In der UFC entscheidet sich in der Nacht von Samstag auf Sonntag (ab 4 Uhr live auf DAZN), sofern man UFC-Präsident Dana White glauben schenken mag, die Frage nach dem besten Schwergewichtskämpfer aller Zeiten. SPOX nimmt beide Kämpfer unter die Lupe und analysiert das Geschehen mit UFC-Octagonsprecher Bruce Buffer.
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Miocic vs. Cormier? Das sind Schlachten für die Geschichtsbücher. Bei UFC 226 krönte sich erst Cormier zum Champion, den Rückkampf bei UFC 241 entschied dann Miocic für sich. Jetzt kommt es zu Teil 3.
"Ich konnte sehen, dass sie mit ihrem individuellen Kampfhintergrund ein erstaunliches Potenzial hatten", erklärt Bruce Buffer im Gespräch mit SPOX, dass der Karriereweg der beiden früh absehbar war. Beide Kämpfer seien trotz ihrer unterschiedlichen Vita in gewisser Hinsicht gleich: Zunächst unbekannt und unterschätzt.
SPOX stellt beide Kämpfer vor und geht auf die Eigenschaften hinsichtlich des Strikings und des Wrestlings ein. Im dritten Schritt folgt die Analyse mit Bruce Buffer.
Stipe Miocic:
Der Sohn kroatischer Einwanderer wurde am 19. August 1982 im Bundesstaat Ohio geboren. In seiner Kindheit merkte er früh, was es bedeutet, sich etwas erkämpfen zu müssen. Da sich die Eltern trennten und er größtenteils bei seinen Großeltern lebte, musste er viel alleine machen. "Im Nordosten von Ohio wird nichts gegeben. Alles wird verdient", sagte einst NBA-Superstar LeBron James über Leute wie Miocic. Aufgrund seiner Wurzeln hatte Miocic keinen leichten Stand in seiner Kindheit und suchte seine Ablenkung beim Sport.
Während seiner College-Zeit probierte er fast jede Sportart aus - in allen soll er nicht schlecht gewesen sein. Als Miocic einmal nebenbei auf dem Baseball-Feld mit Kumpels zockte, so sagt es die Legende, wurde er prompt von Scouts der Major League Baseball angesprochen. Er spielte danach ein wenig im Team und erzielte dort unter anderem sieben Homeruns. Aber irgendwie gaben ihm Teamsportarten nicht so viel. Er probierte sich mal im Tennis und merkte, dass ihm das alleinige Motivieren viel besser gefiel. Tennisspielen konnte er dafür nicht, also musste ein Ersatz her und er landete beim Ringen. Letztendlich entschied sich Miocic dann für eine Karriere im Kampfsport.
UFC - "Ein Typ wie Stipe Miocic ist weniger vermarktbar"
Nach vielen Siegen in unterklassigen Ligen schaffte er 2011 schließlich den Weg in die UFC. Als er sich fünf Jahre später zum Champion kürte, spaltete er sogar die UFC. Auf der einen Seite waren die Vermarkter, die nach spektakulären Pressekonferenzen ala Conor McGregor oder nach einem Hype wie bei Ronda Rousey lechzten. Auf der anderen Seite standen diejenigen, die genau das nicht mehr wollten. "Wie gut jemand ist, reicht nicht aus", sagte damals der Sportwirtschaftsanalyst Darren Rovell gegenüber ESPN. "Ein Typ wie Stipe ist weniger vermarktbar als ein Typ, der schon einmal Champion war und derzeit kein Champion ist".
Das Cleveland Magazin titelte dagegen: "Miocic mag ein knallharter Käfigkämpfer mit einer Vorliebe für F-Wörter sein, aber sein breites Lächeln und sein albernes Wesen machen ihn locker und zugänglich. Er ist der Champion, den die Stadt braucht, der unwahrscheinliche Favorit, der weder prahlt noch sich brüstet und sich in den Reihen der UFC hochgearbeitet hat." Seiner Popularität half zudem, dass er seine Wurzeln nicht vernachlässigte. Während er es in die UFC schaffte, übte er immer noch zwei Teilzeitjobs bei der Feuerwehr in seinem Heimatort aus.
