Die AFC West hat vor der kommenden Saison mehrere Storylines zu bieten: Ist der Hype um die Los Angeles Chargers berechtigt? Wer gewinnt das Quarterback-Duell in Denver - und warum? Wie gefestigt tritt die Defense der Raiders auf? Und kann Kansas City mit neuer Offensive Line noch dominanter auftreten?
Alles in Denver steht im Zeichen der Quarterback-Frage. Die Broncos haben sich über die letzten Jahre einen exzellenten Kader zusammengebaut, der durchaus Playoff-Ambitionen vertreten kann - abgesehen eben von der Quarterback-Position. Hier verzichtete Denver in dieser Offseason auch auf ein klares Upgrade und entschied sich stattdessen mit Bridgewater eher für eine Absicherung.
Kann Drew Lock im dritten Jahr den großen Fortschritt zeigen? Dann sind die Broncos ein gefährliches Team, denn parallel dazu könnte Denver eine Top-3-Defense aufbieten. Das Potenzial dafür ist vorhanden. Entpuppt sich Lock aber als Reinfall, droht ein verschenktes Jahr mit anschließend teurer Quarterback-Suche.
Denver Broncos: Starter-Projection Offense
Position | Spieler | Position | Spieler |
Quarterback: | Drew Lock | Left Tackle: | Garrett Bolles |
Running Back: | Javonte Williams | Left Guard: | Dalton Risner |
Wide Receiver: | Courtland Sutton | Center: | Quinn Meinerz |
Wide Receiver: | Tim Patrick | Right Guard: | Graham Glasgow |
Slot-Receiver: | Jerry Jeudy | Right Tackle: | Bobby Massie |
Tight End: | Noah Fant |
Denver Broncos: Starter-Projection Defense
Position | Spieler | Position | Spieler |
Edge: | Bradley Chubb | Cornerback: | Kyle Fuller |
Defensive Tackle: | Shelby Harris | Cornerback: | Ronald Darby |
Defensive Tackle: | Dre'Mont Jones | Slot-Cornerback: | Bryce Callahan |
Edge: | Von Miller | Safety: | Justin Simmons |
Linebacker: | Josey Jewell | Safety: | Kareem Jackson |
Linebacker: | Alexander Johnson |
Broncos-Kader: Stärken, Schwächen und Beobachtungen
- Wie geht das interne Quarterback-Duell aus? Betrachtet man beide Kandidaten ganz nüchtern, liegt zumindest eine Theorie auf der Hand: Wir wissen an diesem Punkt, was Bridgewater ist - ein solider Game Manager, mit gutem Floor, aber wenig Ceiling. Damit ist er nicht die Art Quarterback, an die man die Geschicke seiner Franchise langfristig knüpfen will.
- Lock mag das auch nie werden, aber zumindest gibt es hier noch die Hoffnung, dass er das werden könnte. Das alleine dürfte ihn vorerst in die Pole Position rücken, oder anders formuliert: Die Broncos wollen wissen, ob Lock den großen Schritt machen kann, das ist eine der zentralen Aufgaben dieser Saison. Bridgewater wäre dann nur die Absicherung, falls zur Saisonmitte klar ist, dass Lock nicht die Antwort ist und man eine Alternative braucht.
- Jerry Jeudy sah unter allen Rookie-Receivern in der vergangenen Saison die zweitmeisten Targets (110), fing aber nicht einmal 50 Prozent davon. Zum Vergleich: Kein anderer Rookie-Receiver mit mindestens 50 Targets fing weniger als 55 Prozent davon. Das lag einerseits an schlechtem Quarterback-Play, aber auch an Jeudys zwölf (!) Drops. Hier sollte er sich deutlich stabilisieren, und zudem davon profitieren, dass er noch mehr als nur 33 Prozent seiner Snaps im Slot spielen kann, während Sutton die Aufmerksamkeit von ihm lenkt.
- Generell hat Denver letztes Jahr die Offense mehr in Locks Richtung verschoben; heißt: mehr Spread-Formationen, mehr Shotgun und Pistol, weniger enge Aufstellungen. Mit 66 Prozent 11-Personnel (1 RB, 1 TE, 3 WR) und 22 Prozent 12-Personnel war Denver auch sehr im Liga-Schnitt was die offensive Zusammensetzung angeht. Sutton übernimmt dabei wieder seinen Platz als X-Receiver, was Jeudy mehr zum beweglichen Matchup-Spieler macht. Tim Patrick könnte den zweiten Outside-Spot besetzen, alternativ stünde K.J. Hamler im Slot als Option bereit.
