"Petzsche ist gekommen, um zu bleiben"

SPOX
07. März 201113:08
Philipp Petzschner lieferte für das deutsche Davis-Cup-Team den entscheidenen PunktGetty
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Philipp Petzschner war der Sieggarant für das deutsche Davis-Cup-Team in Kroatien. In dem Bayreuther hat die Mannschaft einen Spieler wiedergewonnen, der an guten Tagen in Einzel und Doppel Weltklasseleistungen abrufen kann.

Philipp Petzschner war geradezu besoffen vor Glück. Kurz nachdem er den entscheidenden Punkt für das deutsche Davis-Cup-Team zum 3:2-Erfolg über Kroatien geholt hatte, nahm er seinen Sohn Aziz (im Deutschland-Trikot) auf dem Arm und trug ihn über den Platz.

Privates und sportliches Glück waren vereint. Mehr geht nicht.

"Dieser Sieg steht höher als mein Wimbledonsieg im Doppel"

Mit dem 6:4, 7:6 (7:3), 7:6 (7:5) gegen Ivo Karlovic ist Petzsche einer der größten Erfolge seiner Karriere gelungen.

"Ich würde sagen, dieser Sieg steht höher als mein Wimbledonsieg im Doppel", sagte der Bayreuther, "diesmal war er für das Team."

Noch lange nach dem großen Erfolg hallten die Gesänge von Mannschaft und Betreuern durch die Gänge des Dom Sportiva in der kroatischen Hauptstadt.

Schnell waren die Bierflaschen geöffnet, in der Nacht ging die Feier mit Fans an der Hotelbar feuchtfröhlich weiter. Es war schließlich ein besonderer Erfolg, denn seit 1996 hatte Deutschland in der ersten Runde der Weltgruppe auswärts nicht mehr gewonnen.

"Das ist ein fantastischer Sieg für uns, es war sehr emotional", sagte Kapitän Patrik Kühnen.

Vietelfinale im Juli gegen Frankreich

Im Viertelfinale geht es nun mit Heimrecht vom 8. bis 10. Juli gegen Vorjahresfinalist Frankreich. Mit denen hat Kühnens Mannschaft nach der überaus deutlichen 1:4-Abfuhr vor einem Jahr in Toulon noch einen gallischen Hahn zu rupfen.

"Es wird auf jeden Fall sehr schwierig, aber wir haben Heimrecht, darüber freuen wir uns", sagte der Teamchef.

Schon wird spekuliert: Stuttgart hat bereits abgewunken, in Hamburg steht das Stadion des Deutschen Tennis Bundes kostengünstig bereit, in Halle/Westfalen könnte man auf Rasen sein Glück versuchen - keine schlechte Wahl gegen Frankreich.

Allerdings gab es 2006 ausgerechnet in Halle in der ersten Runde gegen die Franzosen eine schmerzliche 2:3-Niederlage.

Auf jeden Fall hat der Deutsche Tennis Bund 2011 eine ganz andere Mannschaft zusammen als noch vor Jahresfrist.

"Es ist so geil, mit diesen Jungs zu spielen"

Vier Jungs aus Bayern, die seit über zehn Jahren zusammenspielen und schon als Jugendliche für ihren Landesverband Titel holten. "Es ist so geil, mit diesen Jungs zu spielen, wir kennen uns seit Urzeiten, sind unseren Weg gemeinsam gegangen, und deshalb ist es jetzt unbeschreiblich schön", sagte Petzschner.

Tatsächlich macht er selbst den Unterschied aus. Auf Platz 67 der Einzelweltrangliste wird er geführt, aber gegen Karlovic hat er wie schon gegen Rafael Nadal in Wimbledon 2010 oder gegen Jo-Wilfried Tsonga in diesem Jahr Melbourne bewiesen, dass er von seinen Möglichkeiten her der beste deutsche Spieler ist.

"Ich bin gekommen, um zu bleiben"

Wenn nur nicht Konstanz ein Fremdwort für ihn wäre. In Zagreb aber stimmte das Paket, es war Petzsches Comeback nach zwei Jahren Davis-Cup-Abstinenz.

Als das Team im September gegen Südafrika gegen den Abstieg spielte, feierte er auf Mallorca seine Hochzeit, er setzte andere Prioritäten. Jetzt hat sich Petzschner anders besonnen. "Ich bin unglaublich froh, wieder dabeizusein", sagte er und zitierte passenderweise die Band Wir sind Helden: "Ich bin gekommen, um zu bleiben."

Damit gewinnt Deutschland unberechenbare Qualität. Im Doppel steht ein Weltklassespieler bereit, der am Samstag Christopher Kas durch eine Formschwäche führte, und im Einzel hat Petzschner nun auch seine Reifeprüfung abgelegt.

"Ich hatte Zweifel, ob ich bei einem 2:2 der richtige Mann bin", gab er zu, "aber die anderen Jungs haben mir gesagt, du schaffst es."

"Der Glaube an das Team war immer da"

Auch Florian Mayer, der für Petzschner nach dessen glanzvollem Doppel weichen musste, war einverstanden: "Es war absolut die richtige Entscheidung, Man hat im Doppel schon gesehen, wie stark Philipp gegen Karlovic returniert hat."

Selbst dessen 251 km/h schnellen Weltrekord-Aufschlag.

Nun muss man abwarten, ob die drei Tage von Zagreb ein schöner Traum bleiben, oder ob sich tatsächlich ein eingeschworener Haufen gefunden hat, der dauerhaft in der Lage ist, Außergewöhnliches zu leisten.

Kühnen glaubt das: "Wir sind sehr geschlossen aufgetreten, es war ein Sieg der Mannschaft, der Glaube an das Team war immer da." Bis Juli sind es noch vier Monate.

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