Top-Sprinter Andre Greipel führt das BDR-Aufgebot in das Straßenrennen der Rad-WM in Kopenhagen. Der 29-Jährige geht am Sonntag (15 Uhr im LIVE-TICKER) als Mitfavorit an den Start und soll der erste deutsche Weltmeister seit 45 Jahren werden.
Keine Kompromisse und alles auf Andre Greipel. Der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) geht mit einem unumstrittenen Kapitän in das Straßenrennen der Rad-WM in Kopenhagen. Wenn am Sonntag das Regenbogentrikot vergeben wird, soll Weltklassesprinter Greipel 45 Jahre nach Rudi Altig endlich der nächste deutsche Weltmeister werden.
Die Rolle des Top-Favoriten weist der 29-Jährige aber von sich. "Eine WM ist kein Kindergeburtstag. Da kannst du nicht einfach an den Start gehen und Weltmeister werden. Aber wenn es passt, kann ich jeden Sprint gewinnen", sagt der gebürtige Rostocker.
Greipel sieht Gilbert vorne
Greipel, der im Juli bei seinem Tour-de-France-Debüt gleich einen Etappensieg holte, hält den belgischen Klassikerkönig Philippe Gilbert für den heißesten Titelanwärter. Sein Teamkollege beim Rennstall Omega Pharma-Lotto sei der Mann, den es zu schlagen gelte.
"Gilbert ist einer der cleversten Fahrer. Wenn er attackiert, dürfen wir nicht lange überlegen. In unseren Augen ist er der Favorit, aber ich kenne die Gedankengänge in Belgien ein bisschen", sagt Greipel, der auf der ansteigenden Zielgeraden in Rudersdal keinen klassischen Massensprint erwartet. Eine größere Gruppe dürfte den Sieg nach 266 km wohl unter sich ausmachen.
Um Greipel in einer perfekten Position in den Endkampf zu schicken, setzen die Deutschen auf Harmonie, Tempohärte und Erfahrung. Wie ein gut geölter Motor soll das neunköpfige Aufgebot funktionieren. Dabei wird sich auch der neue Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin in den Dienst der Mannschaft stellen. "Ich werde meine Kräfte voll für den Sprint einsetzen", kündigt der 26-Jährige an.
Geführt wird die Mannschaft von den Routiniers Danilo Hondo und Andreas Klier. "Jeder hat seine Rolle. Wir werden versuchen, das Team zu steuern", sagt Hondo. Da das WM-Rennen ohne Begleitfunk bestritten wird, könnten die gerade bei Eintagesrennen über Jahre gestählten Profis eine Schlüsselfunktion haben. "Ich bin ein absoluter Freund davon", sagt Hondo.
Degenkolb und Kittel die Unbekannten
Die einzige kleine Unbekannte im Team sind die beiden Youngster John Degenkolb und Marcel Kittel. Mit beeindruckenden Leistungen und vielen Siegen in ihrer Debüt-Saison haben sich beide die Nominierung verdient, über Erfahrung in solch langen und unberechenbaren Rennen verfügen sie aber kaum. "Sie sind eine etwas unsichere Komponente, haben aber die Berechtigung, dabei zu sein", sagt Hondo. Unter Umständen könnte einer der beiden eine Jokerrolle einnehmen.
Neben Gilbert und Greipel kommt noch eine ganze Reihe weiterer Fahrer für den Erfolg infrage. Die Briten werden versuchen, für Mark Cavendish das Feld zusammenzuhalten, die Spanier bauen auf den dreimaligen Weltmeister Oscar Freire, Italien wird vom formstarken Daniele Bennati angeführt.
Australien hat einige Optionen, unter anderem den früheren Deutschen Heinrich Haussler. Und schließlich dürfen Einzelkämpfer wie der norwegische Titelverteidiger Thor Hushovd, sein Landsmann Edvald Boasson Hagen, der Slowake Peter Sagan und der Schweizer Fabian Cancellara nicht vergessen werden. "Es gibt viele, die um den Sieg mitfahren", sagt Greipel nicht ohne Grund.
Wichtiger Trumpf für Deutschland
Bereits seit Montag ist die BDR-Auswahl in Kopenhagen, um an Taktik und Abstimmung zu feilen. Da die Fahrer sich zwar kennen, aber fast alle das ganze Jahr in verschiedenen Teams am Start stehen, kann dies ein wichtiger Trumpf sein. Viele andere Nationen sind erst Mitte der Woche angereist.
Wenn alles wie gewünscht läuft, werden die deutschen Fans vor dem TV Geduld haben müssen. "Wenn wir sehr lange nicht zu sehen sind, haben wir vieles richtig gemacht", sagt Andreas Klier.
Ähnlich gehen auch die Frauen in ihr Titelrennen am Samstag. Bei einem Zielsprint erhofft sich der BDR von Ina-Yoko Teutenberg (Düsseldorf) eine Medaille. Über die 140 km ist die 36-Jährige aber nicht die einzige Option. Judith Arndt, seit Dienstag Weltmeisterin im Zeitfahren, sagt: "Wir sind für alles gut gerüstet."
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