Die Spur ist bereitet, die Scheiben werden wieder ins Visier genommen. Mit dem Weltcup im schwedischen Östersund starten am Mittwoch die Biathleten in den Olympia-Winter 2010. Wer wird in dieser Saison vorne landen? Gibt es bei den Damen wieder ein Nationen-Duell zwischen Deutschland und Russland? Ist Ole Einar Björndalen unschlagbar und können die Österreicher ihre starke Form aus dem Vorjahr konservieren? SPOX stellt die Favoriten im Damen- und Herren-Wettbewerb vor. Darunter: Eine Faulenzerin und ein Harry-Potter-Fan, der Nachfolger des Superstars und ein ehemaliger Fußball-Torwart.
Die Teamplayerin
Helena Jonsson (25 Jahre, Schweden, Weltcup 08/09: Platz 1):
An freien Tagen wird Helena Jonsson zur Faulenzerin. Dann schläft sie bis zum Mittag. Und danach? Folgt eine ausgiebige Shopping-Tour. Aber auch außerhalb der Weltcup-Saison lehnt sie sich nicht zurück, studiert in Östersund Wirtschaft und Recht. Im Winter ist Jonsson, die sich selbst als "diszipliniert, eigensinnig und zielstrebig" beschreibt, am liebsten in Antholz - ihr Favorit unter den Weltcup-Orten. Die für ihre ruhige Schusshand bekannte Schwedin bevorzugt Staffel-Rennen. Kein Wunder: Mit dem Mixed-Team gewann sie bei Weltmeisterschaften schon Gold und Silber.
Die Elch-Patin
Magdalena Neuner (22 Jahre, Deutschland, Weltcup 08/09: Platz 4):
Wie eine Rakete startete die schnellste Biathletin in der Loipe im Seniorenbereich durch. Bei ihren ersten beiden Weltmeisterschaften gewann Magdalena Neuner jeweils dreimal Gold, hinzu kommt der Sieg im Gesamtweltcup 07/08. Der immer gut gelaunte Sonnenschein hat eine Schwäche für Marzipan und schwärmt für Julia Roberts. Wenn sie Skier und Gewehr ablegt, strickt sie, spielt Harfe oder gibt auf ihrem Geländemotorrad Gas. Bei der WM 2008 in Östersund offenbarte Neuner ihr großes Herz für Tiere: In der Elchfarm Moose Garden übernahm sie die Patenschaft für ein Jungtier. Zwei Wünsche möchte sich das Riesentalent außerhalb des Sports erfüllen: zunächst das Abitur nachholen und anschließend studieren.
Die Schauspielerin
Kati Wilhelm (33 Jahre, Deutschland, Weltcup 08/09: Platz 2):
Seit diesem Jahr darf sich Kati Wilhelm als "Goldene Henne" bezeichnen. Diese Auszeichnung bekam Rotkäppchen für ihre Beliebtheit bei den Fans verliehen. Vor drei Jahren war sie sogar Deutschlands Sportlerin des Jahres. Später zeigte Wilhelm ihr Schauspieltalent, als sie in der Biathlon-Doku "Mit den Waffen einer Frau" die Hauptrolle übernahm. In ihrer freien Zeit stehen Reisen in ferne Länder auf dem Programm, zudem plant der Harry-Potter-Fan die Zeit nach der aktiven Laufbahn: Sie studiert Internationales Management. Das eigentlich für 2010 geplante Karriereende ist aber mittlerweile wieder offen.
Der Robbie-Williams-Fan
Anna-Carin Olofsson-Zidek (36 Jahre, Schweden, Weltcup 08/09: Platz 10):
Auch ihre Schwangerschaft besiegte den Ehrgeiz nicht: Bei der WM 2008 in Östersund startete Anna-Carin Olofsson-Zidek, obwohl sie vier Monate später ein Kind erwartete. Geschwächt musste die neben den deutschen Damen laufstärkste Biathletin ohne Medaille abreisen. Nachdem sie ihrem Freund Tom Zidek am 3. Mai 2008 auf der abgelegenen Mount Assiniboine Lodge in Kanada das Ja-Wort gegeben und knapp zwei Monate später Sohn Liam geboren hatte, ging Olofsson-Zidek im November 2008 wieder an den Start. Die erste Massenstart-Olympiasiegerin der Geschichte hört gern Robbie Williams und bewundert den früheren schwedischen Skiläufer Ingemar Stenmark.
