Ein Favorit wird die Segel streichen

Markus Elser
30. März 201015:16
Auf Augsburgs Keeper Dennis Endras wird gegen die Eisbären viel Arbeit zukommenImago
Werbung

Das Vorgeplänkel ist vorbei - jetzt geht es in der DEL richtig zur Sache. Bereits das Viertelfinale der Playoffs verspricht jede Menge Spannung, packende Duelle und vielleicht auch den einen oder anderen Favoritensturz.

Am Dienstag (19.30 Uhr im LIVESCORE und bei SKY) gehen die DEL-Playoffs in die erste Runde. Worauf man in den Viertelfinal-Serien achten sollte - und eine Prognose, wer es ins Halbfinale schafft: der SPOX-Check.

Eisbären Berlin (1) vs. Augsburger Panther (8)

Saisonbilanz: 2:2 (5:2, 4:6, 5:4, 5:2)

Ausgangslage: Eindrucksvoll untermauerten die Berliner in der Hauptrunde ihre Vormachtstellung im deutschen Eishockey und stellten mit 123 Zählern den Punkterekord der München Barons aus der Saison 2000/01 ein. Keine Mannschaft war torhungriger (209 Tore) und mit Düsseldorf (148) und Wolfsburg (152) ließen auch nur zwei Teams weniger Treffer zu als die Eisbären (156). Dazu kommen starke Werte bei den Special-Teams: 22,03% im Powerplay sind Ligaspitze, 85% in Unterzahl reichen für Rang drei hinter Düsseldorf (88,05) und Nürnberg (85,21). Doch in den Playoffs geht es bei Null los und sollte man gegen Augsburg ausscheiden, dann hätte man "eine schlechte Saison gespielt", so Center Stefan Ustorf. Dazu wird es aber aller Voraussicht nach nicht kommen, denn der Klub aus der Hauptstadt kann sich eigentlich nur selbst schlagen - die Eisbären sind klarer Favorit auf den Titel.

Die Panther haben zum ersten Mal die erste Playoff-Runde überstanden und stehen nun vor der undankbaren Aufgabe, gegen den aboluten Topfavoriten antreten zu müssen. Andererseits erwartet niemand etwas von Augsburg und die Mannschaft hat in diesem ungleichen Duell nichts zu verlieren - vielleicht liegt darin die Chance der Fuggerstädter. Mit Olver, Engelhardt, Beechey, Collins und Murphy verfügen auch die Panther über jede Menge Offensiv-Power. Nicht vergessen darf man auch, dass Augsburg in der Hauptrunde zweimal daheim gegen Berlin gewinnen konnte und das nicht, "weil die Sterne auf unserer Seite waren", wie Trainer Larry Mitchell es formulierte. Die Panther fühlen sich offensichtlich wohl in ihrer Rolle als Underdog und würden nur zu gern den Stolperstein für den großen Titelfavoriten spielen.

Players to watch: Denis Pederson wird seine Schlittschuhe nach dieser Saison an den Nagel hängen, und um sich mit einem weiteren Titel verabschieden zu können, legt er sich mächtig ins Zeug: 52 Punkte (19 Tore, 33 Assists) gelangen dem 34-Jährigen, der nach Steve Walkers Verletzung zum "Big Daddy", so Coach Don Jackson, wurde. Ihm gegenüber steht mit Tylor Beechey ein Mann, der Spiele im Alleingang entscheiden kann - die Adler Mannheim können nach seinen drei Treffern im ersten Pre-Playoff-Match ein Lied davon singen. 24 Tore und 33 Vorlagen in der Hauptrunde unterstreichen die Scorer-Qualitäten des 28-Jährigen, der mit fünf Game-Winning-Goals zudem ein Stürmer für die wichtigen Tore ist.

Prognose: Wie immer, wenn es in den letzten Jahren zu einem Duell mit den Eisbären kommt, gehen die Berliner als eindeutiger Favorit ins Rennen. Man kann sie an einem guten Tag durchaus schlagen, wie nicht zuletzt Augsburg schon bewiesen hat. Aber in einer Best-of-five-Serie genügt das nunmal nicht - und das werden auch die Panther zu spüren bekommen. Für den ganz großen Coup wird es nicht reichen, dagegen spricht das Auswärts-Trauma der Panther in Berlin, die dort 2006 zum letzten Mal gewinnen konnten, und die immense Erfahrung des Meisters. Eisbären in vier.