Seine ehrlichen Worte und die andere Herangehensweise an die Dinge der UFC waren erfrischend. Schnell erlangte er den Status des Fanlieblings. Und das nicht nur, weil er regelmäßig mit seinen Anhängern auf der Konsole zockte. Das Zocken war eigentlich auch das einzige, was er gerne in der Öffentlichkeit machte. "Die Kamera und die Aufmerksamkeit ist mir scheißegal", sagte er einst. "Ich mag es, etwas zu haben, das ich mit meiner Familie und meinen Freunden teilen kann."
Striking:
- Miocic hat körperlich enorme Stärken. Stolze 203 cm beträgt seine Reichweite.
- Er schlägt nicht wild und unbedacht zu. Er ist bereit, sich mit seinem Striking-Style seinem Gegner anzupassen.
- Sein Jab ist eine herausragende Waffe. Im Gegensatz zu vielen anderen Kämpfern weiß Miocic ganz genau, dass ein Jab (die Führhand) nicht jedes Mal Schaden anrichten muss. Er schlägt gerne einfach nur auf die Handschuhe - eine Art Verwirrungstaktik. Erst wenn er merkt, dass sein Gegner müde wird, schlägt er einige Kombinationen
- Als Miocic noch ein unbekannterer Kämpfer war, wahrte er die Distanz und richtete von dort aus Schaden aus. Mittlerweile (und das ist für die Top 5 auch notwendig) kann er seine Gegner lange Zeit unter Druck setzen, bis seine starke Rechte das Ziel findet.
- Ebenfalls berüchtigt sind seine tiefen Kicks. Normalerweise ist dieser Kick dafür da, damit der Gegner seine Haltung aufgibt und sich so die Deckung öffnet. Bei Miocic dagegen soll es meist einfach nur wehtun. Eine Taktik, die sich beispielsweise Alexander Volkanovski für seinen ersten Kampf gegen Max Holloway abgeschaut hatte.
- Körpertreffer: Im zweiten Kampf gegen Cormier setzte er vor allem viele Körpertreffer an und laugte somit seinen Kontrahenten aus.
Wrestling:
- Halbherzige Takedowns: Miocic täuschte in der Vergangenheit immer wieder einen Takedownversuch an, nur um den Gegner zu lesen.
- Auch wenn Miocic mehr Zeit fürs Boxen aufbringt, gilt er immer noch als guter Wrestler. Gegen Cormier wird er dennoch versuchen, in so wenige Wrestling-Situationen wie möglich zu kommen.
Stipe Miocic: Statistiken
Größe | 193 cm |
Gewicht | 230.5 lb (104,6 kg) |
Armlänge | 203 cm |
Bilanz | 19-3 |
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Daniel Cormier:
Auch Cormier hatte keine leichte Kindheit, denn wie schon bei Miocic trennten sich die Eltern früh. Am Thanksgiving Day 1986, als er sieben Jahre alt war, kam es dann noch viel schlimmer. Es passiert etwas, was er später als "gravierende Veränderung" in seinem Leben beschreiben würde: Sein Vater wurde erschossen. Erschossen nicht von irgendwem, sondern vom Vater seiner zweiten Frau. Und das nicht irgendwo, sondern im eigenen Wohnzimmer.
"Damals hatte ich natürlich keinen Plan, was passiert war. Als ich dann älter wurde, merkte ich aber: Hey, mein Vater wurde ermordet", verriet Cormier 2011. Er suchte ebenfalls seinen Ausgleich im Sport und machte seine Dinge nicht schlecht. Hier eine Meisterschaft im Fußball, dort eine Meisterschaft im Basketball. In der High School schaffte er es sogar in das Football-Team von Louisiana, wo die Sportart einer Religion gleicht.
Da das Team aber so "wahnsinnig schlecht" war, erkannte Cormier, dass er nicht weiter eine Teamsportart ausüben wollte: "Es war wie: 'Mann, ich muss mich auf all diese anderen Typen verlassen? Vergiss das.' Ich habe danach nie wieder einen Mannschaftssport gemacht." Er lehnte daher mehrere Stipendienangebote für den Football ab und ging lieber dem Ringen nach. Und das mit Erfolg.
2004 erreichte er für die USA bei den Olympischen Spielen den vierten Platz. Drei Jahre später holte er sich die Bronzemedaille bei der Weltmeisterschaft. Bei Olympia 2008 sollte Gold folgen, doch wegen eines Nierenversagens musste er passen. Zurückgeführt wurde dies auf zu starkes Abnehmen. Noch Monate danach flippte er regelrecht aus, wenn jemand in seinem Umkreis das Wort "Olympia" erwähnte.
