Third and Long: Playoff-Guide - wer kommt rein, wer muss zuschauen?

Von Adrian Franke
29. Dezember 202010:49
SPOX-Redakteur Adrian Franke beantwortet eure Fragen zum Spieltag.getty
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Woche 17 steht vor der Tür, wer darf noch von den Playoffs träumen, und für wen gibt es im Regular-Season-Finale das böse Erwachen? SPOX-Redakteur Adrian Franke beantwortet in seiner Kolumne Eure Fragen zum Spieltag und tippt das Playoff-Teilnehmerfeld. Außerdem: Wie sollten die Rams mit Goff verfahren? Welche Lehren bieten die Jets an? Und: ein erster Blick auf die Top-5 des kommenden Drafts.

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NFL Mailbag - Week 16 im Recap

Jetzt ist es also so weit. Das Menü für Woche 17 steht, der Schedule wurde entsprechend angepasst und jedes Team weiß, was es braucht, um in die Playoffs einzuziehen.

Woche 16 hat hier noch einmal die Szenerie kräftig durcheinandergewirbelt. Die Cardinals wären schon mit einem Bein in der Postseason, hätte man seine Pflichtaufgabe gegen die 49ers erledigt.

Gleiches gilt für die Browns, die aber gegen die Jets den Kürzeren zogen oder auch für die Colts, die in der zweiten Hälfte gegen Pittsburgh komplett einbrachen und so den Sieg noch aus der Hand gaben.

Insgesamt acht Teams können in Woche 17 aus eigener Kraft ihr Playoff-Ticket lösen, und in der NFC East haben noch drei Teams eine Chance auf den Division-Sieg. Aber wer schafft es? Wer hat gute, wer schwierige Matchups?

NFL Week 17: Playoff-Predictions AFC

Bereits sicher dabei: Kansas City Chiefs (Top-Seed sicher), Pittsburgh Steelers, Buffalo Bills

Im Gegensatz zur NFC ist in der AFC bereits klar, wer in der Wildcard-Runde die Füße hochlegen darf: Die Kansas City Chiefs haben vor Woche 17 den Nummer-1-Seed bereits sicher und könnten gegen die Chargers bereits Spieler schonen, sollte Coach Andy Reid diese Route wählen. Die Bills und Steelers streiten um den Nummer-2-Seed, und wer etwa den Baltimore Ravens in ersten Runde aus dem Weg gehen will, sollte unbedingt versuchen, den Nummer-2-Seed zu holen.

Damit geht es auch schon ans Eingemachte, denn wer bekommt eigentlich den Nummer-7-Seed, auf den die Nummer 2 dann trifft? Hier könnte noch jede Menge Bewegung reinkommen.

Aktueller SeedTeamSiege/NiederlagenConference-RecordWeek-17-Gegner
4Tennessee Titans10-54-1Houston (H)
5Miami Dolphins10-53-2Buffalo (A)
6Baltimore Ravens10-53-2Cincinnati (A)
7Cleveland Browns10-52-3Steelers (H)
8Indianapolis Colts10-53-2Jaguars (H)

Das ist das übrige Playoff-Rennen in der AFC. Die Browns, Dolphins, Ravens und Titans haben ihr Schicksal in der Hand: Jedes dieser Teams ist mit einem Sieg sicher mit dabei. Die Titans würden sich dabei mit einem Sieg gegen Houston aufgrund des besseren Division-Records gegenüber Indianapolis den Division-Titel im Süden sichern. Das wäre das einfachste Szenario.

Jede Niederlage öffnet selbstredend die Tür für die Colts, die mit Jacksonville auf dem Papier die einfachste Aufgabe vor der Brust haben. Gewinnen die Colts und patzt eines der vier anderen Teams, verdrängt Indianapolis diesen Konkurrenten. Verlieren die Titans, gewinnt Indianapolis mit eigenem Sieg die Division. Tennessee könnte dann trotzdem den Sprung in die Playoffs schaffen, sofern die Ravens oder Dolphins verlieren.

Die schwerste Aufgabe dabei hat Miami, das auf ein starkes Bills-Team trifft, welches einerseits den Division-Rivalen sicher gerne aus den Playoffs kegeln, andererseits aber auch selbst womöglich lieber auf die Colts oder Browns als auf die Ravens treffen würde.

