Third and Long: West Coast, Air Raid und Co. - die Offense-Schemes aller 32 Teams

Von Adrian Franke
30. Juli 201911:21
SPOXgetty
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Die NFL-Saison rückt immer näher! Auch die NFL-Kolumne von SPOX-Redakteur Adrian Franke ist zurück aus der Sommerpause und hat zum Start in die Preseason den großen Überblick parat: Wie sollen die 32 Offenses eigentlich taktisch funktionieren? Und wie könnte das bei jedem Team konkret aussehen?

Analog zur großen Offense-Preview aus dem Vorjahr liefert SPOX euch auch dieses Jahr wieder das offensive Hintergrundwissen für die nächsten fünf Monate: Welchen offensiven Kern haben die 32 Teams? Wie sehen die Schemes aus, was bedeutet das konkret für dieses Team, wie die jeweiligen Schemes funktionieren?

Zunächst zum allgemeinen Auffrischen nochmals die rudimentären Merkmale der drei Haupt-Offense-Schemes, welche die heutige NFL-Landschaft prägen, bevor es in die Vollen geht:

West Coast Offense - Merkmale:

  • Fokus auf kurze und mittellange Pässe - horizontales statt vertikales Passspiel.
  • Rhythmus und Timing sind von zentraler Bedeutung.
  • Dropback des Quarterbacks ist genau mit den Routes des Receivers synchronisiert.
  • Spiel soll mit einer Mischung aus (meist Zone-)Run Game und Kurzpassspiel kontrolliert werden.
  • Viele In-Breaking-Routes, viel Pre-Snap-Motion, Tight Ends und Running Backs intensiv als Receiver eingesetzt.
  • Einst von Bill Walsh geprägt, gibt es heute keine "reine" West-Coast-Offense mehr; kaum ein Team nutzt aber nicht zumindest einige Elemente aus dieser offensiven Philosophie.

Air Coryell - Merkmale:

  • Fokus auf ein vertikaleres Passspiel, das Downfield Passing Game ist prominenter als in anderen Offenses.
  • Spread Offense, die bewusst ein viel höheres Risiko im Passspiel eingeht.
  • Kombiniert in der Regel mit einem Power Run Game.
  • Der Tight End übernimmt häufig eine vergleichsweise große Rolle als Receiver.

Erhardt-Perkins Offense - Merkmale:

  • Fokus auf Konzepte und Kommunikation, statt auf eine grundsätzliche Philosophie.
  • Extrem wandelbar, passt sich stark an die Spieler an.
  • Eine EP-Offense kann genauso eine Oldschool-Run-Offense wie eine vertikale Spread-Offensive sein.
  • Es werden Route-Kombinationen in Konzepte unterteilt, um flexibel auf die Defense reagieren zu können.
  • So können aus unterschiedlichsten Formationen die gleichen Konzepte gespielt werden.
  • Die Offense ist dementsprechend auch beliebig erweiterbar, etwa mit Option-Plays, Option-Routes und dergleichen.

Arizona Cardinals Scheme

Stat to Know 2018: Arizona spielte 2018 genau einen einzigen Snap aus 10-Personnel (ein Running Back, vier Wide Receiver) und David Johnson lief 24 Prozent seiner Runs gegen acht oder mehr Spieler in der Box. Beides wird sich 2019 drastisch ändern.

Offense-Grundlage 2019: Air Raid.

Der Ausdruck "Air Raid" ist in Arizona seit dem Frühjahr fast ein wenig verpönt - der neue Head Coach Kliff Kingsbury selbst betont regelmäßig, dass man keine klassische Air Raid spielen wird. Das ist auch fraglos richtig, die klassische Air Raid ist zu radikal und zu simpel gleichzeitig für die NFL. Trotzdem deutet vieles darauf hin, dass Kingsburys Offense der Air Raid näher kommen wird als irgendeine andere NFL-Offense. Heißt: Deutlich überdurchschnittlicher Einsatz von 4-Receiver-Sets, diverse Varianten des "Mesh"-Konzepts, viel Empty Backfield, schnelle Reads und Pässe für Rookie-Quarterback Kyler Murray, sowie immer wieder No-Huddle-Phasen und Passing auch und gerade bei First und Second Down. In der Folge sollte es auch für die jungen Wide Receiver Hakeem Butler, Andy Isabella und KeeSean Johnson hinter Christian Kirk und Larry Fitzgerald einiges an Arbeit geben, während David Johnson wieder verstärkt als Matchup-Waffe gerade auch im Passing Game eingesetzt werden soll. Eine genaue Analyse der Air Raid Offense, wie sie in Arizona aussehen könnte, findet ihr hier.

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Atlanta Falcons

Stat to Know 2018: Fast 27 Prozent seiner Pässe warf Matt Ryan via Play Action. Ligaweit hatte kein Quarterback eine schlechtere Play-Action-Completion-Quote im Vergleich zum Standard-Passing als Ryan (-7,3 Prozent)

Offense-Grundlage 2019: Air Coryell/West Coast Hybrid.

Geplant war eigentlich ein schematisch möglichst reibungsloser Übergang von Kyle Shanahan zu Steve Sarkisian - dieses Experiment hat man in Atlanta inzwischen aufgegeben. Züge von Shanahans West Coast Offense und seinem Outside Zone Blocking Scheme wird man auch weiterhin in Atlanta finden, mit der Rückkehr von Dirk Koetter als Offensive Coordinator wird es aber auch Änderungen geben. Die Offense bleibt zwar Pass-lastig, das war sie auch - immer wieder durch Rückstände notgedrungen - letztes Jahr schon; allerdings wird Koetter wieder einen stärkeren Fokus auf das vertikale Passspiel legen: Seine Quarterbacks in Tampa Bay warfen im Vorjahr den Ball im Schnitt über zwei Yards weiter als Matt Ryan.

Baltimore Ravens

Stat to Know 2018: Nachdem Lamar Jackson in Woche 11 als Starter übernahm, lief Baltimore bei 64 Prozent seiner Offense-Snaps, mit Abstand am häufigsten ligaweit. Auch bei First Down (74 Prozent Rushing) lief kein Team häufiger, genau wie bei Second Down (60 Prozent).

Offense-Grundlage 2019: Run-Heavy Option Offense.

