NFL Third and Long Wildcard Week - der Mailbag zum Spieltag: Rivers? Wentz? Winston? Welche Quarterback-Optionen haben die Colts?

Jan Dafeld
12. Januar 202109:54
Nick Bosa will 2021 wieder mit den San Francisco 49ers angreifen.getty
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Die Wildcard Round liegt hinter uns, die Indianapolis Colts mussten vorzeitig die Segel streichen. Setzen sie 2021 trotzdem erneut auf Philip Rivers? Und welche Optionen gibt es, falls er aufhört? In dieser Woche beantwortet ausnahmsweise SPOX-Redakteur Jan Dafeld Eure Fragen zum Spieltag. Darunter auch: Brauchen die Seahawks einen neuen Coach? Welches NFC-Team kann den Packers gefährlich werden? Und welche Teams werden in der nächsten Saison den größten Sprung machen?

Ihr wollt Fragen an die SPOX-NFL-Kolumne stellen? Das geht direkt hier an SPOX-Redakteur Adrian Franke!

NFL Mailbag - Welche Quarterback-Optionen haben die Colts?

Bolandi, Paul, AlexHL90: Wie schätzt du die QB-Situation der Colts nächste Saison ein? Was sind die realistischen und deiner Meinung nach besten Optionen auf der Quarterback Position für Indy?

"Wenn es Gottes Wille ist, dass ich nächstes Jahr bei den Colts in Indy bin, dann werde ich hier sein", sagte Philip Rivers angesprochen auf seine Zukunft nach dem Playoff-Aus der Colts. Head Coach Frank Reich erklärte: "Er hat unsere Erwartungen übertroffen, sowohl auf als auch neben dem Feld."

Ein Quarterback, der in Richtung Rücktritt tendiert, hört sich anders an, ein Team, das auf der Quarterback-Position einen Neustart wagen will, ebenso. Die Zeichen deuten also auf ein weiteres Jahr von Rivers bei den Colts hin.

Und wieso auch nicht? Rivers spielte - trotz einer mittlerweile klar limitierten Armstärke - eine mindestens solide Saison. In puncto EPA/Play zählte er zu den Top-10-Quarterbacks in der NFL und das mit einem wenig beeindruckenden Receiving Corps.

Rivers wird auch 2021 keine MVP-Saison auf dem Niveau eines Aaron Rodgers oder Patrick Mahomes spielen, das ist klar. Doch der 39-Jährige gibt den Colts offensiv eine sehr solide Baseline. Eine Baseline, die Indy keine der auf dem Free-Agent-Markt oder im Draft verfügbaren Optionen bieten würde. Investieren die Colts mit dem vorhandenen Cap Space weiter in die eigene Offense - mit Allen Robinson, Chris Godwin, Kenny Golladay und Co. werden zahlreiche sehr gute Receiver Free Agents - könnte sogar noch ein Schritt nach vorne gelingen.

In jedem Fall werden die Colts im Draft einen Quarterback in der ersten Runde in Betracht ziehen müssen. Rivers kann das Team 2021 einmal mehr in die Playoffs führen, langfristig braucht Indianapolis jedoch eine andere Option. Eine Option, die in der Free Agency wohl nicht zu holen sein wird.

Namen wie Sam Darnold oder Carson Wentz (erst Recht aufgrund seiner erfolgreichen Eagles-Vergangenheit mit Reich) werden über die kommenden Monate mit den Colts in Verbindung gebracht werden und tatsächlich könnte das Team hier zumindest einen Versuch wagen. Ich persönlich sehe im Draft jedoch die bessere Möglichkeit.

Darnold würde in dem unwahrscheinlichen Fall, dass er in einem neuen Umfeld tatsächlich einschlägt, 2022 bereits sehr teuer. Ein Rookie-Quarterback wäre derweil für drei, vier, fünf Saisons ein echtes Schnäppchen. Trevor Lawrence, Justin Fields oder Zach Wilson wird Indy nicht bekommen können, mit Trey Lance, Mac Jones und unter Umständen auch Kyle Trask gibt es in diesem Jahr allerdings auch später im Draft noch so manche verlockende QB-Option.

