Von Monaco nach Paris über insgesamt 3445 Kilometer führt die Tour de France vom 4. bis 26. Juli 2009. Acht Bergetappen, unter anderem zum Mont Ventoux, stehen auf dem Programm.
Als im mondänen Palais de Congres in Paris der Vorhang für die Tour de France 2009 fiel, waren die Diskussionen über ein mögliches Armstrong-Comeback in Frankreich und die Vergangenheitsbewältigung in Sachen Doping schon in vollem Gange.
So spektakulär die Streckenführung der 96. Tour mit dem Grand depart in Monaco, dem Abstecher nach Barcelona und dem Showdown auf dem berüchtigten Mont Ventoux auch ist, nach den turbulenten Wochen war die Route der Grand boucle nur ein Randthema.
Alles dreht sich um Armstrong
"Kommt er oder kommt er nicht?", war eine der zentralen Fragen in Paris, womit eine mögliche Rückkehr des siebenmaligen Toursiegers Lance Armstrong gemeint war.
"Das Medieninteresse würde sicherlich steigen, aber in puncto Glaubwürdigkeit sehe ich ein Comeback von Armstrong kritisch", sagte Deutschland-Tour-Sieger Linus Gerdemann, der nach seiner verletzungsbedingten Pause im kommenden Jahr "ambitioniert in das Highlight Tour de France" gehen will.
Auf lediglich 50 Prozent bezifferte Astana-Teamchef Johan Bruyneel die Chancen auf eine Rückkehr seines Schützlings zur Tour.
Merckx bezweifelt Armstrong-Start
"Er wird beim Giro d'Italia starten, das ist sicher. Danach hängt alles von seiner Form und den Leistungen in den ersten Rennen ab", reduzierte Bruyneel einen Armstrong-Start auf sportliche Aspekte.
Die belgische Rad-Legende Eddy Merckx glaubt derweil gar nicht an einen Start Armstrongs. "Es gibt viele Gründe, der wichtigste ist seine schwierige Beziehung zu Frankreich und der französischen Presse", sagte Merckx der belgischen Zeitung "Le Soir".
Tour-Chef Christian Prudhomme ist es gleich, ob Armstrong, der im Gegensatz zu den letzten Toursiegern Carlos Sastre, Alberto Contador und Oscar Pereiro in Paris nicht anwesend war, starten wird: "Er muss entscheiden. Es ist weder gut noch schlecht für die Tour. Ich will nichts weiter zu dieser Seifenoper beitragen."
Prudhomme kritisiert ARD und ZDF
Nicht gleichgültig war Prudhomme dagegen der Anti-Doping-Kampf, und da richtete der frühere Fernsehjournalist kritische Worte an Deutschland, wo die Tour nach dem Ausstieg von ARD und ZDF aus der Live-Berichterstattung nur noch bei Eurosport zu sehen ist.
"Es ist unfair, denn es trifft Leute, die es nicht verdient haben. Es bestraft Leute, die (gegen Doping) kämpfen", sagte der 48-Jährige und ergänzte: "Ich verstehe die Enttäuschung. Da gab es den Champion Jan Ullrich, der über allem stand. Es gab eine Leidenschaft, eine Verliebtheit. Doch diese wurde enttäuscht."
Die Tour werde auch 2009 ihren Anti-Doping-Kampf fortführen. Die nachträglichen Analysen der Blutproben mit den positiven Tests der Gerolsteiner-Fahrer Stefan Schumacher und Bernhard Kohl sowie des Italieners Leonardo Piepoli seien kein Fehler gewesen. "Solche Fahrer haben im großen Buch der Tour nichts zu suchen", sagte Prudhomme.
Weitere Tour-Sieger auf der Doping-Liste?
Über die Frage, ob weitere große Namen womöglich aus den Geschichtsbüchern gestrichen werden sollen, herrscht dagegen Uneinigkeit.
"Ich habe keine Angst davor, wenn meine Proben vom Etappensieg 2007 nochmal kontrolliert werden. Ich wäre sogar dankbar dafür, sollte der Anti-Doping-Kampf damit vorangetrieben werden."
"Ich habe jedenfalls gesehen, dass man auch sauber sportlichen Erfolg haben kann", sagte Gerdemann. Er würde den Vorschlag der französischen Antidoping-Agentur (AFLD) zur nachträglichen Analyse der Tour-Proben aus früheren Jahren auf den Epo-Nachfolger Cera begrüßen.
UCI-Präsident Pat McQuaid hat dagegen kein großes Interesse mehr an weiteren Doping-Skandalen. "Vom UCI-Standpunkt her bevorzugen wir es, nach vorne zu schauen. Alle Proben noch einmal zu testen, ist sinnlos, teuer und dient nicht dem Zwecke des Anti-Doping-Kampfes", sagte der Ire.
"Je höher man im Radsport geht, desto korrupter wird es"
Gerdemann regte derweil an, nachträgliche Analysen älterer Proben nicht nur im Radsport durchzuführen. "Diese Geschichte bringt nichts, wenn es dazu führt, dass nur im Radsport die Sponsoren abspringen", meinte der Wahl-Schweizer.
GettyDer geständige Dopingsünder Patrik Sinkewitz sieht derweil den Radsport noch lange nicht auf einem guten Weg. "Der Fisch stinkt von oben. Je höher man im Radsport geht, desto korrupter wird es."
"Der Radsport ist meiner Meinung nach in den letzten Jahren sogar noch korrupter geworden. Und der Schein wird noch mehr gewahrt als noch vor einigen Jahren. Die decken sich alle selber", kritisierte der frühere T-Mobile-Profi, der bislang vergeblich auf eine Anstellung im Radsport hofft, in der "Sport Bild".
Tour startet in Monaco
So ist es unwahrscheinlich, dass Sinkewitz am 4. Juli in Monaco am Start stehen wird. Mit einem 15 Kilometer langen Einzelzeitfahren wird dann die 96. Tour erstmals im Fürstentum eröffnet.
Gegen den Uhrzeigersinn geht es dann nach Spanien und in die Pyrenäen. Dabei wartet auch eine Bergankunft in Andorra-Arcalis, wo 1997 Ullrich ins Gelbe Trikot gefahren war.
Auch für Gerdemann gibt es ein deja vu: Die 17. Etappe endet in Le Grand-Bornand, wo er 2007 triumphiert hatte und ins Gelbe Trikot gefahren war.
Im folgenden Verlauf stehen auch der Tourmalet und der 2473m hohe Col du Saint Bernard auf dem Streckenplan. Das Highlight dürfte aber die Fahrt zum berühmt-berüchtigten Mont Ventoux am vorletzten Tag sein.
Zudem wurde das Mannschaftszeitfahren wieder eingeführt. Wie gehabt ist das Finale auf den Champs Elysees in Paris.
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