Die deutschen Skilangläuferinnen haben bei den Olympischen Winterspielen in Sotschi nach einer glänzenden Leistung die Bronzemedaille mit der Staffel gewonnen.
Ein sensationeller Auftritt der Frauenstaffel hat den deutschen Skilangläufern die erlösende olympische Medaille beschert. In einem packenden Rennen lagen Nicole Fessel, Steffi Böhler, Claudia Nystad und Denise Herrmann zwischenzeitlich sogar auf Gold-Kurs und durften sich letztlich über Bronze freuen. Für den deutschen Vierer war es die vierte Medaille in Serie seit dem Olympiasieg 2002 in Salt Lake City.
"Das ist definitiv etwas Besonderes. Damit hätte man absolut nicht rechnen können", sagte Nystad im ZDF und Herrmann ergänzte: "Ich habe auf der Zielgerade gekämpft, leider hat es nicht gereicht. Ich bin aber überglücklich, dass wir es aufs Podium geschafft haben."
Die Schlussläuferin bog mit der Schwedin Charlotte Kalla und der Finnin Krista Lahteenmaki auf die letzten Meter vor dem Ziel ein, im Spurt fehlten der Sprintspezialistin aber nach einer erneuten "Hitzeschlacht" die entscheidenden Körner. Schweden holte vor Finnland das erste Gold der Spiele nach zuvor fünf Silber- und zwei Bronzemedaillen.
Erste Medaille unter Ullrich
Das erste Edelmetall in der Ära von Bundestrainer Frank Ullrich gibt trotz des verlorenen Schlussspurts uneingeschränkt Grund zur Freude: Nach schwachem Beginn der Spiele in Sotschi ist das befürchtete Debakel vom Tisch - zuletzt war Deutschland 1998 in Nagano ohne Langlauf-Edelmetall geblieben.
Für die 35 Jahre alte Nystad wurde indes ein kleines Märchen war: Bereits 2002 hatte sie das deutsche Team zu Gold geführt, danach mit der Staffel 2006 und 2010 jeweils Silber geholt. Nun krönte sie ihr Comeback nach dreieinhalb Jahren Pause. "Ich habe nur gedacht: Dran bleiben, dran bleiben, dran bleiben. Ich bin so glücklich", sagte Nystad unter Tränen. Zuvor hatte sie in Sotschi mit den Einzelplätzen 43 und 35 enttäuscht, am Samstag aber lieferte sie eines der besten Rennen ihrer Karriere ab.
Dies galt für alle deutschen Läuferinnen. Während die Favoriten um die überraschend geschlagenen Norwegerinnen (Platz fünf) sichtlich unter den schwierigen Verhältnissen mit Temperaturen um 15 Grad litten, kamen die vier deutschen Athletinnen glänzend zurecht und diktierten von Beginn an das Rennen mit.
Böhler: "Hätte schneller gekonnt"
Startläuferin Nicole Fessel setzte sich vorne fest und zeigte nur in der Schlussphase leichte Schwächen. "Ich habe versucht, so lange wie möglich dran zu bleiben. Die letzten Meter musste ich kämpfen", sagte Fessel.
Auf dem zweiten Klassik-Abschnitt lief Steffi Böhler den deutschen Vierer auf einen Medaillenplatz vor. Die 32 Jahre alte Böhler, bei der im April 2012 Schilddrüsenkrebs diagnostiziert worden war, steigerte sich gegenüber ihrem starken sechsten Platz über 10 km noch einmal und konnte ihr Glück kaum fassen. "Es ging so schnell vorbei. Ich hätte sogar noch schneller gekonnt, habe mich aber nicht getraut", sagte Böhler: "Ich weiß nicht, was hier gerade los ist."
Herrmann schließt die Lücke
Nystad hielt im ersten freien Stil die Finnin Karttu Niskanen in Schach und die drittplatzierten Schwedinnen auf Distanz. Zeitweise setzte sich die routinierte Oberwiesenthalerin gar an die Spitze und versuchte sich zu lösen. Erst auf den letzten Metern musste sie Niskanen ein wenig ziehen lassen.
Herrmann schloss die Lücke schnell, doch von hinten stürmte Schwedens Top-Läuferin Charlotte Kalla heran. Gegen die Skiathlon-Zweite war Herrmann im Finish machtlos, auch Finnlands Schlussfrau Lahteenmaki zog noch knapp vorbei. Die deutsche Freude über den Husarenstreich konnte dies aber nicht trüben.