Der nächste Knackpunkt sind dann die Browns, die mit der Niederlage gegen die Jets ihre gute Ausgangslage verspielt haben. Cleveland hat mit einem Sieg weiter sein Playoff-Ticket selbst in der Hand, muss dafür aber eben auch die Steelers schlagen, die eine ähnliche Motivationsgrundlage wie die Bills haben.

Mein Tipp ist, dass zumindest einer der beiden patzt und die Colts so doch noch rein kommen. Tennessee sollte sich trotz Deshaun Watson gegen Houston nicht die Butter vom Brot nehmen lassen, genau wie die Ravens mit ihrem wiedererstarkten Run Game gegen Cincinnati.

Die stärkste Vermutung sind dabei die Dolphins, die wieder Tua Tagovailoa starten werden und so vermutlich nicht die Feuerkraft haben werden, um mit Buffalo mitzuhalten, trotz der eigenen starken Defense. Natürlich davon ausgehend, dass die Bills in voller Kapelle antreten.

In dem Fall wäre Tennessee die 4, Baltimore die 5, Cleveland die 6 und Indianapolis die 7.

NFL Week 17: Playoff-Predictions NFC

Bereits sicher dabei: Green Bay Packers, New Orleans Saints, Seattle Seahawks, Tampa Bay Buccaneers

In der NFC steht das Spitzen-Trio unter sich: Die Packers, Saints und Seahawks haben alle ihre Division gewonnen, schlägt Green Bay die Bears in Woche 17, sind die Packers sicher der Nummer-1-Seed. Eine Niederlage öffnet die Tür für die Seahawks und Saints, um Green Bay den Platz an der Sonne doch noch zu klauen.

Verlieren die Seahawks gegen San Francisco, kann New Orleans auch bei eigenem Sieg gegen Carolina und einer Packers-Pleite gegen Chicago Green Bay allerdings nicht verdrängen. In einem direkten Eins-gegen-Eins-Vergleich können die Saints den Tie-Breaker gegen Green Bay nicht für sich entscheiden.

Der Blick aufs Wildcard-Rennen:

Aktueller SeedTeamSiege/NiederlagenConference-RecordWeek-17-Gegner
4Washington Football Team6-94-7Philadelphia Eagles (A)
5Tampa Bay Buccaneers10-57-4Atlanta Falcons (H)
6Los Angeles Rams9-68-3Arizona Cardinals (H)
7Chicago Bears8-76-5Green Bay Packers (H)
8Arizona Cardinals8-76-5Los Angeles Rams (A)

Die Buccaneers haben als einziges Team in dieser Liste ihr Playoff-Ticket bereits sicher, für sie geht es nur darum, den Nummer-5-Seed und somit das Duell gegen den NFC-East-Sieger zu sichern. Und auch sonst ist das Wildcard-Rennen in der NFC angenehm übersichtlich. Denn: Jeder ist mit einem Sieg dabei!

Die Rams, Cardinals und Bears haben ihr Playoff-Los zunächst alle selbst in der Hand. Falls Los Angeles Arizona schlägt, ist alles klar, dann sind die Cardinals raus und Chicago ist mit dabei, egal, was die Bears gegen Green Bay machen. Gewinnen aber die Cardinals, müssten die Rams auf Schützenhilfe hoffen. Dann nämlich braucht es eine Bears-Pleite, damit die Rams es in die Postseason schaffen.

Gehen alle drei Teams 9-7, bleibt Los Angeles nur die Zuschauerrolle, da die Rams dann den Division-Vergleich gegen Arizona verlieren (erste Priorität in den Tie-Breakern), die Bears aber wiederum den Tie-Breaker gegenüber Arizona haben.

Offen ist außerdem weiter die NFC East: Hier sind nur die Eagles eliminiert, Washington sichert sich den Titel mit einem Sieg. Verliert das Football Team, wäre der Sieger aus Dallas vs. New York der Division-Vertreter am Wildcard-Wochenende. Und nur damit ihr es mal gehört habt: Endet Dallas gegen New York in einem Unentschieden und Washington verliert, sind die Cowboys der Division-Sieger.