Daniel Cormiers Zeit in Depression: "Ich lag im Sterben"
Cormier versuchte danach, ein geregeltes Leben zu führen. Er hatte einen Job als Verkäufer von Werbeflächen bei einem Fernsehsender in Oklahoma. Er hasste es, weil "ich mich wie ein Telemarketer fühlte". Immerhin gab ihm der Job genug Zeit, um weiter zu trainieren. Er dachte, er würde das tun, was jeder andere Ringer auch tat. Nämlich einfach herumhängen und warten, um einen Platz als Cheftrainer für ein College-Team zu bekommen. "Ich lag im Sterben", sagte er rückblickend. "Ich habe jeden Abend nach der Arbeit getrunken. Ich bin nicht einmal mehr zum Mittagessen gegangen. Ich blieb einfach in meinem Büro und schlief."
Währenddessen hatte ein alter Freund von ihm die Chance bekommen, sich in der damals noch völlig unbekannten Sportart namens MMA zu beweisen. Cormier war von diesem Sport sofort begeistert, auch wegen des vielen Geldes: "Es war so verrückt. Mein Kumpel hatte so viel Geld. Er schickte mir sogar Geld. Damit ich über die Runden kam, weil ich ja alles versoffen hatte. Er kämpfte jeden Monat, und sie zahlten ihm 48.000 Dollar pro Kampf." Cormier schaute sich das Ganze an und war gleich Feuer und Flamme. Endlich hatte er etwas gefunden, wo er nicht jeden Tag deprimiert aufstehen und sich sogar vor dem Wecker fürchten musste. Dennoch hatte seine Vergangenheit ihn nicht verlassen.
"Als ich mit MMA anfing, wurde ich von allen nur belächelt. Ich war derjenige, der damals nicht bei Olympia antreten konnte, weil ich mein Gewicht nicht reduzieren konnte. Da war also nicht mehr viel Stärke und Größe in meinem Namen. Ich war nur der kleine fette Junge", sagte er jüngst in seinem Podcast.
2013 landete Cormier schließlich in der UFC und legte einen Raketenstart hin. Mit einer 15-0-Bilanz, damals noch im Halbschwergewicht, traf er auf seinen Hass-Gegner - auf Jon Jones. Trotz zweier Kämpfe (beide gewann Jones, allerdings wurde aufgrund eines positiven Tests nur einer gewertet) hassen sich die beiden immer noch. Aber das ist eine andere Geschichte.
Striking:
- Im Gegensatz zu seinen früheren Kämpfen ist Cormier fast nicht wiederzuerkennen. Die Balance und seine Offensive hatten zuvor nie so gut ausgesehen.
- Der Springe Jab: Dieser Schlag hat sich in den letzten Kämpfen bei ihm eingebürgert. Während sein Gegner die Hand ausstreckt, um eine Lücke zu finden, springt Cormier mit einem Jab nach vorne.
- Haltung: Früher verlagerte Cormier sein Gewicht zu sehr auf das Vorderbein und hatte somit weniger Zeit, auf Angriffe seines Gegners zu reagieren.
- Im Großen und Ganzen arbeitet Cormier mit einer hohen Anzahl von Jabs und Crosses (Powerpunch). Er wirft selten Kombinationen - meist nur diese Zweierschlagkombination.
- Verteidigung: Hier gibt's noch einige Defizite hinsichtlich seiner Deckung und seiner Bewegungen.
Wrestling:
- Die springenden Jabs erlauben ihm, einfacher Takedowns anzusetzen.
- Der Olympionike sucht in Sachen Wrestling in der UFC seines Gleichen.
- Auch seine Verteidigung ist hervorragend. In den meisten Fällen prallen Takedowns einfach an ihm ab. Gegen Jon Jones oder Alexander Gustafsson wurde Cormier zwar kurzzeitig zu Boden geschmissen, aber er konnte immer schnell wieder aufstehen.