Doch was passiert, wenn sich Rivers wider Erwarten doch für ein Karriereende entscheiden sollte? In diesem Fall müsste sich Indy wohl einmal mehr nach einem so genannten Bridge-Quarterback, also einem Quarterback, der zunächst übernehmen kann bis ein junger Quarterback auf hohem Niveau starten kann, umsehen. Das wären die naheliegendsten Optionen:

  • Ryan Fitzpatrick: Fitzpatrick hat es tatsächlich geschafft, sich in seinen späten Dreißigern nochmal neu zu erfinden. In Tampa Bay und Miami sah Fitz über weite Strecken wie ein mindestens solider Starter aus, drei seiner vier besten Saisons in puncto Yards per Attempt spielte er in den letzten drei Jahren. Er selbst dürfte der Chance in Indy hinter einer starken Offensive Line zu spielen und womöglich erstmals in seiner 17-jährigen Karriere in die Playoffs einzuziehen, nicht abgeneigt gegenüberstehen.
  • Jameis Winston: Vielleicht die spannendste Personalie auf dem QB-Markt. Die Tools bei Winston sind alle da: Accuracy, Würfe in enge Fenster sowie Downfield-Pässe gegen Pressure. Haarsträubende Fehler und unerklärliche Pick-Sixes prägten in der Vergangenheit jedoch genau so das Bild. Hat ein Jahr als Backup bei den Saints Winston geholfen? Der 27-Jährige könnte eine günstige High-Risk-High-Reward-Option für die Colts sein.
  • Carson Wentz: Wentz spielte seine besten Saisons unter Reich als Offensive Coordinator in Philadelphia. Könnte er in Indy also zu alter Form zurückfinden? In seiner herausragenden Saison 2017 profitierte Wentz von langfristig kaum haltbaren Third-Down-Quoten, eine Regression schien bereits damals unausweichlich. Hinter der starken O-Line der Colts könnte sich Wentz jedoch zumindest wieder zu einem soliden Starter entwickeln. Im Falle eines Trades würde er die Colts allerdings knapp 25 Millionen Dollar pro Jahr kosten - es sei denn Wentz verzichtet für eine Rückkehr zu Reich auf Geld.
  • Sam Darnold: Hinter Darnold liegen drei in jeder Hinsicht enttäuschende Jahre - und die Entwicklung geht in die falsche Richtung: 2020 war in vielerlei Hinsicht seine bisher schwächste Saison in der NFL, Joe Flacco sah als Jets-Quarterback häufig besser aus als Darnold. Dennoch hat Darnold nach wie vor viele Fürsprecher in der Liga und ist erst 23 Jahre alt. Sofern er per Trade günstig zu haben ist, könnte Darnold einen Versuch wert sein, allerdings nur in Kombination mit einem Rookie-QB oder einem anderen erfahrenen Veteranen, zum Beispiel Fitzpatrick.
  • Jimmy Garoppolo: Die meisten Zeichen sprechen dafür, dass Garoppolo mindestens eine weitere Saison in San Francisco bleibt. Die Niners können Jimmy G im Frühjahr allerdings nahezu ohne Dead Cap entlassen und auf einen anderen Quarterback setzen. Hört Rivers auf und Garoppolo kommt auf den Markt, könnte er die perfekte Option für ein weiteres Übergangsjahr, während ein Rookie hinter ihm lernen kann, sein. Garoppolo ist ein guter Game-Manager, der Probleme bekommt, wenn er über das Scheme hinaus liefern muss. In Indy könnte das für den Moment genug sein.

Ein Coaching-Wechsel in Seattle? Welcher Gegner kann den Packers gefährlich werden?

hanno210, Chris, David, Stefan Pohlmann und viele mehr: Sollten die Seahawks über einen Coaching-Wechsel nachdenken? Kann Seattle unter Carroll nochmal einen tiefen Playoff-Run schaffen oder ist seine Zeit in der NFL vorbei?

