Die neue Saison hat mit dem ersten vollgepackten Sonntag so richtig Fahrt aufgenommen - und dieser Sonntag hatte es gleich in sich: Die Green Bay Packers gehen völlig überraschend gegen Jameis Winston und die New Orleans Saints baden, die Chiefs und die Browns liefern sich ein Duell, das eine Playoff-Preview sein könnte. Außerdem: Wie besorgt müssen Bills-Fans sein? Und was lässt sich sonst aus Woche 1 mitnehmen?
Woche 1 eignet sich hervorragend für Overreactions zu einzelnen Teams und Themen. Wir haben so lange auf Football gewartet, uns monatelang Theorien und Prognosen um die Ohren gehauen - wenn es dann endlich handfesten Football zu analysieren gibt, ist die Versuchung groß, sofort übergreifende Schlussfolgerungen zu ziehen, die der Tatsache, dass gerade einmal ein Spiel gespielt wurde, natürlich nicht gerecht werden.
Was man allerdings mit einer gewissen Seriosität auch nach einem Spiel machen kann, ist das Analysieren potenzieller Problemzonen. Welche Unit eines Teams war signifikant schlechter als erwartet? Und wie schnell können die Schwachstellen, die in Woche 1 zu beobachten waren, repariert werden?
Oder anders gefragt: Wer gehört nach dem ersten Spieltag auf die Liste der Teams, die ernste Probleme zu lösen haben?
Green Bay Packers erleben Horror-Start gegen die Saints
Es gibt hier verschiedene Ansätze, um die Packung zu beschreiben, welche die Packers von den New Orleans Saints kassierten - ein herber Dämpfer zum Start in eine Saison, in welcher Green Bay eigentlich endlich den finalen Schritt machen und in den Super Bowl kommen will. Vielleicht zum letzten Mal mit Aaron Rodgers.
Man könnte darüber sprechen, dass die Offense nicht eingespielt war, nachdem sie in der Preseason nicht zum Einsatz kam. Oder darüber, dass die neue Defense sich unter neuem Coordinator noch besser zurechtfinden muss, und in Woche 1 massiv enttäuschte. Vielleicht hat das heiße Wetter in Jacksonville - wo die Saints infolge der Unwetterkatastrophe in Louisiana ihr Heimspiel austragen mussten - auch eine Rolle gespielt. Vielleicht waren es unter dem Strich einige Startschwierigkeiten, die sich schon im nächsten Spiel weitestgehend erledigt haben.
Was aber ohne Zweifel auffällig war - und worauf ich in erster Linie bei Green Bay über die kommenden Wochen achten werde -, ist die Offensive Line.
Die Packers hatten in der LaFleur-Ära bisher über weite Strecken den Luxus einer herausragenden Offensive Line, und bei allem berechtigten Lob für LaFleur als Play-Caller, für Rodgers insbesondere in der vergangenen Saison, muss man festhalten, dass die Line ein elementarer Bestandteil in dieser Art Offense ist. Wenn es eben darum geht, viel über Run-Designs aufzubauen, wenn Rodgers viel Zeit auch außerhalb der Pocket bekommen soll, wenn das Run Game selbst eine nicht unerhebliche Rolle spielt.
Deshalb fand ich es schon im Vorfeld der Saison spannend, zu sehen, wie sich diese Line ohne Corey Linsley, der in der Free Agency zu den Chargers wechselte, und ohne David Bakhtiari, der infolge seiner Verletzung mindestens die ersten sechs Spiele verpassen wird, präsentiert - und wie sich das auf die gesamte Offense auswirkt.
Die anfangs aufgeführten Punkte mögen alle zutreffen. Doch die Saints dominierten die Packers, auf beiden Seiten des Balls übrigens, an der Line of Scrimmage, und Green Bay hatte dafür keine Antworten. Die Packers waren zu viel in langen Second und Third Downs, Rodgers war zu häufig zu schnell unter Druck, und die Offense zerfiel in ihre Einzelteile. Auch weil, und das sollte nicht unerwähnt bleiben, Rodgers mehrere Bälle schlicht verfehlte und im Laufe des Spiels schon fast lustlos auftrat.
