Woche 9 sah ein zähes Spiel mit einem Brady-Comeback wenige Sekunden vor Schluss. Derweil erlegten die Jets die Bills, während die Dolphins einer Galavorstellung von Justin Fields in Chicago trotzten. Die Packers wiederum stürzten noch tiefer in die Krise.
NFL: Recaps Week 9
Bye Week: Cleveland Browns, Dallas Cowboys, Denver Broncos, New York Giants, Pittsburgh Steelers, San Francisco 49ers
Das Spiel der Woche
Tampa Bay Buccaneers (4-5) - Los Angeles Rams (3-5)
Ergebnis: 16:13 (3:0, 3:7, 0:6, 10:0) BOXSCORE
Die Tampa Bay Buccaneers haben dank eines Last-Minute-Comebacks ihre drei Spiele andauernde Niederlagenserie beendet. 9 Sekunden vor Schluss fand Tom Brady Tight End Cade Otton für seinen ersten NFL-Touchdown zum Sieg.
Das Spiel war zäh von Beginn an und der Otton-Score - im Übrigen der erste Touchdown-Catch eines Bucs-Tight-Ends in dieser Saison - war der einzige Touchdown der Bucs im Spiel. Zuvor waren beide Teams 0-4 in der Red Zone. Der einzige TD der Gäste war ein 69-Yard-Catch von Cooper Kupp im zweiten Viertel.
Die Schlüsselszenen im Spiel waren letztlich ein verfrühter Slide von Cooper Kupp spät im vierten Viertel bei 2nd Down - er hätte ein First Down zum Sieg erzielen können. Anschließend ließ Sean McVay einen uninspirierten Draw laufen, der bei 3rd Down gestoppt wurde. Und das gab den Bucs mit rund 40 Sekunden auf der Uhr doch noch einmal den Ball, nachdem sie zuvor in der Red Zone gestoppt worden waren.
Die Buccaneers leisteten sich insgesamt 7 Drops, Tom Brady warf 58-mal und entging mit diesem Erfolg knapp seiner ersten 4-Spiele-Pleitenserie seit 2002. Mit seiner Vorstellung im Spiel durchbrach er indes die 100.000-Passing-Yard-Marke als erster Spieler überhaupt (inklusive Playoffs).
Atlanta Falcons (4-5) - Los Angeles Chargers (5-3)
Ergebnis 14:17 (10:0, 0:14, 7:0, 6:0) BOXSCORE
- In einem Spiel zweier selten wirklich rund laufenden Franchises, war es am Ende eine Komödie an Fehlern, die als Sinnbild diente: Beim Stand von 17:17 und 34 Sekunden auf der Uhr fumbelte Chargers Running Back Austin Ekeler den Ball kurz vor der Falcons-Endzone auf dem Weg zum entscheidenden Touchdown, aber Falcons Defensive Lineman Ta'Quon Graham fumbelte beim Return den Ball zurück. Cameron Dicker kickte dann den Gamewinner für die Chargers, drei Tage nachdem er zum Team gestoßen war.
- Das Chargers-Passspiel ohne Keenan Allen und Mike Williams war wie erwartet wenig produktiv, Wide Receiver Joshua Palmer (8 von 10 für 106 Yards) und DeAndre Carter (5 von 6 für 53 Yards) hielten die Offense über Wasser, während sich sonst alles um Ekeler (2 TDs, aber -5.6 Total EPA) drehte.
