Die Statistik nach der 1:2-Niederlage gegen Wolfsberg offenbarte Schreckliches. Nur 13 Pässe spielte Louis Schaub bei der Pleite in Kärnten. Ganze drei davon kamen bei seinen Teamkollegen an. Das entspricht einer erschreckenden Quote von 21,3 Prozent. Dazu vergab der 22-Jährige, der in der 54. Minute ausgewechselt wurde, auch die beste Tor-Chance der Hütteldorfer. Viele Fans sahen in ihm daher einen Hauptschuldigen für die Niederlage gegen den WAC.
Jeder Fußballer hat in seiner Karriere Phasen, in denen gar nichts zusammenpasst. Das Aushängeschild des SK Rapid scheint momentan gerade so eine Zeit durchzumachen. In allen drei Frühjahrsspielen blieb er hinter den Erwartungen zurück. Dabei hatte die Saison für ihn so gut begonnen. Vier Tore erzielte er in den ersten vier Ligaspielen, dazu ließ es "Euro-Louis" in der Europa-League-Qualifikation mit einem Triplepack auswärts gegen Trencin krachen.
Canadi rückte Schaub ins Zentrum
Damals wurde der 22-Jährige noch von Mike Büskens betreut. Ab der 15. Liga-Runde übernahm jedoch Canadi das Zepter bei Rapid. Damit änderte sich auch die Rolle von Schaub. Vom rechten Flügel wechselte er in die Zentrale, wo er entweder im offensiven Mittelfeld oder sogar als Stürmer zum Einsatz kam. Der Gedanke dahinter ist logisch. Die meisten Trainer sind darauf erpicht, den besten Kreativakteur der Mannschaft in den Mittelpunkt des Offensivspiels zu rücken.
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Tatsächlich ermöglichte Canadi mit seiner Maßnahme Schaub mehr Ballkontakte als dieser unter Büskens hatte. Wie die statistischen Daten von OPTA verraten, kam Rapids Zehner unter seinem Ex-Coach auf 54,97 Ballaktionen pro 90 Minuten. Seit Canadis Amtsantritt erhöhte sich dieser Wert auf 56,01. Das mag auf den ersten Blick keine große Veränderung darstellen. Zu bedenken gilt es jedoch die unter Canadi passivere Spielweise. Diese führt dazu, dass Rapid unter dem ehemaligen Altach-Coach als Mannschaft insgesamt weniger Ballaktionen verzeichnet. Insofern stellt Schaubs Anstieg in diesem Bereich eine bemerkenswerte Besonderheit dar.
Schaubs Statistik-Werte unter Büskens und Canadi im Vergleich:
Unter Büskens | Unter Canadi | |
Tore | 5 | 0 |
Assists | 0 | 1 |
Schüsse/90 Min | 2,76 | 2,21 |
Schussvorlagen/90 Min | 1,64 | 1,84 |
Pässe/90 Min | 36,37 | 34,65 |
Passgenauigkeit | 77,62 % | 73,31 % |
Ballaktionen/90 Min | 54,97 | 56,01 |
Symptom für Rapid-Probleme
Auch in puncto Torschussvorlagen verzeichnete Schaub ein Plus. Die Versetzung vom Flügel ins Zentrum hatte für ihn in Teilbereichen also durchaus positive Effekte, wenngleich sich seine Pass- und Schusswerte verschlechterten (siehe Tabelle). Dies hängt aber wiederum mit der neuen Spielphilosophie zusammen. Canadi verlangt mehr Risiko und Vertikalität im Passspiel, infolgedessen kommt es auch zu mehr Fehlern.
"An der Position liegt es nicht, die liegt mir", sagte Schaub zuletzt der Kronen Zeitung. Tatsächlich scheinen die Gründe für seine Probleme anderswo zu liegen. Schaubs Formtief ist ein Symptom der gesamten Rapid-Krise. Seit Canadis Taktik-Revolution hat das Team noch nicht die richtige Balance zwischen Verteidigung und Angriff gefunden. Während die Grün-Weißen hinten relativ wenig zulassen, fehlt es vorne an Unterstützung für die Offensivspieler. Das macht es für Schaub und Co. umso schwieriger, sich positiv in Szene zu setzen. Die Unform des Rapid-Edelzanglers ist also nicht die Ursache für Rapids Krise, sondern viel mehr das Ergebnis ebendieser.
Steckbrief von Louis Schaub