UFC - Fünf Fragen zur Niederlage von Conor McGregor: Welche Optionen hat "The Notorious" nun?

Max Schrader
24. Januar 202116:04
Dustin Poirier gewann bei UFC 257 gegen Superstar Conor McGregor.getty
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UFC-Superstar Conor McGregor hat gegen Dustin Poirier die nächste Niederlage hinnehmen müssen. Was bedeutet der Kampf für beide Fighter und die UFC? Was sind die Optionen von "The Notorious" und was macht Khabib Nurmagomedov? Fragen und Antworten.

Ihr könnt den Kampf McGregor vs. Poirier im Re-Live in voller Länge auf DAZN sehen.

1. Was ist eigentlich passiert?

Für Conor McGregor sollte es der Startschuss für den großen Angriff Richtung Titel werden, der Kampf endete allerdings in einem Desaster. Noch nie zuvor war der Ire ausgeknockt worden - bis zum 24. Januar 2021 als Dustin Poirier "The Notorious" in der zweiten Runde bei UFC 257 durch mehrere Schläge zur Strecke brachte.

Dabei fing der Kampf aus McGregors Sicht gut an. In typischer Art und Weise übte er viel Druck aus und landete einige Treffer. Szenen, die an den "alten Conor" erinnerten. Poirier landete aber einige Legkicks, die McGregor mit der Zeit zusetzten. So wurde er seinem Speed beraubt und humpelte. Poirier nutzte das aus, landete einige Treffer und zwang Schiedsrichter Herb Dean den Kampf nach 2:32 Minuten der zweiten Runde zum Abbruch.

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"Mein Bein war tot", erklärte McGregor nach dem Kampf. "Ich habe mich nicht darauf eingestellt und das war es dann. Gut gemacht von Dustin, ich freue mich für ihn." Einen Grund für seine Niederlage sah McGregor darin, dass er seit einem Jahr nicht mehr im Octagon gestanden hatte. Damals besiegte er Donald "Cowboy" Cerrone, der bereits seine besten Tage hinter sich hatte, nach 40 Sekunden. Da die UFC ihm aber keinen passenden Gegner anbot, trat er infolgedessen zurück - zum dritten Mal innerhalb vier Jahren.

"Ich habe alles erreicht, nur Champion kann ich mich noch nicht nennen", erklärte Dustin Poirier nach seinem überraschenden Sieg. "Ich will der Champ sein." Die aktuelle Nummer zwei der Leichtgewichtswelt hat sich von seiner Niederlage gegen Khabib Nurmagomedov bei UFC 242 erholt. Bereits im Juni vergangenen Jahres stand "The Diamond" wieder im Octagon, als er Dan Hooker besiegt hatte.

2. Was bedeutet die Niederlage für Conor McGregor?

Seitdem er sich im November 2016 durch einen Sieg über Eddie Alvarez zum zweifachen Champion (Feder- und Leichtgewicht) gekrönt hatte, verlor Conor McGregor zwei seiner drei MMA-Kämpfe. Nur gegen den 36-jährigen Cerrone hatte McGregor leichtes Spiel.

Kurz gesagt: Der Stern des Iren leuchtet nicht mehr so hell. Durch einige Patzer abseits des Käfigs (Knast, Anzeigen, Khabib-Attacke) scheint es so, als wären die besten Tage von McGregor gezählt. Die Sucht nach Ruhm und Aufmerksamkeit hatten die letzten Jahre bestimmt. Als McGregor in seiner Prime war, konzentrierte er sich unter anderem lieber auf die Vermarktung seines Whiskeys und einen Schaukampf mit Flyod Mayweather. So konnte er seine sportlichen Erfolge in der UFC nicht bestätigen.

Eigentlich wurde davon ausgegangen, dass er bei einem Sieg über Poirier die Chance auf einen Rückkampf gegen Khabib Nurmagomedov bekommen würde. Durch die Niederlage hat sich dieses Kapitel wohl endgültig erledigt.

Im Vorfeld von UFC 257 erklärte McGregor, dass er neben Poirier noch sechs weitere Kämpfe in den nächsten 18 Monaten bestreiten wolle. Für einen Titelkampf wird er nun aber zwei, wenn nicht so gar drei weitere Fights benötigen.

Welche Optionen hat "The Notorious" jetzt?

