Beim Mannschaftszeitfahren am Dienstag will Tony Martin ins Weiße Trikot schlüpfen. Doch Deutschlands neue Radhoffnung vom Team Columbia hat noch höhere Ziele im Visier.
Das Weiße Trikot ist das Ziel, das Gelbe der heimliche Traum: Der deutsche Senkrechtstarter Tony Martin will bei der Tour de France erstmals in seiner Karriere dem großen Podium einen Besuch abstatten - und die Aussichten sind hervorragend. Sein Super-Team Columbia (mehr als 50 Saisonsiege) geht als einer der Favoriten in das Mannschaftszeitfahren über 39km am Dienstag in Montpellier.
"Ich will das Weiße Trikot einmal tragen, und wenn ich es habe, solange wie möglich verteidigen", sagt Martin, der beim Auftakt in Monaco mit Platz acht im Einzelzeitfahren gleich für Furore gesorgt hatte. Nur um eine Sekunde hatte er im Fürstentum Platz eins in der Wertung des besten Nachwuchsprofis verpasst.
Aldag: "Er ist voller Tatendrang"
Der Führende Roman Kreuziger dürfte mit dem Liquigas-Team gegen den Columbia-Zug keine Chance haben.
"Das wäre für Tony persönlich eine schöne Sache. Er fährt bisher richtig stark. Man muss ihn derzeit eher bremsen als motivieren. Er ist voller Tatendrang", lobt Columbia-Sportdirektor Rolf Aldag seinen Jungstar, der jüngst schon bei der Tour de Suisse den zweiten Gesamtrang, die Bergankunft in Crans Montana und das Bergtrikot gewonnen hatte.
Das ursprüngliche Columbia-Ziel, einen Fahrer - und das wäre in diesem Fall Martin - in Montpellier ins Gelbe Trikot zu bringen, ist dagegen wohl eher unrealistisch. Der Rückstand von 33 Sekunden auf Olympiasieger Fabian Cancellara scheint zu groß, zumal das Saxo-Bank-Team ebenfalls zum Favoritenkreis gehört.
Armstrong ist vom Zeitfahr-Kurs schwer beeindruckt
"Da hätten wir näher dran sein müssen", sagt Columbia-Sportdirektor Rolf Aldag, der das Astana-Team als "haushohen Favoriten" ausgemacht hat: "Die hatten in Monaco schon vier Fahrer unter den ersten Zehn und besitzen mit Lance Armstrong einen unglaublich erfahrenen Mann."
Armstrong, derzeit nur die Nummer vier bei Astana, hat den Kurs eine Woche vor der Tour unter die Lupe genommen und war schwer beeindruckt.
"Rauf, runter, links, rechts - eine richtige Achterbahnfahrt, sehr technisch", beschrieb der siebenmalige Toursieger. In der Tat haben die Veranstalter einen technisch schwierigen Kurs gewählt, der für große Zeitabstände sorgen könnte.
Milram formuliert bescheidene Ziele
Das Reglement verschärft die Situation für die schwächeren Teams. Eine Zeitdeckelung gibt es nicht mehr, was bedeutet, dass die tatsächlichen Rückstände in die Gesamtertung einfließen. Der letzte verbliebene deutsche Rennstall Milram will den Rückstand daher in Grenzen halten.
"Ein Platz unter den besten Zehn wäre ein richtig gutes Ergebnis", meint Teamchef Gerry van Gerwen.
Das letzte Teamzeitfahren bei der Tour gab es 2005. Damals triumphierte Discovery Channel, und ins Gelbe Trikot schlüpfte Lance Armstrong. Das ist diesmal ausgeschlossen.