Nächste Woche geht es gegen Detroit, und sollte Green Bay hier auch derartige offensive Probleme an den Tag legen, wird der Wind deutlich rauer werden.
NFL Week 1 Recap: Welche Teams wackelten noch zum Auftakt?
Die Offense der Tennessee Titans: Die offensichtliche Wahl hier. Die Titans kassierten mit dem 13:38 gegen Arizona nicht nur neben den Packers die in ihrer Deutlichkeit überraschendste Niederlage in Woche 1 - es war auch die Art und Weise, wie diese Niederlage zustande kam. Die Offensive Line war komplett überfordert, und dann mangelte es an Ideen des neuen Offensive Coordinators Todd Downing, um einen alternativen Game Plan zu entwerfen.
Das war zu lange zu statisch, zu ideenlos. Man wollte unbedingt den Run durchdrücken, dabei war die Offense am besten, wenn sie aufs Tempo drückte und Tannehill vor allem A.J. Brown bediente. Tennessee wird nicht jede Woche an der Line of Scrimmage so chancenlos sein, aber im Kern war das meine größte Sorge für die Titans ohne Arthur Smith: Können sie ihre offensive Effektivität beibehalten?
Es war nicht nur das Scheme selbst, mit welchem Smith Tannehill, Henry und Co. auf ganz neue Höhen hob - es war auch das Gefühl für das Timing innerhalb dieses Schemes. Wann man die Early Down Shot Plays einstreuen muss, wie man die Offense aus Play-Caller-Sicht manövrieren muss, damit sie eben diese Effektivität auch beibehält.
Oder anders gesagt: Downing wird Smith nicht kopieren können, und in Woche 1 wirkte es zu lange so, als würde er genau das versuchen. Die große Frage dann lautet, wie sehr er an einzelnen Schrauben drehen muss, und wie gut insbesondere Tannehill dann noch funktioniert. Die Titans brauchen schnell Antworten auf diese Fragen.
Die Offense der Buffalo Bills: Diese Offense ist personell fast zu 100 Prozent intakt geblieben; man könnte argumentieren, dass mit Emmanuel Sanders statt John Brown - dessen Rolle Gabriel Davis in der Offense übernimmt - sogar ein Upgrade in die Offense kam. Und die wenigen Preseason-Plays mit den Startern sahen exzellent aus - gegen die Steelers war davon wenig zu sehen.
Buffalo fand nie einen offensiven Rhythmus, und das war umso überraschender, da die Bills nicht wirklich gravierend Dinge anders machten als im Vorjahr. Es war viel Spread Empty, es war viel Passspiel, es war kein Run Game, das schematisch die Offense ergänzt oder gar mit trägt - aber all das hatten wir auch letztes Jahr von den Bills gesehen.
Auffällig waren zwei Dinge: Die Steelers kreierten permanent Pressure mit dem 4-Men-Rush. Pittsburgh blitzte für seine Verhältnisse extrem wenig, insbesondere in der ersten Hälfte gab es fast überhaupt keinen Blitz. Stattdessen ließ man sieben Spieler in Coverage droppen, die dann viele schnelle, physische Hits austeilten, wenn Buffalo seine kurzen Pässe warf.
Und der andere Punkt? Josh Allen spielte schlechter. Er verfehlte mehr Pässe als im Vorjahr - wo das immer noch ein Thema war, aber deutlich weniger auffällig -, darunter einen möglichen langen Touchdown. Und er spielte insgesamt viel hektischer. Hektischer in seinen Reads, hektischer in der Pocket, und umso hektischer, als klar war, dass seine Line den 4-Men-Rush der Steelers nicht stoppen kann.