  • Dritter Kampf gegen Poirier: "Ich freue mich auf die Blockbuster-Trilogie", schrieb McGregor nach dem Kampf auf Instagram. "Wenn man nach zwei Kämpfen 1-1 steht, gibt es normalerweise auch einen dritten Kampf", erklärte UFC-Präsident Dana White. Doch die UFC scheint aktuell andere Pläne mit Poirier zu haben. McGregor wird durch die Niederlage wohl aus den Top 5 rutschen und hätte damit nicht zwingend einen Anspruch auf den dritten Kampf.
  • Dritter Kampf gegen Nate Diaz: Auch gegen Nate Diaz könnte es den dritten Kampf geben. Bereits im Vorfeld erklärte er, dass er gerne erneut gegen den mittlerweile 35-Jährigen kämpfen würde. Diaz hat allerdings seit Ende 2019 nicht mehr gekämpft (Niederlage gegen Jorge Masvidal). Daher ist es fraglich, ob er überhaupt noch einmal zurückkommen wird.
  • Weitere UFC-Kandidaten: Die UFC hat viele spannende Optionen, wie sie mit McGregor umgehen kann. Neben den bereits erwähnten Kandidaten könnte der Ire gegen Tony Ferguson kämpfen. Der Altstar zeigte sich ebenfalls in einer Formkrise und will zurück an die Spitze der Division. Ein Duell zweier Veteranen? Die Pressekonferenzen würden alleine reichlich Einschaltquoten erzielen. Ebenfalls hätte ein Duell im Weltergewicht gegen Khamzat Chimaev großes Vermarktungspotenzial. Sollte die UFC wieder Arenen füllen wollen, wäre auch Dan Hooker in dessen Heimat Auckland, Neuseeland, eine Option. Die aktuellen Quarantänevorschriften würden die Pläne allerdings wohl durchkreuzen.
  • Kirmes-Boxen: Immer wieder liebäugelte McGregor mit einer Rückkehr in den Boxring. Seinen bisher einzigen Kampf verlor er damals gegen Floyd Mayweather. Ex-Champion Manny Pacquiao und YouTuber Jake Paul gelten als Interessenten, sofern McGregor wieder boxen will. Vor allem mit Paul lieferte er sich immer wieder ein paar Scharmützel. Dafür müsste aber auch die UFC zustimmen.
  • Karriereende: Ein Karriereende klingt zwar verlockend, ist allerdings ausgeschlossen. McGregor will kämpfen, die UFC will ihn behalten.

McGregors Vertrag in der UFC geht noch über drei Kämpfe. Eigentlich wollten sich die Parteien im Sommer zusammensetzen, um den Kontrakt auszudehnen. Fraglich ist, ob die UFC nun den Vertrag vorzeitig verlängert wird oder zunächst die Entwicklung McGregors abwarten will. Nichtsdestotrotz wird er zurückkehren - ob ins Octagon oder in den Boxring.

3. Was bedeutet der Sieg für Dustin Poirier?

Schon lange wurde nicht mehr ein Kämpfer so unterschätzt wie Dustin Poirier im Vorfeld von UFC 257. Seit dem ersten Kampf mit McGregor 2015 hat sich "The Diamond" enorm weiterentwickelt und ist reifer geworden. Seine Taktik gegen McGregor war hervorragend, wenngleich auch gefährlich, da er einige harte Treffer einstecken musste.

Er gab aber auch zu: "Ich war vorher so nervös beim Rausgehen und in der Umkleidekabine. Ich war so nervös und fühlte mich platt, aber sobald ich unter den Scheinwerfern stand, erwachte ich einfach zum Leben." Poirier erklärte außerdem, dass er unter der 14-tägigen Quarantäne gelitten hätte: "Ihr nennt es Fight Island, aber so idyllisch war es nicht."

Für Poirier wird es mit großer Wahrscheinlichkeit als Nächstes um den vakanten Leichtgewichtstitel gehen, sofern Khabib nicht zurückkehrt. Der 32-Jährige ist allerdings auch als knallharter Verhandler bekannt. Im Herbst 2020 sollte er eigentlich gegen Tony Ferguson antreten. Er forderte aber ein höheres Gehalt als angeboten und zog daher seine Teilnahme zurück.

Ein potenzieller Kandidat für einen Titelkampf war mit Michael Chandler ebenfalls bei UFC 257 dabei. Der ehemalige Bellator-Champion feierte mit einem K.o. über Dan Hooker einen eindrucksvollen Einstand in die UFC. Poirier will aber nicht gegen Chandler kämpfen, wie er erklärte. "Ich weiß nicht, wer der Nächste sein wird. Ich werde mit Dana, der UFC reden. Aber eins kann ich versichern: Ich kämpfe nicht gegen Michael Chandler." Seiner Meinung nach sei es nicht möglich, bereits nach einem Kampf um den Titel kämpfen zu können. "Er soll gegen Charles Oliveira kämpfen, das könnte passen", so Poirier weiter.

Somit würde wohl nur noch die Trilogie mit McGregor oder ein Kampf gegen Justin Gaethje, der jüngst gegen Khabib verloren hatte, zur Debatte stehen. Oder geht es für Poirier doch zurück ins Federgewicht? Gegen Max Holloway gewann er bereits zweimal.