- In der Offensive Line ist die linke Seite mit Bolles und Risner die klare Stärke. Rechts ist Glasgow solide, Right Tackle war letztes Jahr nach dem Opt-Out von Ja'Wuan James bereits ein Unruheherd, infolge von dessen Entlassung dürfte jetzt Neuzugang Bobby Massie hier starten. Interessant ist noch die Center-Position: Lloyd Cushenberry hatte eine mehr als wacklige Rookie-Saison, durchaus denkbar, dass Rookie und Pre-Draft-Sensation Quinn Meinerz diesen Startplatz für sich erobert.
- Interessant ist noch der Blick ins Backfield, wo die Broncos eine zumindest kuriose Entscheidung getroffen haben: Man trennte sich von Phillip Lindsay, um dann im Draft für Javonte Williams hoch zu traden. Williams ist ein spektakulärer Runner, der insbesondere mit seiner Physis besticht - doch gibt er nicht wirklich ein alternatives Element zu dem was Melvin Gordon mitbringt, er ist in erster Linie ein anderer Typ Runner, der allerdings im Passspiel mit einigen Fragezeichen in die NFL kommt. Eine Receiving-Option aus dem Backfield sucht man weiter vergebens.
- Die Defense hat in der Secondary eine Generalüberholung erhalten. Cornerback war im Vorjahr immer wieder problematisch, hier hat Denver aus einer Schwäche eine klare Stärke gemacht: Ronald Darby wurde zunächst in der Free Agency geholt, allein er hätte schon für Stabilisation gesorgt. Dann aber fiel Vic Fangio Kyle Fuller in den Schoß, der unter ihm bereits in Chicago ein Nummer-1-Corner war. Und als ob das nicht reichen würde, investierte Denver noch seinen Erstrunden-Draft-Pick in Patrick Surtain.
- In Bryce Callahan haben die Broncos allerdings auch einen der besten Slot-Cornerbacks in der NFL aktuell, und somit liegt der Schluss nahe, dass Surtain und Darby den zweiten Outside-Corner-Spot unter sich ausmachen. Fuller dürfte gesetzt sein. Denver verfügt außerdem über eines der besten Safety-Duos in der NFL, was in Fangios Defense ein enorm wichtiger Aspekt ist und die Cornerbacks zusätzlich entlasten wird.
- In der Front kehrt Superstar Von Miller zurück - es wird spannend sein zu sehen, wie sein Impact ausfällt. Die vergangene Saison verpasste er verletzt, davor schien er abzubauen. Die gute Nachricht aber ist, dass sich Bradley Chubb in Millers Abwesenheit als ein veritabler Nummer-1-Rusher etabliert hat. Auch Shelby Harris und Dre'Mont Jones daneben präsentierten sich im Pass-Rush mehr als beachtlich, Harris zu halten war ein wichtiger Schritt für die Front.
Das Thema dieser Chiefs-Offseason liegt auf der Hand: Eine neue Offensive Line sollte her, und entsprechend investierte KC auch, um hier einen großangelegten Umbruch voranzutreiben. Joe Thuney wurde teuer geholt, Orlando Brown kam per Trade, Creed Humphrey an Tag 2 des Drafts. Gibt das den Chiefs noch eine neue Dimension in ihrer ohnehin schon gefürchteten Offense?
KC ist zweifellos im engsten Kreis der Titelanwärter, insofern geht es bei den Chiefs auch um die letzten Prozentpunkte: Stecken irgendwann perspektivisch zu viele Ressourcen in der Offense, sodass die Defense zu sehr darunter leidet? Hat man sich zu sehr auf die Line fokussiert und die Receiver-Gruppe im Gegenzug vernachlässigt? Und was davon könnte sich rächen, wenn es in den Playoff-Spielen gegen die Top-Teams um alles geht?
