College Football - Favoritencheck in der BIG 10: Wer kann Ohio State gefährlich werden?

Johannes Ninow
23. Oktober 202010:35
Justin Fields geht mit Ohio State als Favorit in die Saison.imago images/AaronJosefczyk
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Mit etwas Verspätung startet nun auch die BIG 10 in die neue College-Saison. Ohio State geht als großer Favorit in die Spielzeit, kann die Konkurrenz in der Division den Buckeyes gefährlich werden. Vor dem Spiel von Minnesota gegen Michigan (Sonntag, ab 1.30 Uhr LIVE AUF DAZN) machen wir den großen Favoritencheck.

Ursprünglich hatte die Big 10 gemeinsam mit der PAC 12 im Sommer zunächst noch alle sportlichen Aktivitäten in den Frühling verschoben. Als jedoch die anderen drei Power 5s ihren Start im Herbst mehr oder weniger erfolgreich durchzogen, wuchs der Druck von Seiten der Schulen und der Medien auf die Conference, welchem sie letztendlich nachgab.

Nun also der verspätete Kickoff in der BIG 10. Die Divisions Ost und West bleiben bestehen, jedes Team spielt gegen alle 6 Division-Gegner und zwei Spiele gegen Teams aus der anderen Division. Es gibt keine Bye Week, am 19. Dezember soll das Championship Game zwischen den beiden Divisions-Siegern stattfinden - genau einen Tag, bevor die Teilnehmer der CFB Playoffs verkündet werden also.

BIG 10 - Der große Favorit: Ohio State

Ohio State ist mal wieder das Team, das es zu schlagen gilt in der Big Ten. Die Buckeyes haben den Conference-Titel zuletzt dreimal in Folge gewonnen. Besonders bemerkenswert an diesem Lauf ist, dass Ohio State in dieser Zeit einen Trainerwechsel - Urban Meyer trat 2019 zurück - scheinbar mühelos verkraftet hat. Angeführt von Heisman-Kandidat Justin Fields ist das Team von Head Coach Ryan Day auf fast allen Positionen top besetzt und voller zukünftiger NFL-Spieler.

Top-Cornerback Shaun Wade wollte eigentlich die Saison aussetzen und sich direkt auf die NFL vorbereiten, hat sich aber nun doch dafür entschieden zu spielen. Ein kleines Fragezeichen steht noch hinter der Running-Back-Position, wo J.K. Dobbins sich in die NFL verabschiedet hat. Oklahoma-Transfer Trey Sermon und Master Teague streiten um den Platz in der Startelf. Beide sind hochtalentiert, jedoch unerfahren.

Dank einer stabilen O-Line dürfte das Rungame, egal wer es anführt, aber keine große Schwäche sein. Auch der Spielplan ist gnädig mit den Buckeyes, man geht Wisconsin und Minnesota erstmal aus dem Weg und das große Duell bei Penn State wird dieses Jahr ohne Zuschauer stattfinden und nicht das berüchtigte White-Out-Game sein.

Ohio States größter Gegner wird die Zeit sein, denn die Buckeyes haben ganz klar die CFB Playoffs im Visier. Wegen des kürzeren Spielplans kann sich Ohio State keine coronabedingte Absage leisten, da keine Zeit für einen Nachholtermin da ist. Sollten Spiele ausfallen (wovon leider auszugehen ist), könnte das Playoff-Komitee den zu kleinen Arbeitsnachweis letztlich als Ausschlusskriterium werten.

BIG 10 - Die Herausforderer: Penn State und Minnesota

Der größte sportliche Konkurrenten wird in der eigenen Ost-Division vermutlich Penn State sein, in der West-Division dürfte sich Minnesota durchsetzen und im Championship Game warten. Penn State hat allerdings schon zwei schwerwiegende Ausfälle zu beklagen. Star-Linebacker Micah Parsons verzichtet auf die Saison und Running Back Journey Brown, für manche ein Geheimfavorit auf die Heisman Trophy, wird die Spielzeit verletzungsbedingt verpassen.

