Die Gerüchteküche rund um Julio Jones läuft heiß, der Star-Receiver bestätigte seinen wahrscheinlichen Abgang jüngst sogar selbst. Doch welches Team wird den 32-Jährigen verpflichten? SPOX blickt auf die wahrscheinlichen Kandidaten und erklärt jeweils, was für einen Trade von Jones spricht - und was dagegen.
Eine Woche ist es nun her, dass Julio Jones selbst gehörig Feuer in die Trade-Gerüchte rund um seine Person goss. Bei Undisputed erklärte Jones am Telefon "Ich bin weg hier!" - womöglich nicht wissend, dass er live im Fernsehen zu hören war.
Natürlich begann die Gerüchteküche nach dem Interview erst so richtig zu kochen. Nach Informationen von ESPN sollen die Falcons bereits mehrere Tradeangebote diskutiert haben, darunter angeblich auch ein Angebot über einen zukünftigen Erstrundenpick. Bereits in dieser Woche könnte der Trade demnach über die Bühne gehen.
NFL: Diese Teams haben die besten Trade-Chancen
New England Patriots
Die Patriots sind bei diversen Wettanbietern der Favorit auf eine Verpflichtung von Jones. Die Gründe dafür sind offensichtlich: New Englands Receiving Corps war in der Vorsaison das schwächste der Liga. Eine Problemstelle, die das Team selbst erkannt und in der Offseason auch bereits adressiert hat.
Mit Jonnu Smith, Hunter Henry, Nelson Agholor und Kendrick Bourne verpflichtete das Team gleich vier durchaus kostspielige Pass-Catcher. Zum einen bringt allerdings keiner dieser Spieler eine ähnliche Qualität wie Jones mit, zum anderen sind vor allem Agholor und Bourne keineswegs Spieler, in die das Team langfristiges Kapital investiert hätte. Beide Receiver könnten im kommenden Jahr schon wieder relativ günstig entlassen werden, von einer Verpflichtung von Jones sollten diese die Patriots also nicht abhalten.
Jones würde die Receiver-Gruppe der Franchise von einem Tag auf den anderen auf ein neues Level heben und somit auch Mac Jones' Einstand in die NFL deutlich erleichtern - sofern der Rookie tatsächlich schon früh Snaps sehen soll.
Bill Belichick hat in der Vergangenheit bewiesen, dass er keineswegs davor scheut, ältere Spieler im Herbst ihrer Karriere nach Foxborough zu holen. Erinnerungen an Randy Moss dürften bei Überlegungen rund um einen Trade für Jones in New England unweigerlich aufgefrischt werden. Die Patriots verfügen zudem über den Cap Space, um Jones in ihrem Kader unterzubringen. Und: Laut NBC wäre der 32-Jährige einem Trade zu den Pats gegenüber alles andere als abgeneigt.
San Francisco 49ers
Auch bei den 49ers liegt das Argument für einen Trade für Jones auf der Hand: Head Coach Kyle Shanahan arbeitete bereits in Atlanta mit dem Receiver zusammen - und das überaus erfolgreich. 2015 und 2016 kam Jones in Shanahans System auf mehr als 100 Receicing Yards pro Spiel.
Mit Brandon Aiyuk, Deebo Samuel und Tight End George Kittle verfügt San Francisco bereits über mehr als fähige Receiver, die Chance, mit Jones eine zweite absolute Matchup-Waffe zu bekommen, muss für Shanahan allerdings verlockend sein. Der Falcons-Star würde ihm offensiv noch mehr Möglichkeiten liefern. Bereits 2018 tradeten die Niners mit Emmanuel Sanders für einen Veteranen auf der Receiver-Position.
Die finanzielle Komponente des Trades wirkt auf den ersten Blick knifflig. Jones dürfte allerdings bereit sein, seinen Vertrag bei einem Trade zu den Niners neu zu strukturieren. Zudem könnte San Francisco relativ einfach für mehr Cap Space sorgen: Ein Trade von Jimmy Garoppolo würde den 49ers fast 25 Millionen Dollar unter dem Cap einbringen.
Problematischer wirkt derweil die Kompensation, die bei einem Trade für Jones fällig wäre: Der Marktwert des Superstars dürfte in den kommenden Wochen und Monaten zwar gesunken sein, ein Zweitrundenpick wäre aber wohl nach wie vor mindestens fällig. San Francisco hat bereits seinen Erst- und einen Drittrundenpick im kommenden Draft sowie seinen Erstrundenpick 2023 abgegeben. Ob sich die Franchise den Verlust eines weiteren hohen Draftpicks leisten kann, ist daher sehr fraglich.
Tennessee Titans
Die Titans zählen zu den Teams mit dem größten Aderlass in der diesjährigen Offseason. Tennessee musste mit Corey Davis und Jonnu Smith zwei seiner wichtigsten offensiven Waffen ziehen lassen, zudem verabschiedete sich auch Offensive Coordinator Arthur Smith, der neuer Head Coach in Atlanta wurde. Logisch, dass so mancher daher noch auf Verstärkungen für die Offense hofft.