Die Alternativen fehlten dann im Game Plan. Buffalo versuchte, im Run Game einige Hebel zu aktivieren - Allen lief etwa mehrere QB-Draws -, doch hier lag die Antwort gegen diese Front nicht. Die Bills werden nicht jede Woche gegen eine derart starke Defense spielen, aber klar ist: Damit das Konstrukt aus dem Vorjahr funktioniert, muss Allen selbst auf einem hohen Level spielen.
Die Offense der Pittsburgh Steelers: Auch die andere Seite des Balls dürfte es beim Bills-Steelers-Matchup einige Sorgenfalten gegeben haben - auch wenn die Erwartungen rund um die Steelers-Offense mit Sicherheit nicht so hoch waren, wie die rund um die Bills-Offense.
Behält man das im Hinterkopf, kann man hier sogar noch weiter relativieren. Doch die Steelers können sich nicht darauf verlassen, dass die eigene Defense sie wieder in die Playoffs trägt, und um trotzdem in der Postseason mitzumischen, wird man mehr von der eigenen Offense brauchen.
Hier sind zwei Aussagen zutreffend: Die Steelers stabilisierten sich im Laufe des Spiels offensiv ein wenig - und die in der Offseason geäußerten Bedenken waren dennoch mehr als gerechtfertigt.
Die Bedenken könnte man auf drei Kernkomponenten zusammenfassen: Die runderneuerte Offensive Line, das offensive Scheme unter neuem Offensive Coordinator - und die Frage danach, was Big Ben noch im Tank hat. Und auf keine dieser Fragen gab es aus Steelers-Sicht befriedigende Antworten in Woche 1.
Big Ben hatte ein paar gute Plays, einige Male wirkte er aber auch viel zu behäbig und physisch limitiert. Das Passspiel war immer noch fast alles kurz. Die Offensive Line war über weite Teile der Partie ein riesiges Problem, Pittsburgh konnte vor allem im Run Game überhaupt nichts ausrichten, obwohl Erstrunden-Pick Najee Harris jeden Snap spielte. Und die Offense war ein wenig flexibler, aber nicht in einem Ausmaß, dass man von einem Quantensprung sprechen könnte.
Schematisch könnte ich mir sogar vorstellen, dass die Steelers hier noch schrittweise ein stärker verändertes Gesicht zeigen werden.
Die Atlanta Falcons: Die Falcons sahen in Woche 1 wie das schlechteste Team der Liga aus. Ich denke, dass auf 17 Spiele betrachtet das Talent zumindest in der Offense zu groß ist, dass das auch im Januar noch so aussieht - aber die Offense war eine gigantische Enttäuschung. Hier hatte ich erwartet, dass wir von Arthur Smith, Matt Ryan, Calvin Ridley und Kyle Pitts schon zum Start mehr sehen würden. Stattdessen dominierte die Eagles-Front das Spiel. Und als nächstes warten Vita Vea und die Bucs.
Jameis Winston zeigt neues Gesicht bei Traumstart
Jameis Winston ist die QB-Antwort für die Saints. Wenn wir Week 1 als Grundlage nehmen, dann ist das eine These, die nicht allzu absurd daherkommt.
Ohne Drew Brees, sechs Spiele lang ohne Michael Thomas, mit vielleicht der schwächsten Receiver-Gruppe in der NFL - und dann mit Jameis Winston als ultimativer Quarterback-Wildcard, der erst nach dem Training Camp den Startplatz im internen Duell gegen Taysom Hill gewonnen hatte. Der Auftakt gegen die Packers zeigte, was Winston im Verbund mit Sean Payton kreieren kann.
Was dabei in allererster Linie auffiel, ist, dass es eben nicht der bisweilen absurde Shootout-Jameis war, den wir in Tampa Bay so häufig gesehen haben. Wenn er sich jenseits der 400 Yards bewegte, zwei bis drei Interceptions und drei, vielleicht vier Touchdown-Pässe auf seinem Konto hatte, und im Nachhinein darüber diskutiert wurde, ob das jetzt ein gutes oder doch ein schlechtes Winston-Spiel war.
