SPOX analysiert, wer bei der March Madness die Favoriten sind, wer die Herausforderer - und auf welche Matchups man in Runde eins schauen sollte. Elias Harris' Team hat das Komitee ein toughes Programm beschert.
Es ist wieder soweit: Die NCAA startet in ihr großes Basketball-Turnier, die March Madness.* College-Basketball ist eine Faszination, die immer mehr auch die europäischen Fans packt.
Die Gründe dafür sind einfach: Bei jedem Spiel herrscht eine fantastische Stimmung, die Mannschaften spielen im Gegensatz zur NBA echten Team-Basketball und keiner der Akteure verdient Geld, hier geht es noch um Leidenschaft und Herzblut.
Nach dem Auftaktspiel am Dienstag, in der sich Arkansas Pine Bluff mit einem 61:44-Erfolg gegen Winthrop den 64. und letzten Startplatz für das Turnier sicherte, startet am Donnerstag die erste Runde.
SPOX erklärt, wer die großen Favoriten auf das Final Four in Indianapolis (3. bis 5. April) sind, welche Teams überraschen könnten und was die besten Matchups der ersten Runde sind.
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Die Favoriten
Kansas (1): Das Topteam des Landes, und das im Grunde schon das ganze Jahr über. Mit Coach Bill Self steht ein erfahrener Mann an der Seitenlinie, der seine Jayhawks schon vor zwei Jahren zum Titel führte. Auch damals schon dabei waren Spielmacher Sherron Collins und Big Man Cole Aldrich, die das Herzstück des Teams bilden. Kansas verfügt über eine perfekte Mischung aus Erfahrung, Speed und guter Defense. Es wird schwer, dieses Team aufzuhalten. Allerdings: Von allen Topteams hat Kansas die mit Abstand schwerste Region erwischt.
Kentucky (1): John Calipari hat sein Amt als Headcoach zu Beginn der Saison angetreten und aus der Traditionsuni gleich wieder ein Spitzenteam geformt. Niemand versteht es besser, die vielversprechendsten High-School-Talente zu finden und für sein Programm zu begeistern. Deshalb haben die Wildcats mit John Wall und DeMarcus Cousins die beiden vielleicht besten Freshmen des Landes im Team. Doch genau da liegt auch Kentuckys Problem: Der Faktor Erfahrung hat im Tournament einen unschätzbaren Wert, und wenn deine wichtigsten Leute neu auf dem Uni-Level sind, dann könnte es ein böses Erwachen geben.
Syracuse (1): Die Fans der Orange können es mit jeder anderen Anhängerschaft aufnehmen. Mit ihrer Leidenschaft können sie ein Spiel schon mal entscheidend beeinflussen. Noch wichtiger aber ist, dass Syracuse die beste Zonen-Verteidigung des Landes spielt. Angeführt von Spielmacher Andy Rautins wird der Gegner zu Turnovers en masse gezwungen, worauf das Team blitzschnell umschaltet und leichte Punkte im Fastbreak einfährt. Mit Junior-Swingman Wesley Johnson hat Syracuse einen erstklassigen Scorer und fast sicheren Top-5-Pick für den kommenden NBA-Draft im Team. Das einzige Problem der Orange ist, dass sie manchmal Schwierigkeiten haben, einen Schuss zu kreieren, wenn Fastbreaks nicht möglich sind. Gegen die Spitzenteams, die schnell auf Defense umschalten und besser mit eigenem Ballbesitz umgehen, könnte es dann schwer werden.
Duke (1): Dass es die Blue Devils bis zu einer Nummer-eins-Platzierung schaffen, hätte vor der Saison wohl niemand gedacht. Aber Mike Krzyzewski, der auch die Nationalmannschaft betreut, ist eben ein Fuchs, der aus seinen Jungs immer das Beste herausholt. Mit Jon Scheyer, Nolan Smith und Kyle Singler hat Duke ein Triumvirat zur Verfügung, dass es mit jedem Gegner aufnehmen kann. Allerdings müssen alle drei auch wirklich in Topform sein, damit das Team eine gute Rolle spielen kann. Der Faktor Athletik könnte sich als ein Problem erweisen. Auf der anderen Seite hat Duke die leichteste Region erwischt.
GettyOhio State (2): Evan Turner ist der beste Spieler des Landes. Punkt. John Wall mag als kommender Nummer-eins-Pick gelten, aber Turner ist trotzdem der Beste. Ein unfassbarer Scorer, Leader und Athlet, der einfach alles kann. Die Buckeyes, die nach der Zeit mit Greg Oden und Mike Conley Jr. erneut ein ernstzunehmender Gegner sind, haben jedoch leider das gleich Problem wie Kansas: Die Midwest-Region ist brutal.
West Virginia (2): Wer das Big East Tournament gewinnt, der hat einiges drauf, soviel ist klar. Immerhin gibt es dort mit Teams wie Georgetown, Villanova, Syracuse und Pittsburgh die größte Konkurrenz. Da'Sean Butler führte sein Team mit zahlreichen Clutch Plays zum Titel, und wird auch im Turnier für Furore sorgen. Sophomore Devin Ebanks ist ein weiterer aussichtsreicher NBA-Kandidat. Kentucky kann sich warm anziehen, denn mit West Virginia macht den Wildcats eine potenzielle Nummer eins den Final-Four-Platz streitig.