Zunächst vorweg: Seahawks-Fans, die nach dem enttäuschenden Aus gegen die Rams tatsächlich auf eine Trennung von Carroll hoffen, werden enttäuscht werden. Carrolls Vertrag in Seattle wurde vor gerade mal zwei Monaten langfristig verlängert, der 69-Jährige stieg dabei zu den bestbezahlten Head Coaches der NFL auf. Eine Entlassung wird somit kein Thema sein. Ob sie es sein sollte, steht allerdings auf einen anderen Blatt.

Über die letzten vier Jahre gewannen die Seahawks gerade mal ein Playoff-Spiel, im NFC Championship Game stand Seattle zuletzt 2014. Für ein Team mit einem Top-5-Quarterback in seinen Reihen ist das eindeutig zu wenig.

Für Carroll spricht dabei, dass er in der vergangenen Saison gezeigt hat, dass er flexibler ist als es ihm so mancher Kritiker zuvor zutrauen wollte. Carroll drückte seine Run-First-Philosophie in der Offense nicht (weiter) durch, Seattle spielte über die erste Saisonhälfte die passintensivste Offense der Liga. Das sollte trotz des enttäuschenden Saisonendes nicht ignoriert werden.

Was bleibt, sind einige teilweise haarsträubende Challenge-Flaggen sowie so manche fragwürdige Fourth-Down-Entscheidung. Beides mag für Fans mitunter frustrierend sein, sollte in der Gesamtevaluation des Coachings in dieser Saison allerdings nicht zu stark ins Gewicht fallen. Die Seahawks punteten in dieser Spielzeit kein einziges Mal mit weniger als drei zu gehenden Yards in der gegnerischen Hälfte, das ist gegenüber 2019 zumindest ein Schritt in die richtige Richtung. Seattles Probleme liegen tiefer.

In seinen Erkenntnissen zur Wildcard-Runde hat mein Kollege Adrian Franke die offensiven Probleme der Seahawks in der zweiten Saisonhälfte bereits genauer unter die Lupe genommen. Die eigene Unfähigkeit, gegen Teams mit zwei tiefen Safetys ein effektives Kurzpassspiel aufzuziehen, muss Seattle in der Offseason intern intensiv untersuchen.

Damit gerät Offensive Coordinator Brian Schottenheimer in den Fokus. Sowohl Carroll als auch Russell Wilson sprachen ihre Probleme mit den offensiven Playdesigns nach dem Playoff-Aus überraschend deutlich an, Schotty könnte somit tatsächlich angezählt sein.

Auch bei ihm darf man allerdings nicht vergessen, dass die Seahawks im ersten Saisondrittel eine der besten Offenses der NFL hatten. Seattles Downfield-Kombinationen waren beeindruckend, im stetigen Schachspiel in der NFL fand Schottenheimer auf die defensiven Anpassungen seiner Gegenüber ab der Saisonmitte dann allerdings schlicht keine Antwort mehr. Das wirft kein gutes Licht auf ihn, in den kommenden Wochen wird er überzeugende Erklärungen und Ideen liefern oder seinen Hut nehmen müssen.

Auf gar keinen Fall sollte der NFC-West-Champion im Sommer zu seiner ehemaligen Run-First-Offense zurückkehren - auch wenn Carroll ähnliche Gedanken bereits hat anklingen lassen. Die Regular Season hat gezeigt, welches Potenzial in der Kombination aus Wilson, Tyler Lockett und D.K. Metcalf schlummern kann. Nun muss der nächste Schritt sein, über das Scheme ein funktionierendes Kurzpassspiel als Addition zu Wilsons spektakulären Big Plays zu entwickeln.

Defensiv sollten die Seahawks derweil nicht darauf vertrauen, ihr Niveau aus dem Saisonendspurt mit Spielen gegen Dwayne Haskins, Colt McCoy, Geno Smith und C.J. Beathard halten zu können. Die große Stärke dieses Teams kann und sollte die Offense sein. Gerade deshalb muss der Fokus in der Offseason darauf liegen.

Michael Trump: Sind die Rams für die Packers das bessere oder das schlechtere Matchup im Vergleich zu den Bucs?