Dank einer starken O-Line wird aber auch bei Penn State das Laufspiel ohne Brown keinen zu großen Rückschritt machen. Quarterback Sean Clifford kann sich im Passspiel auf Tight End Pat Freiermuth verlassen und in die Defense ist geprägt von aggressiven Pass-Rushern und einer erfahrenen Secondary. Ein großer Nachteil für Penn State werden die fehlenden Zuschauer, vor allem beim Topspiel gegen Ohio State gleich am 2. Spieltag, sein. In diesem Spiel könnte sich die Ost Division bereits entscheiden.

Minnesota ist der Top-Favorit in der West-Division. In der vergangenen Saison platzte Minnesota aus dem Nichts ins Titelrennen, vor allem dank einer explosiven Offense. Quarterback Tanner Morgen erhielt zuletzt eine freudige Nachricht, als Top-Wide Receiver Rashod Bateman sich doch dazu entschied, diese Saison mitzuspielen, nachdem er mit Micah Parsons zunächst noch einer der ersten Spieler gewesen war, die sich für einen Opt-Out entschieden hatten.

Neben Bateman ist fast die gesamte Offense der Vorsaison wieder am Start, nur Tyler Johnson fängt jetzt die Bälle von Tom Brady in Tampa Bay. Ein Fragezeichen jedoch steht hinter der Defense, die sieben der acht besten Tackler ersetzen muss. Gut möglich, dass die Offense der Gophers vor allem zu Beginn der Saison ihre Defense zum Sieg tragen muss. Wenn sich diese Unit im Laufe der Saison steigern kann, dürfte Minnesota die West-Division im Conference Championship Game vertreten.

BIG 10 - Die Geheimtipps: Indiana und Purdue

Indiana hatte vergangene Saison das zweitbeste Passspiel in der Big 10, wurde nur zu oft von ihrer Defense im Stich gelassen. Michael Penix könnte nach Fields der zweitbeste Quarterback der Big 10 sein, die Offense der Hoosiers sollte in dieser Saison wieder eine der besten in der Conference sein. Fragt sich nur, ob die Defense einen Schritt nach vorne gemacht hat. Immerhin hat kein Team in der Big 10 so viele Starter aus der Vorsaison wieder zur Verfügung, dafür dafür Indiana zu Beginn der Saison aber seine beiden Starting Cornerbacks verletztungsbedingt ersetzen.

Trotzdem: Dank der vielen Erfahrung, die Indianas Defense diese Saison mitbringt, gepaart mit der potenten Offense, kann Indiana ohne weiteres den großen Favoriten ein Bein stellen. Ohio State sollte auf jeden Fall ihr Duell Mitte November nicht auf die leichte Schulter nehmen.

Purdue schafft es auf die Liste der Geheimtipps, weil sie sowohl in der Defense und der Offense einen All-Conference-Spieler haben, der ein Spiel im Alleingang verändern kann. In der Defense ist das George Karlaftis. Der ehemalige Wasserball-Jugendnationalspieler Griechenlands ist einer der besten Pass-Rusher des Landes, den eine O-Line immer doppeln sollte. Die Offense freut sich über die Rückkehr von Rondale Moore, der ebenfalls ursprünglich die Saison aussetzen wollte. Moore ist der beste Receiver der BIG 10 und wird im Draft 2021 wohl als vierter oder fünfter Wide Receiver gezogen werden.

Als Freshman kam er auf über 1200 Yards und 12 Touchdowns, seine zweite Saison wurde von einer Verletzung früh beendet. Nun ist er aber wieder gesund und gibt den Boilermakers in der Offense zu jeder Zeit die Chance, das Spiel zu verändern. Außerdem geht Purdue Ohio State, Penn State und Michigan aus dem Weg. Wenn Purdue gegen Minnesota Mitte November die Überraschung schafft, könnte sich das Team von Head Coach Jeff Brohm im Conference Championship Game wiederfinden.

BIG 10 - Die Wildcards: Michigan und Wisconsin

Zwei Hausnummern fehlen bis jetzt: Michigan und Wisconsin. Beide Teams gelten allein durch ihren Namen normalerweise schon zu den Favoriten in ihren Divisions, haben in dieser Saison jedoch nicht die allerbesten Voraussetzungen, da beide auf der Quarterback-Position große Fragezeichen aufwerfen.

