Mangelnde Effizienz und fehlendes Spielglück waren beim 1:2 bei Sturm Graz am Sonntag wie auch schon zuletzt beim 0:1 gegen Tabellenführer Red Bull Salzburg die Hauptgründe für die dritte Niederlage der Hütteldorfer in Folge.
Anstatt den Respektabstand auf die viertplatzierten Grazer mit einem vollen Erfolg auf zehn Zähler zu reduzieren, wurde dieser neuerlich größer und beträgt nach 25 Runden bereits 16 Punkte. Der Europacupzug über die Liga ist damit endgültig abgefahren. Rang vier würde zudem nur dann reichen, wenn der Meister auch den ÖFB-Cup gewinnt. "Jetzt brauchen wir über die Tabelle nicht sprechen. Wir werden im Cup die Chance suchen, um international dabei zu sein", sagte Coach Damir Canadi. Da wartet am 5. April das Viertelfinalduell bei St. Pölten.
"Darf nicht die Trainerfrage stellen"
Zuvor müssen die auswärts seit 29. Oktober 2016 sieglosen Wiener aber noch in der Liga gegen die Abstiegskandidaten Mattersburg (Samstag) und nach der Länderspielpause St. Pölten (1. April) antreten. Sollte auch da die Trendwende nicht gelingen, wird die Luft wohl auch für Canadi dünner. Noch sitzt der im November aus Altach gekommene Wiener fest im Sattel. Das trotz einer Bilanz von nur neun Punkten in elf Ligaspielen und dem Absturz auf Rang sechs. "Wenn man die letzten Spiele sieht, darf man nicht die Trainerfrage stellen. Das Auftreten spricht für den Staff und den Trainer", stellte sich Sport-Geschäftsführer Fredy Bickel hinter Canadi.
Verloren habe einzig und alleine die unglücklichere Mannschaft. "Wille, Kampf und Leidenschaft waren bei unserer Mannschaft sehr in Ordnung. Ich bin mir sicher, wenn wir weiter so gehen, dann wird sich das Blatt wenden", ist der Schweizer weiter optimistisch. Auch Canadi stimmt die Performance seiner Elf nach wie vor zuversichtlich: "Meine Mannschaft hat ein sehr gutes Spiel gemacht, die Leistung hat gestimmt. Die Niederlage tut weh, weil wir so dominant waren."
Augenscheinlich war über weite Strecken aber neuerlich, dass es den Wienern sehr schwer fällt, sich Topchancen herauszuspielen. Die gab es eigentlich nur nach Standardsituationen sowie in der Schlussphase, als die Gäste die Brechstange auspackten, sowie nach einem individuellen Fehler, der das 1:2 von Joelinton (80.) einleitete. Nur drei Tore in fünf Frühjahrsrunden, in denen nur zwei Punkte herausschauten, sprechen Bände.
"Hätten uns mehr verdient"
"Wir hätten uns mehr verdient. Wir waren wieder in allen Statistiken voran, gehen aber als Verlierer vom Platz", ärgerte sich Stefan Schwab. Abwehrchef Mario Sonnleitner blieb ein Erfolgserlebnis in seinem 200. Ligaspiel für Rapid verwehrt. "Wir investieren viel ins Spiel und durchleben eine sehr, sehr harte Zeit. Jede Woche wiederholt sich das. Wir werden da aber als Team rauskommen, das Glück kommt irgendwann retour", erklärte der Ex-Grazer.
Canadis Vorgänger Mike Büskens musste im Herbst nach 20 geholten Punkten in den ersten 14 Runden gehen. Statt dem erhofften Trainereffekt wuchs der Rückstand auf die Tabellenspitze von damals neun auf mittlerweile 24 Zähler an. "Ich muss weiterhin die Ruhe bewahren vor der Mannschaft und den Medien, werde mir aber einen Boxsack sponsern lassen", verlautete Bickel.
Sturm ist hingegen nach dem zweiten wichtigen Sieg nach dem 3:0 gegen Altach wieder obenauf. Nur zwei Zähler fehlen dem Vierten auf die Austria, vier Punkte auf den Zweiten Altach. "Die Tabelle interessiert mich aber weniger", betonte Coach Franco Foda, der zu Hause im Duell mit Canadi weiter makellos ist.
"Brauche zwei Tage, um mich zu erholen"
Seine Elf zeigte eine hohe Effizienz und starke Defensivleistung. "In der zweiten Hälfte war es eine brutale Abwehrschlacht", gab James Jeggo zu. In einigen Momenten stand auch das nötige Glück zur Seite. "Nach dem Gegentreffer hatten wir keine Ruhe mehr im Spiel", wusste Foda. Die Topchancen von Giorgi Kvilitaia (89.) und Mario Pavelic (92.) machten auch Sport-Geschäftsführer Günter Kreissl fertig. "Die letzten zehn Minuten hat es das große Zittern gegeben. Ich brauche jetzt zwei Tage, um mich davon zu erholen", meinte der Ex-Goalie nach einem "für die Psyche sehr wichtigen Sieg".
Während den Grazern vom Schweizer Schiedsrichter Alain Bieri ein Elfmeter, der zum 1:0 von Deni Alar (21.) führte, zugesprochen wurde, blieb den Wienern einer verwehrt. Vor Charalampos Lykogiannis Weitschusstor (64.) war Kvilitaia im Strafraum gefoult worden. Für Schwab "ein klarer" Elfmeter. Canadi ärgerte sich nicht nur über den ausgebliebenen, sondern auch über den Elferpfiff in der ersten Hälfte. "Das war nie und nimmer Elfmeter", schilderte Rapids Coach seine Sicht. Andreas Kuen hatte den Ball nach einer Hierländer-Hereingabe an die Hand bekommen.