Die Ex-Boxerin
Swetlana Slepzowa (23 Jahre, Russland, Weltcup 08/09: Platz 12):
Russlands Nachwuchshoffnung darf sich seit vergangenem Jahr "Expertin für körperliches Training" nennen. Denn 2008 beendete Swetlana Slepzowa das entsprechende Studium. Sie ist seit der 3. Klasse als Biathletin aktiv, in den Anfangsjahren kombinierte der Tennis-Fan die Übungen mit Ballett, Boxen und Karate. Urlaub macht Slepzowa vorrangig am Wasser - bevorzugt in Ägypten oder Spanien. In diesem Jahr hat sie sich ihr erstes eigenes Auto zugelegt - einen Audi. So wurde das Geburtstag-Geschenk eines Freundes zu einer Enttäuschung: Der Bekannte hatte sich mangels Alternativen für eine Busfahrkarte entschieden.
Im SPOX-Blickfeld
Olga Saizewa (31 Jahre, Russland, Weltcup 08/09: Platz 6):
Da Olga Saizewa mit dem slowakischen Sommerbiathleten Milan Augustin verheiratet ist, wurde lange über den Wechsel einer Staatsbürgerschaft spekuliert. Auch Saizewa gehört zu den Mamas im Weltcup - zu ihren Hobbys zählen Tanzen und Fahrradfahren.
Andrea Henkel (31 Jahre, Deutschland, Weltcup 08/09: Platz 5):
Die jüngere Schwester der deutschen Langläuferin Manuela Henkel isst am liebsten Spinat. Ihre favorisierten Schulfächer waren Sport und Mathe. In der Saison 06/07 gewann Andrea Henkel den Gesamtweltcup.
Tora Berger (28 Jahre, Norwegen, Weltcup 08/09: Platz 3):
Die sichere Schützin jagt in ihrer Freizeit und geht fischen. Sie ist die jüngere Schwester von Biathlet und Langläufer Lars Berger. Zu ihren Hobbys zählt Tora Berger zudem Hunde.
Weiter geht es mit den Herren: der Übervater, der Soja-Fan, der frühere Alpinist
Der Perfektionist
Ole Einar Björndalen (35 Jahre, Norwegen, Weltcup 08/09: Platz 1):
Der Superstar des Wintersports kommt aus Norwegen: Ole Einar Björndalen ist mit 89 Weltcup-Siegen - darunter einen im Langlauf - Rekordhalter. Dabei sind Siege für den König der Biathleten nicht das Wichtigste, wie er selbst sagt: "Das Ergebnis ist mir nicht wichtig. Für mich zählt nur das perfekte Rennen, ob Platz 1oder Platz 10." Dafür arbeitet der sechsmalige Gesamtweltcupsieger verbissen, für ihn ist "ein Tag ohne Training ein verlorener Tag." Doch auch ein Star hat Vorbilder - bei Björndalen ist es Landsmann Björn Daehlie. Früher bildete er gemeinsam mit seinen Brüdern Hans Anton und Dag das Team Björndalen.
Der Ole-Nachfolger
Emil Hegle Svendsen (24 Jahre, Norwegen, Weltcup 08/09: Platz 3):
In der vergangenen Saison war Emil Hegle Svendsen in einigen Rennen schon auf Augenhöhe mit seinem großen Landsmann. Läuferisch gehört er ebenfalls zu den besten Biathleten der Welt, daher sehen die Norweger in ihrem Nachwuchsstar schon den legitimen Nachfolger Björndalens. Der dreifache Weltmeister gibt sich zumeist zurückhaltend und bleibt gern im Hintergrund. Er ist mit dem französischen Biathleten Simon Fourcade befreundet. Besonders gefällt ihm der Weltcup in Ruhpolding - wegen der tollen Stimmung. Auch außerhalb von Loipe und Schießstand steht Sport auf dem Programm: Super-Svendsen macht lange Fahrradtouren, geht Fischen oder Jagen.