4. Was bedeutet der Kampf für die UFC?

Die UFC wird mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf das Event zurückblicken. Zwar konnte die Organisation wohl mit rund 1,5 Millionen Pay-Per-View-Verkäufen den zweitbesten Wert aller Zeiten feiern, gleichzeitig ging ihr aber auch ein zweistelliger Millionenbetrag durch die fehlenden Zuschauereinnahmen durch die Lappen.

Die Niederlage McGregors bedeutet zudem, dass ein Rückkampf gegen Khabib Nurmagomedov vom Tisch ist. Khabib vs. McGregor II hätte wohl jegliche bisher erreichte Dimensionen gesprengt. Der erste Kampf zwischen den beiden bleibt mit 2,4 Millionen verkauften PPV wohl auf lange Zeit unerreicht.

Ein weiteres Problem ist, dass der UFC mit Khabib ein Aushängeschild und ein Marketing-Zugpferd, vor allem in Asien, nun wohl endgültig weggebrochen ist. Mit Daniel Cormier und Herny Cejudo haben außerdem 2020 zwei weitere Ausnahmekämpfer ihren Rücktritt erklärt.

Um auf die angestrebte PPV-Zahl zu kommen, werden daher nun mehrere Titelkämpfe auf einen Tag gelegt. Bei UFC 259 wird es sogar einen Zwei-Divisionen-Kampf geben. Israel Adesanya wird um den Leichtschwergewichtstitel kämpfen. Auf der Card gibt es mit Petr Yan vs. Alijamain Sterling und Amanda Nunes vs. Megan Anderson zusätzlich zwei weitere Titelkämpfe.

Auch UFC 260 mit dem Schwergewichtsduell von Stipe Miocic und Francis Ngannou klingt vielversprechend - zumal der Gewinner auf Superstar Jon Jones treffen wird. Die UFC wird in Zukunft also noch mehr auf die Fanwünsche hören müssen, um ihre Ziele zu erreichen.

Fraglich ist allerdings, ob die Kämpfe wie geplant stattfinden können. Die neue Regierung der USA plant laut übereinstimmenden Medienberichten zufolge eine 14-tägige Quarantäne. "Das wäre die Hölle", sagte UFC-Präsident Dana White. White gilt als Freund von Ex-Präsident Donald Trump. Bislang galt die Regelung, dass UFC-Kämpfer nicht in Quarantäne mussten, sondern von der UFC getestet und überwacht wurden.

5. Ist ein Khabib-Comeback nun ausgeschlossen?

Höchstwahrscheinlich ja. "Sei ehrlich zu dir selbst. Ich stehe so viele Level über ihnen", sagte der 32 Jahre alte zurückgetretene Champion zu Dana White. Auf der darauffolgenden Pressekonferenz machte dieser einen niedergeschlagenen Eindruck. Er war es, der Khabib immer wieder zu einem Comeback überreden wollte. Ein möglicher Kampf mit UFC-Legende Georges St.-Pierre stand daher zur Debatte.

Lange Zeit war es Khabibs Traum, mit einer Bilanz von 30 Siegen bei keiner Niederlage in den verdienten Ruhestand zu gehen. Der Tod seines Vaters Abdulmanap, der ihn auch trainiert hatte, änderte allerdings alles. Nach UFC 254 gab er sein Karriereende bekannt, da er seiner Mutter versprochen hatte, nicht mehr ohne seinen Vater zu kämpfen.

Khabib zog sich zurück und traf sich in den letzten Wochen mit White, um über die Zukunft zu sprechen. Er wollte bei UFC 257 "etwas Spektakuläres" sehen. Sowohl Poiriers als auch Chandlers Vorstellung waren "spektakulär". Womöglich war es auch nur eine Martketingmasche der UFC, um noch weitere PPV zu verkaufen.

Khabibs Zukunft könnte vielleicht dennoch in der UFC liegen, denn die Reality-Serie "The Ultimate Fighter" wurde wieder zum Leben erweckt. Für die erste Staffel nach dem Restart wurden mit Chuck Liddell und Tito Ortiz zwei Veteranen als Coaches verpflichtet. Khabib soll dem Projekt nicht abgeneigt gewesen sein. Nur mit Conor McGregor wollte er die Serie nicht angehen. "Selbst wenn sie mir fünf Milliarden Dollar zahlen - selbst wenn sie mir die UFC komplett überschreiben - würde ich das nie machen", sagte er gegenüber ESPN.

Abseits des Octagons hat sich Nurmagomedov bereits einige weitere Standbeine aufgebaut. Unter anderem wirbt er für Reebok, Toyota, Gorilla Energy und einen Hersteller von Schwarzkümmelöl in seiner Heimat. Zusätzlich lässt er sich als Redner buchen - für rund 80.000 Dollar pro Termin.