Der überraschenden Niederlage folgte die Beinahe-Verweigerung: Nachdem Rekord-Olympiasiegerin Claudia Pechstein in Inzell bei den deutschen Meisterschaften über die Einzelstrecken ihren Titel über 3000 m überraschend an ihre Berliner Klubkollegin Bente Kraus verloren hatte, wollte sie zunächst nicht zur Siegerehrung erscheinen.
Deutschlands Rekord-Olympionikin hatte offenbar Probleme damit, die Niederlage zu verkraften. Sie folgte den ersten Aufrufen nicht und verschwand im Umkleideraum. Dort ließ sie sich von ihrem Trainer Peter Mueller trösten. Hubert Graf, der Vizepräsident der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG), musste die 44-Jährige dann eigenhändig überzeugen, doch noch zur Ehrung zurückzukehren.
Im Rennen hatte Pechstein im direkten Duell völlig unerwartet das Nachsehen. In 4:07,84 Minuten lag sie hinter Bente Kraus, die in 4:07,06 gestoppt wurde. Kraus, die vom Start an geführt hatte, profitierte merklich vom intensivierten Trainingsprogramm des deutschen Chefcoaches Jan van Veen. Dritte wurde die Erfurterin Stephanie Beckert in 4:12,11 Minuten.
"Happy, dass ich mein Vorbild schlagen konnte"
spox"Ich bin mega-happy, dass ich mein Vorbild Claudia schlagen konnte. Das macht es besonders schön", sagte Bente Kraus nach ihrem Coup, "das war ein sensationelles Rennen. Ich wusste nicht, was nach dem neuen Trainingsprogramm möglich war."
Zunächst hatte sie mit der neuen Intensität noch große Probleme gehabt. "Das war eine massive Umstellung. Die ersten drei Monate konnte mein Körper nicht mit den hohen Laktatwerten umgehen. Ich habe nächtelang nicht schlafen können. Erst seit August läuft es besser", erklärte Kraus ihre Fortschritte.
Auch Heimtrainer Uwe Hüttenrauch war angetan vom ersten Meistertitel seines Schützlings: "Bente hat lange und hart dafür gearbeitet. Die richtige Einstellung hat sie schon immer gehabt, aber in dieser Saison hat sie alles professionell umgesetzt. Sie ist für ihren Trainingsfleiß endlich bezahlt worden.