Einer dieser Hoffenden ist ganz offensichtlich Titans-Star A.J. Brown, der in den vergangenen Tagen so offensiv wie kein anderer Spieler für einen Trade von Jones zu seinem Team warb. Zusammen mit Brown könnte Jones eines der besten Receiver-Duos der NFL bilden und den Verlust durch die Abgänge von Smith und Davis durch seine Präsenz zumindest deutlich abfedern.
Und doch gibt es klare Gründe, die gegen einen Trade von Jones zu den Titans sprechen. Dianna Russini bezeichnete die Chancen eines solchen Geschäfts nicht zufällig als "long shot". Mit nur etwas mehr als drei Millionen Dollar Cap Space bewegt sich Tennessee finanziell aktuell in der untersten Tabellenregion der NFL.
Für einen Trade von Jones müsste die Franchise so manchen Vertrag umstrukturieren, es ist zudem kein Geheimnis, dass eine äußerst kostspielige Vertragsverlängerung von Brown eher früher als später Realität werden wird. Davis und Smith ließ Tennessee im Frühjahr zu durchaus passablen Konditionen ziehen. Angesichts dieser Entscheidungen erscheint es eher unwahrscheinlich, dass das Team für Jones nun tief ins Portemonnaie zu greifen bereit ist.
NFL: Die weiteren Trade-Kandidaten
Las Vegas Raiders
Die Raiders gelten jedes Mal, wenn ein sehr guter Spieler auf den Markt kommt, zu den Favoriten auf eine Verpflichtung. Der Grund dafür: Jon Gruden, der bei solchen Chancen regelmäßig schwach wird. Das jüngste Beispiel für einen solchen Deal war der Trade für Antonio Brown im Sommer 2019.
Für einen Trade von Jones nach Las Vegas spricht trotzdem nicht allzu viel. Die Raiders verfügen nicht über den Cap Space, um Jones mal eben so in ihrem Team aufzunehmen. Zudem wirkt das Team alles andere als nur einen Trade vom Contender-Status entfernt. Die Versuchung mag da sein, die Raiders haben allerdings größere Baustellen in ihrem Team.
Baltimore Ravens
Wohl kein Team ging in diesem Jahr so aggressiv auf Receiver-Jagd wie die Ravens. An Kenny Golladay soll Baltimore Interesse gezeigt haben, T.Y. Hilton und JuJu Smith-Schuster wurden Angebote vorgelegt, Sammy Watkins wurde als Free Agent verpflichtet. Im Draft kamen dann auch noch Rashod Bateman und Tylan Wallace nach Maryland.
Genau deshalb wirkt ein Trade von Jones zu den Ravens mittlerweile allerdings äußerst unwahrscheinlich. Kein Team steckte in den vergangenen drei Jahren so viel Draft-Ressourcen in seine Receiver wie Baltimore, zudem schätzt die Franchise ihre eigenen Draft-Picks außerordentlich. Für Jones müssten die Ravens zudem einige Cap Dollars in die kommenden Jahre schieben. Etwas, das das Team in der Offseason möglichst zu vermeiden versucht hatte.
Los Angeles Chargers
Die Offseason der Chargers stand in diesem Jahr im Zeichen eines ganz bestimmten Ziels: Die Umstände für Justin Herbert so vorteilhaft wie möglich zu machen. Deshalb investierte Los Angeles teuer in seine Offensive Line und verwandelte diese Schwäche seines Teams in eine mögliche Stärke. Die Verpflichtung von Jones würde Herbert das Leben in der kommenden Saison zweifelsohne noch weiter vereinfachen. Die Kombination aus Keenan Allen, Mike Williams und Jones wäre das vielleicht beste Receiver-Trio der NFL.
Finanziell sollte ein solcher Deal für die Chargers zudem keine allzu große Herausforderung darstellen. Nur vier Teams verfügen aktuell über mehr Cap Space als L.A. Allerdings: Die Franchise hat bereits jetzt rund ein Sechstel seiner Cap-Ressourcen in die Receiver-Position gesteckt, nur drei Teams kommen auf einen noch höheren Anteil. Nach einer Verpflichtung von Jones hätten die Chargers den mit Abstand teuersten Receiver-Room der NFL. Mit Josh Palmer, Tyron Johnson und Jalen Guyton verfügt das Team zudem über mehrere junge Receiver, die entwickelt werden wollen.
Indianapolis Colts
Auch die Colts wollen ihrem Quarterback in der kommenden Saison bestmöglich unter die Arme greifen, Carson Wentz soll in Indianapolis zu seiner alten Form zurückfinden. Jones könnte bei einem solchen Projekt zweifelsohne behilflich sein, der 32-Jährige wäre ein klares Upgrade gegenüber T.Y. Hilton, Michael Pittman, Parris Campbell und Co. und würde die vielleicht am schwächsten besetzte Positionsgruppe der Colts deutlich verstärken.
