UFC 126 (So., 3 Uhr im LIVESTREAM) findet an deinem besonderen Tag statt. Es ist Super-Bowl-Samstag in den USA und in der UFC traditionell Zeit für historische Kämpfe. In Las Vegas sollen diesmal am liebsten die Hauptkämpfer Anderson Silva und Vitor Belfort Geschichte schreiben. SPOX-Experte Oliver Copp bewertet alle Duelle.
Seit dem Jahr 2005 ist es Tradition, dass die Ultimate Fighting Championship am Vorabend des Super Bowl in Las Vegas einen Event veranstaltet. Einige der denkwürdigsten Momente der UFC-Geschichte ereigneten sich just bei diesen Shows: der dritte und entscheidende Kampf zwischen Chuck Liddell und Randy Couture, die UFC-Debüts von Quinton "Rampage" Jackson, Mirko "Cro Cop" und Brock Lesnar und der Aufstieg von Georges St. Pierre vom UFC Weltmeister in den Kampfsport-Olymp nach seinem Kantersieg gegen BJ Penn.
Im Hauptkampf der UFC 126 am Samstag geht es um die Weltmeisterschaft im Mittelgewicht zwischen Rekordweltmeister Anderson "The Spider" Silva und seinem Herausforderer Vitor Belfort.
Während Anderson Silva am Vorabend des Super Bowls im Jahr 2007 seinen ersten Sieg als UFC Weltmeister im Mittelgewicht einfuhr und den Grundstein für eine legendäre Karriere legte, stand Belfort nach einer knappen Punktniederlage gegen Tito Ortiz im ersten Super-Bowl-Hauptkampf überhaupt vor dem Aus. Sein Vertrag war mit diesem Fight ausgelaufen, und nach zwei Niederlagen in Folge gegen Randy Couture und Ortiz hatte niemand eine rechte Vorstellung davon, wie es mit ihm weitergehen sollte.
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Zweite Chance für Belfort
Sechs Jahre später bekommt Belfort nun eine zweite Chance, sich am Super-Bowl-Samstag zu beweisen. Er bekommt die Gelegenheit, der erste Mann zu werden, dem es jemals gelang, ein frühes UFC-Turnier und die Weltmeisterschaften im Halbschwergewicht und Mittelgewicht zu gewinnen.
Er könnte Geschichte schreiben und den Rekordlauf von Anderson Silva beenden. Mit einem Sieg würde er endlich die Kritiker zum Schweigen bringen, die ihm seit Jahren nachsagen, im entscheidenden Moment mental immer zusammenzuklappen. Soweit die Fantasie.
Belfort glaubt nicht an sich selbst
In der Realität, dem Hier und Jetzt, fällt es dagegen schwer, Belfort große Chancen auszurechnen, wenn der Herausforderer nicht einmal an sich selbst zu glauben scheint. Auf der Eröffnungspressekonferenz wich er den Fragen der Journalisten nach seinen Titelambitionen ein ums andere Mal aus und fabulierte darüber, dass es ihm nur noch darum gehe, dabei zu sein und Spaß zu haben.
Bei allem Respekt vor Belforts vergangenen Leistungen, aber spricht so ein Weltmeister in spe? Natürlich ist es erfrischend anders, von martialischen Ankündigungen und dem allgemeinem Ballyhoo verschont zu bleiben, doch stellt man sich unweigerlich die Frage, wo die Bescheidenheit aufhört und Belfort wieder in seine altbekannten Verhaltensmuster fällt.
Wenig Vertrauen erweckt auch die Tatsache, dass der Herausforderer während seines Trainingslagers den Trainerstab komplett austauschte. Belfort ist bekanntermaßen ein Trainingsnomade, aber üblicherweise zieht er zwischen Kämpfen weiter und nicht während der Kampfvorbereitung. Anders gesagt: Es verwundert nicht, dass der Herausforderer gerade mit fast 3:1 Außenseiter ist.
Belforts einzige Chance: Silva überrennen
Die in diesen Tagen oft gelesene Expertenmeinung ist, dass die einzige Chance des Herausforderers darin besteht, Silva mit seinen schnellen Schlagkombinationen zu überrennen und kurzen Prozess zu machen. Tatsächlich ist das der Weg, mit dem Belfort in der Vergangenheit am häufigsten zum Erfolg kam.
Weltmeister Anderson Silva ist seit fünf Jahren unbesiegt und hat dreizehn Kämpfe in Folge gewonnen, elf davon vorzeitig und neun der elf in den ersten beiden Runden. Damit scheint er nicht das perfekte Opfer für Belforts erfolgversprechendste Taktik zu sein.
