Gegen Weltmeister Anderson Silva ging Nate Marquardt unter. In der ersten Runde. Das war 2007. Mittlerweile räumt er ein: "Ich habe komplett falsch gekämpft" - und ist auf dem Weg zurück an die Spitze. In Oberhausen muss er jedoch zuerst Yushin Okami ausschalten. Bei SPOX erklärt er, wie das klappen soll.
Hier bin ich nun, kurz vor meinem wichtigsten Kampf der letzten drei Jahre. Und immer wieder muss ich dieselbe Frage von Journalisten und Fans beantworten: "Du hast schon einmal gegen Anderson Silva und dann auch noch zwei weitere Ausscheidungskämpfe verloren - warum denkst Du, dass es diesmal klappen wird?"
Es ist ja nicht so, als dass ich mir diese Frage noch nie selbst gestellt hätte. Ich war der erste Mittelgewichtsmeister der japanischen Grappling-Liga Pancrase. Ich habe diesen Titel insgesamt siebenmal gewonnen. Ich besiegte danach bei der Ultimate Fighting Championship Ivan Salaverry, Joe Doerksen, Crafton Wallace und Dean Lister, um einen Titelkampf gegen Anderson Silva zu bekommen.
Doch dann ging ich am 7. Juli 2007 gegen den Weltmeister sang- und klanglos in der ersten Runde unter. Ich wusste nicht, was mit mir geschehen war. Es dauerte tatsächlich mehrere Wochen, bis ich mir den wahren Grund für meine Niederlage eingestand: Ich war nicht ich selbst und kämpfte, um nicht zu verlieren - und nicht um zu gewinnen. Ich war zu defensiv und zollte Silva zu viel Respekt.
"Ich habe komplett falsch gekämpft"
Das Gute an einer solchen Niederlage ist, dass sie einen zum Nachdenken bringt. Ich bin kein Mensch, der bei jeder Kleinigkeit an sich selbst zu zweifeln beginnt, aber ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, ich hätte mich nicht gefragt, ob ich überhaupt gut genug bin, um Weltmeister zu werden.
Ich erkannte jedoch schnell, dass ich komplett falsch gekämpft hatte. Mein Kampfstil ist eigentlich auf Offensive ausgerichtet, doch ich blieb viel zu sehr in der Defensive. Man kann auch in der Offensive auf Kontermöglichkeiten aus sein - nicht alle Konterkämpfer sind automatisch Defensivkämpfer, und das war mein Denkfehler.
Ich bin dann am besten, wenn ich aktiv nach Möglichkeiten suche, den Gegner zu besiegen. Eigentlich bin ich ja passionierter Bodenkämpfer, aber ich habe in den letzten Jahren sehr stark an meinen Fähigkeiten auf den Beinen gearbeitet. Mir macht es inzwischen Spaß, mit meinen Gegnern in den Schlagabtausch zu gehen. Vier meiner letzten fünf Kämpfe endeten durch Knockout - ein deutliches Zeichen, dass ich nicht mehr der defensive Bodenkämpfer bin, der ich im Jahr 2007 war.
Nur gegen die Besten der Besten
Yushin Okami, mein Gegner bei UFC 122 in Oberhausen (21 Uhr im LIVESTREAM), ist stilistisch mit keinem meiner bisherigen Gegner zu vergleichen, was ihn zu einer interessanten Herausforderung macht. Er ist jemand, der in der UFC bislang nur gegen die Besten der Besten verloren hat, genau wie ich.
Manche Experten sagen über Okami, er sei eine diszipliniertere Version von Chael Sonnen, gegen den ich im letzten Februar nach Punkten verlor, doch das halte ich für eine blödsinnige Aussage. Okami hat einen anderen Körperbau, ringt anders, hat andere Takedowns, sein Striking ist völlig anders als das von Chael, und auch am Boden haben die beiden wenig gemeinsam.
"Ich werde der neue Weltmeister"
Wenn man einem Kämpfer die Frage stellt, was es ihm bedeuten würde, die Weltmeisterschaft zu gewinnen, kommt fast automatisch die Antwort, ein Traum würde in Erfüllung gehen. Das hat oft schon etwas von einer Plattitüde - es wirkt einstudiert. In meinem Fall entspricht es aber der Realität.
Seit meiner frühesten Kindheit habe ich schon davon geträumt, eines Tages der Weltmeister zu sein. Ich wusste damals noch nicht, in welcher Disziplin ich die Weltmeisterschaft holen wollte, aber ich war mir immer sicher, dass es der Weg ist, den ich beschreiten muss.
Im Moment gibt es für mich nichts Wichtigeres auf der Welt, als Yushin Okami in Oberhausen zu besiegen. Ich will keinen Zweifel daran lassen, dass ich der nächste Herausforderer um die Weltmeisterschaft im Mittelgewicht bin. Ich will darüber hinaus der erste Kämpfer werden, dem es gelingt, Okami in der UFC vorzeitig zu besiegen. Und dann will ich der Weltmeister werden.
Yushin, du stehst mir im Weg. Das kann ich nicht zulassen, denn ich werde der neue Weltmeister. Das ist mein Schicksal.