Der Soja-Genießer
Christoph Sumann (33 Jahre, Österreich, Weltcup 08/09: Platz 6):
Kuhmilchprodukte kommen bei Christoph Sumann nicht mehr auf den Tisch. Grund sind seine häufigen Erkältungen, die der Österreicher mit dem Verzehr von Joghurt, Schokolade oder Spaghetti verbindet. Nun setzt er stattdessen auf Soja. Und die Erfolge geben ihm recht: zweimal WM-Silber und die beste Platzierung im Gesamtweltcup in der vergangenen Saison sprechen für sich. Dabei hat der Familienvater und frühere Langläufer seine Schießleistung stark verbessert. Sumann ist ein großer Fußball-Fan und geht in seiner Freizeit häufig ins Kino. Den geplanten Rücktritt vom aktiven Sport hat er bis auf unbestimmte Zeit verschoben - um die Erfolge auskosten zu können.
Der Hitzer-Freund
Michael Greis (33 Jahre, Deutschland, Weltcup 08/09: Platz 4):
Im Frühjahr 2008 vollführte Michael Greis eine Wendung um 180 Grad. Seither ist Deutschlands bester Biathlet mit seiner zehn Jahre jüngeren Teamkollegin Kathrin Hitzer liiert. Vorher, so Greis, habe er Hitzer für "sehr arrogant und besserwisserisch" gehalten, sogar einen gemeinsamen Start bei der World Team Challenge auf Schalke verweigert. Vor der vergangenen Saison entschied sich der dreifache Olympiasieger von Turin für eine Augenoperation, um bei den Wettbewerben nicht mehr auf Kontaktlinsen angewiesen zu sein. Bis zu seinem elften Lebensjahr jagte Greis noch als Alpinist die Skipisten dieser Welt hinunter. Greis, der eine Lehre als Kommunikations-Elektroniker gemacht hat und Golf zu seinen Hobbys zählt, wurde 2006 zu Deutschlands Sportler des Jahres gewählt.
Der Geheimagent
Tomasz Sikora (35 Jahre, Polen, Weltcup 08/09: Platz 2):
Elf Jahre sind eine lange Zeit. Das dachte sicher auch Tomasz Sikora, als er zum Ende der Saison 05/06 endlich seinen zweiten Weltcup-Sieg einfuhr. Seinen ersten Erfolg auf der Weltbühne des Biathlons feierte der polnische Scharfschütze bei der WM 1995 in Antholz - mit gerade mal 21 Jahren. Seither stagnierte der polnische James Bond jedoch in seiner Leistung, sein Name tauchte in den Ergebnislisten nur noch selten in den oberen Rängen auf. Bis zur vergangenen Saison, als der zweifache Familienvater nur Ole Einar Björndalen den Vortritt lassen musste. Bevor Sikora zum Biathlon kam, stand er jahrelang als Fußball-Torwart zwischen den Pfosten. Heute spielt er zum Ausgleich lieber Tennis.
Im SPOX-Blickfeld
Maxim Tschudow (27 Jahre, Russland, Weltcup 08/09: Platz 5):
Bei der WM im vergangenen Jahr fühlte sich Maxim Tschudow schon als Verfolger-Weltmeister. Doch obwohl Sieger Björndalen die Strecke verbotenerweise verlassen hatte, wies die Jury den russischen Protest ab. Nach langem Hin und Her kam der Auto-Freak dennoch zur Siegerehrung und gratulierte dem Norweger artig.
Iwan Tscheresow (29 Jahre, Russland, Weltcup 08/09: Platz 7):
Iwan Tscheresow ist häufig schnell unterwegs - auf Skiern, Schlittschuhen oder Inlineskates. Er interessiert sich für Autorennen und ist ein großer Fan von Michael Schumacher. Als Jugendlicher wollte Tscheresow Skier und Gewehr schon an den Nagel hängen, doch dank der Überzeugungsarbeit seiner Mutter setzte er seine junge Karriere fort - zum Glück für ihn und Russland.
Dominik Landertinger (21 Jahre, Österreich, Weltcup 08/09: Platz 11):
Die WM 2009 war der große Durchbruch für Dominik Landertinger: Mit sensationellem Gold im Massenstart und Silber in der Staffel startete das Ausnahmetalent durch. Laut eigener Aussage wollte er schon immer Biathlet werden, der Sport habe "eine besondere Faszination". Neben "coolen Autos" liebt er die XBox360.
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