Für den 29-jährigen Kärntner Michael Grabner läuft es im Big Apple aktuell wunderbar. Der NHL-Crack erzielte bereits 26 Saisontore, seine Linie mit Kevin Hayes und J.T. Miller agiert bislang herausragend. Grund genug, im ausführlichen Interview mit ihm über seine Saison, die Magie der Derbies zwischen seiner Ex-Liebe New York Islanders und dem neuen Arbeitgeber New York Rangers und über den Plan hinter den Vegas Golden Knights zu plaudern.
DAZN: Gratulation zur bisher starken Saison! Du selbst hast gesagt, dass die Scheibe dieses Jahr einfach reingeht, ist es im Profisport wirklich teilweise so einfach oder sind es dann doch Kleinigkeiten die du umgestellt hast?
Michael Grabner: Das ist einfach so, wenn man am Anfang der Saison mal ein paar Tore schießt, dann geht alles leichter. Letztes Jahr bei Toronto hat das nicht funktioniert, das hängt einem dann nach. Dann fängt man das Nachdenken an und das ist dieses Jahr einfach von Anfang an besser gelaufen.
DAZN: Wenn du mal ein Breakaway nicht verwertet hast, hast du kein Problem damit, in den Sozialen Medien über dich selbst zu lachen! Hilft genau diese Lockerheit dieses Jahr?
Grabner: Man muss es einfach locker nehmen, und wenn du Spiele hast, wo du keinen Torschuss hast und keine Chancen bekommst, dann musst du etwas an der Spielweise verändern. Aber wenn du Chancen hast, brauchst du dir auch nicht zu viele Gedanken machen.
DAZN: Was hättest du gesagt, wenn man dir vor der Saison gesagt hätte, dass du nach 55 Runden Toptorschütze bei den Rangers bist?
Grabner: Wenn du mir gesagt hättest, dass ich 15-20 Tore hätte, dann hätte ich das gerne genommen. Aber mit der Linie, mit der ich jetzt spiele, hatte ich von Anfang an eine sehr gute Chemie. Das hilft einem dann natürlich sehr weiter, wenn du weißt, wo die Spieler hinfahren, weißt, was sie machen, wenn sie die Scheibe haben und wenn sie sie nicht haben. Das vereinfacht meine Arbeit natürlich sehr. Hayes und Miller sind auch sehr gut mit der Scheibe, ich versuche, Raum für sie zu machen und meine Geschwindigkeit zu nützen. Ich will ihnen Platz geben, damit sie ihr Spiel machen können. Das hat von Anfang an funktioniert, aber es ist noch ein langer Weg bis zum Saisonende und bis zu den Play-Offs. Hoffen wir, dass es so weitergeht.
DAZN: 2010/11 erzieltest du als Rookie 34 Tore bei den NY Islanders - ist das doch ein kleines persönliches Ziel in dieser Saison, diese Marke zu übertreffen?
Grabner: Nein, nicht wirklich. Natürlich helfe ich der Mannschaft gerne mit Toren aus und versuche, meinen Job zu machen. Aber Ziele, wie viele Tore ich machen will, das hab ich mir eigentlich heuer nicht gesetzt. Ich bin einfach in die Saison gestartet und gesagt: 'Mein Ziel ist es, den Stanley Cup zu gewinnen'. Ich wusste von Anfang an, dass wir mit dieser Mannschaft eine Chance haben. Alles andere ist nebensächlich.
DAZN: Coach Alain Vigneault hat dich vor der Saison als 4. Linienspieler und Unterzahlspieler eingeplant, jetzt Toptorschütze und bester PlusMinus Spieler bei den Rangers. Ist es auch eine Genugtuung für dich, dass es so gut läuft?
Grabner: Ich glaube, das zeigt einfach, dass wir ein gutes System haben für mich. Ich habe die Trainer gekannt, habe schon in Vancouver gespielt. Für mich ist das eine gute Philosophie, ich habe gewusst, wie die Trainer spielen wollen. Schnelles Spiel aufbauen, das ist für mich sehr gut geeignet. Dass es so gut läuft, hätte ich mir natürlich nicht träumen können. Natürlich will ich, dass es in den nächsten 25 Spielen so weitergeht.
Erlebe die internationalen Top-Ligen bei DAZN im LIVE-Stream. Hol dir deinen Gratismonat!
DAZN: Bei den Rangers läuft es diese Saison ja bis dato perfekt, hat dein Manager oder du bereits mit dem GM gesprochen?
Grabner: Jetzt kann man noch nichts machen, das geht erst mit dem 1. Juli. Schwierig zu sagen, was nächstes Jahr mit Las Vegas passieren wird. Ich schaue einfach, dass ich die Saison so gut wie möglich beende, alles, was danach kommt, werden wir im Sommer besprechen und durchgehen.
DAZN: Stichwort Las Vegas Golden Knights, die Spekulationen hast du ja mitbekommen. Wäre das für dich spannend zu einer ganz neuen Franchise zu wechseln?
Grabner: Natürlich wär's was Neues, was ich noch nie erlebt habe. Aber das müsstest du den Manager von Las Vegas fragen, ich weiß nicht, wie der die Mannschaft aufbauen will, wen er im Auge hat. Das sind Spekulationen, da hab ich natürlich keine Einwirkung darauf. Ich glaube, sie haben schon einen Plan, was sie machen wollen. Aber auf das kann ich mich nicht konzentrieren. Aber wenn man anfängt, über das nachzudenken, dann geht's mit den Leistungen automatisch bergab.
DAZN: Als Villacher schaust du sicher auch noch ab und an die Spiele bzw. Ergebnisse vom VSV an. Hast du eine Erklärung warum es diese Saison noch nicht so funktioniert?
Grabner: Beim Eishockey ist es einfach so, jeder kann jeden schlagen. Egal, ob du gegen den Letzten spielst. Beim Eishockey geht das so schnell, jeder Tag ist anders, du kannst gegen jeden verlieren. Ich hab jetzt nicht alle Spiele angesehen, aber der VSV hat wahrscheinlich ein paar Spiele nicht so gut gespielt. Ich bin im regelmäßigen Kontakt mit einigen Leuten. Jetzt müssen sie kämpfen und in den Play-Offs ist alles möglich. Das ist ja eine neue Saison, die bei Null anfängt.
DAZN: Wenn du das Stadtderby um New York mit dem Kärntner Derby in der EBEL vergleichst, was ist da der erste Gedanke der dir einfällt?
Grabner: Die Spieler freuen sich auf das Spiel, da ist einfach immer so viel los. Was ich mich erinnern kann: bei den Islanders waren so viele Raufereien bei den Zuschauern, mehr als am Eis. Wie sich die Fans da reinsteigern, ich glaube das ist bei KAC - VSV ähnlich. Ich wäre aber echt gerne mal dabei, wenn's das Duell in den Play-Offs gibt.
DAZN: Hast du einen EBEL Meistertipp?
Grabner: Schwer zu sagen, die Wiener sind heuer sehr gut. Salzburg hatte in den letzten Jahren immer eine gute Mannschaft. Es kommt immer drauf an, wer es in die Play-Offs schafft. Ich hoffe natürlich, dass es der VSV schafft und dass ich da noch zuschauen kann. Aber ein Meistertipp ist so schwer abzugeben.
Alle Infos zu Michael Grabner