Andreas Goldberger im Interview: "Skispringen braucht mehr Typen wie Cristiano Ronaldo"

Lukas Zahrer
22. Oktober 201812:39
Andreas Goldberger spricht über Erinnerungen an Olympia und Ausflüge in den Extremsport.GEPA
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Weltmeister, Gesamtweltcupsieger und Tourneetriumphator: Andreas Goldberger hat in seiner Karriere alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt - ausgenommen von Olympia-Gold. Der 45-Jährige trauert dem Traum aber nicht nach, sondern erinnert sich an kuriose Erlebnisse wie Trainingseinheiten im Olympiadorf mit Prinz Albert.

Außerdem analysiert Goldberger die aktuelle Formkrise der österreichischen Skisprungmannschaft und erzählt von seinen Ausflügen in den Extremsport, bei denen er unter anderem zu einem dreitägigen Langlaufmarathon nach Grönland reiste. Der 20-fache Weltcupsieger sorgt sich zudem um den Erhalt des Skispringens und wünscht sich mehr Typen der Kategorie Cristiano Ronaldo.

SPOX: Herr Goldberger, Ihre größten Erfolge haben Sie bei der Tournee oder im Weltcup gefeiert. Bei Olympia lief es nie so richtig rund. Verspüren Sie deshalb Wehmut?

Andreas Goldberger: Als Kind habe ich immer gesagt, dass ich Olympiasieger und Weltrekordler werden will. Diese Zielsetzung ist immens wichtig: Wenn ich sage, ich will ein Weltcupspringen gewinnen, kann das schnell erreicht sein. Aber ein Olympiasieg ist meist ein Ziel für die gesamte Karriere. Im Endeffekt ist keine Enttäuschung spürbar, weil ein Olympiasieg von der sportlichen Leistung her geringer einzuschätzen ist als ein Tourneesieg oder ein Triumph im Gesamtweltcup. Das wissen die Athleten aus sportlicher Sicht - aber auf der Visitenkarte hat natürlich jeder gerne einen Olympiasieg stehen.

SPOX: Was ist Ihre schönste Erinnerung an Olympia?

Goldberger: Die Olympischen Spiele 1994 in Lillehammer. Ich war in einer tollen Form, die Norweger haben damals alles perfekt organisiert, die Stimmung war unglaublich - so stellt man sich Olympia vor. Das habe ich nachher auch nie wieder so erlebt.

SPOX: Aus sportlicher Sicht ist es dort aber auch nicht unbedingt nach Wunsch verlaufen.

Goldberger: Ich bereue nichts, denn ich habe immer mein Bestes gegeben. Aber es stimmt, in Lillehammer hätte ich eigentlich mehr drauf gehabt. Vielleicht war ein wenig Wind-Pech dabei, aber ich finde, das Glück kommt zu einem anderen Zeitpunkt im Leben wieder zurück. Ein paar Monate später bin ich als erster Mensch über 200 Meter geflogen, allerdings war die Schanze so schlecht präpariert, dass ich den Sprung nicht stehen konnte. Sechs Jahre später, als ich am wenigsten damit gerechnet habe, sprang ich plötzlich zum Weltrekord (19. März 2000, 225 Meter in Planica, Anm. d. Red.).

SPOX: Wie kann man sich das Leben im Olympischen Dorf vorstellen?

Goldberger: Den Athleten steht alles zur Verfügung: Von Vergnügungsanlagen über Restaurants bis hin zu Spielpuppenkino gab es damals alles. In Salt Lake City waren wir sportlich nicht so erfolgreich, aber es war trotzdem der Hammer, die ganzen Eishockeystars wie Wayne Gretzky (2002 General Manager des kanadischen Nationalteams, Anm. d. Red.) zu sehen. Ich kann mich erinnern, dass während einer Trainingseinheit im Fitnessstudio Prinz Albert ein paar Gewichte neben mir gestemmt hat, weil er sich auf seinen Einsatz im Bob vorbereitete. Das sind einfach coole Erlebnisse, die merkst du dir für immer.

SPOX: Stimmen die Gerüchte, dass es im Olympischen Dorf vor allem zu später Stunde immer rund geht?

