Der Sport zittert. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat nach den jüngsten Doping-Enthüllungen im Radsport die Nachuntersuchung der eingefrorenen Doping-Proben der Olympischen Spiele von Peking angekündigt.
"Diese Untersuchungen betreffen alle Sportarten und beinhalten speziell auch die Substanz CERA", erklärte IOC-Sprecherin Emmanuelle Moreau der Deutschen Presse Agentur dpa zum bevorstehenden umfassendsten Großreinemachen in der Geschichte des Sports.
Die rund 5.000 Proben werden derzeit zum Labor in Lausanne geschickt, der Zeitpunkt der Nachüberprüfungen ist offen.
"Es ist ein abschreckendes Zeichen für jeden Betrüger und auch für jeden potenziellen Betrüger", sagte IOC-Vizepräsident Thomas Bach der dpa.
"Für den Sport ist es ein gutes Zeichen der Entschlossenheit, dass wir es mit der Aufklärung sehr ernst nehmen", so der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). DOSB-Generaldirektor Michael Vesper sprach von einem Paukenschlag, "da werden jetzt alle unentdeckten Betrüger zittern".
Nachuntersuchungen sind teures Unterfangen
Details über die nachträglichen Tests werden laut IOC mit der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) abgestimmt.
Das IOC führte in Peking die Rekordzahl von 4770 Proben - davon 3801 Urin- und 969 Bluttests - durch. Die Nachuntersuchungen dürften geschätzte eine Million Euro kosten.
Bach hatte angeregt, die eingefrorenen Doping-Proben von Peking bereits jetzt öffnen und mit Hilfe des neuen CERA-Testverfahrens untersuchen zu lassen.
Neues Verfahren zur Überführung der Sünder
Wie bereits vor und während der Spiele werden dabei "intelligente Zieltests" zum Einsatz kommen, so Bach, "man muss aufpassen, dass dies intelligent genutzt wird und darf damit nicht in die Luft schießen." Mit dem neuen Verfahren war Radprofi Stefan Schumacher bei nachträglichen Untersuchungen der Tour-Proben zweimal positiv getestet worden.
CERA ist ein EPO-Präparat der dritten Generation und kann erst seit einigen Wochen in einem neuen Blut-Testverfahren nachgewiesen werden.
Professor Fritz Sörgel vom Institut für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung in Nürnberg begrüßte die Offensive des IOC, warnte aber vor einer "Panikreaktion". Sörgel hält eine gezielte Nachüberprüfung für besser. "Dazu sind die Proben zu wertvoll, das Probenmaterial ist begrenzt", sagte der Doping-Experte, "man darf das Kind nicht mit dem Bade ausschütten."
Verdächtige Proben werden genauer untersucht
Ein möglicher Orientierungspunkt seien die Blutwerte. "Da wo der Verdacht vorlag, der Nachweis aber noch nicht möglich war, sollte man nachprüfen." Unklar ist, ob die in Peking genommenen Proben in einem Stück oder in mehreren Portionen eingefroren worden sind. Mehrfaches Auftauen beeinflusst den Prozess, die gerichtliche Verwertbarkeit wird infrage gestellt.
Auch Christa Thiel, Sprecherin der deutschen Fachverbände und Präsidentin des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), zeigte sich erfreut über die IOC-Initiative. "Das dient der Glaubwürdigkeit. Wer in der Vergangenheit nicht erwischt worden ist, kann sich nicht mehr sicher fühlen.
Böses Erwachen erwartet
Die, die sauber sind, werden massiv unterstützt, die, die manipulieren, werden überführt." Ulrike Spitz stellte für die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) fest: "Wer betrügen will, muss wissen, dass er auch später noch überführt werden kann. Das wird ihm jetzt klar gemacht." Für Schwimmer und Olympia-Starter Thomas Rupprath ist jetzt schon klar: "Das kann noch ein böses Erwachen geben."
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