Hier ist mein Tipp: Die Cardinals sind noch nicht so weit und hatten mit McVay seit dessen Ankunft in der Division gigantische Probleme. Der Ausfall von Jared Goff macht die Aufgabe leichter, doch wird Arizona vermutlich dennoch über 20 Punkte gegen eine Defense brauchen, die generell stark und für Arizona ein besonders schlechtes Matchup ist.

Die Rams gewinnen und schicken so die Bears mit 8-8 in die Playoffs, die Bucs erledigen ihre Pflichtaufgabe. Washington braucht Alex Smith und Terry McLaurin zurück, dann sollte es bei den Eagles, für die es um nichts mehr geht, reichen. Gelingt das nicht, ist Dallas mein Tipp auf den Division-Sieg.

Für den Moment aber tippe ich Washington auf die 4, Tampa Bay auf die 5, die Rams auf die 6 und die Bears auf die 7.

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Jets und die Tanking-Frage - und was tun mit Jared Goff?

nicom1995, Nogagoal48: Wie weit dürfen die Limitierungen von Goff noch gehen? Bzw. müssen sich die Rams auf dem QB-Markt umschauen? Gibt es Möglichkeiten aus dem Goff Vertrag rauszukommen? Sollten sich die Rams nach einem neuen Quarterback umschauen?

Die Zahlenspiele vorneweg: Im Prinzip ist es bei Goff eine ähnliche Situation wie bei Carson Wentz. Goff ist noch bis einschließlich 2024 an die Rams gebunden, eine Entlassung ist 2021 finanziell gesehen undenkbar. Der Dead Cap Hit wäre 30 Millionen höher als wenn Goff im Kader bleibt.

Genau wie bei Wentz wäre ein Trade dagegen machbar, sogar noch zu deutlich besseren Konditionen: Die Rams würden "nur" 22,2 Millionen Dollar an Dead Cap schlucken und 12,4 Millionen Dollar Cap Space einsparen. Nur müsste man natürlich auch erstmal jemanden finden, der für Goff tradet und das halte ich angesichts seines Vertrags und seiner Leistungen für eher unwahrscheinlich

So viel zu den Rahmenbedingungen, spannender finde ich allerdings die übergreifenden Lehren. Denn gerade die Rams unter McVay - ähnlich wie die 49ers unter Shanahan - haben eine Offense gebaut, in der zunächst einmal sehr viele Quarterbacks funktionieren können. Rollouts, offene Würfe, sehr viel designte Yards nach dem Catch, Screens und vieles baut auf einem vergleichsweise effizienten Run Game auf: Der Quarterback in dieser Offense ist tatsächlich der als Begriff gerne inflationär gebrauchte "Game Manager". Er muss die Offense konstant umsetzen, und vereinzelt mal ein Spiel selbst gewinnen können, dann ist man schon auf einem guten Weg.

Das Problem damit ist einerseits, dass die Umstände eben auch gut sein müssen. Man braucht eine gute Offensive Line, um so zu gewinnen. Man braucht die Waffen, die nach dem Catch gefährlich sind. Und idealerweise benötigt man auch eine gute Defense, damit die eigene Offense nicht zu häufig in Shootouts verwickelt wird. Und ein starker Kader ist in der NFL nun mal immer schwer über mehr als ein, zwei Jahre aufrechtzuerhalten.

Das ist unter anderem so, weil man nicht alle Leistungsträger langfristig bezahlen kann, womit wir wieder den Bogen zur Quarterback-Frage schließen: McVay mit seiner Qualität und mit seinem System wäre der ideale Testfall dafür gewesen, einen soliden Quarterback wie Goff nach dem Rookie-Vertrag ziehen zu lassen, um sich dann per Free Agency oder Draft für deutlich weniger Geld eine Alternative zu holen, die ins System passt, um so immer einen riesigen Salary-Cap-Vorteil gegenüber den Teams zu haben, die 30 Millionen und mehr ihres Cap Spaces für den Quarterback verwenden.

Plus es würde den Rams ganz natürlich innerhalb des Prozesses die Chance geben, immer wieder neue Quarterback-Lotterietickets zu ziehen. Ist einmal ein Volltreffer dabei, dann ist es natürlich auch eine andere Konversation was einen möglichen zweiten Vertrag angeht.