Finanziell wäre ein solcher Deal für die Colts zu stemmen, doch passt er auch in die Pläne und die Philosophie von General Manager Chris Ballard? Ballard fiel - den Trade für den deutlich jüngeren DeForest Buckner mal ausgenommen - bislang kaum durch allzu riskante Geschäfte auf, in der Free Agency hielt sich Indy auf dem Receiver-Markt auffällig zurück. Wieso sollte bei Jones nun plötzlich ein Umdenken stattfinden? Auch die Colts hoffen zudem darauf, in der kommenden Saison junge Receiver wie Pittman und Campbell entwickeln zu können.
Green Bay Packers
Die Offseason der Packers wird vom Zwist zwischen Star-Quarterback Aaron Rodgers und dem Management der Franchise rund um Brian Gutekunst dominiert. Rodgers ist unzufrieden, die Packers wollen ihn allerdings unbedingt halten. Ob der amtierende MVP 2021 tatsächlich für Green Bay auflaufen wird, ist aktuell noch unklar. Klar ist dafür: Es existieren wohl nur wenige - zumindest rein sportliche - Entscheidungen, die Rodgers so stark besänftigen könnten wie ein Trade für einen Top-Spieler wie Jones.
Bereits in der vergangenen Saison zeigte Green Bay Interesse an einem Trade für Will Fuller, Jones dürfte daher durchaus ein Thema in Wisconsin sein. Das Trio aus Rodgers, Davante Adams und Jones könnte die beste Quarterback-Receiver-Kombination in der Geschichte der NFL sein. Ein Trade käme allerdings nur infrage, sofern Rodgers tatsächlich bleibt. Dieses Fragezeichen müsste also zuerst geklärt werden.
Jacksonville Jaguars
Wie so einige Teams in dieser Liste gehen auch die Jaguars mit einem jungen Quarterback, der 2021 jede Hilfe, die man ihm zur Seite stellen kann, gut gebrauchen könnte, in die Saison. Jones könnte Trevor Lawrence den Schritt in die NFL erleichtern, finanziell wäre ein Trade für den Falcons-Star kein Problem: Jacksonville verfügt über den meisten Cap Space der NFL.
Mit D.J. Chark und Laviska Shenault verfügen die Jaguars allerdings bereits über ein junges, talentiertes Receiver-Duo, in der Free Agency wurde Marvin Jones als dritter Starter verpflichtet, zudem soll wohl auch Travis Etienne Snaps als Receiver sehen. Inwieweit Jones in diese Teamplanungen hineinpasst, ist fraglich, zumal Jacksonville noch mindestens ein Jahr von einem möglichen Playoff-Run entfernt sein dürfte. Ein 32-Jähriger Receiver, der sich in den letzten Jahren bereits vermehrt mit Verletzungen herumschlagen musste, dürfte da eher nicht ganz oben auf dem Zettel stehen.
Seattle Seahawks
Die Seahawks wurden dem Kreis der möglichen Trade-Kandidaten zunächst eher nicht zugerechnet, laut Dianna Russini zeigt Seattle aber durchaus Interesse an Jones: Ein Trade soll diskutiert worden sein, Russell Wilson hat wohl bereits Kontakt zu dem Star-Receiver aufgenommen. Jones würde den Contender-Anspruch der Seahawks weiter untermauern. Dass die Franchise vor aggressiven und riskanten Moves nicht zurückschreckt, zeigte zudem bereits der Trade für Jamal Adams im vergangenen Jahr.
Allerdings hat das Team deutlich größere Baustellen in seinem Kader als die Receiver-Position, welche neben der des Quarterbacks wohl die große Stärke der Seahawks darstellt. D.K. Metcalf und Tyler Lockett bildeten im Vorjahr bereits ein herausragendes Duo, im Draft wählte Seattle mit dem ersten seiner nur drei Picks dann D'Wayne Eskridge aus.
Darüber hinaus können es sich die Seahawks - ähnlich wie die 49ers - wohl nur schwerlich leisten, noch weitere Draft-Picks abzugeben, nachdem das Team im Vorjahr bereits teuer für Adams getradet hat. Wilson mag sich einen Trade von Jones nach Seattle wünschen, dennoch würde so ein Move doch sehr überraschen.
Julio Jones' Statistiken in der NFL im Überblick
Jahr | Spiele | Targets | Receptions | Yards | Touchdowns |
2011 | 13 | 95 | 54 | 959 | 8 |
2012 | 16 | 128 | 79 | 1198 | 10 |
2013 | 5 | 59 | 41 | 580 | 2 |
2014 | 15 | 163 | 104 | 1593 | 6 |
2015 | 16 | 203 | 136 | 1871 | 8 |
2016 | 14 | 129 | 83 | 1409 | 6 |
2017 | 16 | 148 | 88 | 1444 | 3 |
2018 | 16 | 170 | 113 | 1677 | 8 |
2019 | 15 | 157 | 99 | 1394 | 6 |
2020 | 9 | 68 | 51 | 771 | 3 |