Chuck Norris und die Sons of Anarchy

Henning Schulz
20. November 201320:45
Wenn man Sheldon Richardson (r.) glaubt, ist er schon jetzt der beste Defensivspieler der NFLgetty
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Wie in jedem Jahr gibt es im Draft sowohl positive als auch negative Überraschungen. Während mit Alonso, Warford und Lacy gleich drei Second Rounder die Erwartungen weit übertreffen, hat der No.1-Pick bei den Chiefs noch Schwierigkeiten. Ein Blick auf den Jahrgang 2013.

Die Top 5 Rookies

5. Eddie Lacy (Running Back, Green Bay Packers)

Um es vorwegzunehmen: Eddie Lacy ist der einzige offensive "Skill Player", der es unter die Top-Rookies geschafft hat. Der Running Back, der auf dem College für die Alabama Crimson Tide gespielt hatte, wurde im Draft in der zweiten Runde als 61. Pick von den Packers auserwählt und sollte sich schnell als Glücksgriff erweisen.

In seinen ersten sechs Starts für Green Bay erlief Lacy 596 Yards - und damit mehr als jeder andere Rookie vor ihm. Obwohl er mit einer Gehirnerschütterung schon einige Wochen pausieren musste, liegt er für diese Saison mit bisher 696 Yards auf dem achten Platz aller Running Backs. Dabei gelangen ihm fünf Touchdowns, zusätzlich fing er noch Pässe für weitere 110 Yards.

Vor allem nach der Verletzung von Quarterback Aaron Rodgers kommt auf den 23-Jährigen noch mehr Verantwortung zu, schließlich drohen die Packers nach drei Niederlagen in Serie, die Playoffs zu verpassen. Sollte Rodgers nicht bald in Topform zurückkommen, hängt es vor allem an Lacy. Bringt er die Cheeseheads in die Postseason, ist er der Top-Kandidat für den Offensiv-Rookie des Jahres.

4. Larry Warford (Right Guard, Detroit Lions)

Die Riege der richtig starken Offensiv-Rookies in diesem Jahr enthält auch Larry Warford, den die Lions in der dritten Runde an 65. Stelle gedraftet hatten. Für einige Picks musste Lions-GM Martin Mayhew Kritik einstecken, aber Warford gehört definitiv nicht dazu.

Nach zehn NFL-Spielen hat der 22-jährige 150-Kilo-Koloss immer noch keinen Quarterback-Sack zugelassen, mit nur zwölf Sacks gegen sich führen die Lions derzeit die NFL an. Zudem schafft Warford im Running Game wiederholt Lücken für Reggie Bush.

Warford ist statistisch gesehen der beste Offensive Lineman der Detroit Lions, der beste Rookie Lineman sowie der achtbeste Guard der ganzen Liga. Dabei sah es zu Beginn des Training Camps überhaupt nicht danach aus, als würde sich Warford den Job als Starter verdienen, wurde er von Ndamukong Suh doch regelmäßig auseinander genommen. Das Stahlbad hat sich aber ausgezahlt: Je näher die Saison rückte, desto stabiler wurde er mental und hat sich auf seiner Position festgespielt.

3. Eric Reid (Free Safety, San Francisco 49ers)

Schon in seinem ersten Spiel deutete der 18. Pick des Drafts an, welch hervorragende Verstärkung er für die San Francisco 49ers sein könnte - er fing nämlich einen Pass von Aaron Rodgers höchstpersönlich ab. Insgesamt hat Reid bis dato drei Interceptions auf dem Konto.

Auf seiner Habenseite stehen zudem 40 Tackles, sieben verteidigte Pässe und zwei eroberte Fumbles. Zudem erwies er sich als hart im Nehmen: Bei der Niederlage gegen die Carolina Panthers vor knapp zwei Wochen zog er sich eine Gehirnerschütterung zu. Am Sonntag konnte er gegen die New Orleans Saints aber bereits wieder eingesetzt werden.

2. Kiko Alonso (Linebacker, Buffalo Bills)

Als Zweitrunden-Pick (Position 46) hat sich Alonso für die Buffalo Bills schnell als absoluter Volltreffer erwiesen. Mit 112 Tackles liegt er an zweiter Stelle der NFL, dazu kommen vier Interceptions, zwei Sacks und ein forced Fumble. Für seine Leistungen wurde er als Defensiv-Rookie des Monats September ausgezeichnet. SPOX

In einer für die Bills weiteren enttäuschenden Saison ist Alonso der Lichtblick der Franchise. Die Buffalo-Fans sehen in ihm ihren sportlichen Heilsbringer und in den sozialen Medien hat sich bereits ein Chuck-Norris-artiger Kult um ihn entwickelt: "Wissenschaftler haben herausgefunden, dass der Urknall in Wahrheit Kikos erster Sack war." Noch Fragen?

1. Sheldon Richardson (Defensive End, New York Jets)

Richardson ist als Nummer 13 der höchste Draft-Pick dieser Liste und hat das von den New York Jets in ihn gesetzte Vertrauen bisher voll zurückgezahlt. 50 Tackles, 2,5 Sacks und 19 Quarterback Pressures konnte er bisher schon verbuchen.