Baltimores Head Coach John Harbaugh beschrieb die neue Ravens-Offense vor einigen Wochen im Adam Schefter Podcast so: "Wir werden verschiedene Aspekte nutzen. Wir werden Dropback-Pässe haben, ein Downhill-Run-Game, Run Pass Options, Triple Options, Play Action, Zone-Runs - wir werden viele verschiedene Dinge einsetzen, um Gegner auf dem falschen Fuß zu erwischen und für uns gute Matchups zu schaffen." Die Wahrheit ist, dass man nur spekulieren kann, wie die neue Ravens-Offense unter Greg Roman genau aussehen wird. Der wurde zum Offensive Coordinator befördert und hat in San Francisco um Kaepernick sowie in Buffalo mit Tyrod Taylor bereits Offenses um mobile Quarterbacks aufgebaut. Klar ist: Ein um Lamar Jackson aufgebautes, flexibles Option Run Game wird das Rückgrat sein; Harbaugh erklärte jüngst in einem Interview, dass man darauf setzen kann, dass Jackson mehr als die 139 Runs (persönliche Bestmarke von Cam Newton) verzeichnen wird. Damit bewegt man sich dann Richtung rund zehn QB-Runs pro Spiel. Kombiniert werden dürfte das mit Yards nach dem Catch und vertikalen Pässen zu den Tight Ends, sowie Run Pass Option und Play Action. Letztes Jahr kamen bereits absurde 42,9 Prozent von Jacksons Pässen via Play Action, der einsame Spitzenplatz. Eine ausführliche Vorschau auf die neue Ravens-Offense findet ihr hier.

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Buffalo Bills

Stat to Know 2018: Josh Allen hatte 2018 73 Dropbacks aus Empty Sets. Diese Quote von 18,5 Prozent war der dritthöchste Wert hinter Roethlisberger und Watson. Aus Empty Sets hatten die Bills letztes Jahr sieben Pass-Plays über 20+ Yards.

Offense-Grundlage 2019: Erhardt-Perkins Offense mit Option-Elementen.

Die Bills hatten unter Brian Daboll eine wacklige erste Saison, was neben einem schwachen Offensiv-Kader insgesamt sowie den erwartbaren Startproblemen von Rookie-Quarterback Josh Allen auch darin begründet war, dass die Offense ihre Identität noch suchte, und zu einem gewissen Grad noch immer sucht. In einer Saison, in der er 396 Dropbacks verzeichnete, lief Josh Allen 47 Mal als Scrambler - also während eines Spielzugs, der eigentlich als Pass gedacht war - los. Anders gesagt: Bei fast zwölf Prozent seiner Dropbacks nahm Allen die Beine in die Hand. Bei diesen Scrambles erlief er absurde 508 Yards, es wäre also ein Fehler, ihm diese Qualität kategorisch auszutreiben. Nur kann man darum keine Offense aufbauen, jedenfalls keine konstant funktionierende Offense. Doch Buffalo fand einige Ansätze, etwa in der Art und Weise, wie die Bills in der zweiten Saisonhälfte aus Empty Sets immer besser wurden. Daboll ermöglichte Allen hieraus klare Reads insbesondere aus Empty Sets mit engen Formationen, diese Matchups konnte Allen dann auch regelmäßiger nutzen. Jetzt geht es darum, die Passing Offense auszubauen und Allen gleichzeitig innerhalb der Struktur der Offense Möglichkeiten zu geben, seine Athletik einzusetzen.

Carolina Panthers

Stat to Know 2018:Cam Newton führte die Liga 2016 mit 11 Intended Air Yards pro Passversuch - also wie weit er den Ball im Schnitt warf - an. 2017 stand er noch bei 8,2. In der vergangenen Saison in einer gezielt darauf umgestellten Offense bewegte er sich mit 7,1 Average Intended Air Yards in der Gesellschaft von Derek Carr (6,7), Eli Manning (7,2) und Marcus Mariota (7,5).

Offense-Grundlage 2019: Air Coryell.

Norv Turner kam nach einjähriger Coaching-Auszeit im Vorjahr nach Carolina, im Gepäck vermeintlich seine vergleichsweise klassische Interpretation der Air Coryell Offense. Die schien auch ideal zu passen: Groß gewachsene, physische Wide Receiver, ein sehr guter Tight End, ein Quarterback, dessen Stärke im vertikalen Passspiel liegt. Allein - Turner überraschte mit einer gänzlich anderen Interpretation seiner Offense. Newton warf gerade einmal 8,5 Prozent seiner Pässe 20 Yards oder weiter Downfield, ligaweit war nur Nick Mullens noch unter diesem Wert. Die Offense fand in der Mid-Range und vor allem im Kurzpassspiel statt und hier erhielt auch Christian McCaffrey in seiner Monster-Saison eine sehr gute Rolle. Diese Art der Offense passt auch zu den Waffen D.J. Moore und Curtis Samuel.

Chicago Bears

Stat to Know 2018: Im Gegensatz zu seinem Lehrmeister Andy Reid sowie dessen anderem Schüler Doug Pederson baute Matt Nagy in Chicago überraschend wenig auf das Play-Action-Passspiel: 22 Prozent von Trubiskys Pässen kam mit vorher angetäuschtem Run. Rund zehn Prozent weniger als bei Carson Wentz unter Pederson und fast neun Prozent weniger als bei Mahomes unter Reid.

Offense-Grundlage 2019: West Coast Spread Offense.

Ein Ableger der Andy-Reid-Offense unter Matt Nagy, und das sah man regelmäßig. West-Coast-Elemente kombiniert mit Air-Raid-Zügen, offenen Wurffenstern für den Quarterback und das geschickte Kreieren von Matchups war genauso sichtbar wie die vertikale Rolle des Running Backs im Passing Game. Tarik Cohen ist hier so etwas wie das aktuelle Musterbeispiel in der NFL. Gleichzeitig merkte man an mehreren Ecken noch, dass die neue Offense in Chicago Zeit brauchen wird. Das Screen-Game generell war längst nicht so effizient wie das der Chiefs, auch das Kurzpassspiel funktionierte noch nicht so gut - und im Play-Action-Passspiel taten sich die Bears ebenfalls überraschend schwer. Im Fokus steht dabei aber auch Quarterback Mitch Trubisky, bei dem neben gefährlichen Scrambling-Qualitäten vor allem Inkonstanz in puncto Accuracy die Saison prägte und der 2019 einen merklichen Schritt nach vorne machen muss.