Winston spielte gegen die Packers absolut kontrolliert - und wie ein Game Manager mit einzelnen Playmaker-Flashes.
Dabei half es, dass Sean Payton einen exzellenten Plan für Winston hatte. Die Saints gaben ihm einige simple Completions, einige offene Würfe, Tab Passes, klare Designs mit festgelegten Reads. Sie liefen den Ball hinter ihrer starken Offensive Line, und Winston verwaltete all das.
Bis zum 55-Yard-Touchdown zu Harris Mitte des Schlussviertels, welcher das 38:3 bedeutete und endgültig den Deckel auf die Partie machte - Aaron Rodgers wurde anschließend aus dem Spiel genommen - hatte Winston vier Touchdown-Pässe auf dem Konto, und das bei nicht einmal 100 Passing-Yards. Er musste nicht den Helden spielen, und das war ihm bewusst.
Es war ein anderer Jameis Winston, und es wird spannend sein zu sehen, wie er sich präsentiert, wenn New Orleans mal ein Spiel aufholen muss, oder ein Shootout entsteht. Aber allein dass Payton diese Version von Winston aufs Feld bringen konnte, darf Saints-Fans für die kommende Saison Mut machen. Denn mit den dominanten Lines auf beiden Seiten des Balls und einer aggressiven Defense kann New Orleans mit solidem Quarterback-Play eine der Überraschungen dieser Saison werden.
Colts: Carson Wentz ist ein Downgrade - vorerst
Vielleicht kein Quarterback-Debüt wurde mit mehr kontroverser Spannung erwartet als das von Carson Wentz im Trikot der Indianapolis Colts. Würde sein Ex-Offensive-Coordinator Frank Reich ihn wieder näher an seine MVP-Form bringen können? Oder war die desaströse vergangene Saison ein Hinweis darauf, wo es für Wentz künftig hingeht?
Die Antwort lag in der Mitte - und dürfte Colts-Fans dennoch mit einem unruhigen Gefühl in die Woche geschickt haben.
Zunächst aber die positiven Punkte. Wentz hat sich besser in der Pocket bewegt als zu Eagles-Tagen, er wirkte sicherer in seinem Verhalten als Passer insgesamt. Vor allem war er klarer in den Strukturen der Offense. Er schien viel klarer zu sehen, wo der Ball hingehen muss, was seine Optionen sind, und das hat alles schneller stattgefunden als letztes Jahr bei den Eagles - auch WENN er zwei, drei seiner wilden Wentz-Plays hatte, wo er mehreren Pass-Rushern ausweichen will und dann noch nach fünf Sekunden über die Mitte wirft.
Das wurde dann vor allem Ende der ersten und dann in der zweiten Halbzeit etwas häufiger, und vielleicht generell ein Hinweis darauf, dass ein paar seiner schlechten Tendenzen eher zum Tragen kamen, als die Colts einerseits vom Skript weg gingen, und andererseits einen 2-Possession-Rückstand aufholen mussten. Grundsätzlich aber spielte er solide.
Die schlechte Nachricht ist: "Solide" wird nicht reichen, um die Colts näher an die AFC-Spitze zu bringen als sie letztes Jahr waren; denn das, was Wentz am Sonntag zeigte, war für den Moment noch ein klares Downgrade zu dem, was die Colts letztes Jahr in Philip Rivers hatten, mit dem die Offense innerhalb der Struktur ein höheres Ceiling hatte.
Die andere schlechte Nachricht ging nicht auf Wentz' Konto, denn gegen Seattles Defensive Line wirkte die hochgelobte Offensive Line der Colts in Pass-Protection teilweise unerwartet wacklig. Wentz geriet mehrfach blitzartig unter Druck, und gleichzeitig verpassten es die Colts, in der zweiten Hälfte mutiger aufzuspielen und Seattle nochmal ein enges Spiel zu liefern.
Das führte zu einem Wentz-Debüt in Indianapolis, das weder Fisch noch Fleisch war. Die positiven Tendenzen, die man in der Quarterback-freundlichen Offense von Frank Reich erwarten konnte, die hat Wentz gezeigt; mehr aber eben auch nicht.