Mit seiner Schnelligkeit, Größe und Stärke hat sich Richardson schnell zum Alptraum aller Quarterbacks entwickelt. An Selbstvertrauen fehlt es ihm nicht: Kürzlich bezeichnete er sich selbst als besten Defensivspieler der NFL. Dem Trio Muhammad Wilkerson, Damon Harrison und Sheldon Richardson wurde von den Fans der Spitzname "Sons of Anarachy" verpasst. Die Playoff-Hoffnungen der Jets (5-5) ruhen vor allem auf den Schultern dieses Trios.

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Die fünf größten Rookie-Flops

5. Eric Fisher (Right Tackle, Kansas City Chiefs)

Obwohl die Chiefs von Sieg zu Sieg eilten - am Sonntag war in Denver schließlich Schluss -, kommt der Nummer-1-Pick des Drafts bisher nicht richtig auf Touren. Fisher hat große Probleme, sich vom College auf die NFL umzustellen. Die Umstellung vom Left Tackle am College zum Right Tackle bei den Chiefs macht es ihm dabei auch nicht gerade leichter.

Seine überragende Athletik ermöglicht es ihm bisher, seinen Job als Starter zu behalten, aber seine fehlende Muskelmasse macht ihn verwundbar für kraftvolle gegnerische Pass Rusher. Dazu kommen immer wieder kleine Verletzungen. Fisher steht immer noch eine große Zukunft bevor, aber nach der Saison muss sein Ziel heißen, im Kraftraum richtig zu pumpen.

4. D.J. Hayden (Cornerback, Oakland Raiders)

Kometenhaft stieg Hayden in den letzten Wochen vor dem Draft in den Listen der Scouts auf - und ebenso schnell fällt er in der NFL nun wieder herunter. An zwölfter Position von den Raiders gedraftet, hat der Cornerback bisher eine ganz schwere Saison hinter sich.

Er hat zwar die nötige Schnelligkeit und auch die Fähigkeit, seinen Receiver zu covern, aber seine Probleme offenbaren sich beim Tackle, den er viel zu selten anbringen kann. Bei den Raiders hofft man, dass diese Fähigkeit mit mehr Erfahrung kommen wird. So bleibt Hayden erst einmal der Platz als dritter Cornerback in Oakland.

3. Chance Warmack (Right Guard, Tennessee Titans)

Der Nummer zehn des Drafts wurde zugetraut, von Beginn an bei den großen Jungs zurechtzukommen. Doch hier täuschten sich die Scouts. Vielleicht hat ihn das lange Hin und Her um seinen Vertrag vor der Saison belastet; klar ist, dass Warmack es bisher schwer hat, in der Liga Fuß zu fassen.

Seine Probleme offenbaren sich vor allem gegen gegnerische Pass Rusher - einer Rubrik, in der die umgebaute Titans-Defensive ansonsten große Fortschritte zu verzeichnen hat. Warmack muss erst noch beweisen, dass er den Quarterback regelmäßig beschützen kann.

Im Oktober gab es öffentliche Schelte von Head Coach Mike Munchak: "Die Geschwindigkeit des Spiels macht ihm noch Probleme. Dinge wie 'Oh, jetzt hilft er zuviel.', 'Oh, jetzt hilft er seinem Nebenmann nicht genug.' Einzig seine Auftritte als Blocker für den Running Back machen in Nashville bisher Hoffnung. Warmacks Zeit wird noch kommen, aber noch ist sie eben auch nicht da.

2. Dee Milliner (Cornerback, New York Jets)

An neunter Stelle des Drafts wählten die Jets Milliner aus, mit der Hoffnung, dass er den Abgang von Darrelle Revis sofort vergessen machen könne. Bisher kann er diese aber nicht erfüllen. Nachdem er schon im Training Camp von Verletzungen zurückgeworfen wurde, ist Milliner bisher nicht wirklich in der Liga angekommen.

Sein fehlerhaftes Spiel sorgt dafür, dass er schon in zwei Spielen überhaupt nicht berücksichtigt wurde. Weitere drei Spiele verpasste Milliner aufgrund einer Muskelverletzung. Zuletzt zeigte er gegen die New Orleans Saints und die Buffalo Bills endlich ansteigende Form, aber im Kampf um einen Playoff-Platz brauchen die Jets noch einen deutlichen Sprung von Milliner.

1. Sylvester Williams (Defensive Tackle, Denver Broncos)

Verwundert griffen die Denver Broncos zu, als Sylvester Williams beim Draft an Position 28 noch auf dem Board war, war der Defensive Tackle doch eigentlich höher gehandelt worden. Aber derzeit schafft es Williams nicht einmal ins Team der Broncos.

Das ist zum einen der Tatsache geschuldet, dass Denver in dieser Saison mit bis zu neun Defensive Backs antritt und die Tackles Kevin Vickerson, Terrance Knighton und Mitch Unrein die Nase gegenüber Williams vorn haben. Zum anderen erwies sich Williams bei den Gelegenheiten, die er bekam, bisher als höchst ineffektiv. Immerhin: Gegen die Chiefs stand er bei 16 Snaps auf dem Feld, Coach Jack Del Rio bescheinigte ihm Fortschritte. Trotzdem ist er bisher eine der großen Enttäuschungen.

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