Cincinnati Bengals

Stat to Know 2018: Sowohl Jeff Driskel (21 Prozent) als auch Andy Dalton (17 Prozent) bewegten sich 2018 im oberen Liga-Drittel was Pässe in enge Fenster angeht. Zum Vergleich: Jared Goff bei den Rams, von denen der neue Bengals-Coach Zac Taylor kommt, hatte einen der ligaweit niedrigsten Werte (13,2 Prozent).

Offense-Grundlage 2019: West Coast Offense.

Bill Lazors Air Coryell/West Coast Hybrid ist Geschichte; Zac Taylor, der vor Jahren in Miami kurzzeitig unter Lazor gearbeitet hat, kommt von den Rams und bringt die West Coast Offense von Sean McVay mit. Die Bengals spielten über Jahrzehnte eine West Coast Offense, sollte Taylor dem ähneln, was McVay bei den Rams spielt, wird es zumindest wieder ein gutes Stück in diese Richtung gehen. Das Attackieren einer Defense via Play Action sowie in der Mitte des Feldes sollte dabei genauso eine Rolle spielen wie Empty- und Single-Back-Sets. Dabei spielt die Offensive Line eine ganz zentrale Rolle, und es bleibt abzuwarten, wie groß der Fortschritt der Bengals angesichts der Verletzung von Jonah Williams und des Rücktritts von Clint Boling sein wird.

Cleveland Browns

Stat to Know 2018: Kein Team spielte mehr 13-Personnel (1 RB, 3 TE, 1 WR) als die Browns, die 14 Prozent ihrer Offense-Snaps so bestritten. Daraus waren sie im Passspiel extrem aggressiv, mit einer durchschnittlichen Target-Tiefe von 13 Yards und 9,7 Yards pro Pass.

Offense-Grundlage 2019: Flexible Air Raid mit Fokus auf vertikales Passspiel.

In Cleveland könnte eine wirklich spannende Offense entstehen. Nicht nur aufgrund des immensen Potenzials, das Baker Mayfield angedeutet hat oder aufgrund des Waffenarsenals, das in der Offseason mal eben mit Odell Beckham verstärkt wurde. Es ist auch die Kombination der Coaches, die für einen spannenden Ansatz sorgt: Der zum Head Coach beförderte Freddie Kitchens ist vergleichsweise noch ein unbeschriebenes Blatt - seine einzige Saison als Offensive Coordinator kam letztes Jahr, nachdem die Browns Hue Jackson und Todd Haley gefeuert hatten. Was wir wissen? Kitchens bringt aus fünf Jahren unter Bruce Arians in Arizona eine Vorliebe für das vertikale Passspiel mit und hat offensichtlich auch von Arians einiges über das Kreieren von Plays mit funktionierenden Route-Kombinationen gelernt. Gleichzeitig war er durchaus flexibel mit seinen Formationen. Todd Monken, der als Offensive Coordinator verpflichtet wurde, hat indes eine klare Prägung in der Air Raid Offense, ähnlich der Offense, die Mayfield im College gespielt hat. Das muss jetzt in einem funktionierenden Playbook vereint werden.

Dallas Cowboys

Stat to Know 2018: Obwohl Ezekiel Elliott die Liga mit weitem Abstand in Runs anführte (304, 43 mehr als der Zweitplatzierte Saquon Barkley), konzentrierten sich Defenses deshalb nicht stärker auf den Run: 24,6 Prozent von Elliotts Runs kamen gegen acht oder mehr Spieler in der Box, 19 Backs (Minimum: 85 Runs) waren vor ihm.

Offense-Grundlage 2019: Eine Variante der Air Coryell Offense.

Vor zwei Jahren war Kellen Moore noch der Backup-Quarterback der Cowboys, nach einem Jahr als QB-Coach soll er jetzt als neuer Offensive Coordinator die Offense endlich moderner machen. Dallas hatte letztes Jahr prozentual die wenigsten Max-Protection-Snaps und spielte gelegentlich auch aus 10-Personnel. Trotzdem wurde Prescott den Ball nur in 42,9 Prozent der Fälle in weniger als 2,5 Sekunden los. Die Cowboys agierten unter Scott Linehan zu häufig mit ISO-Routes - also Passspielzügen, bei denen die Routes nicht zusammenarbeiten sondern eher im Vakuum stattfinden -, und hatten dann nicht die individuelle Qualität, um so konstant zu gewinnen. Moores Aufgabe ist es nicht, eine komplett neue Offense zu gestalten; angesichts der Tatsache, dass er den Großteil seiner NFL-Karriere unter Linehan verbracht hat, wäre das auch die falsche Erwartung. Eher geht es darum, die vorhandene Offense anzupassen, sie schwerer lesbarer und effizienter zu machen. Mehr Motion, mehr Kreativität, mehr RPOs sollen Prescott die Arbeit erleichtern.

Denver Broncos

Stat to Know 2018: Unter Running Backs mit mindestens 85 Runs hatte Royce Freeman die zweithöchste Quote an Runs gegen 8 oder mehr Spieler in der Box (36,1 Prozent). Rookie-Kollege Phillip Lindsay dagegen hatte eine der niedrigsten Quoten (14,06 Prozent).

Offense-Grundlage 2019: West Coast mit Outside Zone Blocking.

Die Broncos gehen mit der Verpflichtung von Rich Scangarello einen mutigen Weg. Scangarellos Erfahrung als Offensive Coordinator beschränkt sich bisher auf kleinere Colleges, die vergangenen beiden Jahre verbrachte er als Quarterbacks-Coach unter Kyle Shanahan in San Francisco. Währenddessen stiegen seine Aktien beständig und nach der vergangenen Saison war er plötzlich ein begehrter Position-Coach. Scangarello hatte bereits in Atlanta eine Position als Assistenztrainer für die Offensive Line angenommen, um unter Shanahan arbeiten zu können und dessen Offense besser zu verstehen - insofern ist es kein Geheimnis, welche Offense er nach Denver mitbringen wird. Es wird seine Version der West Coast Offense sein, die Kyle Shanahan spielen lässt, mit einem Fokus auf das Outside Zone Run Game und darauf aufbauend ein ausgeprägtes Play Action Passspiel, das Quarterbacks einfache Completions und den Receivern viele Yards nach dem Catch ermöglichen soll.