Eagles: Jalen Hurts' Auftakt gibt Grund zur Hoffnung
Vielleicht die größte individuelle Positiv-Überraschung in Woche 1 war Eagles-Quarterback Jalen Hurts.
Hurts war als eine der größten Wildcards in die Saison gegangen. Nachdem er im Vorjahr teilweise schlicht nicht wie ein NFL-Quarterback spielte, war mit der Offseason der Eagles klar, dass er eine echte Chance bekommen würde, sich in dieser Saison hier zu beweisen. Falls es nicht klappt, hat Philadelphia genug Draft-Kapital, um nächstes Jahr aggressiv eine Alternative zu suchen.
Nun mag die Falcons-Defense nicht der schwierigste Test sein, den Hurts in diesem Jahr bekommt. Doch was Hurts in diesem Spiel zeigte, darf Eagles-Fans absolut Zuversicht geben. Das Highlight-Play kam dabei unmittelbar vor der Halbzeitpause, als Hurts sich aus der Pocket bewegte und einen exzellenten Wurf aus der Bewegung heraus auf Dallas Goedert feuerte.
Hurts wirkte sicherer in der Pocket, er verteilte den Ball gut, er schien sich auch als Passer deutlich wohler zu fühlen als noch im Vorjahr. Ich will von Hurts sehen, wie er sich präsentiert, wenn er noch disziplinierter aus der Pocket spielen muss, wenn er eine engere Pocket konstant navigieren muss, all diese Dinge. Aber für den Start war das ganz klar mehr, als ich erwartet hatte.
Der spannendste Part mit Hurts ist dieser: Die Eagles haben kein schlechtes Team. Die Offensive Line ist besser, als es letztes Jahr mit - und wegen - Carson Wentz teilweise wirkte, die Defensive Line wurde in dieser Offseason nochmals tiefer. Und die Playmaker für sich betrachtet sind ebenfalls eine Wundertüte, aber hier ist ohne Zweifel junges Talent.
Und genau das war zu sehen gegen eine Falcons-Secondary, die - nochmals - nicht der Maßstab sein wird. DeVonta Smith fing seinen ersten Touchdown gleich zu Beginn des Spiels per Slot-Fade, Jalen Reagor zeigte seine Explosivität bei seinem Touchdown und auch die Backs können viel Schaden nach dem Catch anrichten.
Einen viel besseren Gegner der Eagles hätte man sich zum Auftakt nicht wünschen können, auch weil zusätzlich auf der anderen Seite des Balls die Defensive Line Atlanta komplett dominierte und die Falcons so nie im Ansatz ihre Offense aufziehen konnten; Atlanta für sich betrachtet war offensiv ganz klar eine der großen Enttäuschungen dieser Woche.
Aber das war mehr, als ich von der Eagles-Offense zum Start erwartet hatte, und ich bin nach diesem Spieltag deutlich mehr gespannt was Philly angeht als vor Saisonstart. Umso mehr, weil innerhalb der eigenen Division kein Team unangreifbar sein wird.
Gegen die Chiefs braucht es ein perfektes Spiel
Zugegeben, das ist keine neue Erkenntnis. Aber der Sieg der Chiefs gegen die Browns in einem Spiel, welches seinem Status als inoffizielles Spiel der Woche durchaus gerecht wurde, war ein Statement. Die Browns starteten exzellent, hatten einen tollen Game Plan, und Coach Kevin Stefanski wusste, dass er gegen dieses Team den Fuß auf dem Gaspedal halten muss. Entsprechend aggressiv waren seine In-Game-Entscheidungen.
Schematisch blieben sich die Browns dabei treu, sie dominierten - trotz einer frühen Verletzung von Left Tackle Jedrick Wills - die Line of Scrimmage und kreierten teilweise riesige Löcher im Run Game. Sie hatten einige kreative Konzepte im Passspiel zusätzlich zu ihren Basis-Plays, und Baker Mayfield verteilte den Ball auch lange gut.