Seitdem Jim Harbaugh bei seiner Alma Mater an der Seitenlinie steht, hat er eigentlich alle Zutaten, um Michigan endlich zum ersten Mal ins 2011 eingeführten Conference Championship Game zu führen. Alle außer eben eine: Den richtigen Quarterback. Eigentlich sollte Dylan McCaffrey Michigans neuer Starter werden, nachdem er in den Vorjahren als Backup schon einige Erfahrung sammeln konnte. Doch der kleine Bruder von Christian McCaffrey hatte in der Offseason wohl das Nachsehen gegenüber Joe Milton und entschied sich, die Wolverines zu verlassen. Damit muss Harbaugh nun voll auf Milton setzen.

Der Redshirt-Sophmore hat bisher ganze 11 Pässe im CFB geworfen, bringt aber immerhin eine gewisse Beweglichkeit ins Spiel, welche Michigans Quarterbacks zuletzt nicht hatten. Sein läuferischen Fähigkeiten wird er auch brauchen, denn das Passspiel dürfte das größere Problem werden. Top-Receiver Nico Collins hat sich nämlich vom Team Richtung Draft-Vorbereitung verabschiedet. Außerdem wird Milton keine Anlaufzeit bekommen.

Gleich im ersten Spiel (Sonntag, ab 1.30 Uhr LIVE AUF DAZN) kommt es schon zu einem vorentscheidenden Duell mit Minnesota, direkt danach steht das Derby gegen Michigan State an, wo immer alles passieren kann. Gehen diese beiden Spiele verloren, wird es eine ganz harte Saison werden, denn anschließend warten noch Indiana, Wisconsin, Penn State und Ohio State auf Harbaugh und Co. Eine Bilanz von 4:4 am Ende der Saison wäre keine zu große Überraschung und dürfte eine Trainerdiskussion in Ann Arbor lostreten.

Wisconsin dagegen war in den letzten Jahren immerhin ein regelmäßiger Teilnehmer im Championship Game, mit sechs Auftritten ist man sogar Rekordteilnehmer. 2011 und 2012 konnte Wisconsin sogar den Titel holen, die letzten vier Spiele (2014, 2016, 2017, 2019) gingen jedoch alle verloren. Wisconsin hat dabei mittelmäßige Leistungen der Quarterbacks auffangen können, weil hinter einer überragenden O-Line ein gewisser Jonathan Taylor immer produziert hat.

Taylor läuft aber jetzt für die Colts in der NFL, außerdem ist Quarterback Jack Coens' Lieblingsreceiver Quintez Cephus ebenfalls gedraftet worden. Coens selbst schlägt sich mit einer Fußverletzung herum und wird den Saisonstart auf jeden Fall verpassen. Wer an seiner Stelle die wichtigste Position im Football bekleiden wird, ist noch unklar.

Unter diesen Voraussetzungen sind Michigan und Wisconsin die großen Wildcards in dieser Saison. Finden sie Lösungen auf der Quarterback-Position, könnten sich die beiden ohne Weiteres im Championship Game gegenüberstehen. Doch in der Regel können Teams eine unsichere Quarterback-Situation nicht verkraften und darum droht beiden Teams ein Platz im Mittelfeld ihrer Divisions.

BIG 10 - Die Kellerkinder: Viel Auswahl am Tabellenende

Ansonsten befinden sich in beiden Divisions einige Teams im Rebuild. Michigan State startet mit Neu-Coach Mel Tucker einen Neuanfang, kann sich aber immerhin einer starken Defense um Defensive-Player-of-the-Year-Kandidat Antjuan Simmons sicher sein. Auch Rutgers wechselte den Coach in der Offseason, Greg Schiano ist nun zum zweiten Mal Head Coach der Scarlett Knights. Insgesamt elf Spieler holte Schiano aus dem Transfer-Portal, dem Transfermarkt des CFB, und hofft so den Turnaround zu schaffen.

Einen besonderen Transfer konnte sich Maryland angeln: Taulia Tagovailoa, der kleine Bruder von Tua. Mit ihm hoffen auch die Terrepins auf bessere Zeiten. Das Duell Rutgers gegen Maryland wird wahrscheinlich das Duell um den ersten und einzigen Sieg dieser beiden Teams werden.

Außerdem sucht Coach Scott Frost, 2017 mit UCF noch der inoffizielle National Champion, in Nebraska weiter nach der passenden Formel. Iowa wird zudem gerade von einem Rassismus-Skandal durchgeschüttelt. Beide Teams werden ebenfalls nichts mit dem Titelrennen zu tun haben.