Saison-Prognosen: Diese Spieler schaffen es 2021 erstmals in den Pro Bowl

Jan Dafeld
01. Juli 202110:00
Trey Lance wurde von den San Francisco 49ers im Draft ausgewählt.getty
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In etwas mehr als zwei Monaten beginnt die NFL Regular Season 2021. Welche Spieler könnten sich in der kommenden Spielzeit ins Rampenlicht spielen? Wir nennen zehn Kandidaten, die Chancen haben, in dieser Saison erstmals für den Pro Bowl nominiert zu werden.

NFL: Diese Spieler können es 2021 erstmals in den Pro Bowl schaffen

Ali Marpet (Guard, Tampa Bay Buccaneers)

Ja, Ihr habt richtig gelesen. Marpet wurde in seiner Karriere bislang noch nie in den Pro Bowl gewählt. Und das, obwohl der 28-Jährige mittlerweile seit sechs Jahren zu den besseren Guards der Liga zählt.

Der Pro Bowl ist in vielerlei Hinsicht letztlich doch nach wie vor eher ein Popularitätswettbewerb als eine nüchterne Abstimmung über die besten Spieler der laufenden Saison. Andernfalls hätte Marpet sich die Auszeichnung spätestens in der vergangenen Saison verdient gehabt. Er zählte 2020 zu den besten Run-Blockern der NFC und ließ gleichzeitig keinen einzigen Sack zu.

Doch was lange ein Malus für Marpet war, könnte ihm in der kommenden Saison zugute kommen: Die Zeiten der Bucs als graue Maus in der Liga sind vorbei. Als Super-Bowl-Champion mit Tom Brady Under Center hat Tampa Bay zahlreiche Primetime-Spiele sowie umfassende Berichterstattung sicher. Spielt Marpet unter diesen Umständen ähnlich stark wie in der vergangenen Spielzeit, dürfte seine Durststrecke endlich enden.

Calvin Ridley (Wide Receiver, Atlanta Falcons)

Ridleys Stern ist über die vergangenen drei Jahre immer weiter gestiegen. In seinen ersten zwei Saison fing der Erstrundenpick aus dem 2018er Draft 182 Bälle für insgesamt fast 1700 Yards sowie 17 Touchdowns. In der vergangenen Spielzeit schraubte er seine Statistiken dann auf 1374 Yards und neun Touchdowns hoch.

Für den Pro Bowl reichte es trotz Ridleys herausragender Statistiken dennoch nicht. Neben Davante Adams und DeAndre Hopkins musste er sich in der Abstimmung auch hinter Justin Jefferson und DK Metcalf einreihen - eine Reihenfolge, die zumindest fragwürdig war.

In der kommenden Saison dürfte der 26-Jährige nun allerdings nochmal einen Schritt nach vorne machen. Julio Jones wurde nach Tennessee getradet, Ridley ist fortan die klare Nummer eins in der Offense der Falcons. Die Offense vom neuen Head Coach Arthur Smith, in der bereits A.J. Brown bei den Titans aufblühte, dürfte zudem gut zu Ridley passen. Ridleys Konkurrenz in der NFC ist allerdings enorm: Neben den bereits genannten Pro Bowlern kämpfen unter anderem auch Michael Thomas, Adam Thielen, Kenny Golladay und Terry McLaurin in der kommenden Saison um eine Nominierung.

Wyatt Teller (Guard, Cleveland Browns)

Auch Teller hätte eine Pro-Bowl-Nominierung in der Vorsaison wohl verdient gehabt. Neben den herausragenden Joel Bitonio und Quenton Nelson landete Teller auch hinter David DeCastro. Besonders in der O-Line erhalten bekannte Namen im Fan-Voting in der Regel viele Stimmen - relativ unabhängig von ihren Leistungen auf dem Feld. Ein Umstand, von dem zum Beispiel die Offensive Linemen der Steelers über Jahre profitierten.

Kann Teller sein Niveau aus der Vorsaison halten, dürfte ihm eine Teilnahme am Pro Bowl allerdings sicher sein. Der 26-Jährige war der beste Run-Blocker der Liga und sorgte immer wieder für spektakuläre Plays, die unter anderem bei der Crew von Good Morning Football für Begeisterung sorgten. Ein No-Name ist Teller somit nicht mehr.

Das größere Fragezeichen dürfte sein, ob Teller seine herausragenden Leistungen aus der Vorsaison wiederholen kann - eine Frage, die auch für die Offensive Line der Browns in ihrer Gesamtheit gestellt werden muss. Teller sah zwei Jahre lang nicht unbedingt wie ein Starter aus, ehe er 2020 in der neuen Offense von Kevin Stefanski plötzlich explodierte. Ob diese Leistungssteigerung von Dauer sein wird, wird sich in der kommenden Saison zeigen.

Brian Burns (Edge Defender, Carolina Panthers)

Zugegeben, Burns' Weg zum Pro Bowler in der kommenden Saison dürfte äußerst umkämpft sein. In der vergangenen Spielzeit wurden Cameron Jordan, Brandon Graham und Chase Young in der NFC in den Pro Bowl gewählt, in der kommenden Saison kommen die Rückkehrer Nick Bosa und Danielle Hunter sowie Neuzugang J.J. Watt als Konkurrenten hinzu.