Kansas City Chiefs: Starter-Projection Offense
Position | Spieler | Position | Spieler |
Quarterback: | Patrick Mahomes | Left Tackle: | Orlando Brown |
Running Back: | Clyde Edwards-Helaire | Left Guard: | Joe Thuney |
Wide Receiver: | Demarcus Robinson | Center: | Creed Humphrey |
Wide Receiver: | Mecole Hardman | Right Guard: | Laurent Duvernay-Tardiff |
Slot-Receiver | Tyreek Hill | Right Tackle: | Mike Remmers |
Tight End: | Travis Kelce |
Kansas City Chiefs: Starter-Projection Defense
Position | Spieler | Position | Spieler |
Edge: | Frank Clark | Cornerback: | L'Jarius Sneed |
Defensive Tackle: | Chris Jones | Cornerback: | Charvarius Ward |
Defensive Tackle: | Jarran Reed | Slot-Cornerback: | Rashad Fenton |
Edge: | Taco Charlton | Safety: | Tyrann Mathieu |
Linebacker: | Willie Gay Jr. | Safety: | Juan Thornhill |
Linebacker: | Anthony Hitchens |
Chiefs-Kader: Stärken, Schwächen und Beobachtungen
- Eric Fisher weg, Austin Reiter weg, Mitchell Schwartz weg, Andrew Wylie ins dritte Glied degradiert: Viel ist nicht übrig von der Offensive Line, die in der vergangenen Saison an die Startlinie ging. Auch wenn man auf den Super Bowl angesichts der Ausfälle nicht überreagieren sollte, so war doch überdeutlich, dass die Chiefs hier grundsätzlich etwas ändern wollten.
- Insbesondere die linke Seite der Line lässt diesen Schluss zu, wo gerade Orlando Brown in Pass-Protection womöglich nicht einmal ein Upgrade gegenüber Fisher darstellt, je nachdem, wie der von seinem Achillessehnenriss zurückkommt. Allerdings hat sich Kansas City hier eine linke Seite aufgebaut, die exzellent im Power-Blocking sein sollte. Die Chiefs waren bislang ganz eindeutig eine Zone-Blocking-Offense - vielleicht will Andy Reid hier grundlegend etwas ändern, und das Run Game auf diese Art besser mit den Designs im Passspiel kombinieren.
- Neben der runderneuerten Offensive Line sticht die Wide-Receiver-Gruppe heraus - aber aus ganz anderen Gründen. Hill ist vielleicht die gefährlichste Waffe in der NFL und wird viel im Slot aufgeboten, Travis Kelce ist für viele weiterhin der beste Tight End der Liga und wird regelmäßig auf einer Seite der Formation isoliert, um so noch mehr Matchups zu forcieren.
- Die Chiefs haben hier aber auch die Schwachstelle erkannt, die bereits letztes Jahr ein Thema war, weil Sammy Watkins nicht mehr sein 2019er Level erreichte: Es fehlte an verlässlichen Optionen neben Kelce und Hill. KC versuchte, JuJu Smith-Schuster und auch T.Y. Hilton zu verpflichten; in beiden Fällen zog man den Kürzeren. Wer kann also die Rolle einnehmen, die Watkins 2019 hatte, und Kansas City eine dritte veritable (Outside-)Option im Passspiel geben?
- Mecole Hardman scheint dafür nicht die ideale Besetzung; er ist besser in einer flexiblen Rolle aufgehoben, als ein Spieler, den man regelmäßig mit Jet Sweeps und Screens in den Raum bringt, und der eher aus dem Slot als Outside agiert. Damit bleiben dann in erster Linie Demarcus Robinson, der letztes Jahr immerhin 63 Targets sah (491 YDS, 3 TD), und Rookie Cornell Powell. In meinem Pre-Draft-Ranking hatte ich Powell vergleichsweise hoch und sehe ihn mit seiner Physis auch in dieser Art Rolle, die Kansas City braucht. Aber kann der Fünftrunden-Rookie schon in seiner ersten NFL-Saison ein derart großes und kritisches Vakuum ausfüllen?
- Was die Herangehensweise im Passspiel angeht, erwarte ich wenig Veränderung. Die Chiefs haben letztes Jahr den Schritt hin zu einer klar dominanten 11-Personnel-Offense gemacht, 73 Prozent ihrer Offense-Snaps fanden daraus statt; einer der ligaweit höchsten Werte. 2019 waren 2-Tight-End-Sets noch deutlich präsenter.
