Es war die 71. Minute, als Valon Berisha Red Bull Salzburg mit seinem Freistoßtreffer zum Sieg gegen Rapid schoss. Die Bullen setzten sich nach dem achten Ligasieg in Folge vom ersten Verfolger Altach ab, haben nun sechs Punkte Vorsprung. Und Rapid? Die Hütteldorfer halten weiter bei 29 Zählern, liegen nur aufgrund des Torverhältnisses vor dem WAC und der Admira und damit nicht auf dem siebten Platz. Der Rückstand auf Sturm Graz beträgt 13 Punkte, der Vorsprung auf Schlusslicht Ried 9. Sky-Experte Hans Krankl nannte die Tabelle ir(re)regulär.
Und tatsächlich mutet sie aus Rapid-Sicht sehr seltsam an: Nur 29 Punkte nach 24 Runden hatte Grün-Weiß zuletzt in der Saison 2006/07 auf dem Konto. Damals wurde man immerhin noch Vierter, ein Szenario, für das es heuer wohl noch ein mittleres Fußballwunder benötigen würde.
Rapid und die Sache mit der Belohnung
Dabei kann Fußball so einfach sein - wenn man sich belohnt. Genau diese fehlende Belohnung für die Leistung sprechen nach dem Spiel gegen Salzburg Trainer Damir Canadi und Kapitän Stefan Schwab an. "Um die gute Leistung können wir uns nichts kaufen. Wir haben alles hineingeworfen, ich denke an fehlender Leidenschaft oder dem Willen hat es nicht gelegen. Die Niederlage war nicht verdient, wir belohnen uns einfach nicht", ärgert sich Schwab im Sky-Interview.
Auch Canadi war klarerweise nicht glücklich, sah ein durchaus gutes Spiel seiner Mannschaft. "Auf der Leistung können wir aufbauen. Wir haben die beste Mannschaft Österreichs über weite Strecken kontrolliert, uns aber nicht belohnt." Mehr Ballbesitz, mehr Schüsse aufs Tor, eine bessere Pass- und Zweikampfquote. Das alles sprach für Rapid. Wäre da nicht das Problem mit den Standards. Wie schon gegen den WAC, wo man beide Gegentore nach Freistößen kassierte, war es auch gegen die Salzburger eine Standardsituation, die die Niederlage besiegelte.
Kaderumbruch im Sommer
"Es macht natürlich keinen Spaß", sagt ein geknickter Canadi, "das tut weh, wir nehmen uns viel vor, investieren viel und stehen wieder mit leeren Händen da." Was fehlt? Ein Erfolgserlebnis: "Wir brauchen den Dösenöffner, damit auch wieder Selbstvertrauen in die Mannschaft kommt", weiß der Kapitän.
Ob das Selbstvertrauen schon in der kommenden Woche beim Auswärtsspiel in Graz gegen Sturm wieder kommt, steht in den Sternen. Klar ist dagegen, dass, unabhängig davon, wie diese Saison für Rapid endet, der Kader gekürzt werden muss. Schafft man es nicht in den Europacup, werden aus den Stand jetzt 29 Kader-Spielern der Saison 2017/18 23, ist man in der kommenden Spielzeit doch international vertreten, bleiben es 25, wie Sportdirektor Fredy Bickel erklärte. Auf die Rapid-Kicker warten bis zum Sommer also zwölf Endspiele.
Rapid Wien im Steckbrief