Silva kann Kämpfe umbiegen
Silvas letzter Herausforderer, Chael Sonnen, war der erste Kämpfer, dem es zu demonstrieren gelang, wie man den Brasilianer in Schwierigkeiten bringt. Er hatte Silva viereinhalb Runden am Rande einer Niederlage, ein Kunststück, das in der UFC noch niemandem auch nur annähernd gelungen war. Doch der Weltmeister nutzte nur zwei Minuten vor Kampfende eine Unachtsamkeit Sonnens aus und beendete den Kampf wie aus dem Nichts.
Seine Kämpfe zu dominieren und zu gewinnen verdient Respekt. Viereinhalb Runden lang nach Strich und Faden den Hintern versohlt zu bekommen und dann noch dazu in der Lage zu sein, den Kampf in letzter Sekunde zu drehen, ist jedoch eine ganz andere Hausnummer - und ein Kunststück, das Belfort in seiner Karriere noch nie gelang. Über fünfzehn Jahre hinweg gewann Vitor Belfort die Kämpfe, die er von Anfang an dominierte, und verlor jene, in denen er in Schwierigkeiten gebracht wurde.
Warum sollte sich ausgerechnet im Februar 2011 etwas daran ändern? Belfort hat die berüchtigte "Puncher's Chance" und bringt die Schlagkraft mit, Anderson Silva kalt zu erwischen und auszuknocken. Sollte Silva wieder wie in den Kämpfen gegen Demian Maia oder Thales Leites den Clown machen und Belfort verhöhnen, ist ein Knockout-Konter absolut vorstellbar und auch wünschenswert. Nur weiß das der Weltmeister auch. Die Szenarien, in denen Silva sich durchsetzt, sind einfach zu vielfältig, um auf einen Sieg von Belfort tippen zu können.
Teil 2: Der zweite Hauptkampf und die übrige Fightcard
Der zweite Hauptkampf zwischen den früheren Weltmeistern Rich Franklin und Forrest Griffin wirft in dieser Hinsicht viel mehr Fragen auf und verspricht ein spannendes Duell. Nach einer fünfzehnmonatigen Pause ist Griffin wieder motiviert, an vergangene Erfolge anzuknüpfen und zu alter Form zurück zu finden. Rich Franklin ist für einen solchen Rückkehrkampf allerdings ein denkbar schlechter Gegner, denn genau wie Griffin mag er zwar in keiner Disziplin dominant sein. Anders als Griffin hat er aber nirgendwo eklatante Schwächen.
Konzentriert man sich bei dieser Begegnung also auf die Suche nach Schwachstellen, ist es Griffin, der in den Fokus rückt. Für jemanden, der bereits einmal die Weltmeisterschaft hielt, hat Forrest Griffin eine miserable Guard, aus der heraus ihn mit Keith Jardine und Rashad Evans schon zwei Kämpfer ausgeknockt haben - ein absolutes Unding. Ein technischer Knockout aus der Guard heraus ist folglich für das wahrscheinlichste Szenario für einen vorzeitigen Sieg von Rich Franklin.
Beide sind auf den Beinen nicht sonderlich K.o.-gefährlich. Franklin verfügt über das bessere technische Striking, dafür ist Griffin weniger einfach auszurechnen. Im Jiu-Jitsu sind sie zwar auf Augenhöhe, aber Aufgabegriffe haben bislang für beide keine wichtige Rolle gespielt. Forrest Griffin und Rich Franklin sind fast Spiegelbilder voneinander. Geht der Kampf über die Distanz - das wahrscheinlichste Szenario -, dann hängt es von der Tagesform ab, wer gewinnt. Beide wollen wieder Weltmeister werden. An Motivation wird es ihnen somit nicht fehlen, am Samstag im Octagon alles zu geben.
Bader und Jones kämpfen um WM-Chance
Ryan Bader und Jon Jones haben gute Karten, in zwei, drei Jahren die nächste Generation der Champions im Halbschwergewicht anzuführen. Bei UFC 126 werden sie untereinander ausmachen, wer als erster die Chance bekommt, die Luft in der Oberliga zu schnuppern. Unter Fans gibt es keinen Kampf auf der Karte, der mehr und hitziger diskutiert wird.
Bader kämpft sehr überlegt und sehr taktisch, allerdings fehlte es ihm bisher gegen die wichtigen Gegner an Durchsetzungsvermögen und Explosivität. Diese Qualitäten konnte Jon Jones zuletzt gegen Brandon Vera, Vladimir Matyushenko und Matt Hamill ein Mal ums andere unter Beweis stellen, während Bader gegen Antonio Rogerio Nogueira und Keith Jardine deutlich mehr Schwierigkeiten hatte.
Wie will Bader diesen Kampf gewinnen?