Das Problem? Gegen Kansas City braucht es einen fehlerfreien Auftritt. Diesen Film haben wir von den Chiefs gefühlt so häufig schon gesehen. Die Chiefs-Defense wird dominiert, aber weil die Offense jederzeit ein Big Play auflegen kann - und das meist früher oder später auch macht -, reicht es, wenn sie ein, vielleicht zwei Big Plays von ihrer Defense oder dem Special Team bekommen.
Genau das passierte gegen Cleveland auch wieder; der Fumble von Chubb, der Turnover in der Red Zone beim Punt, und plötzlich explodiert das Stadion, und die Browns, die bis Mitte des vierten Viertels das gesamte Spiel über geführt haben, stehen auf einmal unter Druck und müssen antworten.
Der Spielraum für Teams gegen die Chiefs ist minimal, und das Duell am Sonntag unterstrich das einmal mehr. Ein Duell, welches wir sehr gut in den Playoffs - vielleicht ja sogar im AFC Championship Game - wiedersehen könnten.
Die Coaching-Schere geht weiter auseinander
Week 1 war, inklusive des Chiefs-Browns-Matchups, auch ein Musterbeispiel dafür, wie unterschiedliche Philosophien in unterschiedliche Richtungen führen. Mike McCarthy ging beim Opener gegen die Buccaneers extrem auf Nummer sicher, mit all seinen kurzen Field Goals, teilweise tief in der Red Zone, statt den Fuß auf dem Gaspedal zu halten.
Der Sonntag hatte dann gegenteilige Beispiele parat: Mit den Browns, die direkt gegen die Chiefs ein Fourth Down ausspielten und nach dem anschließenden Touchdown infolge einer Strafe gegen KC auf die Two-Point-Conversion gingen - weil Kevin Stefanski weiß, dass es gegen die Chiefs sehr viele Punkte braucht. Das war Teil des übergreifenden Game Plans, und es war die Ausrichtung, die ich mir auch von McCarthy gewünscht hätte.
Oder die Bengals, die in Overtime gegen die Vikings bei Fourth Down auf Sieg, und nicht auf Unentschieden spielten, und für ihren Mut belohnt wurden. Oder die Packers, die direkt früh im Spiel ein Fourth Down in ihrer eigenen Hälfte ausspielten - weil Coach LaFleur Aaron Rodgers und seiner Offense vertraut. Die Broncos spielten früh gegen die Giants sogar ein Vierter-und-Sieben aus, weil sie im Niemandsland des Feldes waren, und wiederholten das später nochmal.
Und das bedeutet nicht, dass das die Pauschallösung ist, und man grundsätzlich immer so vorgehen sollte. Wenn die Cowboys alle Kicks verwandeln, wäre zumindest die oberflächliche Diskussion eine komplett andere. Wenn die Bengals das Spiel aufgrund dieser Entscheidung verlieren, ebenfalls. Es geht nicht um die nackten Resultate im Einzelfall - es geht um die Herangehensweise, um die Denkweise.
Denn man kann aus diesen Vorgehensweisen der Teams Schlüsse ziehen, dahingehend, wie die Coaches aus übergreifender Perspektive ihre Game Plans angehen, und wie sie das Spiel verstehen; wie sie damit umgehen, dass sich das Spiel vor unseren Augen verändert.
Und wenn man dann betrachtet, wie sich die Liga in dieser Hinsicht über die letzten beiden Jahre entwickelt hat, muss man davon ausgehen, dass die Schere hier eher noch weiter auseinandergehen wird - und dementsprechend der Vorteil mancher Coaches gegenüber anderer weiter steigen wird.
Cardinals überraschen mit Dominanz - was war los in Houston?