Die Packers mussten in der Regular Season ihre mit Abstand deutlichste Niederlage des Jahres gegen die Bucs einstecken, von daher scheint diese Frage relativ klar beantwortet werden zu können. Mit einem Blick auf die schematischen Stärken und Schwächen der drei Teams würde ich es allerdings nicht ganz so eindeutig sehen.

Der Packers-Offense können Defenses am ehesten Probleme bereiten, indem sie Rodgers in der Pocket unter Druck setzen. Hinter einer herausragenden Offensive Line spielte dieser in dieser Saison meist aus einer sauberen Pocket, kein Spieler ist unter diesen Umständen gefährlicher. Auch deshalb dürfte Rodgers bald zum MVP gewählt werden.

Den Bucs gelang es in ihrem Duell im Oktober, Rodgers mit aggressiven Blitzes unter Druck zu setzen und diesen somit zu Fehlern zu zwingen. Während Tampas Pass-Rush seitdem etwas abgebaut hat, haben die Rams mit Aaron Donald den mit Abstand gefährlichsten Pass-Rusher der NFL in ihren Reihen. Jalen Ramsey könnte zudem der einzige Corner der Liga sein, der Davante Adams im Eins-gegen-eins verteidigen kann. Und: Keine Defense lässt weniger explosive Plays durch die Luft zu. Nach Russell Wilson könnte Brandon Staleys Defense auch Rodgers enorm zusetzen.

Defensiv liegt die Schwäche der Packers derweil in der Run-Defense. Den 49ers in den vergangenen Playoffs oder auch den Vikings in der Regular Season gelang es, Green Bay über den Boden komplett zu dominieren. Und welches NFC-Playoff-Team erinnert am stärksten an diese Offenses? Richtig, die Rams, die ebenfalls primär auf Outside-Zone-Runs und darauf aufbauende Rollouts des Quarterbacks setzt.

Die Bucs, die den Packers vor drei Monaten enorme Probleme bereiteten und die offensiv seitdem nochmals ein neues Level erreicht haben, hätten Green Bay gefährlich werden können, dies kann allerdings genau so auch für die Rams gelten. Entscheidend dürfte letztendlich werden, in welcher gesundheitlichen Verfassung Los Angeles sein Divisional-Round-Matchup angehen kann. Ist Aaron Donald bei 100 Prozent? Und kommt Jared Goff schon wieder annähernd an seine Normalform heran? Falls beide Fragen mit Ja beantwortet werden, könnten wir am kommenden Samstag ein hochspannendes Match zu sehen bekommen.

NilleSB: Sind die Ravens das schlechteste Matchup für Kansas City?

Die vorherrschende Meinung dürfte wohl eher sein, dass die Ravens das beste Matchup für die Chiefs sind, immerhin hat Kansas City die bisherigen direkten Aufeinandertreffen mit Lamar Jackson alle drei für sich entschieden und in Woche drei geradezu Katz und Maus mit Baltimores Defense gespielt. Ganz so eindeutig sehe ich die Rollen allerdings nicht verteilt, daher möchte ich die Frage trotzdem beantworten.

Der Schlüssel ist dabei der Gameplan der Ravens in einem hypothetischen AFC Championship Game. Don "Wink" Martindale lässt die wohl aggressivste Defense der NFL spielen und für gewöhnlich würde ich dafür argumentieren, nicht zu sehr von der eigenen Philosophie abzuweichen. Die Chiefs sind aber nun mal keine gewöhnliche Offense.

In den letzten zwei direkten Duellen zerstörte Patrick Mahomes Martindales Blitze nach Belieben. Tyreek Hill, Travis Kelce, Sammy Watkins und auch Clyde Edwards-Helaire sind einfach zu viele Matchup-Waffen, um diese alle im Eins-gegen-eins zu verteidigen - erst Recht, wenn Andy Reid und Eric Bieniemy diese auch noch perfekt in Szene setzen.