Daniel Cormier: Statistiken
Größe | 180 cm |
Gewicht | 251 lb (114 kg) |
Armlänge | 184 cm |
Bilanz | 22-2, 1 NC |
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Bruce Buffer ist schon immer mit dem Kampfsport verbunden. In seiner Jugendzeit sammelte er mehrere Gürtel im Judo und Karate. Später kümmerte er sich zunächst um die Vermarktung seines Halbbruders Michael Buffer ("Let's get ready to rumble"). Seit 1996 ist er nun ebenfalls als Ansager tätig und zur Stimme der UFC geworden. SPOX hat sich Buffer über die Schlüsselelemente des Kampfes unterhalten. Darauf kommt es bei Miocic vs. Cormier III an:
Größe des Octagons
Im Gegensatz zu einem normalen Käfig wird das Octagon im UFC Apex, der Austragungsort von UFC 252, etwas kleiner sein. Das Standard-Modell der UFC hat einen Durchmesser von 9,1 Meter und einen 1,8 Meter hohen Zaun. Im Trainingszentrum der UFC ist allerdings nicht ganz so viel Platz, daher wird der Durchmesser nur 7,62 Meter betragen.
"Viele denken, dass nur Cormier dadurch profitieren wird. Das glaube ich aber nicht. Wie wir in den letzten beiden Kämpfen gesehen habe, sind die beiden so schlau", sagt Buffer. "Im Vergleich zum ersten Kampf setzte Miocic im Rückkampf vor allem auf Körpertreffer. Wenn er das so weitermacht, wird Cormier gar nicht die Chance bekommen, seine Wrestling-Künste zu zeigen. Da ist es auch egal, wie groß nun der Käfig ist."
Doch ist die Größe des Käfigs wirklich nicht so wichtig? Buffer findet ja: "Ich glaube zudem, dass auch ein wenig auf die Fitness geachtet werden sollte. Natürlich sind beide in Top-Verfassung, es geht mir aber viel mehr um die Erholungspausen. Ist Miocic im Vorteil, wenn Cormier weniger Pausen bekommt? Das wird spannend zu sehen sein."
Strategie
Daniel Cormier hat bereits überall kundgetan, dass Wrestling ein großer Teil seines Game Plans sein wird. Miocic müsse seine "Wrestling-Schuhe" anziehen. Hinsichtlich der Herangehensweise müsse laut Buffer zudem dies beachtet werden:
- Das Gewicht von Miocic: Im Rückkampf bei UFC 241 war Miocic schlanker und fitter als je zuvor. Miocic konnte sich besser auf die Distanz einstellen und konnte die Angriffe von Cormier abwehren. Einer der Faktoren laut Buffer, die dazu beitrugen, war die erhöhte Ausdauer von Miocic. Aufgrund seines reduzierten Gewichts hatte er die Möglichkeit, den "Hundekampf" zu gewinnen. Und natürlich waren sein "solides Kinn und seine Schlagfertigkeit" entscheidend.
- Wie fit ist Cormier? Nach der Niederlage bei UFC 241 erklärte er, dass nicht ganz gesund gewesen sei. Gerüchteweise soll Cormier den größten Teil dieser Vorbereitung damit verbracht hat, sein Gewicht zu reduzieren. Fraglich ist daher, inwiefern er seinen Körper damit auslaugte. "Das hören wir nun aber schon seit Jahren. DC hat bislang schon immer seine Zweifler verstummen lassen", meint Buffer dazu.
- Wrestling und Clinch vs. Striking: "Der größte Unterschied zwischen UFC 226 und UFC 241 war doch eigentlich nur, dass es zwei unterschiedliche Sieger gab. Die Strategien waren immer gleich: Miocic will boxen, Cormier will es nicht", analysiert Buffer. Cormier hätte bei seinem Sieg die Clinch-Situationen besser ausgenutzt. Er hätte damals Miocic so geklammert, dass dieser fast machtlos war. Im zweiten Kampf gab es diese Situationen nur selten.
Was folgt danach?
Sowohl Miocic als auch Cormier wird nachgesagt, dass es bei UFC 252 das letzte Mal sein könnte, dass die beiden Kämpfer das Octagon betreten werden. Es gibt allerdings auch zahlreiche Gerüchte, die sagen, dass der Sieger auf Jon Jones treffen könnte - vor allem für Cormier eine interessante Variante.
Für Buffer ist die Situation recht klar: "Wer auch immer den dritten Kampf für sich entscheidet, wird danach nicht aufhören. Selbst bei Miocic kann ich mir das nicht bei einer Niederlage vorstellen. Bei Cormier könnte ich mir allerdings vorstellen, dass er bei einer Niederlage auf jeden Fall lange über einen Rücktritt nachdenken könnte."
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