NFL: Training Camp 2019 - Gewinner und Verlierer

Marcus Blumberg
06. August 201912:54
Maurice Harris und Sebastian Joseph-Day (v.l.) zählen zu den positiven Überraschungen im Camp, Duke Johnson (r.) droht ein böses Erwachen.getty / imago images
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Nach dem Hall of Fame Game beginnt am Donnerstag auch offiziell die NFL Preseason 2019. Im Vorfeld waren die Teams aber bereits seit knapp zwei Wochen in ihren Training Camps tätig und schon jetzt lassen sich erste Schlüsse ziehen, wer positiv wie negativ auf sich aufmerksam gemacht hat.

SPOX blickt auf die Training Camps und nennt erste Gewinner und Verlierer kurz vorm Start der Preseason.

NFL: Verlierer der Training Camps

Jachai Polite, Edge Rusher - New York Jets

Eines der Probleme der Jets auch schon vor und während des Drafts war der Pass Rush. Mit der Wahl für Jachai Polite in der dritten Runde des Drafts schien dieser Bereich ordentlich abgedeckt zu sein. Doch nach den ersten Wochen im Camp scheint die Sache nicht ganz so einfach zu sein.

Polite wusste bislang nicht zu überzeugen. Mehr noch: Die New York Post vermeldete sogar, der Rookie hätte im Camp "noch nichts gezeigt". Entsprechend steht er auf der ersten offiziellen Depth Chart auch hinter Brandon Copeland und Harvey Langi auf Outside Linebacker. Freilich ist das noch kein endgültiges Zeugnis, aber vielversprechend wirkt es nicht, dass der vermeintliche Steal so tief gesunken ist.

Latavius Murray, Running Back - New Orleans Saints

Nach fünf Jahren in Oakland und Minnesota hat Murray in New Orleans angeheuert und sollte dort eigentlich der Nachfolger von Mark Ingram als Power-Alternative zum kleinen, flinken Alvin Kamara werden. Und selbstredend kann das noch passieren. Aber die ersten Eindrücke lassen nicht viel Raum für Optimismus.

Murray verpasste schon mehrere Trainings-Sessions und glänzte mehr als Zuschauer denn als Akteur auf dem Rasen. Die Idee ist, dass er viele Touches bekommen soll, doch dazu muss er eben aufs Feld kommen. Je häufiger er nun bereits im Camp passen muss, desto größer ist die Chance, dass die Saints eher früher als später auf jüngere Optionen wie Devine Ozigbo oder Dwayne Washington schauen werden, die obendrein auch noch günstiger sind.

A.J. Brown, Wide Receiver - Tennessee Titans

Seit Ende Juli schon muss Zweitrundenpick A.J. Brown mit einer Beinverletzung aussetzen. Und da liegt das Problem: Ein Rookie, der im Camp nicht zur Verfügung steht, wird zwangsläufig zurückfallen. Gerade mit Quarterback Marcus Mariota könnte das zu einer verminderten Rolle gerade zu Saisonbeginn führen.

Mariota ist einer, der sehr viel vom Timing lebt. Timing mit den einzelnen Receivern. Und solches erlernt man nur über gemeinsames Training. Erschwerend kommt für Brown hinzu, dass die Konkurrenz nicht schläft. Gerade Corey Davis und Adam Humphries präsentierten sich bis hierhin sehr ordentlich in den Einheiten und könnten Brown in der Gunst von Mariota hinter sich lassen.

Duke Johnson, Running Back - Cleveland Browns

Die Situation von Duke Johnson in Cleveland ist an sich schon schwierig genug. Eine echte Chance auf den Starter-Job hat er angesichts der Dominanz von Nick Chubb sowieso nicht und mit Kareem Hunt wird - nach dessen Sperre - ein weiterer Back dazustoßen, der zahlreiche Touches von ihm wegnehmen wird.

Nun kommt noch hinzu, dass Johnson, der seinen Agenten gewechselt und einen Trade gefordert hat, durch eine Oberschenkelverletzung behindert wird. Währenddessen spielen sich Youngster wie Dontrell Hilliard in den Vordergrund. Schlimmstenfalls wird Johnson also nicht mal die Chance bekommen, über gute Leistungen in der Preseason Werbung in eigener Sache zu betreiben.

Donte Moncrief, Wide Receiver - Pittsburgh Steelers

Nach dem Abgang von Antonio Brown und der damit einhergehenden Beförderung von JuJu Smith-Schuster zum neuen Nummer-1-Receiver gibt es einen Wettbewerb um die Nummer 2. Einer der Hauptkandidaten sollte Moncrief sein, der bereits in Indy und Jacksonville eine sekundäre Rolle im Receiving-Corps bekleidet hatte.