Goldberger: Das habe ich so nicht erlebt - leider. (lacht) Jedes Mal, wenn ich im Olympischen Dorf war, haben wir gar nichts gerissen, da war uns nicht zum Feiern zumute. Natürlich gibt es immer wieder große Partys, aber ich denke auch, dass jeder so ein bisschen etwas dazu dichtet.

SPOX: Bei Olympia steigt das Interesse am Skisprungsport naturgemäß an. Freuen Sie sich schon auf die Wettbewerbe in Pyeongchang?

Goldberger: Definitiv! Die Südkoreaner haben eine spektakuläre Schanze aufgestellt. Der Anlaufturm schaut toll aus und ist jetzt schon ein richtiges Wahrzeichen. Im vergangenen Jahr waren die Bedingungen im Weltcup perfekt, die Anlage war toll präpariert, doch es gibt ein Problem.

SPOX: Welches?

Goldberger: Die Anlage ist extrem windanfällig. Sie haben rundherum ein gutes Windnetz installiert, aber wenn es frontal auf die Schanze bläst, könnte es kritisch werden, da helfen auch keine Netze. Im letzten Jahr sind die Wettbewerbe aber sehr gut über die Bühne gegangen.

SPOX: Was sind die Charakteristika der Schanze?

Goldberger: Sowohl auf der Normal- als auch auf der Großschanze benötigt man gewisse Flugqualitäten. Die Flugkurve ist nämlich nicht so hoch, sodass du nur kräftig abspringen musst. Die Normalschanze ist mit einer Hillsize von 109 Metern recht groß, daher braucht man dort auch eine gute Flugphase. Auch für die Damen wird das ein äußerst attraktiver Wettbewerb.

SPOX: Gibt es für Sie so etwas wie einen Favoriten?

Goldberger: Es ist trotzdem schwierig zu sagen, ob die Schanze einem spezifischen Springer zugutekommt. Die Athleten in Topform passen sich der Schanze stets gut an. Alles, was ich sagen kann, ist, dass durch die Wind- und Gate-Regeln die Chancen auf einen Außenseitersieg minimal sind.

SPOX: Im Interview mit SPOX haben Sie einmal erzählt, dass Sie zu Beginn Ihrer Karriere enorm unter Druck standen, weil Sie der einzige Springer aus Ihrem Team mit Siegchancen waren. Vor allem Medientermine hätten viel an Substanz gekostet. Ist dasselbe nun Stefan Kraft widerfahren?

Goldberger: Irgendwie ist es ja gut, wenn du gefragt bist und im Mittelpunkt stehst. Aber wenn immer nur du diese Termine wahrnehmen musst, ist das natürlich anstrengend. Ich fand die alte Regel, dass die besten Zehn im Weltcup von der Qualifikation für die Wettbewerbe ausgenommen sind, eine gute. Diese Springer haben rundherum einen viel größeren Aufwand, um die Veranstaltung insgesamt attraktiver zu gestalten. Die Medien wollen natürlich immer mit dem Besten reden, und irgendwann geht dir dann das Gas aus. Aber ich glaube nicht, dass das bei Stefan Kraft der Grund war.

SPOX: Sondern?

Goldberger: Kraft ist ein geselliger Typ, der sich nie alleine im Zimmer einsperren würde. Wenn die Mannschaft nicht gut springt, geht ihm das nahe, weil er seine Kollegen einfach sehr schätzt. Stefans Wettkämpfe sind zu Beginn der Saison ein wenig unglücklich verlaufen, zudem hat er den einen oder anderen Sprung selbst verhauen. Plötzlich wissen die Außenstehenden auch alles gleich besser und reden auf dich ein, was du besser machen kannst. Ich denke, ihm kommen die Spiele in Südkorea - fernab von zuhause - ganz recht. Die Verhältnisse sind für einen Österreicher ein wenig gemütlicher als bei einer Tournee, da kann das Kräfteverhältnis gleich wieder ganz anders aussehen.

SPOX: Trauen Sie dem österreichischen Team zu, die aktuellen Probleme in den Griff zu bekommen?

Goldberger: Absolut. Im Einzel zähle ich nur Stefan Kraft zum Favoritenkreis, aber wenn die anderen ihre Normalform abrufen können, dann hat Österreich Chancen auf eine Mannschaftsmedaille. Doch andere Teams wie Polen, Deutschland oder Norwegen lauern. Stefan Kraft hat in der vergangenen Saison sehr viel kaschiert. Klar, es war auch die eine oder andere Verletzung dabei, aber die muss man akzeptieren.