Aber wir kommen gleich bei der nächsten Frage nochmal zu der "Vakuum"-Problematik, und die ist auch hier anwendbar: Diese Ideen sehen in der Theorie gut aus, und ich würde es sehr gerne mal sehen, dass ein Team das mit Konsequenz durchzieht. Gleichzeitig aber wird es GMs und Head Coaches immer schwer fallen, einen sicheren durchschnittlichen Quarterback aufzugeben und das Risiko einzugehen, dass man womöglich über mehrere Jahre danach signifikant schlechtere Quarterbacks hat.

Insofern kann man es für die Rams ganz simpel zusammenfassen: L.A. sollte sich definitiv im Draft nach Quarterbacks umschauen. Vielleicht auch einen beispielsweise in Runde 2 nehmen, die allermeisten Teams sollten das in meinen Augen generell viel häufiger machen. Einfach um die Möglichkeit auf einen Treffer zu haben. Und ab 2022 wäre dann auch eine Entlassung im Bereich des finanziell Machbaren.

Niki, Max: Wenn die Saison schon gelaufen ist wie für die Jets, ist es nicht fahrlässig sich ein Supertalent wie Trevor Lawrence durch die Lappen gehen zu lassen? Der auf Jahre dein Problem auf Quarterback löst? Und was sollten die Jets jetzt mit ihrem Nummer-2-Pick machen? Quarterback? Traden? Um Darnold aufbauen?

Viele Fragen über die letzten beiden Wochen bezüglich der Jets. Hier ist denke ich nochmals wichtig die gesamte Tanking-Thematik aufzugreifen, die ja insbesondere bei den betroffenen Fan-Bases gerne wie das sprichwörtliche rote Tuch wirkt.

Tanking im Sinne davon, dass eine Franchise versucht absichtlich zu verlieren, das gibt es in meinen Augen nicht. Gleichwohl kann eine Franchise sich sehr wohl bewusst auf die Zukunft ausrichten, und das auf eine derart extreme Art und Weise, dass kurzfristig schlechtere Ergebnisse bewusst in Kauf genommen werden. Wie die Browns vor einigen Jahren, wie die Dolphins zuletzt. Die Qualität des Kaders wird kurzfristig gezielt verschlechtert, um sich mit einer langfristigeren Perspektive aufzustellen. Dass es das in der NFL gibt, steht außer Frage.

Vermutlich ist "Tanking" als Begriff dafür zu negativ belastet, weil die Idee des absichtlichen Verlierens mitschwingt, und der Gedanke hört spätestens dann auf, wenn das Spiel losgeht. Die NFL ist viel zu schnelllebig, Coaches und Spieler sind häufig bereits weg, bevor ein Umbruch abgeschlossen ist. Die wollen gewinnen, und dass die Jets, komplett am Boden, das Gespött der Liga und gerade von den Seahawks zerstört worden, diese Reaktion gegen die Rams und die Browns zeigen, spricht für den Charakter des Teams. Und so schwer es auch greifbar ist: Ich denke, dass etwas an der Idee dran ist, dass Franchises das gewinnen lernen müssen. Zumindest als kleines Trostpflaster.

Natürlich wäre es im Vakuum betrachtet besser gewesen, aus 0-13 dann auch 0-16 zu machen und eine Saison, die sowieso von Spott und Frust geprägt ist, wenigstens mit dem Hauptpreis abzuschließen. Aber man kann diese Dinge nicht im Vakuum betrachten, nicht mit Blick auf das was auf dem Feld passiert. Auch wenn es die Jets fraglos auf Jahre hinweg verfolgen könnte, Trevor Lawrence "verloren" zu haben.

Was die Jets mit dem Pick machen sollten? Ich bleibe beim Quarterback. Darnold zeigt weiter nur vereinzelt sein Talent, und unter dem Strich hat er - auch wenn man die Umstände berücksichtigt - über drei Jahre nicht genug gezeigt, um zu rechtfertigen, dass man die Chance auf einen Quarterback mit dem Nummer-2-Pick liegen lässt. Ich denke auch, dass Joe Douglas die Chance auf "seinen" Quarterback haben will.

Die einzige halbwegs denkbare Alternative wäre, dass der neue Head Coach - dass Gase bleibt halte ich auch weiterhin für ausgeschlossen - von Darnold derart überzeugt ist und einen derart klaren Plan für ihn hat, dass er Douglas mit ins Boot holt und die Jets ihr enormes Draft-Kapital nutzen, um den Kader aufzurüsten. Für Darnold, oder dann einen neuen Quarterback 2022, falls Darnold den erhofften Sprung auch im vierten Jahr nicht macht.