- Die Falcons-Probleme im Passspiel sind fundierter: Quarterback Marcus Mariota (12 von 23 für 129 Yards, -8.4 EPA) war mehrfach ungenau, sowohl tief (zum Beispiel auf Tight End Kyle Pitts), aber auch ein sicherer kurzer Wurf in der ersten Hälfte, der ein TD gewesen wäre, war haarsträubend inakkurat. Pitts war der beste Receiver mit 27 (!) Yards. Niemand weiß, wie Desmond Ridder im Training aussieht, aber es ist schwer auszumalen, dass dieses Team von einem QB-Wechsel nicht profitieren würde. Selbst gegen eine fragwürdige Lauf-Defense der Chargers, mit Big Plays von Rookie Running Back Tyler Allgeier (10 für 99 Yards) und der Rückkehr von Cordarrelle Patterson (2 TDs), braucht die Offense einfach mehr als nur 200 Yards am Boden, um im Playoff-Rennen mithalten zu können.
Chicago Bears (3-6) - Miami Dolphins (6-3)
Ergebnis 32:35 (3:7, 14:14, 8:14, 7:0) BOXSCORE
- Die Dolphins kamen knapper davon, als viele gedacht hatten: Ein Special Teams Touchdown und so manche gewichtige Pass Interference Penaltys waren notwendig, um die eigentlich durch Trades rund um die Deadline geschwächte Bears-Defense zu bezwingen. Wide Receiver Tyreek Hill (7 von 8 für 143 Yards, 1 TD) war sein gewohntes Selbst und Quarterback Tua Tagovailoa (21 von 30 für 302 Yards, 3 TDs und 24.4 EPA) setze seine Playmaker gut in Szene. Manch unterworfener Ball - insbesondere der bei einem komplett offenen 4th and Short Pass, der den Deckel aufs Spiel hätte setzen sollen - wird aber ungut in Erinnerung bleiben aus dem knappen Sieg.
- Knapp war es primär wegen des Rekordtags, den Bears Quarterback Justin Fields hatte: Seine 178 Yards Rushing (1 TD) waren ein Regular-Season-Rekord für einen QB, und ein 61-Yards-TD eines der Highlights des Spiels. Sein Passspiel (17 von 28 für 123 Yards, 3 TDs) war zwar weniger berauschend, aber auf 3rd Down hielt er die Bears konstant im Spiel - bis zum letzten Drive, bei dem Wide Receiver Equanimeous St. Brown einen perfekten 4th Down Pass zwischen den Händen durchgleiten ließ und den Dolphins-Sieg fixierte.
Cincinnati Bengals (5-4) - Carolina Panthers (2-7)
Ergebnis 42:21 (7:0, 28:0, 7:7, 0:14) BOXSCORE
- Bereits zur Halbzeit hatte Bengals Running Back Joe Mixon 4 (!) Touchdowns erzielt - am Ende landete er bei 22 für 153 Yards, 4 TDs Rushing sowie 4 von 5 für 58 Yards, 1 TD Receiving und einer der beeindruckendsten Einzelleistungen der gesamten NFL-Saison.
- Die Panthers starteten trotz gesundem Baker Mayfield wieder PJ Walker auf QB, der nach dem Sieg gegen die Bucs und den dramatischen Hail Mary gegen die Falcons als Starter etabliert schien. Walker warf in der ersten Hälfte jedoch fast so viele Interceptions (2) wie Completions (3) und wurde zur Halbzeit für Mayfield gebencht.
- Die Panthers haben bei der Trade Deadline an Edge Brian Burns und Wide Receiver DJ Moore trotz mehrfach angebotener First-Rounder festgehalten. Spiele wie dieses hier lassen zweifeln, wohin dieser Win-Now-Optimismus genau führen soll.
Detroit Lions (2-6) - Green Bay Packers (3-6)
Ergebnis 15:9 (0:0, 8:0, 0:6, 7:3) BOXSCORE
- Katastrophale Niederlage für Green Bay! Packers-QB Aaron Rodgers hatte ein Spiel zum Vergessen mit 3 Interceptions an oder in der gegnerischen Endzone: 23 von 43 für 291 Yards, 1 TD, 3 INTs und -7.1 EPA. Die historische Dominanz, die er gegen die Lions bisher hatte, war nicht sichtbar, und die eigentlich bisher katastrophal spielende Lions-Defense konnte ihn mühelos stoppen.