SPOX: Bei den internationalen Verbänden arbeiten sehr viele österreichische Cheftrainer. Wie ist dies zu erklären?

Goldberger: Wir haben in Österreich eine sehr gute Ausbildung. Unsere Trainer in den Leistungszentren in Eisenerz, Saalfelden oder Stams sind gut, aber vor allem sehr ehrgeizig und setzen sich hohe Ziele. Cheftrainer-Posten gibt es in Österreich eben nur einen, und wenn - so wie in den letzten Jahren - die Ergebnisse gut sind, gibt es da kein Vorbeikommen. Wenn es ein Angebot im Ausland gibt, nehmen das die Trainer natürlich gerne an, so wie das beispielsweise Werner Schuster in Deutschland, Stefan Horngacher in Polen oder Alexander Stöckl in Norwegen getan haben. Es ist auch klar, dass dir diese Trainer in Österreich irgendwann auch wieder abgehen werden.

SPOX: Wie schätzen Sie die Chancen der deutschen Springer ein?

Goldberger: Mir tut Severin Freund unheimlich leid. Ich kenne ihn gut und schätze ihn sehr. Sein zweiter Kreuzbandriss ist extrem bitter, aber trotzdem sind die Deutschen unglaublich erfolgreich. Während Andi Wellinger schon im vergangenen Jahr überzeugte, beeindruckt mich Richard Freitag sehr, weil er vor einem Jahr noch im Kontinentalcup zu finden war. Ich traue ihm zu, dass nach der unglücklichen Tournee bei Olympia seine große Stunde schlägt. Mannschaftlich sind die Deutschen sehr stark.

SPOX: Sie haben unter anderem Radmarathons, Langstreckenrennen im Langlauf und den Dolomitenmann absolviert. Sind Extremsport-Events Ihr Geheimnis, dass Sie scheinbar nicht altern?

Goldberger: Das glaube ich nicht. (lacht) Solche Projekte habe ich alle nach meiner aktiven Karriere gestartet, um einmal etwas anderes zu probieren. Ich habe mein Leben lang alles dem Skisprungsport untergeordnet und fast ausschließlich auf Schnellkraft trainiert. Da darf man nur wenige Ausdauereinheiten absolvieren, denn das würde dich zu sehr bremsen. Ich werde in dieser Hinsicht aber aufgrund meiner Familie mit meinen zwei kleinen Kindern in Zukunft kürzer treten, da sind andere Sachen wichtiger.

SPOX: Was fasziniert Sie am Extremsport?

Goldberger: Das sind Bewegungen im Grenzbereich, mich reizt dabei vor allem die mentale Herausforderung. Bei diesen Events lernt man wahnsinnig viel dazu. Welche Belastungen hält ein Körper durch? Was ist durch Spaß und den Willen erreichbar? Wie oft will man aufgeben? Ich bin nach wie vor als TV-Experte tätig. Im Zuge dessen absolviere ich auch Kamerasprünge. Darauf muss man auch vorbereitet sein, denn so ein Sprung auf dem Kulm ist eine große Herausforderung und kann auch gefährlich werden. Das schüttelt man nicht einfach so aus sich heraus.

SPOX: Wie sind Sie zum Extremsportler geworden?

Goldberger: Beim ORF einigte sich das komplette Experten-Team aus Skisprung, Biathlon und Langlauf darauf, die Sportarten der jeweils anderen zu testen, um sozusagen mitreden zu können.

SPOX: Sie haben Ihre Kollegen im Skispringen geschult?

Goldberger: Das haben wir relativ schnell abgehakt, weil sich sofort einer von uns verletzt hat. (lacht) Beim Langlaufen fackelten wir nicht lange: Alois Stadlober meldete uns zum Wasalauf (Langlaufmarathon über 90 Kilometer, Anm.d.Red.) an. Es war ein tolles Erlebnis, doch Alois erzählte uns noch im Zielbereich: Es geht noch einen Schritt extremer.

SPOX: Er sprach vom Arctic Circle Race?