- Kansas Citys Defense zeichnet sich - teilweise notgedrungen, teilweise dank der komfortablen Ausgangslage durch die eigene Offense - durch seine Aggressivität aus. Notgedrungen, weil die Chiefs schlicht keinerlei Pass-Rush-Präsenz außerhalb von Chris Jones haben. Frank Clark ist bislang ein massiver Fehlgriff und wer weiß, inwieweit er in der kommenden Saison zur Verfügung steht, Neuzugang Jarran Reed ist schon fast die größte Hoffnung auf individuellen Pass-Rush neben Clark.
- Immerhin aber gibt die eigene Offense der Defense auch Spielraum; die Chiefs-Defense kann meist mit größerem Spielraum für Fehler auftreten. Die Chiefs blitzen in der Folge auch mit einer vergleichsweise hohen Quote, bringen bevorzugt Linebacker oder Safeties als zusätzliche Pass-Rusher, um zum Quarterback zu kommen, und die Pressure-Quote insgesamt ist auch im Liga-Mittelfeld. Dennoch wäre es für die Defense eine Wohltat, wenn ein Spieler wie Reed oder wie Taco Charlton hier individuell mehr Druck machen könnte.
- Bei den Linebackern sollte Willie Gay sich als Starter durchsetzen, in seiner Rookie-Saison spielte er nur 269 Snaps, zeigte aber bereits insbesondere eine Qualität, die Chiefs-Linebacker über die letzten Jahre häufig vermissen ließen: Willie Gay kann covern. Setzt Hitchens seinen Abwärtstrend fort, stünde Zweitrunden-Pick Nick Bolton dahinter bereit, um ihn abzulösen.
- Dreh- und Angelpunkt der Defense ist Tyrann Mathieu, ein immens wichtiger Spieler in dieser Defense, der mit seiner Antizipation und seinem Spielverständnis überall als Matchup-Waffe eingesetzt wird. Etwas unter dem Radar aber nicht zu unterschätzen ist die Cornerback-Gruppe: L'Jarius Sneed hat eine sehr gute Rookie-Saison gespielt und ist gesetzt, Rashad Fenton machte letztes Jahr im Slot auf sich aufmerksam und Charvarius Ward ist ein solider Nummer-2-Corner. Niemand wird die Gruppe mit den Broncos-Cornerbacks verwechseln, aber Kansas City ist hier insgesamt besser aufgestellt als in der Front.
- Dahinter geben die Chiefs einstigen Erstrunden-Picks die "zweite Chance": DeAndre Baker wurde bereits Ende der vergangenen Saison nach seiner Entlassung bei den Giants verpflichtet, Ex-Vikings-First-Rounder Mike Hughes kam in der Offseason per Trade aus Minnesota. Das ist zumindest solide Tiefe hinter dem Starting-Trio.
Wohin geht die Reise für die Raiders? Was über die letzten Jahre deutlich wurde - und wir gehen immerhin bereits in das vierte Jahr der Jon-Gruden-Ära -, ist, dass Gruden ganz klar daran bastelt, seine Wunschvorstellung von einem Kader zu kreieren.
Das Sammeln von Picks, das rigorose Entlassen und Traden von Spielern, die jährlichen großflächigen Umbauarbeiten in einzelnen Mannschaftsteilen legen das deutlich nahe: Gruden will natürlich den sportlichen Erfolg, aber bisher schien die oberste Priorität zu sein, einen Kader zusammenzustellen, der exakt seinen Vorstellungen entspricht.
Doch im vierten Jahr, mit zahlreichen hohen Draft-Ressourcen mittlerweile im Team, müssen irgendwann Ergebnisse folgen. Selbst für Gruden mit seinem Zehnjahresvertrag.