- Die Lions-Offense bewegte den Ball weniger schlecht als die Packers: QB Jared Goff war 14 von 26 für 137 Yards, 2 TDs, 1 INT und 1.5 EPA und fand bei beiden TDs Tight Ends als Anspielstationen, die nach dem Trade von TJ Hockenson größere Rollen bekamen. Die Average Depth of Target war mit 4 Yards allerdings bezeichnend für die fehlende offensive Firepower in dem Spiel.
- Wide Receiver Romeo Doubs, Running Back Aaron Jones, Cornerback Eric Stokes, Defensive End Rashan Gary und WR Christian Watson mussten alle das Spiel verletzt verlassen. Die Packers sind weit abgeschlagen hinter den Vikings und höchstens im Rennen für den siebten Wild Card Spot der NFC - und müssen sich dafür aber massiv steigern.
New England Patriots (5-4) - Indianapolis Colts (3-5-1)
Ergebnis 26:3 (0:0, 13:0, 3:3, 10:0) BOXSCORE
- Was früher mal ein jährliches offensives Gipfeltreffen der AFC war, ist heute eine einzige Quarterback-Baustelle: Die ersten sechs Drives des Spiels endeten mit sechs Punts. Die letzten sechs Drives des Spiels endeten mit drei Punts, einem Pick Six, einem Turnover on Downs und dem Auslaufen der Uhr. Beide Offenses waren kaum im Stande, den Ball zu bewegen und endeten mit unter 3.5 Yards/Play beziehungsweise mit weniger als -0.3 EPA/Play.
- Die Colts-Offense war hierbei mit einer Bilanz von 0 von 14 bei 3rd Down und 9 Sacks gegen Sam Ehlinger (3-mal Matt Judon, 3-mal Josh Uche) besonders unfähig. Was auch immer sich Ownership, Front Office oder Coaching vom QB-Wechsel erwartet hatten: Das war es vermutlich nicht.
- Die Patriots stolperten weniger langsam über das Feld. Immerhin kassierte Mac Jones nur 4 Sacks und brachte dabei 20 von 30 Pässen für 147 Yards und 1 TD an. Aber auch bei ihnen war der einzige Touchdown-Drive ganze 2 Yards lang und ließ mehr Fragen als Antworten zurück. Die Wichtigste ist in New England wohl nun: Ist das bisher Gesehene alles, was Jones kann?
New York Jets (6-3) - Buffalo Bills (6-2)
Ergebnis 20:17 (3:7, 7:7, 7:0, 3:3) BOXSCORE
- Was eine Überraschung! Die Jets gewinnen dank überragender Defense ein für sie fast monumentales Duell, und bleiben damit relevant im Kampf um die Division. Rookie-Cornerback Sauce Gardner ließ zwar direkt im ersten Play des Spiels ein Big Play zu, hatte dann aber maßgeblichen Anteil am Sieg mit einer Interception im dritten und einem Pass Breakup im vierten Viertel.
- Den Jets beim Reifen zuschauen konnte man auch bei den Special Teams: Sie rutschten beim Opening Kick-Off aus, konnten dann aber mit einem erfolgreichen Fake Punt später eine Possession erobern.
- Eine kaputte Skycam diente als Symbol dafür, wie wenig durch die Luft ging bei dem Spiel: Beide Teams hatten mehr Yards/Play sowie EPA/Play im Lauf als im Pass.
- Bills Quarterback Josh Allen (18 von 34 für 205 Yards, 2 INTs, 5 Sacks und -8.9 EPA) hatte jenseits seiner 2 Rushing-TDs ein sehr mageres Spiel und nahm die Schuld für die Niederlage auf sich. Er blieb erstmals seit Woche 17 2021 ohne Pass-TD.