Und doch sind Burns' Aussichten alles andere als hoffnungslos. Der 23-Jährige hat sich seit seiner Auswahl im Draft 2019 zu einem der besten jungen Pass-Rusher in der NFL entwickelt. Auf 7,5 Sacks in seiner Rookie-Saison ließ Burns in der letzten Saison weitere neun folgen. 21 Quarterback Hits gab's noch obendrauf.

Nicht wenig deutet daraufhin, dass Burns diese Zahlen in der kommenden Spielzeit noch weiter nach oben treiben können wird. Mit Derrick Brown, Haason Reddick und Yetur Gross-Matos an Burns' Seite verfügen die Panthers über eine talentierte Defensive Line, die ihm Eins-gegen-eins-Duelle ermöglichen sollte. Gehört Burns 2021 tatsächlich zu den Sack-Leadern in der NFL, ist auch der Pro Bowl für ihn definitiv möglich.

Jonathan Taylor (Running Back, Indianapolis Colts)

1169 Rushing Yards, elf Rushing Touchdowns: Taylor legte bereits in seiner ersten NFL-Saison nicht nur für einen Rookie beeindruckende Zahlen auf. Angesichts der Entwicklung dieser Zahlen in der vergangenen Spielzeit deutet einiges daraufhin, dass Taylor seine Statistiken in Jahr zwei nochmal deutlich steigern können wird.

Denn Taylor begann die Saison als ein Back in einem Running-Back-Committee der Colts. Erst über den Verlauf der Saison konnte er sich zum Runner Nummer eins hoch arbeiten. Nachdem Taylor in seinen ersten neun Spielen auf "nur" 428 Rushing Yards kam, erreichte er in seinen letzten sechs Auftritten 741 Rushing Yards - mehr als 120 pro Spiel!

Zum Vergleich: Nur Derrick Henry verzeichnete in der letzten Saison im Schnitt mehr als 120 Rushing Yards pro Spiel, er und Dalvin Cook waren die einzigen Runner, die auf mehr als 90 Yards pro Spiel kamen.

Man darf davon ausgehen, dass Taylor zumindest bei Early Downs als klarer Lead-Back für die Colts in die kommende Saison gehen wird. Hinter einer nach wie vor sehr stark besetzten O-Line dürfte der 22-Jährige dann erneut beeindruckende Zahlen auflegen. Das macht ihn zu einem vielversprechenden Pro-Bowl-Kandidaten, noch vor Najee Harris, der bei den Steelers als Bellcow-Back eingeplant ist.

Corey Linsley (Center, Los Angeles Chargers)

Linsley ist der dritte Offensive Lineman in dieser Liste, der eine Pro-Bowl-Nominierung in der Vorsaison wohl verdient gehabt hätte, von den Fans aber zu wenig Stimmen erhielt und daher leer ausging. In der kommenden Saison sollte ihm der Schritt in den Kader jedoch gelingen.

Zum einen sorgte Linsley über das vergangene halbe Jahr für einige Schlagzeilen und dürfte den meisten Fans nun eher ein Begriff sein als noch vor einem Jahr: Linsley wurde als First-Team-Center ins All-Pro-Team gewählt, in der Free Agency machten die Chargers ihn zum - zumindest kurzzeitig - bestbezahlten Center der NFL.

Sollten die Chargers ihr offensives Potenzial in der kommenden Saison ausschöpfen können, dürfte diese Aufmerksamkeit zudem weiter auf Linsley abfärben. Zusammen mit Matt Feiler und Rashawn Slater soll er die wacklige O-Line der Chargers schließlich stabilisieren. Gelingt das, und macht Justin Herbert in der Folge den nächsten Schritt, stünden die Chargers als Team nochmals ganz anders im Fokus.

Und noch ein Punkt, der für Linsley im Pro Bowl spricht: Pro-Bowl-Abonnent Maurkice Pouncey beendete in der Offseason seine Karriere.

Mekhi Becton (Offensive Tackle, New York Jets)

Das Rennen um eine Nominierung auf der Position des Offensive Tackles im Pro-Bowl-Team der AFC könnte in der kommenden Saison ein spannendes werden. Die Vertreter 2021: Eric Fisher, der sich die Achillessehne riss, in Kansas City entlassen wurde und den Saisonstart verpassen wird, Laremy Tunsil, der mit den Houston Texans vermutlich zu den schwächsten Teams der Liga zählen wird, und Orlando Brown Jr., dem eine enorme Umstellung vom Scheme der Ravens auf das der Chiefs bevorsteht.

Es ist somit durchaus vorstellbar, dass die AFC in der kommenden Saison drei neue Starter ins Rennen schicken wird. Zu den Kandidaten zählen dabei Rückkehrer Ronnie Stanley, Jack Conklin, der sich bereits 2020 eine Nominierung verdient gehabt hätte, und Garrett Bolles - aber eben auch Becton.