Las Vegas Raiders: Starter-Projection Offense
Position | Spieler | Position | Spieler |
Quarterback: | Derek Carr | Left Tackle: | Kolton Miller |
Running Back: | Josh Jacobs | Left Guard: | Richie Incognito |
Wide Receiver: | Henry Ruggs | Center: | Andre James |
Wide Receiver: | John Brown | Right Guard: | Denzelle Good |
Slot-Receiver: | Hunter Renfrow | Right Tackle: | Alex Leatherwood |
Tight End: | Darren Waller |
Las Vegas Raiders: Starter-Projection Defense
Position | Spieler | Position | Spieler |
Edge: | Clelin Ferell | Cornerback: | Casey Hayward |
Defensive Tackle: | Quinton Jefferson | Cornerback: | Trayvon Mullen |
Defensive Tackle: | Jonathan Hankins | Slot-Cornerback: | Nevin Lawson |
Edge: | Yannick Ngakoue | Safety: | Trevon Moehrig |
Linebacker: | Cory Littleton | Safety: | Jonathan Abram |
Linebacker: | Nick Kwiatkoski |
Raiders-Kader: Stärken, Schwächen und Beobachtungen
- Die 2020er Raiders-Offense war auffallend vertikal. 11,6 Prozent seiner Pässe warf Derek Carr laut PFF mindestens 20 Yards Downfield; zum Vergleich: 2019 (9,4 Prozent) und 2018 (9,2 Prozent) lag er deutlich darunter. Carr warf zehn Touchdowns im vertikalen Passspiel, ein Top-10-Wert, und seine 17,4 Yards pro Pass bei Downfield-Pässen wurden nur von Ryan Tannehill (17,6) übertroffen.
- Von den zehn Touchdown-Pässen gingen sechs auf das Konto von Nelson Agholor, der seine Karriere in Las Vegas eindrucksvoll wiederbelebte. Nur Tyreek Hill (8) hatte letztes Jahr mehr Touchdown-Catches bei Pässen, die mindestens 20 Yards das Feld runter geflogen sind. Agholor verließ die Raiders nach einem Jahr als Free Agent wieder - Vorjahres-Erstrunden-Pick Henry Ruggs soll dessen Rolle idealerweise übernehmen. Alternativ stünde Neuzugang John Brown als Absicherung bereit, in 3-Receiver-Sets könnten sie auch beide auf dem Platz stehen. Alternativ stünden Willie Snead und Bryan Edwards hier bereit.
- Generell aber lässt Gruden seine West Coast Offense ohnehin vergleichsweise wenig aus 11-Personnel - also mit drei Receivern - spielen. Lediglich 50 Prozent der Offense-Snaps letztes Jahr fanden mit drei Wideouts statt. Präsenter sind dafür Formationen mit zwei Tight Ends, unter anderem ließ Gruden zwölf Prozent der Snaps aus 22-Personnel spielen - also mit nur einem Wide Receiver und dafür zwei Backs.
- Dass sich das wiederholt, lässt sich angesichts des Kader-Managements durchaus vermuten. Die Raiders haben Kenyan Drake überraschend viel Geld gegeben, Drake und Josh Jacobs dürften einige Male gemeinsam auch auf dem Feld sein, um Matchup-Vorteile zu kreieren. Insgesamt 105 Targets erhielten bei den Raiders letztes Jahr Running Backs und Fullback Alec Ingold zusammengerechnet.
- Kernthema bei den Raiders war in dieser Offseason die Offensive Line, wo man mit Rodney Hudson, Gabe Jackson und Trent Brown mehrere gute bis sehr gute Spieler verlor, beziehungsweise abgab. Hudsons Verlust wiegt schwer, und dass Andre James, den die Raiders jetzt seit einiger Zeit heranführen, das ansatzweise auffangen kann, ist eine sehr optimistische These. Doch der Jackson-Abgang wird durch Incognito aufgefangen, der von seiner Verletzung zurückkehrt, und Brown verpasste letztes Jahr den Großteil der Saison verletzt. Rookie Alex Leatherwood sollte beim Level der Ersatzkräfte Brandon Parker und Sam Young mitgehen können - mindestens.
- In der Defense gibt es zwei Kernfragen für die Kader-Analyse: Ist der Pass-Rush endlich auf einem akzeptablen Level? Und wer startet in der Secondary? Letzteres wurde mit der Verpflichtung von Casey Hayward nochmal in ein ganz anderes Licht gerückt, und es gibt Berichte von den Beat-Writern aus dem Minicamp, wonach Vorjahres-Erstrunden-Pick Damon Arnette die Bank droht. Hayward und Mullen wären dann die Starter, mit Nevin Lawson als Slot-Corner nach dem Abgang von Lamarcus Joyner, der in dieser Rolle immer ein Missverständnis war. Nate Hobbs und Amik Robertson - der in dieser Hackordnung scheinbar auf Platz 3 zurückgefallen ist - wären weitere Alternativen im Slot.