Doch wer weiß, wann die Jets dann picken. Womöglich kommt die Chance auf den Wunsch-Quarterback erstmal nicht wieder.

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Mini Mock Draft - und was machen die Dolphins?

Martin Friedrich: Wie würde dein erster Mock Draft für die Top 5 aussehen?

Was konkrete Namen angeht, halte ich mich hier noch zurück, denn im Draft-Prozess wird wie jedes Jahr noch viel passieren; Spieler verletzen sich, Spieler fallen bei Interviews negativ auf und andere schießen plötzlich noch die Big Boards hoch. Auch fängt für mich der intensive Scouting-Prozess erst nach dem Super Bowl an - ob jetzt DeVonta Smith oder Ja'Marr Chase die bessere Wide-Receiver-Option ist, da traue ich mir noch kein Urteil zu.

Deshalb eher die Idee, mal auf erste mögliche Tendenzen, Needs und Szenarien für Woche 17 zu schauen:

Die Top-5-Draft-Reihenfolge vor Woche 17:

TeamRecordStrength of Schedule
Jacksonville Jaguars1-14.548
New York Jets2-13.593
Miami Dolphins (via Houston Texans)4-11.542
Atlanta Falcons4-11.550
Cincinnati Bengals4-10-1.527

Der Strength of Schedule ist hier mit aufgeführt, da es für die Draft-Reihenfolge der erste Tie-Breaker ist - hier gelten andere Regeln als bei den Tie-Breakern für das Playoff-Seeding.

Klar ist, dass Jacksonville den Nummer-1-Pick und New York den Nummer-2-Pick hat. Was auch in Woche 17 passiert, daran wird sich nichts mehr ändern. Bei gleichem Record hätte Jacksonville mit dem schwächeren Strength of Schedule den Tie-Breaker auf seiner Seite, und die Texans, Falcons und Bengals könnten die Jets nicht mehr "überholen", selbst wenn Gang Green ein drittes Spiel in Folge gewinnt.

Spannender wird es dahinter: Houston trifft auf die Titans, für die es um die Division (und im extremsten Fall auch noch um das Playoff-Ticket überhaupt) geht. Atlanta muss nach Tampa Bay, für die Bucs geht es nur um die Frage, ob man den Nummer-5- oder den Nummer-6-Seed belegt - und somit aber auch die Frage, ob es zum NFC-East-Sieger oder nach Seattle geht.

Verlieren beide, pickt Miami mit dem Texans-Pick an 3 und Atlanta an 4. Die Bengals empfangen zum Saison-Abschluss die Ravens und Baltimore muss gewinnen, um aus eigener Kraft in die Playoffs einzuziehen. Das sollte eine klare Sache sein. Sorgt Cincinnati für die große Überraschung, wäre Philadelphia (4-10-1) vor einer Reihe 5-10-Teams (Detroit, Giants, Carolina, Denver) in Lauerstellung, aber allzu viel sollte in der Top-5-Reihenfolge nicht mehr passieren.

Was wären dann - mögliche Trades mal ausgeklammert - mögliche Vorgehensweisen?