Defenses, die mit zwei tiefen Safeties agieren und Mahomes mit dem Four-Men-Rush unter Druck setzen können, bereiteten KC über die letzten Wochen und Monate allerdings so manches Mal Probleme. Die Ravens haben das Personal, um ebenfalls einen solchen Gameplan umsetzen zu können - zumindest auf dem Papier. Calais Campbell, Derek Wolfe, Yannick Ngakoue und Matt Judon oder Tyus Bowser bilden ein gutes Pass-Rush-Quartett, zudem haben die Ravens gleich drei sehr gute Cornerbacks. Unter Umständen könnte Marlon Humphrey sogar Travis Kelce im Eins-gegen-eins übernehmen.

Heißt das, dass Kansas City die Ravens fürchten und ihnen möglichst aus dem Weg gehen sollte? Selbstverständlich nicht, Mahomes und Co. bleiben vorerst gegen jedes Team Favorit. Die Begegnung könnte allerdings durchaus umkämpfter werden als es so manch Außenstehender vermuten würde. Man sollte nicht vergessen: Vor zwei Jahren benötigten die Chiefs noch ein unglaubliches Fourth-Down-Play von Mahomes sowie die Overtime, um die Ravens zu schlagen.

Quarterback-Frage in Pittsburgh - Welche Teams machen 2021 einen Sprung?

Candy Andy: Sollten die Steelers einen Quarterback draften oder in der Free Agency verpflichten?

Einhundertprozentig ja. Selbst wenn Roethlisberger auch in der kommenden Saison im Kader der Steelers bleibt - und das würde dann wohl eher aus Sentimentalität als aus Überzeugung passieren -, braucht Pittsburgh einen Plan für die Zeit nach Big Ben.

Mason Rudolph kann hier nicht die langfristige Antwort sein, das hat er bereits in der vergangenen Saison eindeutig gezeigt. Ein weiteres Jahr mit Roethlisberger als Starter und Rudolph als Backup zu "verschwenden", wäre wenig ratsam. Unter diesen Umständen hätten die Steelers wohl keine Chance auf den Super Bowl und keine Chance auf einen Rebuild.

In jedem Fall sollte sich Pittsburgh eindringlichst mit der Quarterback-Klasse im Draft 2021 beschäftigen. Diese gilt als eine der tiefsten QB-Klassen seit Langem. Neben Trevor Lawrence, Zac Wilson und Justin Fields an der Spitze gibt es mit Trey Lance, Mac Jones und Kyle Trask weitere Youngster, die als Erstrunden-Talente eingeschätzt werden.

Für die Steelers kommen die Top-3 wohl nicht in Frage. Bewerten sie allerdings einen der anderen QBs als so gut, dass er Pittsburgh in die Post-Big-Ben-Ära führen kann, muss das Team diese Gelegenheit beim Schopfe packen - unter Umständen auch mit einem aggressiven Trade nach oben. Wenn diese sich auszahlen, dann in der Regel für einen Quarterback, siehe die Chiefs mit Patrick Mahomes oder die Bills mit Josh Allen.

Entscheidet sich die Organisation gegen Lance, Jones und Trask, brauchen die Steelers einen Quarterback, der für Roethlisberger übernehmen könnte, falls dieser 2021 noch weiter abbaut und das Potenzial hat, um 2022 langfristig als Starter zu übernehmen. Jameis Winston, Sam Darnold oder womöglich auch Gardner Minshew wären hier wohl die naheliegendsten Optionen.

Hendrik: Was fehlt Washington, um nächstes Jahr in den Playoffs noch weiter zu kommen?

Kurz gesagt: Es fehlt der Quarterback. Kyle Allen ist auf dem NFL-Level wohl nicht mehr als ein guter Backup, Alex Smiths Limitierungen wurden in der Regular Season zudem mehr als offensichtlich. Unter diesen Umständen überhaupt sieben Spiele zu gewinnen, war bereits beachtlich - auch wenn die NFC East natürlich auch ihren Beitrag dazu geleistet hat.

Washington hat ein junges Team mit talentierten Eckpfeilern wie Chase Young, Terry McLaurin, Montez Sweat und Da'Ron Payne, das sich - Playoff-Teilnahme hin oder her - nach wie vor im Rebuild befindet. Ein Bridge-Quarterback wie Ryan Fitzpatrick würde zwar ein Upgrade gegenüber dieser Saison darstellen, wäre langfristig allerdings auch keine Lösung. Das Hauptziel sollte also gar nicht sein, 2021 in den Playoffs zwangsläufig weiter zu kommen, sondern seinen Quarterback der Zukunft ausfindig zu machen.