- Was den Pass-Rush angeht, so fällt auf, dass der klare Superstar-Starter fehlt. Es gibt keinen Myles Garrett oder Joey Bosa, an dem sich der Rest der Gruppe hochziehen kann - dafür aber haben die Raiders mittlerweile eine gute Tiefe und eine Rotation, die mit ihrer Breite punktet. Ngakoue mag kein Nummer-1-Pass-Rusher sein, aber er ist ein klares Upgrade gegenüber Maxx Crosby und Arden Key. Key wurde entlassen, Crosby rückt ins zweite Glied. Ferrell hat in seinem zweiten Jahr Fortschritte gemacht, und so gibt es hinter Ngakoue und Ferrell mit Crosby, Carl Nassib und Drittrunden-Rookie Malcolm Koonce ernstzunehmende Qualität in der Tiefe.
- Das lässt sich auch auf die Interior Line übertragen. Die Entlassung von Maurice Hurst gibt weiter Rätsel auf, aber mit Quinton Jefferson hat man einen unterschätzten Interior Pass-Rusher verpflichtet. Hankins ist fraglos eher der Run-Stopper, dafür aber gibt es mit Solomon Thomas hier noch eine mögliche Pass-Rush-Wildcard. Letztes Jahr hatte Las Vegas nur fünf Spieler mit mehr als 15 Quarterback-Presures; diese Zahl sollte 2021 höher ausfallen.
- Hoffnung gibt auch die Verpflichtung von Gus Bradley als neuem Defensive Coordinator. Bradley, der letztes Jahr bei Division-Rivale Los Angeles eine gute Defense aufs Feld führte, bringt einen drastischen Kurswechsel im Vergleich zu den letzten Jahren unter Paul Guenther mit: Weg von den komplexen, vielseitigen Ansätzen und hin zu mehr Explosivität, mehr Tempo, mehr eindimensionalen Aufgaben für die Spieler. Das könnte gerade bisherige Enttäuschungen wie Littleton und Abram wieder mehr in die Spur bringen.
Kaum ein Team erfährt in dieser Offseason derart viel Hype wie die Los Angeles Chargers. Justin Herbert kommt aus seiner eindrucksvollen Rookie-Saison, während der neue Head Coach Brandon Staley nach einer exzellenten Saison als Defensive Coordinator bei den Rams ebenfalls sehr hoch im Kurs steht. Die Frage jetzt lautet: Ist dieser Hype schon berechtigt?
In jedem Fall wollen die Chargers das Fenster um Herberts Rookie-Vertrag ganz offensichtlich ausnutzen. L.A. investierte in dieser Offseason kräftig, allen voran um die poröse Line zu reparieren. Gelingt damit der Sprung in die Playoffs?
Los Angeles Chargers: Starter-Projection Offense
Position | Spieler | Position | Spieler |
Quarterback: | Justin Herbert | Left Tackle: | Rashawn Slater |
Running Back: | Austin Ekeler | Left Guard: | Oday Aboushi |
Wide Receiver: | Mike Williams | Center: | Corey Linsley |
Wide Receiver: | Tyron Johnson | Right Guard: | Matt Feiler |
Slot-Receiver: | Keenan Allen | Right Tackle: | Bryan Bulaga |
Tight End: | Jared Cook |
Los Angeles Chargers: Starter-Projection Defense
Position | Spieler | Position | Spieler |
Edge: | Joey Bosa | Cornerback: | Michael Davis |
Defensive Tackle: | Linval Joseph | Cornerback: | Chris Harris |
Defensive Tackle: | Jerry Tillery | Slot-Cornerback: | Asante Samuel Jr. |
Edge: | Uchenna Nwosu | Safety: | Derwin James |
Linebacker: | Kenneth Murray | Safety: | Nasir Adderley |
Linebacker: | Drue Tranquill |
Chargers-Kader: Stärken, Schwächen und Beobachtungen
- Mit Dan Feeney, Forrest Lamp und Sam Tevi hatten die Chargers letztes Jahr drei Offensive Linemen, die individuell je mindestens 30 Quarterback-Pressures zugelassen hatten. Trey Pipkins beendete die Saison mit derer 27, absolvierte aber auch nur zehn Spiele. Zum Vergleich: In der Packers-Line 2020 ließ in der Regular Season kein einziger Spieler mehr als 25 Pressures zu. Nach der Pass Block Win Rate von ESPN waren nur die Giants 2020 schlechter als die Chargers.