Detroit Lions

Stat to Know 2018: Kurzpass, Kurzpass, Kurzpass: Matthew Stafford hatte eine der niedrigsten durchschnittlichen Target-Tiefen (Average Intended Air Yards: 7) und warf den Ball im Schnitt zwei Yards kürzer als der nächste First-Down-Marker.

Offense-Grundlage 2019: West Coast mit Fokus auf das Run Game

Nach einjähriger Pause ist Darrell Bevell zurück in der NFL, und der langjährige Seahawks-Offensive-Coordinator (2011 bis 2017) bringt eine klare Philosophie mit: Das Run Game dominiert. Das ist Bevells klare Identität und es scheint auch zu dem zu passen, was sich Matt Patricia wünscht. Die Lions haben sich, schon bevor Patricia kam, stark auf die Offensive Line fokussiert und zusätzlich in ihr Run Game investiert, während das Passing Game zunehmend simpler und weniger explosiv wurde. Obwohl man mit Kenny Golladay und Marvin Jones die Waffen und mit Matthew Stafford den Quarterback hätte. Denkbar wäre ein Szenario in etwa in dieser Richtung: Das Run Game wird das Rückgrat der Offense, gleichzeitig sollen aber, etwa aus 2-TE-Sets, vertikale Pässe auch via Play Action stärker in den Mittelpunkt rücken.

Green Bay Packers

Stat to Know 2018: Aaron Rodgers hatte in der vergangenen Saison 59 Throwaways. Lediglich Jared Goff (40) hatte sonst noch überhaupt mehr als 30 Throwaways. Stichwort: Vertrauen in die Play-Calls ...

Offense-Grundlage 2019: West Coast Offense.

Die Packers wagen einen Neustart. Matt LaFleur ersetzt Mike McCarthy als neuer Head Coach, und das soll sich vor allem offensiv auf dem Platz widerspiegeln. Zwar ist LaFleur was die Basis seiner Offense angeht genauso in der West Coast zuhause wie McCarthy, allerdings sollte die Interpretation von LaFleur, der unter Kyle Shanahan und Sean McVay gearbeitet hat, ehe er letztes Jahr als Offensive Coordinator in Tennessee übernahm, merklich anders aussehen. Was prägte seine Offense unter anderem? Screens, Play Action und Run Pass Options, die dem Quarterback einfache Completions geben sollen, aber auch ein sehr, sehr Run-lastiger Ansatz vor allem bei First und Second Down. Wenn LaFleur den Ball bei First Down warf, dann häufig via Play Action, Screen oder RPO, und das häufig auch sehr effizient. Allerdings warf er den Ball eben viel zu selten in diesen Situationen. Ansonsten spielt das (Rollout) Play-Action-Passspiel eine große Rolle, hier sollte sich Rodgers eigentlich besonders wohlfühlen. Eine genauere Vorschau auf die neue Packers-Offense findet ihr hier.

Houston Texans

Stat to Know 2018: Unter Quarterbacks mit mindestens 150 Dropbacks stand prozentual niemand so häufig unter Druck wie Deshaun Watson (44,7 Prozent). Die anderen QBs über 40 Prozent: Josh Allen, Cody Kessler, Brock Osweiler, Josh Rosen.

Offense-Grundlage 2019: Erhardt-Perkins Offense.

Die Texans-Offense mit Blick auf 2019 zu prognostizieren ist nicht ganz einfach. Letztes Jahr veränderte Coach Bill O'Brien bereits einige Aspekte im Vergleich zum Vorjahr, so ging etwa die Play-Action-Quote deutlich nach unten, gleichzeitig spielte Houston sehr häufig aus Empty Sets und war bei First Down eines der Run-lastigsten Teams. Auch spielte Houston sehr viel mit zusätzlicher Protection, um die anfällige Offensive Line zu unterstützen, und dass DeAndre Hopkins 33 Prozent der Targets erhielt, ist ligaweit einsame Spitze. Die Offensive Line ist noch immer ein Problem, dennoch gilt es für O'Brien, wieder schwerer ausrechenbar zu werden und Deshaun Watson die Arbeit zu erleichtern. Houston warf letztes Jahr laut Football Outsiders 13 Prozent seiner Pässe zu Running Backs, der niedrigste Wert; über 16 Spiele hatte Houston ganze 16 Running-Back-Screens und bei Pässen vor die Line of Scrimmage stand ein magerer Schnitt von 5,2 Yards pro Pass.

Indianapolis Colts

Stat to Know 2018: Andrew Lucks 9,2 Net Yards pro Pass gegen den Blitz waren ein ligaweiter Spitzenwert. Was ihm dabei wenig half waren Running-Back-Screens: Indianapolis verzeichnete bei 18 RB-Screens 0,2 Yards pro Play.

Offense-Grundlage 2019: Flexible Interpretation der West Coast Offense.

Man konnte der Colts-Offense im ersten Jahr unter Frank Reich förmlich dabei zusehen, wie sie komplexer wurde. Aus dem extremen Kurzpassspiel wurde eine Offense, die sich mehr und mehr auf mittlere Reichweite verlagerte, der Fokus verlagerte sich vom ultra-schnellen Release von Andrew Luck zu mehr Matchup-basierten Play-Designs. Indianapolis setzte dabei auf Tempo, war Pass-fokussiert und kreierte Matchups bevorzugt mit mehreren Tight Ends auf dem Feld. Mehr Flexibilität und Variabilität darf in der kommenden Saison erwartet werden, die Neuzugänge Devin Funchess und Parris Campbell machen es möglich.

Jacksonville Jaguars

Stat to Know 2018:Die Jaguars hatten die fünfthöchste Run-Quote in der ersten Hälfte (42 Prozent) - und das obwohl sie ligaweit bei First Down (49 Prozent Run Rate) im Liga-Mittelfeld rangierten.

