Von einer Bronchitis geschwächt, vom Publikum getragen, aber den Titel fast schon verspielt - mit einem kämpferischen, aber nicht fehlerfreien Kurzprogramm hat für Aljona Savchenko und Robin Szolkowy die olympische Generalprobe für Sotschi mit einem zweiten Platz begonnen.
Nach einer missglückten Landung der gesundheitlich angeschlagenen Savchenko beim dreifachen Wurf-Flip sammelten die viermaligen Paarlauf-Weltmeister bei den europäischen Titelkämpfen in Budapest 76,76 Punkte und mussten damit den russischen Titelverteidigern Tatjana Wolososchar und Maxim Trankow (83,98) recht deutlich den Vortritt lassen.
Die aktuellen Weltmeister erarbeiteten sich diesen für Savchenko/Szolkowy kaum noch aufzuholenden Vorsprung durch einen fehlerfreien Vortrag zum Maskerade Walzer von Aram Chatchaturian. Das bislang einzige direkte Aufeinandertreffen der beiden Paare in diesem Winter hatten allerdings die achtmaligen deutschen Meister für sich entschieden.
"Wir haben ja über Jahre hinweg das Kämpfen geübt. Fehler können passieren, wir brauchen uns mit dieser Leistung nicht zu verstecken", sagte Trainer Ingo Steuer, der noch am Morgen sogar einen Rückzug seines Paares befürchtet hatte. Nun gelte es, die 29-Jährige bis zur Kürentscheidung am Sonntag (11.00 Uhr) so fit wie möglich zu halten.
Ausdrucksstark und elegant
Vom Stolperer der gebürtigen Ukrainerin abgesehen, präsentierten die beiden Chemnitzer ihre Kurzkür "When winter comes" ausdrucksstark und elegant, die Fans waren begeistert. Auch der nebeneinander gesprungene dreifache Toe-Loop, sonst oft eine Stolperfalle für die beiden Sachsen, gelang in der Syma-Halle einwandfrei.
Während sich die Blondine nach ihrem Auftritt sofort wieder in die Obhut von Mannschaftsarzt Sven Authorsen begab, versuchte der Coach sein Duo aufzubauen: "Da ist noch Luft nach oben. Sie können es besser, aber es ist mit lieber, wenn hier ein Patzer passiert und nicht in Sotschi."
Überdies wird Savchenko schon seit mehreren Wochen von Rückenbeschwerden geplagt, diese Problematik hatte die medizinische Abteilung in den vergangenen Tagen allerdings gut in den Griff bekommen.
Szolkowy bewertete den ersten EM-Auftritt der Olympia-Dritten von 2010 eher milde: "Sicher war es keine Glanzleistung von uns, aber der Fehler zu Beginn hat uns schon ein bisschen durcheinander gebracht. Ich bin nicht zufrieden, aber auch nicht enttäuscht."
Wende mit Bänderdehnung
Ärztlich versorgt werden musste am Morgen auch Aljonas Teamkollege Daniel Wende. Der deutsche Vize-Meister zog sich beim Abschlusstraining eine Bänderdehnung am Knöchel zu und stürzte im Wettkampf prompt beim dreifachen Toe-Loop. Mit seiner Partnerin und Ehefrau Maylin reihte sich der Oberstdorfer dennoch auf dem achten Platz ein.
"Ein solcher Patzer fühlt sich natürlich nicht gut an. Die Verletzung hatte sich wohl im Kopf festgesetzt und ich war nicht cool genug, das einfach auszublenden", sagte Wende. Das routinierte Paar ist bereits für Sotschi qualifiziert.
Dagegen haderten die Berliner Mari Vartmann und Aaron van Cleave mit den Preisrichtern. Wie Wende kam auch Van Cleave beim dreifachen Toe-Loop zu Fall, doch noch mehr als über Rang zehn echauffierte sich das Paar über ungewöhnliche Abzüge für die Todesspirale.
"Wir müssen uns das noch einmal anschauen, aber im Moment fehlt mir das Verständnis für diese niedrigen Bewertungen", sagte Vartmann.