- Feeney, Lamp und Tevi sind inzwischen nicht mehr im Team, genau wie Guard Trai Turner, der angeschlagen eine desolate Saison spielte, wenn er auf dem Feld stand. All diese Spots wurden teilweise drastisch verbessert: Corey Linsley - aus besagter Packers-Line - war letztes Jahr einer der besten Center in der NFL, Feiler und Aboushi helfen den Chargers, auf den Guard-Spots zumindest ins Liga-Mittelfeld zu klettern. Feiler kann auch Right Tackle spielen. Und Rookie Rashawn Slater bringt mit seiner Agilität und Athletik immenses Potenzial mit.
- Kurzum: Zumindest hier ist der Hype berechtigt, die Offensive Line sollte aus dem absoluten Liga-Keller mindestens ins obere Liga-Mittelfeld klettern, mit dem Potenzial für noch mehr. Die spannende Folgefrage ist dann, ob Herbert analog dazu ebenfalls den nächsten Schritt machen kann. Denn so spektakulär er unter Druck letztes Jahr war - und man kann argumentieren, dass Herbert ligaweit der beste Quarterback unter Druck war - aus sauberer Pocket war er noch merklich inkonstant. Unter anderem seine Accuracy muss hier noch besser werden, unter Joe Lombardi dürfte die Offense auch mehr im Kurzpassspiel über die Mitte von ihm verlangen.
- Die Waffen dafür haben sie in jedem Fall. Keenan Allen ist ohnehin eine Bank in der Mitte des Feldes, Austin Ekeler einer der wenigen Running Backs, der regelmäßig tatsächlich auch als Slot-Receiver agieren und diese Räume besetzen kann. Jared Cook ist zumindest als Receiving-Option kein Downgrade gegenüber Hunter Henry, Tyron Johnson war so etwas wie die Entdeckung der Vorsaison. In 3-Receiver-Sets dürfte er sich mit Rookie Josh Palmer um den dritten Platz streiten.
- Hier ist allerdings ohnehin davon auszugehen, dass die Chargers deutlich vielseitiger in ihren Personnel-Groupings werden, nachdem es letztes Jahr eine relativ "reguläre" 11- und 12-Personnel-Offense war. Das dürfte einer der Aspekte sein, den Lombardi aus New Orleans mitbringt.
- Während Jahr 2 von Justin Herbert ligaweit mit Spannung erwartet wird, wird es auch interessant zu sehen sein, inwieweit sich Brandon Staleys Defense übertragen lässt, wenn man nicht über Aaron Donald und Jalen Ramsey verfügt. Der Trend hin zu mehr Cover-4/Cover-6 Strukturen ist nicht von der Hand zu weisen, hier dürften die Chargers ebenfalls vorne mit dabei sein. Kann Derwin James darin eine eigene Matchup-Waffe darstellen, wie es Ramsey auf seine Art letztes Jahr unter Staley war?
- Denn: Einen Elite-Corner haben die Chargers nicht. Harris hat letztes Jahr abgebaut, auch Casey Hayward hatte für seine Verhältnisse eine schwächere Saison und wurde dann entlassen. Harris und Davis können dennoch ein gutes Corner-Duo bilden, mit Rookie Asante Samuel als X-Faktor im Slot. Ganz so stabil wie das was die Rams hier letztes Jahr insgesamt in der Secondary zu bieten hatten, ist es aber sicher nicht.
- Wenn man die Rams-Parallele auch auf die Front ausdehnt, wäre Joey Bosa der logische "Gegenpart" zu Aaron Donald. Donald ist in einer eigenen Liga, aber Bosa für sich gehört in die Elite-Edge-Rusher-Gruppe. Aber woher kommt die Hilfe? Melvin Ingram ist weg, die Hoffnung dürfte sein, dass Uchenna Nwosu seine Breakout-Saison hinlegt. Das gilt auch für die Linebacker-Gruppe und Drue Tranquill, der Denzel Perryman ersetzt.
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