Die Kansas City Chiefs haben Super Bowl LVII 38:35 durch ein spätes Field Goal gegen die Philadelphia Eagles gewonnen. Überschattet wurde das spektakuläre Spiel jedoch von einem unwürdigen Holding-Call, der die Partie essenziell entschied und jegliche Spannung aus der Schlussphase nahm.
Chiefs vs. Eagles: Auf einen Blick
- Die Eagles hatten vor der Pause die Chance, das Spiel außer Reichweite zu bringen, eine Reihe von Fehlern hielt die Chiefs jedoch im Spiel und gab ihnen trotz erneuter Verletzungsprobleme von Patrick Mahomes noch eine Chance.
- In der zweiten Hälfte übernahmen die Chiefs das Kommando, setzten vermehrt aufs Run Game, während die Eagles eine Defense zeigten, die schon zu Beginn nicht funktionierte mit zwei tiefen Safetys und nur vier Pass Rushern.
- Am Ende war es eine unwürdige Schiedsrichterentscheidung, ein extrem softer Holding-Call gegen die Eagles, die den Chiefs ein First Down schenkte, mit dem sie die Uhr bis zum Field Goal runterspielen konnten.
Chiefs vs. Eagles: Die Analyse
Ein spektakuläres Spiel fand ein unangemessenes Ende. Die Eagles hatten die Chiefs in der Red Zone bei 3rd&8 gestoppt, doch eine ultra-softe Holding-Strafe - James Bradberry berührte JuJu Smith-Schuster nur leicht - gab den Chiefs das letzte First Down beim Stand von 35:35, was ihnen reichte, um letztlich das Field Goal zum Sieg zu schießen. Es ist der zweite Titel für Andy Reid und Patrick Mahomes, der dritte für die Chiefs insgesamt.
Die Hauptdarsteller der ersten Hälfte waren eindeutig die Eagles. Sie begannen das Spiel mit einem sehenswerten ersten Drive, der über elf Spielzüge ging. Am Ende stand ein QB-Sneak zum Touchdown von Jalen Hurts.
Im Gegenzug versuchten sie, Travis Kelce Mann-gegen-Mann zu covern, was komplett nach hinten losging. Am Ende fing er einen 18-Yard-Touchdown-Pass von Patrick Mahomes zum Ausgleich. Es folgte ein schneller Stopp der Chiefs-Defense, woraufhin die Offense erneut übers Feld marschierte, sich dann aber mit einem Field-Goal-Versuch bei 4th&3 an der 24 begnügte. Harrison Butker jagte den Kick jedoch an den linken Upright.
Die Eagles antworteten mit einem 45-Yard-Touchdown-Pass von Hurts auf A.J. Brown, der Rookie-Cornerback Trent McDuffie davonlief. Und nachdem den Eagles ein schneller Stopp ihrerseits gelang, waren sie drauf und dran, davon zu ziehen. Doch dann kamen weitere Fehler der Eagles dazu. Erst leisteten sie sich einen False Start bei 3rd&1 und dann verlor Hurts ohne Not einen Fumble, den sich Linebacker Nick Bolton schnappte und über 36 Yards zum Touchdown returnierte, Ausgleich Chiefs sechs Minuten im zweiten Viertel!
Anschließend jedoch übernahmen wieder die Eagles und dominierten den folgenden Drive mit dem Run Game und Hurts, der nicht mehr zu halten war. Am Ende lief Hurts dann selbst zu einem 4-Yard-Touchdown 2:20 Minuten vor der Pause.
Mit dann effektiverem Pass Rush setzten die Eagles danach Mahomes mehrfach unter Druck und Linebacker TJ Edwards traf ihn hart an seinem verletzten Knöchel. Die Eagles punteten und Mahomes humpelte vom Feld. Bis zur Pause gelang Philly noch ein 35-Yard-Field-Goal nach einem weiteren langen Pass-Play von Hurts zu Brown. 24:14 Eagles zur Pause.
gettyChiefs vs. Eagles: Chiefs wie ausgewechselt nach der Pause
Nach der Pause kam Mahomes einigermaßen fit zurück und nach drei Run-Plays in Serie begann er auch wieder, sich besser in der Pocket - und außerhalb - zu bewegen und auch schwierige Pässe anzubringen. Entsprechend ging es schnell Richtung Endzone. Rookie-Running-Back Isiah Pacheco vollendete aus einem Yard zum Touchdown.
Anschließend legten die Eagles einen fast achtminütigen Drive über 17 Plays hin, der begünstigt wurde durch einen fragwürdigen Seitenlinien-Catch von Dallas Goedert, der auch nach einer Challenge der Chiefs Bestand hatte. Allerdings hatten die Eagles vor der Pause auch einmal Pech mit einer Review bei einem vermeintlichen Catch von DeVonta Smith. Letztlich aber reichte es dieses Mal nur zu einem Field Goal für Philly aus 33 Yards. 27:21 Eagles zum Ende des dritten Viertels.
Die Chiefs hielten danach den Fuß auf dem Gas, während die Eagles-Defense zurückkehrte zum Anfang mit nur vier Rushern und zwei tiefen Safetys. Mahomes zerpflückte die Zones mit JuJu Smith-Schuster in erster Linie und fand schließlich Kadarius Toney, der nach angetäuschter Motion zur Mitte beim Snap die Richtung wechselte und damit Darius Slay komplett abschüttelte. Anschließend hatte er freie Bahn bis zur Endzone aus 5 Yards. 28:27 Chiefs, die damit erstmals in Führung gingen.