Für Washington gilt somit Ähnliches wie für Pittsburgh, nur dass das Football Team seinen neuen Quarterback wohl noch aggressiver suchen sollte. Im Draft wird das Team an 19. Stelle picken. Wohl zu spät, um sich den eigenen Wunsch-QB zu sichern, jedoch früh genug, um mithilfe eines Zweitrundenpicks für Lance oder Jones in die Top-10 oder mithilfe eines weiteren Erstrundenpicks für Fields oder Wilson womöglich sogar auf Position drei traden zu können.

Und Taylor Heinicke? Dessen Auftritt gegen die Bucs war ohne jede Frage beeindruckend und sollte ihm für 2021 zumindest einen Platz in der Liga gesichert haben. Sofern Washington Heinickes Leistung anhand der gesehenen Trainingseindrücke nicht als krassen Ausreißer einstuft, könnte der 27-Jährige durchaus einen Backup-Vertrag wert sein. In Heinicke einen zukünftigen Starter zu sehen, wäre trotz allem aber mehr Wunschdenken als Realität.

SW: Welchen Teams, die es dieses Jahr nicht in die Playoffs geschafft haben, traust du nächstes Jahr die größte Steigerung zu?

Gar keine so einfache Frage, Free Agency und Draft stehen uns schließlich erst noch bevor. Doch natürlich lassen sich auch schon jetzt Prognosen für die kommende Saison abgeben, auch wenn diese vorerst noch mit Vorsicht zu genießen sind. Meine drei Teams, die ich im kommenden Jahr definitiv besser als 2020 sehen würde, wären:

  • San Francisco 49ers: Der offensichtlichste Pick. Die Niners hatten in dieser Saison mit solch einem Verletzungspech zu kämpfen, für sie kann es eigentlich nur nach oben gehen. Jimmy Garoppolo (oder ein neuer Quarterback?) ist ein klares Upgrade gegenüber Nick Mullens und C.J. Beathard, zusammen mit George Kittle, Deebo Samuel und Brandon Aiyuk sollte Kyle Shanahan im kommenden Jahr somit wieder eine spannende Offense aufs Feld bringen. Defensiv droht die Seconary zum Problem zu werden, der mögliche Abgang von Defensive Coordinator Robert Saleh würde zudem wehtun, dafür kehrt jedoch Nick Bosa in der Defensive Line zurück. San Francisco sollte 2021 wieder im Playoff-Rennen vertreten sein.
  • Dallas Cowboys: Die Cowboys erhalten in der kommenden Saison (sofern nichts völlig Verrücktes passiert) Dak Prescott als Starting Quarterback zurück und haben damit sofort wieder einen Top-10-QB - ein klares Upgrade gegenüber Andy Dalton. Tyron Smith und La'el Collins kehren zudem in der Offensive Line zurück, die Cowboys-Offense sollte gut sein, zumal auch Playcaller Kellen Moore in Dallas bleibt. Die Defense war 2020 zeitweise haarsträubend schlecht, Defensive Coordinator Mike Nolan wurde jedoch bereits beurlaubt, hier kann es mit Nachfolger Dan Quinn eigentlich nur bergauf gehen.
  • Houston Texans: Die Texans kriegen keine ganz so großen Namen von der Verletztenliste zurück, haben Cap-Probleme und verlieren im Sommer deshalb wohl Wide Receiver Will Fuller und dennoch sehe ich Houston in der kommenden Saison wieder deutlich besser. Der Grund dafür: Deshaun Watson. Watson ist einer der fünf, vielleicht sogar der drei, besten Quarterbacks der NFL. Mit einem solchen Spieler nur vier Spiele zu gewinnen, ist eigentlich geradezu unmöglich und wird sich 2021 daher auch nicht wiederholen - sofern der Zwist zwischen der Franchise und Watson im Frühjahr nicht noch weiter eskaliert zumindest.