Goldberger: Richtig, ein Langstreckenrennen in Grönland über eine Dauer von drei Tagen. Wir mussten zwei Nächte im Zelt bei bis zu minus 40 Grad übernachten, mit geschmolzenem Schnee kochen und uns komplett selbst versorgen. Die Kälte war unerträglich. An Schlaf war kaum zu denken, denn auf unseren Köpfen haben sich immer wieder Eisablagerungen gesammelt.

SPOX: Das klingt nach wenig Spaß.

Goldberger: Aber landschaftlich war es eine Augenweide. Wir waren mit bestem Wetter gesegnet mit Höchstwerten um minus 15 Grad. Es gab überragende Loipen, auch wenn einige Höhenmeter dabei waren. Selbst die Anreise war ein Erlebnis, der Anflug über Kopenhagen mit gerade einmal 15 Kilo Gepäck. Die extreme Kälte hat mir eigentlich noch nie gefallen, aber diese Herausforderung habe ich angenommen. Und es war ein Wahnsinnserlebnis.

SPOX: Zudem starteten Sie beim Dolomitenmann, radelten beim Race Around Austria Tag und Nacht durch. Sie springen von einem Extrem-Event zum nächsten.

Goldberger: Mein früherer Manager und guter Freund, Edi Federer, ist vor sechs Jahren plötzlich verstorben. Ich wollte schon immer nach Grönland, wer weiß, wie lange es dieses Land noch in dieser Art und Weise gibt. So tragisch solch negative Ereignisse auch sind, man kann immer etwas daraus lernen. Seit diesem Schicksalsschlag habe ich mir vorgenommen, solche Projekte nicht mehr weiter hinauszuzögern.

Andreas Goldberger bei einem Charity-Rennen mit seinem verstorbenen Manager Edi Federer (links) und Alois Stadlober (rechts).GEPA

SPOX: Auch wenn Sie in Zukunft etwas kürzer treten wollen: Ich hätte drei Vorschläge für Ihr nächstes Projekt. Wenn Sie zwischen einer Weltumsegelung, der Besteigung des Mount Everest oder der Teilnahme beim Race Across America wählen müssten, wofür würden Sie sich entscheiden?

Goldberger: Die Weltumsegelung fällt völlig flach. Permanent auf einem Schiff zu sein, nur auf dem Wasser, das wäre nicht meins. Da fühle ich mich eingeengt.

SPOX: Was ist mit einer Besteigung des Mount Everests?

Goldberger: Entschuldigung, aber das wäre saugeil. Das muss etwas ganz besonderes sein, vom Dach der Welt herabzublicken. Dazu könnte ich mich überreden lassen.

SPOX: Und ein Race Across America?

Goldberger: Das hätte auch seinen Reiz! Aber das sind solch unglaubliche Schmerzen. Ich habe bereits beim Race Around Austria 2014 im Team teilgenommen (mit Christoph Sumann, Benjamin Karl und Axel Naglich, Anm.). Bei jedem Sauwetter zu fahren, das ist ganz bitter und mental eine unfassbare Herausforderung. Ich habe schon viele Sportarten betrieben, aber das Skispringen ist für mich nach wie vor das Schönste, was es gibt.

SPOX: Wie groß ist die mentale Komponente beim Skisprungsport? Kann man das beziffern?

Goldberger: Ich würde es dritteln zwischen Material, Körper und Mentalität. Alle körperliche Fitness hilft nicht, wenn ich meine Leistung im Moment nicht abrufen kann. Klar, wenn du zu viel nachdenkst und es erzwingen willst, kann es schnell nach hinten losgehen. Das ist wie ein großes Uhrwerk, und wenn ein Rädchen nicht rund läuft, fangt es an zu stocken. Die mentale Komponente klingt aber so extrem, als ob es einen Mentalguru braucht. Es kommt einfach auf das Selbstvertrauen an. Es gibt Athleten, die mental überhaupt keine Unterstützung brauchen, da spricht man dann sinngemäß von Talenten.

SPOX: Wie schmal ist der Grat, um vom Skispringen leben zu können?

