Klar kann man argumentieren, dass der mittlerweile 35-Jährige in dieser Saison kaum Einsatzminuten (insgesamt 224) und schon gar nicht Tore (0; in Worten: Null) gesammelt hat. Und das beim Tabellenvorletzten der Schweizer Liga. Das spricht tatsächlich nicht unbedingt für seine Einberufung ins Nationalteam. Auf der anderen Seite fallen mir aber gleich ein paar gute Gründe ein, die FÜR Janko sprechen.
1.) Alternativen
Neben Janko hat Teamchef Foda für die Stürmerposition(en) auch noch Deni Alar, Andreas Weimann und Lukas Hinterseer auf Abruf bestellt. Was die drei Angreifer verbindet: Noch keiner von ihnen hat im ÖFB-Trikot getroffen - und das in zusammengezählt immerhin 28 Einsätzen. Lustig, dass es gerade 28 sind - also genau jene Anzahl an Toren, die Marc Janko bisher für Österreich erzielt hat.
Dazu kommt, dass Deni Alar sich bei Rapid derzeit nicht gerade aufdrängt und seine Nominierung auf Abruf ohnehin eher als sowas wie ein genereller Vertrauensbeweis des Teamchefs an seinen ehemaligen Sturm Graz-Kapitän zu verstehen ist.
Weimann ist zwar gut in die Championship-Saison gestartet, aber der Bristol-Angreifer fühlt sich auf der Außenbahn wohler als im Sturmzentrum.
Genauso wie Weimann hat auch Lukas Hinterseer heuer bereits fünf Mal getroffen. Der Bochum-Legionär ist allerdings mehr Mittelstürmer als Weimann, insofern naheliegender als Gregoritsch-Ersatz. Gegen den Kitzbüheler spricht aber seine Trefferquote im Nationalteam (12 Spiele / kein Tor) und seine insgesamt mangelnde internationale Erfahrung. Die beschränkt sich nämlich auf seine zwölf (Kurz-)Einsätze im ÖFB-Team, während Janko sogar mit zwei Vereinen Champions League und mit gleich vier verschiedenen Klubs Europa League gespielt hat
2.) Spielertyp
Janko ist ein großgewachsener, robuster und durchsetzungsstarker Mittelstürmer mit echten Knipserqualitäten. Attribute, die gerade gegen Nordirland ganz wichtig sein können - vor allem wenn man die vielzitierte Brechstange auspacken will / muss. Dazu kommt, dass Janko mit den meisten aktuellen Startelfakteuren schon (erfolgreich) im Team zusammengespielt hat.
3. ) Persönlichkeit
Die Wiedersehensfreude unter den ÖFB-Spielern war groß, als Janko in Bad Waltersdorf angekommen ist. Der 66-fache Teamstürmer genießt aber nicht nur bei seinen Kicker-Kollegen hohes Ansehen: Janko steht nämlich nicht nur für Tore, sondern vor allem auch für Aufrichtigkeit, Respekt, Fairness und Verantwortungsbewusstsein. Der Schweiz-Legionär gilt zudem als äußerst eloquent, gebildet und reflektiert. Wie immer man auch seine aktuelle Einberufung sportlich beurteilen möchte, seine große menschliche Qualität kann man Janko auf keinen Fall in Abrede stellen. Und das hilft natürlich auch auf dem grünen Rasen - Stichwort Teamgeist. Den hat Janko übrigens nicht zuletzt damit bewiesen, dass er sich als langjähriger "Einserstürmer" ohne jegliches Murren und mit nur kleinen Außenseiterchancen auf Abruf unterordnet und sofort mit voller Leidenschaft und ungebremsten Tatendrang da ist, wenn man ihn ruft. Gibt einige Gegenbeispiele, die sich dafür zu Schade gewesen wären...
4.) Ehrgeiz
Janko wird schon allein aufgrund der kritischen Stimmen zu seiner Nominierung alles geben um zu beweisen, dass er noch weiß wo das Tor steht. Und als kleine Sondermotivation dient vielleicht, dass Teamtreffer Nummer 29 ihn aufs Stockerl der erfolgreichsten ÖFB-Torjäger der Geschichte katapultieren würde. Genau ein Tor fehlt nämlich noch auf Hans Horvath (29 Tore zwischen 1924 und 1934). Hans Krankl (34 Tore) und Toni Polster (44 Tore) scheinen selbst bei meinem Optimismus außer Reichweite zu sein...
Kein Argument, aber für alle Fußballromantiker wie mich schön zu wissen: In seinem letzten Spiel für den FC Basel vor gut einem Jahr wurde Janko in der Nachspielzeit eingewechselt. Augenblicke darauf hat der den Endstand zum 4:1 gegen St. Gallen erzielt. Gut möglich, dass die Spiele gegen Nordirland und Dänemark die letzte Einberufung für den 35-Jährigen bedeuten. Umso mehr ist Marc Janko, der immer betont hat, welch eine Ehre es für ihn bedeutet das Teamdress tragen zu dürfen, ein ähnlich kitschiger Abschluss wie beim FC Basel zu vergönnen.
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