Der 22-Jährige galt im vergangenen Draft zwar als gewaltiger und daher potenziell physisch dominanter Spieler, allerdings auch noch als roh und technisch limitiert. Doch Becton überzeugte von Beginn an und zählte zu den wenigen Lichtblicken in einem enttäuschenden Jets-Team. Steigert er sich in der kommenden Saison weiter, sollte Becton ein Pro-Bowl-Kandidat sein - für Aufmerksamkeit sorgen wird er dabei alleine schon aufgrund seiner unverkennbaren Statur.

Jaelan Phillips (Edge Defender, Miami Dolphins/Rookie)

2019 wurde Nick Bosa im Draft als erster Pass-Rusher ausgewählt und schaffte es als Rookie gleich in den Pro-Bowl-Kader. 2020 wurde Chase Young im Draft als erster Pass-Rusher ausgewählt und schaffte es als Rookie gleich in den Pro-Bowl-Kader. 2021 wurde Jaelan Phillips als erster Pass-Rusher im Draft ausgewählt und...?

Natürlich, die Situationen von Bosa, Young und Phillips sind nicht direkt miteinander vergleichbar. Sowohl Bosa als auch Young galten als Supertalente, so genannte Blue-Chip-Players, während Philipps mit einer besorgniserregenden Verletzungshistorie in die NFL kommt und im Draft "nur" an Position 18 ausgewählt wurde. Und doch könnte der 22-Jährige bereits als Rookie realistische Chancen auf eine Pro-Bowl-Nominierung haben.

Zum einen spielt Philipps in Miami in einem äußerst aggressiven und somit Pass-Rusher-freundlichen Scheme, das ihm jede Menge Möglichkeiten für Sacks und QB-Hits liefern sollte. Zum anderen dürfte Phillips als Outside Linebacker zur Wahl stehen, eine Position, auf der eine Pro-Bowl-Nominierung in der AFC zuletzt einfacher einzuheimsen war, als als Defensive End.

Zuallererst bleibt natürlich die Frage, wie viel Phillips als Rookie bereits in der komplizierten Defense der Dolphins spielen dürfen wird. Sieht er früh viele Snaps, könnte der Youngster aber zu einer echten Überraschung werden.

Dallas Goedert (Tight End, Philadelphia Eagles)

Während im Pro-Bowl-Voting der AFC in der letzten Saison Mark Andrews hinter Travis Kelce und Darren Waller zurückstecken musste, schafften es in der NFC weniger große Namen in den Pro Bowl: T.J. Hockenson erhielt die meisten Stimmen, Evan Engram setzte sich vor Robert Tonyan durch.

Nun kehrt in der kommenden Spielzeit George Kittle von seiner langen Verletzungspause zurück und Hockenson winkt in Detroit eine noch größere Rolle. Kyle Pitts stößt als Rookie in Atlanta dazu. Dennoch scheint die Tight-End-Position in der NFC an der Spitze eher weniger breit besetzt zu sein. Es ist denkbar, dass Goedert 2021 in dieses Vakuum vorstößt.

Obwohl er in der letzten Saison fünf Spiele verpasste, kam Goedert in der kaum funktionalen Eagles-Offense auf immerhin 524 Receiving Yards und drei Touchdowns. Und: 2021 wird Goedert endgültig die Rolle des Nummer-eins-Tight-Ends von Zach Ertz übernehmen. Kann er sich an Hockenson vorbeischieben, hat er eine reelle Chance.

Trey Lance (Quarterback, San Francisco 49ers/Rookie)

Vorab: Nein, Lance wird in der kommenden Spielzeit mit hoher Wahrscheinlichkeit keiner der drei besten Quarterbacks in seiner Conference sein. In der Regel muss man genau das aber auch gar nicht sein, um es in den Pro Bowl zu schaffen - von der vergangenen Saison, in der aufgrund der Coronapandemie kein Pro Bowl gespielt wurde und es daher auch keine Nachrücker gab, mal abgesehen.

2017 spielte zum Beispiel Derek Carr für die AFC, 2018 stand Mitchell Trubisky im Kader der NFC und 2019 wurde Kirk Cousins für die NFC nominiert - sie alle schafften es als Nachrücker ins Team, weil einige der ursprünglich gewählten Quarterbacks absagten. Ist so eine Entwicklung auch für Lance möglich? Und das bereits als Rookie?

Zugegeben: Es wird schwierig. Lance müsste mehrere Spieler aus der Riege Aaron Rodgers, Russell Wilson, Tom Brady, Matt Ryan, Matthew Stafford und Kyler Murray hinter sich lassen.

Und doch: Der 21-Jährige wird, sofern er spielt, in der kommenden Saison in einem der besten Schemes der NFL spielen und ein starkes Waffenarsenal sowie eine gute Offensive Line an seiner Seite haben. Mit seinen Runs dürfte er zudem die Highlight-Plays liefern, mit denen man für Aufsehen sorgen muss, um in den Pro Bowl zu kommen.

Noch ist es für Lance ein weiter Weg zum Pro Bowl - noch ist nicht mal klar, ob er 2021 überhaupt schon starten wird -, unmöglich ist dieser Weg für Lance allerdings nicht.