Offense ohne die Top-Line aussieht, die in Green Bay in der jüngeren Vergangenheit schon fast Standard war. Center Corey Linsley, der wohl ligaweit Beste seines Fachs im Vorjahr, ist weg, und David Bakhtiari - seines Zeichens der für mich beste Left Tackle in der NFL - wird mindestens die ersten sechs Spiele verpassen. Elgton Jenkins könnte damit nach links raus rücken, was große Fragen in der Interior Line aufwirft.
Die rechte Seite der Line mit Lucas Patrick und Billy Turner bleibt zwar zusammen, fiel aber bereits letztes Jahr im Vergleich zu den anderen drei Spots klar ab. Zumindest die ersten Wochen der Saison könnten in der Hinsicht interessant werden - gleichzeitig muss man aber auch betonen, dass Rodgers ohne Frage mehr Waffen in seinem Arsenal hat als im Vorjahr. Die Rückholaktion von Randall Cobb ist noch immer irgendwo skurril, aber es ist ein Upgrade zu dem was die Packers letztes Jahr im Slot hatten. Und Rookie Amari Rodgers bringt nochmal ein anderes Skillset mit, er ist fast eine Art Running-Back-Receiver-Hybrid, und wird sicher auch dementsprechend intensiv in Jet Sweeps, Screens und dergleichen eingebaut werden.
Die gute Nachricht ist: Falls die Offense etwas wackelt, könnte dieses Jahr mehr Hilfe von der Defense kommen. Ich bin gespannt, was der neue Coordinator Joe Barry mit der Defense vorhat, vermute aber, dass es mehr in die modernen 2-High-Light-Boxes-Richtung gehen wird; die Safeties dafür hat er. Rashan Gary ist ein Breakout-Kandidat, Jaire Alexander einer der besten Cornerbacks in der NFL und Eric Stokes sollte Kevin King eher früher als später ablösen können.
2. KANSAS CITY CHIEFS
Die drastischen Umbaumaßnahmen in der Offensive Line werden spannend zu beobachten sein. Sicher, die Bilder von Patrick Mahomes auf der Dauerflucht vor dem Pass-Rush der Bucs im Super Bowl dürften bei Chiefs-Fans noch immer im Hinterkopf sein, und mit Sicherheit ist eine Idee in KC auch, dass man Mahomes dabei helfen will, wieder weniger aus der Pocket zu driften.
Aber auch der Effekt aufs Run Game wird spannend zu beobachten sein, KC wird mehr Power-Konzepte spielen als bisher. Und vielleicht setzen die Chiefs auch etwas mehr aufs Run Game - oder hat Mecole Hardman seinen Breakout? Andernfalls fehlt es nach Hill und Kelce doch deutlich an Alternativen im Passspiel für Patrick Mahomes.
Nicht unterschätzen sollte man allerdings die Defense: Die Secondary hat außerhalb von Tyrann Mathieu keinen Superstar, aber ist überraschend solide bis gut besetzt; auch auf den Cornerback-Spots. Und vielleicht bietet Jarran Reed endlich eine zusätzliche Pass-Rush-Präsenz im Zentrum, wodurch Chris Jones etwas mehr herumgeschoben werden kann. Kansas City hat den besten Quarterback der Liga und als Team durch die Offense einen enorm hohen Floor.
1. TAMPA BAY BUCCANEERS
Bei jedem anderen Team, auch bei den anderen Team im engsten Titelanwärter-Kreis, gibt es zumindest ein, manchmal zwei zentrale Fragen mit Blick auf den Kader. Mal ist es die Line, mal die Secondary, mal der Pass-Rush, oder Veränderungen im Trainerstab. Bei den Buccaneers gibt es absolut nichts davon: Die bereits im Vorjahr starke Offensive Line bleibt zusammen, genau wie die starke Receiver-Gruppe - in welcher Antonio Brown jetzt von Anfang an mit dabei ist und Rookie Jaelon Darden noch dazu kommt.
Auch die defensive Front bleibt intakt, mit Erstrunden-Rookie Joe Tryon als ein zusätzlicher Kandidat, um eine immer größere Rolle in der Rotation einzunehmen. Und die junge Secondary hat generell noch Potenzial nach oben. Kleinere Upgrades wie etwa Receiving-Back Giovani Bernard runden das Bild ab.
Unter dem Strich ist es relativ simpel: Solange Brady auf diesem Level, das er nach der Bye Week hatte, weiterspielt - und im Moment gibt es kein Anzeichen dafür, dass ihm das nicht gelingt, haben die Buccaneers den komplettesten Kader in der Liga und sind Titelkandidat Nummer 1.