Frankfurt vs. Ingolstadt: Lions treffen auf ihren Angstgegner

Wolfsburg vs. Düsseldorf: Überraschungsteam gegen geballte Playoff-Erfahrung

Hannover vs. Nürnberg: Zwei Offensiv-Sorgenkinder unter sich

Frankfurt Lions (2) vs. ERC Ingolstadt (7)

Saisonbilanz: 1:3 (5:4 OT, 3:6, 4:6, 3:6)

Ausgangslage: Frankfurt sicherte sich am letzten Spieltag der Hauptrunde durch ein 2:1 gegen Wolfsburg den zweiten Platz und ist in Top-Form: In sieben der letzten acht Spiele gingen die leidenschaftlich kämpfenden Lions als Sieger vom Eis. Das hört sich eigentlich alles gut an, wenn es jetzt "nur nicht gegen Ingolstadt" (Lions-Vorsitzender Siggi Schneider) gehen würde. Die Bayern sind der erklärte Angstgegner der Frankfurter, einzig das erste Aufeinandertreffen konnte man knapp mit 5:4 nach Verlängerung für sich entscheiden. Danach setzte es nur noch deutliche Niederlagen mit insgesamt 18 Gegentreffern. Auch die zehntägige Pause und der dadurch fehlende Rhythmus könnte sich als Nachteil erweisen. Dafür hat sich die Personalsituation leicht entspannt: John Slaney wird auf jeden Fall wieder dabei sein, bei Lasse Kopitz und Christian Danner wird kurzfristig über einen Einsatz entschieden.

Nach der Niederlage im letzten Spiel gegen Hannover und der verpassten direkten Playoff-Qualifikation war bei den Panthern Katzenjammer angesagt. Als dann auch noch das erste Pre-Playoff-Match auf eigenem Eis mit 6:1 an Köln abgegeben wurde, ging in der Saturn-Arena die Angst um. Doch die Panther drehten die Serie und haben aus dem vermeintlichen Nachteil Pre-Playoffs einen Vorteil gemacht: Es wurde Selbstvertrauen getankt und der ERC befindet sich rechtzeitig zu Beginn der Postseason wieder voll im Rhythmus. Vor allem das Powerplay lief gegen die Haie wie geschmiert, sechs von zehn Treffern fielen bei einem Mann mehr auf dem Eis. Natürlich gehen die Panther als Außenseiter in die Serie, in Anbetracht der Vorzeichen könnte sich das Blatt jedoch schnell wenden.

Players to watch: Jeff Ulmer vs. Thomas Greilinger. Die beiden Top-Scorer der DEL stehen sich in dieser Serie im direkten Duell gegenüber. Ulmer wurde gleich in seiner ersten DEL-Saison mit 37 Toren und ebenso vielen Vorlagen Top-Scorer und ist der Schlüsselspieler der Lions. Thomas Greilinger dagegen galt lange als großes Talent, nach einer schweren Zeit in Mannheim ging er 2006 in die Oberliga zu seinem Heimatklub Deggendorfer SC und startete einen Neuanfang. Seit 2008 schnürt er die Schlittschuhe für Ingolstadt und spielt 2009/10 eine Karriere-Saison. Mit 38 Toren, darunter neun Game-Winner, sowie 35 Vorlagen ist er der zentrale Spieler in der Offensive der Panther, die auf einen Greilinger in Top-Form angewiesen sind.

Prognose: Das wird eine ganz enge Kiste! Frankfurt ist nach drei Niederlagen in der Vorrunde gewarnt und wird die Panther nicht unterschätzen. Zwar waren die Lions in den letzten Spielen in guter Verfassung, doch wie sieht das gegen Angstgegner Ingolstadt aus? Eine (Teil-)Antwort gibt es in Spiel eins. In Ingolstadt ist die Euphorie nach dem Erfolg über die Haie groß und wenn die Panther diesen Schwung mit in die Serie nehmen, könnten sie für eine Überraschung sorgen. Ingolstadt in fünf.

