Der Freund des Sauwetters

Von Adrian Franke
17. März 201421:52
Bei der Skiflug-WM in Harrachov war das Wetter miesimago
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Das schlechte Wetter in Harrachov verhindert ein spannendes Finale, dennoch freut sich Skisprung-Weltmeister Severin Freund. Die Österreicher bejubeln Marcel Hirscher und Anna Fenninger, die sich seit ihrer Kindheit kennen und am Wochenende gemeinsam feiern durften. Felix Neureuther platzte nach der Kurssetzung von Michael Pircher der Kragen, Anna Schaffelhuber macht den Fünferpack perfekt.

Tops:

Fenninger und Hirscher: Im Kindesalter fuhren beide gegeneinander und drückten gemeinsam die Schulbank, am Wochenende durften sie zusammen feiern. Während Marcel Hirscher bereits zum dritten Mal hintereinander den Gesamtweltcup gewann, war es für Anna Fenninger die Premiere. "Marcel ist da schon fast ein Routinier, unglaublich, dass er es dreimal hintereinander geschafft hat. Ich glaube, er freut sich auch, dass ich neben ihm stehe", wird die 24-jährige Österreicherin von den "Salzburger Nachrichten" zitiert.

Hirscher gab die Komplimente gerne zurück: "Ich gratuliere ihr zu dieser Saison, sie ist brillant. Gold bei Olympia und der Gesamtweltcup, das ist wirklich cool." Fenninger gewann darüber hinaus die kleine Kristallkugel für den Riesentorlauf-Gesamtsieg, Hirscher die für die Slalom-Wertung.

"Wenn mir das jemand vor der Saison prophezeit hätte, dann hätte ich ihm ein Busserl gegeben und gesagt: 'Danke, das nehme ich.' Unglaublich, dass das auch noch gegangen ist", erklärte Fenninger, die mit ihrem Sieg am Sonntag im Riesentorlauf alles klar gemacht hatte.

Mäkäräinens dritter Streich: Nach den beiden Sprint-Siegen hat die finnische Biathletin Kaisa Mäkäräinen am Sonntag ihren Hattrick perfekt gemacht. Die 31-Jährige gewann auch die Verfolgung, bei zwei Schießfehlern hatte sie einen Vorsprung von einer Minute vor der Weißrussin Darja Domratschewa. SPOX

"Der Ski fühlte sich gut an, auch wenn die Strecke an einigen Stellen sehr, sehr weich war", betonte die Finnin anschließend bei "Yle".

Freund holt Titel: Ohne ein packendes Finale hat Severin Freund seinen ersten großen Einzeltitel gewonnen. Der 25-Jährige stand, nachdem die für Samstag im tschechischen Harrachov angesetzten Durchgänge wegen des schlechten Wetters abgesagt werden mussten, als Skiflug-Weltmeister fest. Mit 391 Punkten verwies er den Norweger Anders Bardal (379) klar auf den zweiten Platz.

Zuvor musste Freund eine stundenlange Geduldsprobe über sich ergehen lassen, ehe der dritte und der vierte Durchgang abgesagt wurden. "Es ist einfach nur grandios, endlich ganz oben zu stehen. Mit dem Olympia-Gold ist dieser Titel das bisher Größte. Ich wollte es zunächst gar nicht glauben, als ich es von einem norwegischen Techniker erfahren habe", berichtete Freund, der den ersten deutschen Skiflug-Weltmeistertitel seit Sven Hannawald 2002 gewann.

Bundestrainer Werner Schuster fügte hinzu: "Es freut mich extrem für ihn. Bei Olympia hat er eine knappe Niederlage einstecken müssen. Er ist dann wieder aufgestanden und hat die Mannschaft zu Gold geführt. Dass er jetzt ganz oben stehen darf, ist etwas ganz besonderes. Er ist einer der konstantesten Springer der vergangenen Jahre, als Vierter aber immer knapp an einer Medaille vorbeigesprungen. Für ihn ist das extrem wichtig."