Goldberger: Wahrscheinlich schaffen das nur die besten fünf. Zuletzt gab es Diskussionen, dass Skifahrer nicht fair entlohnt werden. Doch man muss sich einmal vor Augen führen, dass Kamil Stoch für seinen Grand-Slam bei der Vierschanzentournee gerade einmal 60.000 Schweizer Franken (rund 52.000 Euro, Anm.) verdient hat - 20.000 für den Gesamtsieg und jeweils 10.000 für die Einzelspringen. Zum Vergleich: die Siegerin beim Damen-Slalom in der Flachau bekam zwei Tage später 70.000 Franken (rund 60.000 Euro, Anm.). Es ist nicht zu vergleichen mit dem Tennis, wo man sagen kann, die Top-100 der Weltrangliste kommen gut aus.

SPOX: Also suchen sich viele Athleten einen Zweitberuf?

Goldberger: In Österreich könntest du den Profisport vergessen, wenn die Sportförderungsgruppen der Polizei oder des Bundesheers nicht wären. In Deutschland ist die Lage ähnlich, der Gros der Springer ist beim Bundesgrenzschutz tätig. Geld ist aber auf keinen Fall die Triebfeder für einen Skispringer.

SPOX: Haben die Springer der anderen Verbände auch eine Anstellung bei öffentlichen Institutionen?

Goldberger: Ich weiß von einigen slowenischen Kollegen, die nebenbei studieren. Juri Tepes ist aber beispielsweise bei der Polizei, doch eher die Ausnahme. Die Japaner sind alle zusätzlich bei Firmen angestellt, auch die Norweger haben dieses System nicht. Da sind wir in Deutschland und Österreich sehr privilegiert. Vor allem die Nachwuchsarbeit wäre ohne den angesprochenen Institutionen viel schwieriger.

SPOX: Wie schätzen Sie die Entwicklung des Skisprungsports generell ein? Geht es in die richtige Richtung?

Goldberger: Walter Hofer (Skisprung-Renndirektor, Anm. d. Red.) hat mir kürzlich versichert, dass Skispringen weltweit die meistgesehene FIS-Sportart ist. Vor allem in Südamerika und im asiatischen Raum ist der Sport sehr beliebt. Ich denke, viele Menschen sehen sich den Sport an, weil es ein Privileg ist. Mir persönlich ist einerseits wichtig, dass viele Nationen gut springen. Das steigert gleichzeitig das Interesse in mehreren Ländern. Andererseits braucht es gewisse Typen für den Sport. Man muss einen Cristiano Ronaldo nicht mögen, aber er ist einfach einer, der polarisiert. Ich will selbst dafür sorgen, dass die Sportart attraktiv bleibt.

SPOX: ... indem Sie sich für die Jugendarbeit einsetzen.

Goldberger: Absolut. Mit dem Goldi Talente Cup will ich jedem Buben und Mädchen die Chance geben, in den Skisprungsport hinein zu schnuppern. Ich bin davon überzeugt, dass es da draußen sehr viele Talente gibt, die nie die Möglichkeit bekommen, den Skisprungsport auszuüben. Mir ist die Jugendförderung sehr wichtig, weil mir der Sport so viel gegeben hat. Diese Glücksmomente möchte ich weitergeben und mit anderen teilen. Das Problem ist ja eigentlich ein grundlegendes.

SPOX: Und zwar?

Goldberger: Heutzutage ist es immer schwieriger, die Kinder zum Sport zu bewegen. Dadurch wird deren körperliche Grundausbildung immer schlechter. Dabei mache ich mir Sorgen, wenn Kinder in Ihrer Bewegung eingeschränkt sind. Was machen die denn dann im hohen Alter? Da muss man entgegensteuern.

SPOX: Daher wollen Sie mehr Kinder für den Skisprungsport begeistern.

Goldberger: Es gibt keinen Bürojob der Welt, der so schön ist wie das Skispringen. Es muss ja nicht jeder gleich in den Hochleistungssport einsteigen, aber Bewegung muss sein. Mir liegt dabei das Skispringen sehr am Herzen, denn ich will auch in zehn Jahren noch Weltcupspringen erleben, und Erfolge von österreichischen oder deutschen Athleten bejubeln. Es ist wichtig, dass wir die Sportart am Leben halten. Die Kinder sind immer vollauf begeistert und große Fans. Egal was ihre spätere berufliche Laufbahn ist, sie sind dem Skispringen mehr verbunden und das belebt die Sportart.