Offense-Grundlage 2019: Flexible West Coast/Erhardt-Perkins Hybrid Offense.

Die Verpflichtung von John DeFilippo als neuer Offensive Coordinator ist zumindest mal überraschend. Die Jaguars haben sich über mehrere Jahre eine Offense aufgebaut, deren Fokus auf dem Run Game liegt; jetzt sollen DeFilippo und Nick Foles das Ruder herumreißen. DeFilippo ließ in Minnesota im Vorjahr eine der Pass-lastigsten Offenses überhaupt spielen, ehe er dort - womöglich auch deshalb - entlassen wurde. Seine jüngste Prägung liegt in der West Coast Offense, zuvor hatte er aber auch in anderen Schemes gearbeitet. Einer der überraschendsten Faktoren in Minnesota war, dass DeFilippo nicht deutlich intensiver auf Play Action setzte: Cousins' Play-Action-Quote von 20,8 Prozent bedeutete Platz 26. Weit weg von dem, was Carson Wentz (32,1 Prozent) und auch Foles (29,6 Prozent) in Philadelphia gewohnt waren. Dazu sollte er wieder stärker zurückkehren, auch um ein Wide Receiver Corps voller Fragezeichen zu unterstützen.

Kansas City Chiefs

Stat to Know 2018: Nur Houston und Philadelphia spielten 2018 mehr aus 12-Personnel (1 RB, 2 TE, 2 WR) als die Chiefs. Kansas City aber war mit 9 Yards pro Pass und einem TD:INT-Verhältnis von 14:4 deutlich effizienter als beide.

Offense-Grundlage 2019: West Coast/Air Raid Hybrid.

Andy Reids Offense ist schematisch mit das absolut Beste, was es in der NFL aktuell gibt. Er kombiniert seine West-Coast-Wurzeln mit kreativen (Option-)Play-Designs aus College-Offenses und baute zuletzt auch vermehrt Air-Raid-Elemente mit ein, etwas, das Quarterback Patrick Mahomes bestens aus dem College kommt. 81 Prozent seiner Snaps verbrachte Mahomes in der Shotgun- oder Pistol-Offense, der Liga-Spitzenwert. Aus Empty Sets gelangen KC 9,1 Yards pro Play. Mahomes hatte eine fantastische Saison auch aus individueller Sicht; gleichzeitig halfen ihm Reids Play-Designs merklich. 22,8 Prozent der Chiefs-Pässe überquerten die Line of Scrimmage nicht, so wird die Arbeit eines Quarterbacks vereinfacht. Passend dazu: Die Chiefs verzeichneten letztes Jahr 11,2 Yards pro Play bei Running-Back-Screens, ein absurder Wert. Unter Quarterbacks mit mindestens 200 Pässen warf nur Nick Mullens in San Francisco prozentual weniger Pässe in enge Fenster (12 Prozent) als Mahomes (12,2 Prozent). Übersetzung: Reids Offense kreiert offene Fenster und klare Reads für den Quarterback sowie konstant Yards nach dem Catch. Nur die Steelers hatten hiervon im Vorjahr mehr als Kansas City.

Los Angeles Chargers

Stat to Know 2018: Philip Rivers warf letztes Jahr nur 10,6 Prozent seiner Pässe mehr als 20 Yards Downfield, einer der niedrigsten Werte ligaweit. Gleichzeitig war er dabei auffallend ineffizient, mit sieben Touchdowns und fünf Interceptions.

Offense-Grundlage 2019: West Coast Offense.

Schnelle Pässe für den Quarterback auf der einen und das gezielte Attackieren der Mid-Range, etwa acht bis 15 Yards von der Line of Scrimmage entfernt, mit diversen Crossing-Routes - das sind zwei zentrale Tendenzen der Chargers-Offense unter Ken Whisenhunt. Seine Matchups kreiert Whisenhunt einerseits gerne aus Bunch-Formations (mehrere Receiver eng beieinander postiert), andererseits aber auch gerne durch verschiedene Personnel Groupings. So setzen die Chargers etwa überdurchschnittlich häufig zwei Running Backs gleichzeitig ein, auch der Tight End soll als Matchup-Waffe fungieren. Diese Rolle wird Hunter Henry zufallen.

Los Angeles Rams

Stat to Know 2018: 89 Prozent der Offense-Snaps kamen aus 11-Personnel, bei 8,1 Yards pro Pass. Beides deutlich über dem Liga-Schnitt: NFL-Teams spielten 2018 65 Prozent ihrer Snaps aus 11-Personnel und erzielten daraus durchschnittlich 7,1 Yards pro Pass.

Offense-Grundlage 2019: West Coast mit Outside Zone Blocking.

Bei wenigen Offenses ist die Entwicklung von der vergangenen auf die kommende Saison spannender. Über die ersten zwei Drittel des Vorjahres führte Sean McVay in L.A. eine fantastische Offense an: Eine Offense basierend auf unheimlich schwer lesbaren Play-Designs, wodurch sowohl das Play-Action-Passspiel, als auch das Run Game überaus effizient funktionierten. Die Mischung aus dem Outside Zone Run Game mit einem damit kombinierten, vertikalen Play-Action-Passspiel war eine zentrale Säule. Doch Defenses fanden nach und nach einen besseren Zugang, mit dem negativen Höhepunkt im Super Bowl. Kann er also seine Version der Shanahan/Gruden West Coast Offense weiterentwickeln? Sehen wir beispielsweise noch mehr 12-Personnel-Sets? Oder vielleicht zwei Running Backs gemeinsam auf dem Platz, etwas, das die Rams letztes Jahr überhaupt nicht gemacht haben?

Miami Dolphins

Stat to Know 2018: Verkehrte Welt: Die Dolphins liefen 2018 am dritthäufigsten bei langen Second Downs, am fünfthäufigsten bei Rückstand in der zweiten Hälfte.

Offense-Grundlage 2019: Erhardt-Perkins Offense.