Schaffelhubers Fünferpack: Anna Schaffelhuber hat ihr Paralympics-Märchen gekrönt. Die querschnittgelähmte Monoskifahrerin gewann am Sonntag im fünften Rennen zum fünften Mal Gold und entschied so die Abfahrt, den Super-G, die Superkombination, den Slalom und den Riesenslalom für sich.

"Ich wusste, dass ich theoretisch in jeder Disziplin gewinnen kann, aber ich hätte niemals gedacht, dass das klappt. Ich warte noch darauf, aufzuwachen. Ich kann es gar nicht glauben", freute sich die 21-Jährige überschwänglich. Nach dem ersten Durchgang hatte Schaffelhuber noch Platz zwei belegt, ein Sturz der Kanadierin Kimberly Joines im zweiten Lauf machte die Bahn endgültig frei für die fünfte Goldmedaille.

Seite 2: Die Flops des Wochenendes

Flops:

Pirchers Kurssetzung: Es war der Aufreger am Wochenende. Felix Neureuther verpasste den Gewinn des Slalom-Weltcups denkbar knapp, 15 Punkte fehlten auf Sieger Marcel Hirscher. Doch es war vor allem die Kurssetzung von Hirscher-Trainer Michael Pircher beim ersten Lauf des letzten Rennens in Lenzerheide, die für Ärger bei Neureuther sorgte.

Pircher hatte den Kurs sehr eng gesteckt, was angesichts des weichen Schnees zu einem extrem anspruchsvollen und riskanten Rennen führte. "Das ist die größte Frechheit, die ich jemals gesehen habe. So etwas macht den Slalomsport kaputt", tobte der 29-jährige Neureuther: "Sie haben bewusst versucht, mich zu zerstören, aber ohne Erfolg. Das ist wieder mal ein Zeichen dafür, warum so viele den ÖSV nicht mögen."

Auch von anderen Seiten gab es Kritik. "Mit solchen taktischen Kurssetzungen macht sich unser Sport lächerlich", erklärte etwa Weltcup-Direktor Günther Hujara und der Salzburger Hahnenkamm-Abfahrtssieger Hannes Reichelt fragte: "Wie kann man nur bei solchen Pistenverhältnissen so einen Kurs setzen?" Allerdings schaffte Neureuther den ersten Lauf noch fehlerlos und lag nur 0,06 Sekunden hinter Hirscher, erst im zweiten, von einem Schweden gesteckten Durchgang patzte er.

Das Wetter in Harrachov: Alles war bereitet für ein spannendes Finale im Skifliegen, doch der Wind machte einfach nicht mit. So mussten der dritte und der vierte Durchgang der Titelkämpfe in Harrachov gestrichen werden.

Severin Freund reichte somit die starke Leistung vom Freitag zum Weltmeistertitel, die Fans mussten die Strecke nach stundenlangem Ausharren ohne das erhoffte Finish verlassen.

"Es war schwierig, weil da natürlich insgeheim Gedanken kommen, ich bin ja schon auf dem Sonnenplatz", gab Bundestrainer Werner Schuster zu: "Wir mussten das Spiel mitspielen. Es ist eine riesige Befreiung, dass es so ausgegangen ist."

Die deutschen Biathletinnen: Auch im finnischen Kontiolahti hatten die deutschen Biathletinnen nichts mit den Podestplätzen zu tun. Andrea Henkel wurde trotz guter Ausgangsposition über zehn Kilometer nach acht Schießfehlern nur 34., nachdem sie als Achte ins Rennen gegangen war.

Als 24. lieferte Vanessa Hinz die beste deutsche Platzierung, Franziska Hildebrand wurde 28. und Nadine Horchler gar nur 43. Bereits am Donnerstag kam das deutsche Quartett nicht über den achten Platz hinaus: Hildebrand holte im Sprint über 7,5 Kilometer die beste deutsche Platzierung. Henkel war im vorletzten Weltcup-Rennen als 30. ins Ziel eingelaufen, Horchler (43.) und Hinz (60.) waren noch deutlich schlechter.

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