*Zum Modus: Da die über 300 Colleges in einer Saison unmöglich alle gegeneinander spielen können, erstellen ausgewählte Journalisten regelmäßig ein Ranking, wer die besten Teams im Land sind. Die Platzierung hängt zum einen von den Resultaten ab, zum anderen aber auch davon, gegen welche Gegner man diese erzielt hat.
Am Ende der regulären Saison spielen die einzelnen Conferences in einem Turnier ihren internen Champion aus, der dann für das große NCAA-Turnier qualifiziert ist. Dann setzt sich ein Komitee zusammen und berät, wer sonst noch dabei sein sollte. Aufgrund des vorher bestehenden Rankings haben viele Teams ihren Startplatz praktisch sicher, andere müssen bis zur letzten Sekunde bangen.
Nach Einschätzung des Komitees werden die auserkorenen 64 Teams erneut gerankt und mehr oder weniger willkürlich auf vier Regionen verteilt (es gibt vier Erstplatzierte, von denen jeder in einer Region spielt, vier Zweitplatzierte usw.). Die Sieger dieser vier Regionen, die im K.o.-Modus ermittelt werden, erreichen das Final Four.
Villanova und Co.: Hier geht's zu den Herausforderern
Die Herausforderer
Villanova (2): Die Wildcats haben nicht mehr die Klasse des vergangenen Jahres. Mit Dante Cunningham ist ein wichtiger Spieler weg, dafür hat Point Guard Scottie Reynolds das Ruder immer mehr in die Hand genommen. Aber Coach Jay Wright weiß, wie man im Tournament weit kommt, er hat erfahrene Spieler - und sein Team spielt in der South Region, der einfachsten von allen.
Kansas State (2): Der kleine Bruder der Jayhawks wird aufgrund von Kansas' Dominanz oft übersehen. Dabei haben die Wildcats mit Denis Clemente und Jacob Pullen zwei faszinierende Spieler in ihren Reihen. Phasenweise hatte man in diesem Jahr das Gefühl, dass Kansas State Kansas herausfordern würde können, aber nach einem ernüchternden Auftritt im Big-12-Turnier sieht die Lage jetzt schon wieder anders aus. Zumal die West-Region nicht ganz einfach zu spielen ist.
Pittsburgh (3): Anders als Kansas State dürfte Pittsburgh mit der Ansetzung im Westen zufrieden sein. Denn dort gehören sie zu den besseren Teams. Obwohl die halbe Mannschaft erneuert wurde und mit Sam Young, DeJuan Blair und Point Guard Levance Fields die drei wichtigsten Spieler des Vorjahres nicht mehr da sind, hat es Coach Jamie Dixon geschafft, um Super-Shooter Ashton Gibbs wieder eine schlagkräftige Truppe aufzustellen. Der Schlüsselbegriff ist Defense - und wer die beherrscht, der hat in jedem Spiel eine Chance.
Georgetown (3): Wenn nur diese Unkonstanz nicht wäre. Im Big-East-Turnier zeigten sich die Hoyas angeführt von Greg Monroe, einem vielseitigen Big Man mit tollem Auge, von ihrer besten Seite und erreichten das Finale, aber es gab in diesem Jahr auch Spiele, da wirkte das Team wie ein Hühnerhaufen. Gegen Syracuse etwa war Georgetown komplett chancenlos. Gut, dass mit Ohio (14) in Runde eins und Tennessee (6) oder San Diego State (11) in Runde zwei zu Beginn noch nicht die Hammergegner kommen.
Michigan State (5): Wenig bis gar nichts lief in diesem Jahr so, wie sich die Spartans das gewünscht hätten. Nach ihrem Finaleinzug im Vorjahr galt die Uni von Magic Johnson auch diesmal wieder als aussichtsreicher Kandidat, aber nach dem Abgang von Topverteidiger Travis Walton baute das Team trotz gutem Saisonstart zusehends ab. Was also macht Michigan State zu einem Sleeper? Die Tatsache, dass Tom Izzo an der Seitenlinie steht. Von allen großartigen Coaches im Turnier ist er der beste.
Baylor (3): Für den Ex-NBA-Profi und derzeitigen ESPN-Experten Hubert Davis galt Baylor schon vor der Saison als potenzielle Überraschung. Damals wurde er von seinen Kollegen belächelt, doch mittlerweile lacht vor allem Davis. Denn die Bears haben mehr als einmal gezeigt, was sie draufhaben. LaceDarius Dunn, Tweety Carter und Ekpe Udoh sind allesamt Klasseleute, auf die man achten sollte. Zudem hat kein anderes Spitzenteam ein leichteres Startprogramm als Baylor. Das Final Four ist möglich.