Was folgte, war der komplette Meltdown für die Eagles. Erst entschied Head Coach Nick Sirianni, bei 4th&2 in der eigenen Hälfte zu punten, nachdem er zuvor zweimal erfolgreich 4th Downs ausgespielt hatte. Und nachdem Toney den Punt über 69 Yards bis kurz vor die Endzone getragen hatte, spielten die Chiefs den vorherigen TD-Spielzug spiegelverkehrt noch einmal, dieses Mal entblößte Skyy Moore die komplette linke Seite für einen weiteren Touchdown. Andy Reid entschied dann, nur den Extrapunkt zu nehmen, sodass die Eagles weiterhin nur einen Score hinten lagen. 35:27 KC mit 9 Minuten auf der Uhr.
Ein Fehler, den die Eagles umgehend bestraften. Hurts fand wenig später Smith für einen 46-Yard-Pass bis an die 2-Yard-Linie, woraufhin es der QB schon wieder selbst machte - 2-Yard-Touchdown-Lauf, 2-Point-Conversion. Ausgleich mit 5:15 Minuten zu spielen!
Anschließend marschierten die Chiefs bis in die Red Zone, bekamen das First Down von den Schiedsrichtern gewissermaßen geschenkt und Jerick McKinnon stoppte mit einem Run Play kurz vor der Goal Line ab, was es verhinderte, dass die Eagles nochmal an den Ball kamen.
Super Bowl LVII: Kansas City Chiefs (14-3) - Philadelphia Eagles (14-3)
Ergebnis: 38:35 (7:7, 17:7, 7:3, 17:8) BOXSCORE
Chiefs vs. Eagles - die wichtigsten Statistiken
Der Opening-Drive der Eagles dauerte 11 Plays und war damit der längste Opening-Drive in einem Super Bowl seit Super Bowl XLII, als die Patriots 12 Spielzüge gegen die Giants zum Touchdown von Laurence Maroney hatten.
Mit einem Touchdown im ersten Viertel hat Travis Kelce Rob Gronkowski (15) für die zweitmeisten Postseason-Touchdowns überhaupt (16) überholt. Nur Jerry Rice (22) hat mehr.
Schon zur Pause war Jalen Hurts der erste Quarterback überhaupt, der in einem Super Bowl für 2 Touchdowns lief und mindestens einen warf. Er ist zudem der zweite seit Bears-Quarterback Jim McMahon, der zwei Rushing Touchdowns in einem Super Bowl erzielte. Sein Touchdown im vierten Viertel machte Hurts dann zum ersten QB überhaupt mit 3 Rushing Touchdowns im Super Bowl.
- Mahomes ist nun der erste MVP seit 1999 (Kurt Warner), der im selben Jahr auch den Super Bowl gewonnen hat.
Der Star des Spiels: Nick Bolton (Linebacker, Chiefs)
Am Ende war es Bolton, der ein paar Schlüssel-Plays machte, die den Chiefs neues Leben einhauchten. Das größte Play war der Fumble-Return-Touchdown zum 14:14, der KC im Spiel hält. Ansonsten hätten die Eagles früh davon ziehen könnten. Auch danach hatte er noch ein paar wichtige Tackles und war immer wieder mittendrin.
Der Flop des Spiels: Schiedsrichter
Schon vor dem verhängsvollen Holding-Call gegen Bradberry gab es einige Szenen, die mal wieder fragwürdig waren, darunter die beliebte Frage, was nun ein Catch war und was nicht. Doch die Tatsache, dass dieses so spektakuläre Spiel am Ende so entschieden wird, ist mehr als bitter aus Sicht der NFL. Auf größter Bühne ist dies ein Schandfleck in einer Saison, die ohnehin von zahllosen Fehlentscheidungen geprägt war.
Analyse: Chiefs vs. Eagles - die Taktiktafel
Die Eagles begannen offensiv mit allen möglichen Varianten, von RPOs, Play Action, Run-Plays, einem Shot Play und einem Sneak zum Touchdown. Später lebten sie dann hauptsächlich von RPOs und designten Läufen von Hurts sowie Eins-zu-Eins-Matchups mit AJ Brown gegen die beiden Rookie-Tight-Ends. Zudem fanden die Chiefs selten eine Antwort auf DeVonta Smith im Slot.
Defensiv wurden die Eagles besonders bei 3rd Down gefährlich, wenn sie fünf Pass Rusher schickten, was die O-Line nicht vernünftig blockte. Dann fing Mahomes auch an, aus der Pocket auszubrechen, was letztlich zu seiner erneuten Knöchelverletzung führte.
Die Eagles hatten gerade zu Beginn große Probleme mit Travis Kelce, den sie aus irgendeinem Grund in Man-Coverage nahmen, teilweise mit einem Linebacker teils mit einem Safety. Beides funktionierte nicht. Ebenso wenig, ihn in Zone zu übergeben. Erst als Mahomes weniger Zeit zum Werfen hatte, gelang es besser, Kelce zu stören.
- Die Chiefs nutzten mit fortlaufender Spieldauer immer mehr ihr Run Game, zunächst mit Outside-Runs, später dann auch vermehrt durch die Mitte, was den Eagles merklich zusetzte und ihren stärker werdenden Pass Rush störte. Und das führte kurz darauf wieder dazu, dass Mahomes mehr Zeit zum Passen bekam, die er auch ausnutzen.
- Das größte Problem der Eagles jedoch war, dass sie eigentlich mit Start der zweiten Hälfte wieder auf ihre übliche 2-Deep-Safety-Coverage stellten und nur vier Rusher brachten und damit wieder wirkungslos wurden.