Neuer Trainerstab in Miami und das bedeutet in dem Fall auch: Eine komplett neue Offense. Auf den West Coast/Air Coryell Hybrid unter Adam Gase folgt eine Variante der Erhardt-Perkins Offense, die Chad O'Shea installieren soll. Den hat der neue Head Coach Brian Flores von den Patriots mitgebracht, wo O'Shea von 2009 bis 2018 die Wide Receiver trainiert hat. Wie genau O'Sheas Interpretation der Offense aussieht - und in wie weit sie angesichts einer äußerst wackligen Offensive Line überhaupt umgesetzt werden kann - wird sich erst zeigen müssen. Man kann aber davon ausgehen, dass auch er einen klaren Fokus auf Matchups setzt, unter anderem durch den Tight End und womöglich auch, analog zu dem was er aus New England kennt, durch den Fullback.

Minnesota Vikings

Stat to Know 2018: Nur fünf Teams warfen prozentual bei First Down häufiger als die Vikings. Trotzdem hatte Kirk Cousins eine der ligaweit niedrigsten Play-Action-Quoten (20,8 Prozent).

Offense-Grundlage 2019: West Coast mit Outside Zone Blocking

Kevin Stefanski mag der neue Offensive Coordinator sein, die Offense, die in Minnesota für die kommende Saison installiert wird, ist aber die von Gary Kubiak. Im Zusammenhang mit der Kubiak-Verpflichtung wurde auch Rick Dennison als neuer Offensive Line Coach vorgestellt; Dennison hat bereits in Denver unter Mike Shanahan und dann in Houston und in Denver unter Kubiak gearbeitet. Die Offensive Line und die Art und Weise, wie diese blockt, ist in der Offense ein ganz zentraler Punkt: Auf dem Outside Zone Blocking soll das Run Game und das Play Action Passspiel aufbauen. Die Vikings-Offense dürfte ein gutes Stück weit weniger Pass-lastig als im Vorjahr sein, umgekehrt soll das Passspiel selbst deutlich effizienter und für den Quarterback einfacher werden. Cousins hatte in einem ähnlichen Scheme in Washington bereits Erfolg und Dalvin Cook ist der ideale Runner für dieses Scheme.

New England Patriots

Stat to Know 2018: Die Patriots waren das einzige Team neben San Francisco, das mehr als 15 Prozent seiner Snaps in 21-Personnel - also mit zwei Running Backs oder einem RB und einem Fullback - verbrachte. Dazu passt die hohe Play-Action-Quote von Brady (31,4 Prozent), dessen Completion-Percentage dabei um 9,6 Prozent hoch ging. Mehr als bei irgendeinem anderen Quarterback.

Offense-Grundlage 2019: Erhardt-Perkins Offense.

Alles wie gewohnt und damit alles neu in Foxboro. Die Patriots-Offense ist in puncto Production die konstanteste Offense der letzten zehn Jahre, gleichzeitig waren wenige Offenses in ihrem Kern dabei so wandelbar. Zumindest Letzteres - und voraussichtlich auch Ersteres - wird sich auch 2019 fortsetzen: Der Rücktritt von Rob Gronkowski markiert den Start der (vorläufigen) Abkehr von der Tight-End-Offense; Stand heute ist Matt LaCosse der Week-1-Starter hier. Stattdessen könnten mehr physische Wide Receiver auch im Underneath Passing Game eine Rolle erhalten, während Offensive Coordinator Josh McDaniels gleichzeitig zusätzlich wieder viel mit mehreren Running Backs gleichzeitig auf dem Feld, genau wie dem Fullback als Matchup-Waffe arbeiten wird.

New Orleans Saints

Stat to Know 2018: Drew Brees war zwar immer noch gefährlich im vertikalen (20+ Yards Downfield) Passspiel, dabei warf er neun Touchdowns bei drei Interceptions. Die Saints-Offense funktioniert aber primär über Matchups und das Kurzpassspiel: Brees' durchschnittliche Target-Tiefe von 7,1 Yards ist der geteilte viertletzte Platz unter Quarterbacks mit mindestens 200 Pässen.

Offense-Grundlage 2019: West Coast/Air Coryell Hybrid.

Eigentlich inzwischen ein Hybrid aus allem, was Sean Payton so findet - um es dann überaus erfolgreich zusammen zu schweißen. In der Folge gilt Paytons Offense auch seit einer Weile als eine der komplexesten der Liga, und vermutlich zeigt allein kaum eine Offense der gegnerischen Defense eine größere Vielzahl an Formationen. Allzweckwaffe Taysom Hill hat das nochmals nach oben geschraubt. Da hilft es, dass die Saints in Brees einen unheimlich spielintelligenten Quarterback haben, der an der Line of Scrimmage auch alle Freiheiten genießt. Payton setzte zuletzt vermehrt auf ein vor allem durch Matchups für Michael Thomas und Alvin Kamara gefährliches Underneath Passing Game, Drew Brees warf aber immerhin noch 11,2 Prozent seiner Pässe 20 Yards oder mehr. Das ist eine höhere Quote als etwa Deshaun Watson und Philip Rivers und gleich auf mit Carson Wentz. Ein ausgeprägtes Screen Game ist ein weiterer zentraler Part dieser Offense.

New York Giants

Stat to Know 2018: Kein Team spielte 2018 mehr Snaps mit Max Protection (sieben oder mehr Blocker, zwei Blocker mehr als Pass-Rusher) als die Giants. New York wählte diese Sicherheitsvariante bei 13,9 Prozent seiner Passing Plays.

Offense-Grundlage 2019: West Coast/Spread Hybrid.

Pat Shurmurs Offense in Minnesota vor zwei Jahren war in vielerlei Hinsicht ein Musterbeispiel für moderne NFL-Offenses. Viel Play Action, sehr gute Route-Kombinationen, Kreativität in den Formationen, Run Pass Options; teilweise hatte man den Eindruck, dass er bei den Giants letztes Jahr längst nicht alles zeigen konnte, was er zeigen wollte. Das mag an Eli Mannings Arm liegen, es mag auch an einer im Vorjahr schwachen Offensive Line liegen. Die sollte inzwischen repariert sein, dafür aber kommt das Waffenarsenal mit einigen größeren Fragezeichen daher. Shurmur täte gut daran, Saquon Barkley deutlich mehr auch als Matchup-Waffe im Passspiel und nicht nur als Receiver aus dem Backfield und bei Screens einzusetzen.