Berlin vs. Augsburg: Der Underdog will den Meister ärgern

Wolfsburg vs. Düsseldorf: Überraschungsteam gegen geballte Playoff-Erfahrung

Hannover vs. Nürnberg: Zwei Offensiv-Sorgenkinder unter sich

Grizzly Adams Wolfsburg (3) vs. DEG Metro Stars (6)

Saisonbilanz: 2:2 (0:4, 3:1, 1:5, 3:1)

Ausgangslage: Wolfsburg ist die Überraschungsmannschaft der Saison. Erst am letzten Spieltag rutschten die Grizzly Adams durch eine 1:2-Niederlage gegen den direkten Konkurrenten aus Frankfurt auf den dritten Platz ab. Dennoch spielte das Team von Toni Krinner eine herausragende Hauptrunde. Wolfsburg kassierte mit 152 Gegentoren hinter Düsseldorf (148) die zweitwenigsten der Liga und auch in der Offensive haben die Niedersachsen mit Ken Magowan, John Laliberte, Norm Milley und Kai Hospelt, die alle 20 Tore oder mehr erzielten, genügend Firepower. Woran es der Mannschaft mangelt, ist Playoff-Erfahrung, und genau das könnte ihnen gegen die Metro Stars zum Verhängnis werden.

In Düsseldorf ging es in den vergangenen Wochen drunter und drüber. Und in der Tabelle steil bergab. Waren die Metro Stars wenige Spieltage vor Rundenschluss noch ein Kandidat für Platz zwei, folgten zehn Pleiten in den letzten 13 Begegnungen und der Absturz auf Rang sechs sowie die Demission von Trainer Harold Kreis. Manager Lance Nethery sprang zum wiederholten Male ein und soll den Vizemeister nun ins Halbfinale führen. Das kann aber nur gelingen, wenn es innerhalb der Mannschaft noch stimmt und gegen Wolfsburg alle an einem Strang ziehen. Klappt das, stehen die Chancen gut, denn die Metro Stars haben mit Spielern wie Collins, Reid, Reimer, Joseph und Holzer das Potential sowie die Erfahrung, um zum fünften Mal in Folge in die Vorschlussrunde einzuziehen.

Players to watch: Es wird auf jeden Fall ein Goalie-Duell. Die Frage ist nur, wer bei Wolfsburg im Kasten steht. In den letzten Partien hatte Daniar Dshunussow gegenüber Jochen Reimer die Nase vorn. Zudem verfügt Dshunussow mit 2,39 über den besten Gegentorschnitt der Liga. Reimer überzeugte dagegen immer, wenn es gegen die Metro Stars ging und hielt bei den beiden Wolfsburger Siegen, was zu halten war. Man darf gespannt sein, für wen sich Toni Krinner entscheidet. Auf Seiten der Metro Stars sind die Rollen dagegen klar verteilt: Jean-Sebastien Aubin ist die klare Nummer eins vor Backup Mathias Lange. Aubin hat den zweitbesten Gegentorschnitt der Liga vorzuweisen (2,45) und 92,2% aller Schüsse, die auf seinen Kasten kamen, abgewehrt - das ist ligaspitze. Die Keeper könnten in dieser Serie zum Zünglein an der Waage werden.

Prognose: Auch dieses Duell verspricht Spannung bis zum Schluss. Beide Mannschaften waren gegen Ende der Hauptrunde nicht in überragender Form und leisteten sich einige Niederlagen. Bei Wolfsburg wird entscheidend sein, ob die Mannschaft die fehlende Playoff-Erfahrung wettmachen kann. Sollte Düsseldorf sich auf seine Stärken besinnen, das vorhandene Potential abrufen und ihre Erfahrung ausspielen, ziehen sie ins Halbfinale ein. Düsseldorf in fünf.