Washington Commanders (4-5) - Minnesota Vikings (7-1)
Ergebnis 17:20 (0:7, 3:0, 7:0, 7:13) BOXSCORE
- Die Heimkehr von Kirk Cousins verlief erfolgreich: Der Vikings-QB schaffte eine Statline von 22 von 40 für 265 Yards, 2 TDs, 1 INT trotz eines lebhaften Pass Rush (2 Sacks, 11 Hits). Dabei war es wieder einmal Wide Receiver Justin Jefferson (7 von 13 für 115 Yards, 1 TD), der als Fokus der Offense diente.
- Washingtons QB Taylor Heinicke (15 von 28 für 149 Yards, 2 TDs, 1 INT) spielte das, was zunächst wie sein mittlerweile klassisches Set aussah: In Rückstand geraten im ersten Viertel, um dann mit YOLO-Bällen das Comeback zu versuchen. Wieder mal kam Washington nah dran, ein magischer TD auf Wide Receiver Curtis Samuel in Triple Coverage inklusive. In der zweiten Hälfte hatte man ganz nach Plan dann die Führung erobert. Aber Heinicke beendete die letzten beiden Drives mit einer Interception (mit 17:10 Führung) und einem Sack (bei 17:17) und erlaubte so das Vikings-Comeback.
Jacksonville Jaguars (2-6) - Las Vegas Raiders (2-5)
Ergebnis 27:20 (0:7, 10:13, 7:0, 10:0) BOXSCORE
- Die Raiders haben nach 20 Minuten 17:0 geführt, dank eines völlig unaufhaltsamen Davante Adams (10 von 17 für 146 Yards, 2 TDs). Aber nun schon zum dritten Mal diese Saison gaben die Raiders eine derart hohe Führung her: Adams wurde in Hälfte zwei besser gedeckt und fing bei 8 Targets nur einen Ball für 0 Yards.
- Das Comeback geht aber auch auf die Kappe von Jags-QB Trevor Lawrence: Eines seiner besseren Spiele bisher sah ihn 25 von 31 Pässen für 235 Yards und 1 TD anbringen. Die Frage ist, wieviel davon gegen bessere Gegner funktionieren wird. Head Coach Doug Pederson hat den Pass Rush der Raiders mit kürzeren Routen neutralisiert (5.8 Average Depth of Target), die dabei entstandene recht statische Offense ohne sonderlich viel YAC-Potential wird aber nicht Woche für Woche 9 von 15 bei 3rd Down gehen.
Arizona Cardinals (3-6) - Seattle Seahawks (6-3)
Ergebnis: 21:31 (7:3, 0:7, 7:7, 7:14) BOXSCORE
Die Seahawks haben ihr viertes Spiel in Serie gewonnen und damit ihre Führung in der NFC West untermauert. Sie komplettierten mit diesem Sieg auch den Season-Sweep gegen Arizona. Das war ihnen zuletzt 2018 geglückt.
Offensiv durften sie sich dabei auf ihre Topspieler in dieser Saison verlassen. Die Wide Receiver DK Metcalf und Tyler Lockett erzielten je einen Touchdown, zudem sorgte Rookie-Rusher Kenneth Walker einmal mehr für die (Vor-)Entscheidung mit zwei Touchdown-Runs im vierten Viertel. Überhaupt verwerteten die Seahawks ihre letzten sieben Third Downs, was ein Statement ist.
Ehe die Cardinals-Offense spät im Spiel noch einmal erwachte, tat sie sich nach einem seltenen Touchdown im ersten Viertel äußerst schwer. Lediglich ein Pick-Six durch Zaven Collins bei einem verunglückten Screen von Geno Smith brachte sie bis zum Schlussviertel nochmal aufs Scoreboard.
Auch wenn die NFC West immer noch nah beieinander ist, haben die Cardinals nun schon drei Spiele Rückstand zur Spitze und eigentlich sogar vier, da der direkte Vergleich klar an Seattle ging.