Was macht Elias Harris? Hier geht's zu den interessantesten Matchups
Die interessantesten Matchups
UNLV (8) - Northern Iowa (9): Wer auf Verteidigung steht, der ist hier genau richtig. UNLVs Defense ist gut, aber was die Panthers im Missouri Valley Tournament veranstaltet haben, war der absolute Hammer: In drei Partien in Folge hielt Northern Iowa seinen Gegner minutenlang ohne Field Goal, zweimal in Serie ließen sie unter 40 Punkten zu. Nun sind die Gegner nicht mehr so leicht zu schlagen wie im Conference-Turnier, aber wie war das noch: Defense wins Championships.
Texas (8) - Wake Forest (9): Die Longhorns wurden vor Saisonbeginn von nicht wenigen Experten als ärgster Konkurrent von Kansas gesehen, aber das Team, wenn man diese Truppe von Chaoten überhaupt so nennen kann, enttäuschte dann komplett. Bei Wake Forest lief es nicht besser. Kein Team startet mit einem schlechteren Lauf in das Turnier. Texas hat mit Damion Jones und Dexter Pittman, die Demon Deacons mit Al-Farouq Aminu durchaus NBA-Potenzial im Kader, dennoch konnten beide Teams seit Ewigkeiten keinen nennenswerten Sieg mehr einfahren. Das wird sich jetzt definitiv ändern - und danach geht's gegen Kentucky.
Purdue (4) - Siena (13): Purdue ist wahrlich kein Team, das besonders sexy spielt. Die Boilermakers beherrschen die Basics, machen nichts Verrücktes und verlassen sich in entscheidenden Momenten auf Robbie Hummel. Das reichte schon, um vor wenigen Wochen als mögliche Nummer eins in Frage zu kommen. Doch jetzt fällt Hummel für den Rest des Jahres aus, Purdue ist nur noch die Hälfte wert und kann froh sein, wenn es die erste Runde übersteht. Denn die Siena Saints haben vor wenigen Tagen zum dritten Mal in Folge die MAAC Championship gewonnen und in diesem Jahr ihren vielleicht besten Kader aller Zeiten.
Gonzaga (8) - Florida State (9): Klar, in unserer Vorschau darf Elias Harris' Team nicht fehlen. Eigentlich ist es ein Skandal, dass die Zags nur als Nummer acht gerankt sind. Begründet wurde die Entscheidung des Komitees mit der bitteren Pleite gegen Saint Mary's (10) im WCC-Finale. Jetzt hat Gonzaga den Salat. Dank Harris, Robert Sacre und Matt Bouldin kann man Florida State hoffentlich bezwingen, aber dann wartet auch schon Syracuse. Obwohl: Die Orange müssen unter Umständen auf Arinze Onuaku verzichten, ihren Defensivanker in der Zone.
Temple (5) - Cornell (12): Cornell ist auch eins von diesen Teams, die sich vom Komitee mehr Wohlwollen erhofft hatten. Die Big Red sind zwar ein Ivy-League-Team und werden als solches eben oft belächelt. Dabei hätten sie um ein Haar Kansas geschlagen. Temple erging es nicht viel besser. Die Owls haben ihre Atlantic 10 Conference komplett dominiert - in der regulären Saison und im Turnier. Pustekuchen, die beiden treffen in Runde eins aufeinander und werden den Fans herrlichen Basketball liefern.
Oklahoma State (7) - Georgia Tech (10): Wenn Turner der beste Spieler des Landes ist und Wall der kommende Nummer-eins-Pick, dann ist Oklahoma States James Anderson der beste Shooting Guard. Der Junior ist ein Slasher, der inzwischen aber auch den Dreier zu seinem Repertoire zählt - und somit quasi unstoppable ist. Georgia Tech ist kein schlechter Gegner und hat mit Derrick Favors und Gani Lawal selbst zukünftige NBA-Spieler im Team, aber ob die Yellow Jackets Anderson stoppen können?
Maryland (4) - Houston (13): Man muss zwar nicht bis zu Hakeem Olajuwon und Clyde Drexler zurückgehen, aber 18 Jahre sind eine Ewigkeit. So lange waren die Houston Cougars nicht mehr im Turnier dabei. Nach dem tollen Lauf im Conference-USA-Turnier ist der Dank nun ein Erstrundenmatch gegen Maryland - und deren Topstar Greivis Vasquez. Der ist einer der besten Shooter des Landes und der Schlüssel zum Erfolg für die Terrapins. Doch Vorsicht: Houstons Coach Tom Penders beherrscht wie kaum ein anderer die Kunst, im Tournament für Überraschungen zu sorgen.
Marquette (6) - Washington (11): Die Golden Eagles sind so was wie ein Geheimfavorit in der East Region. Alles schaut nur auf Kentucky und West Virginia, aber Marquette hat durchaus Qualität. Vor allem in Form von Defense, Clutch-Fähigkeiten sowie Lazar Hayward und Jimmy Butler. Die beiden sind offensiv Marquettes Schlüsselspieler. Die Huskies werfen Quincy Pondexter in die Waagschale und eine gut geölte Offensivmaschinerie. Die reguläre Saison verlief nicht nach Wunsch für Washington, aber vom Potenzial sind sie weit besser als eine Nummer elf.
mySPOX-User NuggetRabbit über die March Madness