Berlin vs. Augsburg: Der Underdog will den Meister ärgern

Frankfurt vs. Ingolstadt: Lions treffen auf ihren Angstgegner

Hannover vs. Nürnberg: Zwei Offensiv-Sorgenkinder unter sich

Hannover Scorpions (4) vs. Thomas Sabo Ice Tigers (5)

Saisonbilanz: 1:3 (1:4, 1:0 OT, 1:2, 2:5)

Ausgangslage: Die von Hans Zach trainierten Scorpions sind ein unangenehmer Gegner. Die Mannschaft ist eingespielt, steht kompakt und ist sehr kampfstark - definitiv gute Voraussetzungen für die Playoffs. Dabei war der Saisonstart für Hannover äußerst holprig, und man rutschte zwischenzeitlich sogar auf den letzten Tabellenplatz ab. Dass die Scorpions die Hauptrunde noch auf dem vierten Platz beendeten, zeigt, dass "die Mannschaft Charakter hat", wie Kapitän Tino Boos feststellte. Die Verteidigung der Scorpions ist mit 177 Gegentoren zwar nur im Mittelfeld der DEL anzusiedeln, dafür verfügen sie mit Sascha Goc über einen Verteidiger mit Scorerqualitäten und einem enormen Schlagschuss. Seine Offensivstärke wird auch gegen Nürnberg nötig sein, denn mit dem Toreschießen hatten die Scorpions ihre Probleme: Nur 169 Tore gelangen in der Hauptrunde. Positiv stimmt, dass die erste Reihe mit Kathan, Dolak und Vikingstad in Top-Form ist und insgesamt 45 Treffer erzielen konnte.

In Nürnberg bereitet die Offensive noch größere Sorgen: Gerade einmal 152 Tore brachten die Ice Tigers zustande, im März blieb man gar dreimal ohne Tor, zweimal gelang lediglich ein Treffer. Nur Kassel (151) und Straubing (149) ließen es noch seltener im Kasten des Gegners klingeln. Und nicht nur die Stürmer haben Ladehemmung, auch von den Offensivverteidigern kommt bisher zu wenig: Martin Ancicka brachte es immerhin auf 20 Punkte (6+14), Shane Peacock auf 18 (6+12) und Rob Leask gerade mal auf 14 Zähler (2+12). Zum Vergleich: Sascha Goc und Aris Brimanis kommen gemeinsam auf 67 Scorerpunkte (41+26). Doch egal, wie die Serie für Nürnberg ausgeht, die Saison kann nach den finanziellen Problemen und der abgewendeten Insolvenz Ende des vergangenen Jahres als Erfolg gewertet werden. Zumal den Ice Tigers zu Saisonbeginn kaum etwas zugetraut wurde und sie eher im Tabellenkeller angesiedelt wurden.

Players to watch: Auf Sascha Goc kommt jede Menge Arbeit zu: Hinten den Laden dicht halten und vorne nach Möglichkeit den ein oder anderen Treffer landen - vor allem im Powerplay, das mit 21,1% das zweitstärkste der Hauptrunde war. Nürnberg wird sich nicht nur auf Andre Savage oder Brad Leeb verlassen dürfen, die offensiv halbwegs überzeugen konnten. Gerade von Stürmern, von denen in letzter Zeit wenig zu sehen war, wie Greg Leeb oder Petr Fical, wird deutlich mehr kommen müssen.

Prognose: Viele Tore wird man in dieser Serie nicht erwarten können, denn beide Mannschaften haben offensiv bisher keine Bäume ausgerissen. Es wird also ein Geduldsspiel werden, und wer länger die Ruhe bewahrt, wird am Ende belohnt werden. Auf dem Papier ist Hannover zwar stärker besetzt, in der Praxis wird der Unterschied aber nicht so gewaltig sein. Dennoch reicht es für die Niedersachsen zum Einzug ins Halbfinale. Hannover in vier.

Berlin vs. Augsburg: Der Underdog will den Meister ärgern

Frankfurt vs. Ingolstadt: Lions treffen auf ihren Angstgegner

Wolfsburg vs. Düsseldorf: Überraschungsteam gegen geballte Playoff-Erfahrung

Die Playoffs im Überblick