- Arizona war eine der positiven Überraschungen in Woche 1. Nicht nur, weil die Cardinals in Tennessee deutlich gewannen, sondern weil sie die Titans tatsächlich auch über fast das gesamte Spiel dominierten. Das lag vor allem an der herausragenden Front, welche Tennessees Offensive Line komplett dominierte; Chandler Jones alleine hatte fünf Sacks, Arizona stoppte Derrick Henry mehrfach ohne Raumgewinn und auch die jungen Cornerbacks glänzten. Die Offense fand im Laufe des Spiels ihren Rhythmus und Kyler Murray hatte abgesehen von einem klaren Fehler bei der Interception ein sehr gutes Spiel. Doch auf der Seite des Balls war noch deutlich mehr Sand im Getriebe. Insbesondere Strafen - nach der vergangenen Saison ein klares Offseason-Thema - waren früh ein riesiges Problem, die Offense war teilweise weiterhin zu statisch. Hier aber variierte Kingsbury immerhin in seinen Formationen, und Rookie Rondale Moore war direkt ein Faktor.
- Auch die Denver Broncos gehen nach dem Sieg bei den Giants mit einem sehr guten Gefühl aus der Woche. Die Defense war gut, wenn auch noch nicht ganz so dominant wie vielleicht erhofft - vor allem aber zeigte Teddy Bridgewater, dass er die richtige Wahl auf der Quarterback-Position war. Die Stats (28/36, 264 YDS, 2 TD) sind gar nicht so spektakulär; aber Bridgewater spielte extrem routiniert, machte kaum Fehler, hielt Drives bei kritischen Downs am Leben. Und das trotz der Verletzung von Jerry Jeudy, der jetzt wochenlang fehlen wird.
- Chargers-Fans dürften sich nach Woche 1 in erster Linie darüber freuen, dass man eines "dieser Spiele", das die Chargers schon so häufig verloren haben, jetzt mal gewinnen konnte. Das Team von Rookie-Head-Coach Brandon Staley stand sich häufig selbst im Weg, insbesondere mit Strafen und mit bitteren Drops, und dennoch konnte L.A. am Ende den Sieg mit an die Westküste nehmen. Aber zwei Punkte würde ich herausstechen, die mir aus Chargers-Sicht die meiste Hoffnung für die weitere Saison gehen: Die neu zusammengestellte Offensive Line ließ gegen eine der besten Fronts in der NFL laut Next Gen Stats nur fünf Pressures zu - und Justin Herbert machte direkt da weiter, wo er letztes Jahr aufgehört hat. Ein dummer Fehler bei der Interception, ansonsten war das ein Veteran-Top-10-QB-Auftritt des Youngsters.
- Was macht man nun mit dem Texans-Sieg über Jacksonville? Mich hätte es nicht gewundert, wenn Houston die ganze Saison über die 30-Punkte-Marke nicht geknackt hätte - stattdessen standen am Ende 37 Punkte gleich zum Auftakt auf dem Konto, 27 allein in der ersten Hälfte. Dass das Run Game hinter der soliden Offensive Line funktionieren würde, war dabei noch am ehesten zu erwarten. Dass aber auch Tyrod Taylor effektiv agieren würde, und dass vor allem die eigene Defense an der Line of Scrimmage gegen den Run punkten und drei Pässe von Trevor Lawrence abfangen würde, das war nicht zu erwarten. Mich würde es nicht wundern, wenn Houston in Woche 2 komplett unter die Räder gerät, dann geht es nach Cleveland. Aber zumindest das 0-17-Geunke ist direkt wieder Vergangenheit. Und Jacksonville hat noch einiges an Arbeit vor sich - auf beiden Seiten des Balls.
- Die drei Top-Receiver aus dem diesjährigen Draft - Philadelphias DeVonta Smith, Miamis Jaylen Waddle und Cincinnatis Ja'Marr Chase - beendeten Woche 1 allesamt mit je einem Touchdown. Insbesondere Chase, der zudem die 100-Yard-Marke knackte, zeigte, dass man seine Preseason-Drops nicht überbewerten sollte. Bengals-Quarterback Joe Burrow stand gegen die Vikings häufig unter Druck, lieferte aber eine sehr gute Partie ab.