New York Jets

Stat to Know 2018: Nur die Browns und Titans spielten mehr Snaps mit drei Tight Ends auf dem Feld. Die Jets waren dabei im Run Game (4,7 Yards pro Run) fast so effizient wie im Passing Game (4,8 Yards pro Pass).

Offense-Grundlage 2019: West Coast/Air Coryell Hybrid.

Der neue Jets-Coach Adam Gase ist nicht klar einer offensiven Philosophie zuzuordnen, seine Offense identifiziert sich schon immer eher durch die Mischung verschiedener Ideen; alles unter dem übergeordneten Ziel, vorteilhafte Matchups zu kreieren. Motion, sehr präzise Route-Kombinationen um gezielt bestimmte Bereiche der Defense zu attackieren. Der zu Saisonbeginn gesperrte Chris Herndon könnte dabei eine zentrale Rolle einnehmen, Gase nutzt im Idealfall gerne Formationen, in denen der Tight End isoliert ist. Doch auch Le'Veon Bell sollte hier ein wichtiges Element sein: Gase setzt seine Running Backs im Passspiel vergleichsweise äußerst vertikal ein und stellt sie auch auf Receiver-Positionen auf.

Oakland Raiders

Stat to Know 2018: Kein Quarterback mit mindestens 200 Pässen warf den Ball im Schnitt kürzer als Derek Carr (6,7 Average Intended Air Yards), der zudem die ligaweit drittniedrigste Play-Action-Quote (17,8 Prozent seiner Pässe) hatte.

Offense-Grundlage 2019: West Coast Offense.

Vielleicht die zentralste Frage bei den Raiders lautet: In wie weit kann man die vergangene Saison überhaupt als Maßstab verwenden? Die Offense wirkte über weite Strecken extrem vereinfacht, Derek Carr spielte wahnsinnig vorsichtig und individuell fehlte jegliche Feuerkraft. Mit einem aggressiven Frühjahr, nach dem unter anderem Antonio Brown, Josh Jacobs, Trent Brown und Tyrell Williams den neuen Kern dieser Offense bilden sollen, ist vielleicht auch Gruden eher gewillt, aggressiver zu Werke zu gehen. Seine Prägung ist glasklar die West Coast Offense, und das wird sich auch nicht ändern. Aber kann Gruden beispielsweise eine vertikalere Offense aufziehen, die Carr aber gleichzeitig auch umsetzen kann?

Philadelphia Eagles

Stat to Know 2018: Weder bei Second (39,3 Prozent) noch bei Third Down (11,2 Prozent) warf irgendein Team in der vergangenen Saison prozentual mehr Play-Action-Pässe als die Eagles.

Offense-Grundlage 2019: Flexible West Coast Offense mit Option-Elementen.

Doug Pederson hat im vergangenen Jahr die Abgänge seiner Assistenten Frank Reich und John DeFilippo fraglos gemerkt; insbesondere in puncto Play-Scripting zum Start in eine Partie hatten die Eagles merkliche Defizite. Doch im Laufe der Saison fand die Offense zunehmend ihren Rhythmus, und im Kern ist es nach wie vor eine der am besten designten Offenses in der NFL. Run Pass Options, Motion, Misdirection, sehr viel Play Action, Screens - kurzum: Die Arbeit des Quarterbacks soll erleichtert werden. 2018 gab es dann zudem noch einen massiven Anstieg was den Einsatz von 12-Personnel, also zwei Tight Ends gleichzeitig auf dem Feld, angeht; mit Dallas Goedert als Ergänzung zu Zach Ertz dürfte sich das eher noch erweitern. Gleichzeitig haben die Eagles aber auch ein extrem tiefes Wide Receiver Corps und können Defenses hieraus ebenfalls auf unterschiedlichste Arten attackieren.

Pittsburgh Steelers

Stat to Know 2018: Die Steelers führten die Liga in Spielzügen aus Empty Formations - also mit dem Quarterback alleine im Backfield - an. 18 Prozent der Steelers-Plays kamen aus solchen Aufstellungen.

Offense-Grundlage 2019: Flexible Spread/Air Coryell Offense.

Im ersten Jahr unter dem neuen Offensive Coordinator Randy Fichtner warf ligaweit kein Team mehr Pässe als die Steelers (713) und nur die Packers (32 Prozent) liefen im Verhältnis seltener als Pittsburgh (33 Prozent). Die Offense agierte schnell, sie setzte Defenses konstant durch die Luft unter Druck und Ben Roethlisberger erhielt, nicht zuletzt durch zahlreiche Empty Sets, mehr Flexibilität an der Line of Scrimmage. Angesichts der vielen 5-Wide-Formationen wurde er den Ball auch häufiger in weniger als 2,5 Sekunden los (60,3 Prozent seiner Dropbacks) als irgendein anderer Quarterback. Zu großen Teilen waren das die Aspekte, die man sich in Pittsburgh aus taktischer Sicht vor der Saison erhofft hatte, lediglich das vertikale Element im Passspiel war nicht so ausgeprägt, wie im Vorfeld vermutet. Kurios ist ansonsten nach wie vor der Umgang mit Play Action: Seit Jahren verwendet kein Team dieses Mittel seltener als die Steelers, und wenn sie Play Action Pässe werfen, sind sie damit im Liga-Vergleich äußerst ineffizient.

San Francisco 49ers

Stat to Know 2018: Die einzige Offense in der NFL, deren Basis-Formation nicht 11-Personnel ist: Die 49ers agieren primär aus 21-Personnel, also mit zwei Running Backs gleichzeitig auf dem Feld, gemeinsam mit einem Tight End und einem Wide Receiver. Das aber kommt nicht auf Kosten der Flexibilität, im Gegenteil: Nur vier Teams spielten mehr Empty Sets als San Francisco (11 Prozent).

Offense-Grundlage 2019: West Coast mit Outside Zone Blocking.