  1. Jacksonville: Quarterback, klar. Gardner Minshew hat man offensichtlich aufgegeben, auch wenn ich keinen sportlichen Grund dafür sehe, dass die Jaguars zu Glennon zurückgegangen sind. Aber letztlich ist das auch nur Makulatur, denn mit Trevor Lawrence hat man jetzt die Chance auf ein historisch gutes Quarterback-Prospect. No-Brainer.
  2. New York: Für mich auch hier der Quarterback, aber wie bereits angesprochen, würde es mich inzwischen nicht mehr wundern, wenn die Jets Darnold doch noch eine Chance geben. Dann wäre das hier ein sehr heißer Pick-Trade-Kandidat - oder aber die Jets holen sich einen Impact-Spieler in der Offense. Den besten Wide Receiver auf ihrem Board, oder Tackle Penei Sewell, der mit Mekhi Becton ein Monster-Tackle-Duo bilden könnte.
  3. Miami: Spätestens hier wird es dann richtig spannend. Mein Tipp ist, dass die Dolphins diesen Draft nutzen wollen, um Tua mit Waffen zu umgeben - zwei Erstrunden-Picks sind dafür ja eine gute Ausgangslage. Ähnlich wie bei den Jets, falls New York tatsächlich an Darnold festhält, wären dann der beste verfügbare Offensive Tackle oder der beste verfügbare Wide Receiver ganz oben auf der Liste.
  4. Atlanta: Ein Quarterback muss hier ein Thema sein. Ich vermute nicht, dass sich die Falcons nach dieser Saison schon von Matt Ryan trennen - aber wer weiß, wann Atlanta wieder so hoch pickt. Die Chance, Ryans Nachfolger zu finden und dann den Umbruch kontinuierlich voranzutreiben, sollten sich die Falcons nicht durch die Finger gleiten lassen.
  5. Cincinnati: Die Bengals haben ihren Quarterback der Zukunft, und ansonsten sehr viele Baustellen. Offensive Line ist hier definitiv eine hohe Priorität, vielleicht schielen die Bengals auch auf Tight End Kyle Pitts. Aber angesichts der desolaten Defense könnte hier auch der erste Verteidiger vom Board gehen. Womöglich Linebacker Micah Parsons oder Cornerback Patrick Surtain.

MatthiasF_123, Hugo Stiglitz: Siehst Du die Möglichkeit dass die Dolphins mit dem hohen Erstrunden-Draftpick, den sie von den Texans bekommen, nochmal auf QB nachlegen? Sollte Miami mit dem Pick einen Quarterback nehmen?

Der erste Teil der Frage ist schnell beantwortet, und zwar mit einem klaren Nein. Auch wenn ich gerne etwas mehr von Tua dieses Jahr schon gesehen hätte, kann ich mir absolut nicht vorstellen, dass die Dolphins diesen Pick in einen weiteren Quarterback investieren. Selbst wenn sie einen scouten, den sie als noch talentierter als Tua Tagovailoa einschätzen und der sogar zu ihnen an 3 fällt.

Miami ist in seinem Umbruch schneller vorangekommen als gedacht, und ich sehe nicht, dass sie diesen jetzt selbst verlangsamen indem sie die Quarterback-Position nochmal neu öffnen. Die Dolphins mit ihren beiden Erstrunden-Picks werden jetzt um Tua herum bauen, alles andere wäre für mich ein absoluter Schocker.

Viel spannender ist ja die Frage, ob sie das machen sollten! Wie gesagt, ich hätte gerne mehr gute Spiele von Tagovailoa gesehen dieses Jahr. Für den Moment bin ich bei der Beantwortung der Frage, ob er ein Franchise-Quarterback werden kann, deutlich näher an einer "50/50"-Antwort als ich es vor der Saison war. Tua spielt in Ordnung, nicht mehr. Wenn man es negativ formulieren wollen würde, könnte man sagen, dass er bisher nichts gezeigt hat, das einen davon überzeugen würde, dass er eine langfristige Lösung sein wird. Das wäre eine harsche Formulierung, aber auch nicht über den Punkt hinausgeschossen.

Deshalb wäre die Frage, ob die Dolphins einen für sie im Draft erreichbaren Quarterback deutlich höher einschätzen als sie Tua aktuell sehen - falls dem so ist, sollte diese Option zumindest sehr ernsthaft diskutiert werden.

Dafür ist die Position einfach zu wichtig und Tagovailoa hat sich, bei aller Berücksichtigung der Umstände, in seiner Rookie-Saison sicher nicht unantastbar gemacht. Das soll nicht heißen, dass er bereits gescheitert ist - es heißt lediglich, dass die Dolphins einen sehr hohen Pick haben werden und die Chance, einen noch besseren Quarterback als Tagovailoa zu finden, nicht einfach kategorisch ausschließen sollten, nur weil sie Tua letztes Jahr hoch gedraftet haben.

Und das gilt selbstredend nur für den Fall, dass sie einen Quarterback höher einschätzen als Tua. Wer weiß, wann Miami das nächste Mal so hoch im Draft die Chance darauf bekommt, das ist ein maßgeblicher Teil dieser Debatte. Und für den langfristigen Erfolg ist das bestmögliche Quarterback-Talent Prio Nummer 1.