Auch bei ihm bereitet eine Verletzung Sorgen. Er verletzte sich am Finger, was zur Unzeit passierte. Denn Moncrief hatte sich bis zu diesem Zeitpunkt klar als Nummer 2 hinter JuJu etabliert. Ob das jetzt so bleibt, ist offen. Die Steelers haben auf jeden Fall Alternativen wie den bislang im Camp überzeugenden James Washington oder Rookie Diontae Johnson, die nun die Gunst der Stunde ergreifen und vorbeiziehen könnten.

NFL: Gewinner der Training Camps

Ryan Fitzpatrick, Quarterback - Miami Dolphins

Wer sich auf einen frühen Blick auf Josen Rosen außerhalb der letztjährigen Katastrophen-Offense der Arizona Cardinals gefreut hat, wird wohl Geduld mitbringen müssen. Allem Anschein nach wirkt die #Fitzmagic immer noch! Ryan Fitzpatrick zeigte bislang gute Frühform im Camp und steht entsprechend auch als QB1 in der Depth Chart.

"Ich fühle mich mit mir selbst und meinem Spiel so wohl wie nie zuvor", sagte Fitzpatrick schon früh im Camp. Es ist also nicht abwegig zu erwarten, dass der Harvard-Absolvent die Saison auf dem Platz beginnt und nicht etwa Rosen, der aber zumindest in den letzten Tagen aufsteigende Form gezeigt hat.

Derrius Guice, Running Back - Washington Redskins

Eine der größten Enttäuschungen der letzten Saison war sicherlich der frühe Kreuzbandriss von Guice, der damit seine Rookie-Saison gänzlich verpasste. Nun ist er zurück und darf seit der letzten Juli-Woche auch offiziell voll mittrainieren.

Das lässt hoffen, dass der 2018er Zweitrundenpick in diesem Jahr von Beginn an zur Verfügung steht und nachweisen kann, warum ihn die Redskins so hoch gedraftet haben.

Sebastian Joseph-Day, Defensive Tackle - Los Angeles Rams

Was macht gute Teams besonders aus? Sie finden Starter an Orten, an denen andere Teams nicht mal danach suchen würden. Im Fall der L.A. Rams könnte dies in diesem Jahr auf Sebastian Joseph-Day zutreffen. Der letztjährige Sechstrunden-Draftpick ist nämlich drauf und dran, die Nachfolge von Ndamukong Suh als Nose Tackle anzutreten.

In den Minicamps war es meist Greg Gaines, der diesjährige Viertrundenpick aus Washington, der in der Mitte der Defensive Line zu finden war. Aber im Camp stahl ihm Joseph-Day bislang die Show und wurde explizit von Head Coach Sean McVay und Defensive Coordinator Wade Phillips für seine Technik und sein Spiel gelobt.

Sebastian Joseph-Day könnte überraschend die Nachfolge von Ndamukong Suh bei den L.A. Rams antretengetty

Sterling Shepard, Wide Receiver - New York Giants

Leichtes Aufatmen bei den Giants: Nachdem die Welt schon sprichwörtlich unterzugehen drohte im Receiving Corps der G-Men mit den Verletzungen von Corey Coleman (Kreuzbandriss), Sterling Shepard (Daumenfraktur) und der Sperre von Golden Tate (Doping), geht es nun bergauf: Shepards Daumen ist zwar noch nicht vollständig verheilt, er trainiert aber schon wieder.

Mehr noch: Shepard schafft es bereits wieder, den Ball zu fangen, trotz Schiene am Daumen. Die soll in Kürze verschwinden, sodass sich die Giants durchaus Hoffnung machen können, dass wenigstens einer ihrer vorgesehenen Top-Receiver zum Saisonstart zur Verfügung stehen wird.

Maurice Harris, Wide Receiver - New England Patriots

Nicht wenige hatten gedacht, dass Harris nicht mehr wäre als ein "Camp Body", also einer, der in der Preseason mittrainiert und dann pünktlich zum Cut Day den Laufpass bekäme. Zu wenig hatte er bislang gezeigt in seinen drei Jahren in der NFL bei den Washington Redskins.

Doch der 2016er Undrafted Rookie Free Agent öffnete in letzter Zeit einige Augen. Der Receiver wurde von zahlreichen Reportern als einer, wenn nicht der beste Receiver im Camp gefeiert. Und das, nachdem er bereits in den Minicamps einen guten Eindruck hinterlassen hatte. Nun tut er dies auch mit Tom Brady unter Center, was ein klares Indiz dafür ist, dass Harris gute Chancen hat, den Sprung in den 53-Spieler-Kader zu schaffen.