Vergleicht man Bader und Jones, stellt man sich unweigerlich die Frage, wie Bader diesen Kampf gewinnen will. Im Striking hat Jones neben 30 Zentimetern mehr Reichweite alle Vorteile auf seiner Seite. Ringerisch sind beide völlig ebenbürtig. Am Boden besiegte Jones wichtige Gegner aus der Oberlage, während Bader dort nur Pattsituationen herbeiführen konnte.
Auf diesem Niveau ist es töricht, einen sicheren Sieger auszurufen - eine Sekunde der Unaufmerksamkeit reicht, um eine Niederlage in einen Sieg zu verwandeln. Trotzdem würde mich hier alles andere als ein vorzeitiger Sieg von Jon Jones überraschen. Das Bessere ist der Feind des Guten.
Torres sucht den Weg zurück
Der frühere Federgewichtsmeister der UFC-Schwesterliga World Extreme Cagefighting Urijah Faber sagte im Gespräch mit SPOX, es sei für dominante Weltmeister schwierig, nach einer klaren Niederlage wieder auf den rechten Pfad zurück zu finden.
In einer solchen Situation findet sich der frühere Bantamgewichtsweltmeister Miguel Torres wieder. Nach siebzehn Siegen in Folge wurde er nacheinander von Brian Bowles ausgeknockt und von Joseph Benavidez zur Aufgabe gezwungen. In seinem UFC-Debüt trifft Torres nun am Samstag auf Antonio Banuelos.
Niemand weiß so recht, in welcher mentalen Verfassung Torres sich heute befindet. Zwar gelang ihm im September ein Pflichtsieg gegen Charlie Valencia, aber man vermisste die Explosivität, für die Torres als Weltmeister berühmt war. Banuelos ist ein gefährlicher Gegner für ihn, weil er über keinen großen Namen verfügt, dafür aber sehr gut und sehr vielseitig ist. Banuelos hat nichts zu verlieren und geht völlig entspannt in den Kampf, während für Torres unter allen Umständen ein Sieg her muss.
Ausnahmeringer im Eröffnungskampf
In einer ähnlichen Situation steckt im Eröffnungskampf der Ausnahmeringer Jake Ellenberger. Sein Trainer Shawn Tompkins ruft schon jetzt einen Titelkampf aus. Doch Ellenberger trifft am Samstag auf den aus Brasilien stammenden Wahl-Hamburger Carlos Eduardo Rocha, der die Fans bereits im ersten Fight der UFC 122 in Oberhausen begeisterte.
Ellenberger selbst scheint nicht viel Angst vor dem Kampf gegen Rocha zu haben und sagte im Interview mit SPOX, Rocha sei nur "ein weiterer Gegner" auf seinem Weg nach oben. Dabei scheint er zu vergessen, dass seine einzige vorzeitige Niederlage bislang gegen den Jiu-Jitsu-Experten Delson Heleno war.
Genau dort kommt der ausgemachte Brazilian Jiu-Jitsu-Könner Rocha ins Spiel. Er spielt auf dem Boden in einer völlig anderen Liga als alles, mit dem Ellenberger bislang konfrontiert war. Schützt der Ringer seine Beine nicht - ein typischer Fehler -, wird Rocha eines davon mit nach Hause nehmen.
Rocha klarer Außenseiter gegen Ellenberger
Doch auch beim Brasilianer gibt es Schatten. Auf den Beinen macht er bisweilen keine gute Figur und steckt viel zu viele Schläge ein, um den Kampf auf den Boden zu bringen. Ellenberger ist ringerisch gut genug, den Kampf im Stand zu halten, wenn er dies wünscht. Um dann bestehen zu können, muss Rocha im Training erheblich an seinem Striking gearbeitet haben. Jede der drei Runden beginnt im Stand und damit auf dem Papier in einer für Ellenberger vorteilhaften Position.
Für Carlos Eduardo Rocha ist Jake Ellenberger ein gewaltiger Schritt nach vorn. Es überrascht also nicht, dass Rocha bei den Buchmachern der klare Außenseiter ist. Ich rechne trotzdem mit einem Überraschungssieg von Rocha. Hochmut kommt vor dem Fall - Jake Ellenberger und seine Trainer sollten den Wahl-Hamburger nicht von vornherein abschreiben, tun es augenscheinlich aber trotzdem.
Die Übertragung von UFC 126: Silva vs Belfort beginnt auf SPOX.com und UFCLive.com in der Nacht von Samstag auf Sonntag um 3 Uhr mit den Vorkämpfen und um 4 Uhr mit der Hauptveranstaltung. Ab 2:25 Uhr überträgt die UFC auf www.facebook.com/UFC den Vorkampf zwischen Kid Yamamoto und Demetrious Johnson.
Zum Vergleich: UFC-126-Vorschau von mySPOX-User bunsen
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