An den Kernelementen der Shanahan-Offense hat sich nichts geändert: Play Action, der Fullback als Matchup-Waffe im Passspiel, Stack- und Bunch-Formations, um Receivern an der Line of Scrimmage einen freien Release zu geben, Run- und Pass-Formations sind extrem gut miteinander verbunden und so für die Defense schwer zu lesen. Letzteres funktioniert über das Outside Zone Blocking, aus dem San Franciscos Run Game genau wie das Play-Action-Passspiel entsteht. Hier haben die 49ers in George Kittle eine neue Elite-Waffe gefunden, seine Fähigkeiten als Blocker bei Run Plays und mit seiner Geschwindigkeit nach dem Catch bei Passspielzügen machen ihn zum idealen Tight End für Shanahans Play-Action-Passspiel. Die Rückkehr von Jimmy Garoppolo in Kombination mit Kittle, Dante Pettis, Neuzugang Tevin Coleman und Zweitrunden-Pick Deebo Samuel sorgt für berechtigten Optimismus. Shanahans Offense nämlich funktionierte schematisch auch im Vorjahr mit Nick Mullens und Backup-Receivern.

Seattle Seahawks

Stat to Know 2018: Kein Team lief ansatzweise so viel bei First Down wie die Seahawks (64 Prozent) und selbst bei Second Down landete Seattle (53 Prozent) nur knapp hinter Spitzenreiter Buffalo (54 Prozent).

Offense-Grundlage 2019: Run-Heavy Air Coryell.

Brian Schottenheimer hat in seinem ersten Jahr in Seattle genau das umgesetzt, was man im Vorfeld erwartet hatte. Schottenheimer setzte mit beeindruckender Hartnäckigkeit auf das Run Game, geprägt von einer Mischung aus Power und Zone Blocking - sowie jeder Menge Yards nach Kontakt vor allem von Cris Carson. Auch Russell Wilson war mit 39 designten Runs zusätzlich zu 31 Scrambles Teil des Run Games. Die Pass-Quote von gerade einmal 48 Prozent bedeutete den abgeschlagenen letzten Platz, Seattle spielte keine 3-Play-Sequenz häufiger als Run-Run-Pass. Das kombinierte er mit einem vertikalen Passspiel, und so trug Russell Wilson diese Offense mit 1.108 Passing-Yards, 15 Touchdowns und nur einer Interception bei Pässen über mindestens 20 Yards in die Playoffs. Das Problem dabei? Während sich Ersteres - also der Fokus auf das Run Game - definitiv fortsetzen wird, ist Letzteres - also das unheimlich erfolgreiche vertikale Passspiel - so nur schwer wiederholbar. Auch für Russell Wilson, der neben Tyler Lockett noch D.K. Metcalf als vertikale Waffe für sein Arsenal bekommen hat.

Tampa Bay Buccaneers

Stat to Know 2018: Komplizierte Pässe in enge Fenster - das war das Thema der Bucs-Offense 2018. Winston (10,8 Average Intended Air Yards) und Fitzpatrick (10,2) warfen den Ball im Schnitt am zweit- beziehungsweise drittweitesten. Gleichzeitig hatten beide prozentual die dritt- (Fitzpatrick) und viertmeisten (Winston) Pässe in enge Fenster.

Offense-Grundlage 2019: Flexible Air Coryell Interpretation.

Bruce Arians ist zurück in der NFL, und das wird in Tampa Bay einige Dinge verändern. Die Offense bleibt zwar sicher eine der vertikalsten der Liga, trotzdem geht auch das Quarterback-freundlicher als zuletzt unter Dirk Koetter. Einfache Dinge wie Pre-Snap-Motion, Running Backs als Waffen im Passspiel, zusammenarbeitende Routes oder auch das gezielte Attackieren einzelner Verteidiger durch Play-Designs werden Jameis Winston die Arbeit erleichtern. Dabei könnte Chris Godwin vermehrt eine Big-Slot-Rolle erhalten, womöglich mit einer vertikaleren Rolle für Tight End O.J. Howard. Eine ausführliche Vorschau auf die neue Buccaneers-Offense findet ihr hier.

SPOXNFL Gamepass

Tennessee Titans

Stat to Know 2018: Die Titans hatten, auf einem geteilten vorletzten Platz gemeinsam mit Washington und Houston, die zweitniedrigste Pass-Quote bei First Down (41 Prozent).

Offense-Grundlage 2019: Run-Heavy West Coast/Erhardt-Perkins Hybrid.

Die Titans haben zwar schon wieder einen neuen Offensive Coordinator - Arthur Smith übernimmt für Matt LaFleur -, doch am grundlegenden Ansatz wird sich nichts ändern. Smith arbeitet bereits seit 2011 in Tennessee und hat über die letzten drei Jahre die Tight Ends trainiert, er hat bereits bestätigt, dass die Offense im Kern gleichbleiben soll und auch die gleiche Terminologie haben wird wie im Vorjahr unter LaFleur. In dem Zusammenhang bleibt festzuhalten, dass die Titans 2018 nicht den erhofften Fortschritt machten; Tennessee war extrem Run-lastig, spielte nach wie vor viele 3-TE-Formationen und war auch hieraus sehr eindimensional auf den Run ausgerichtet und spielte ligaweit mit die wenigsten Shotgun-Formationen. Also keine Spread Option Offense, wie man sie bei Mariota eigentlich, angelehnt an seine College-Karriere, gerne einmal sehen würde. Die wird es wohl auch 2019 nicht geben.

Washington Redskins

Stat to Know 2018: 11-Personnel ist die neue Basis-Formation in der NFL, Washington gehörte mit einer 11-Personnel-Quote von 71 Prozent zur Liga-Spitze. Doch nur Arizona, die Jets, Denver und Buffalo verzeichneten im Schnitt weniger Yards pro Pass aus 11-Personnel als die Redskins (6,3).

Offense-Grundlage 2019: West Coast Offense.

Letztlich stand die Offense genau wie die gesamte Saison in der Hauptstadt im Zeichen der Verletzung von Alex Smith. Im Kern ist Jay Grudens Offense eine nah an die West Coast Offense angelegte Idee, tendenziell mit kurzen Dropbacks und schnellen Pässen, um vor allem via Play Action dann Defenses tief zu attackieren. Dafür haben sie in Dwayne Haskins einen potenziell sehr gut passenden Quarterback im Draft gefunden. Doch auch das Run Game spielt in Grudens Variante eine vergleichsweise große Rolle. Sollte der Zwist mit Left Tackle Trent Williams tatsächlich in einer Trennung enden, wäre das nicht nur für den Rookie-Quarterback, sondern auch für Grudens Idee vom Run Game ein empfindlicher Rückschlag.