Am Feld tritt der Kapitän des SV Mattersburg als beinharter Verteidiger auf, gleichzeitig ist er jedoch der Vifzack unter den Bundesliga-Profis. 2005 wechselte er - ohne ein Wort Deutsch zu sprechen - aus Bosnien-Herzegowina ins Burgenland. Dort entwickelte er sich nicht nur zum Abwehrchef, sondern auch zum Akademiker. Nach Bachelor- und Masterabschluss schreibt er nun im Rahmen des Energie- und Umweltmanagement-Studiums an der FH Pinkafeld seine Doktor-Arbeit
"Der Windpark hat mich fasziniert"
"Aus heutiger Sicht würde ich das nicht noch einmal machen. Aber damals war ich jung, es hat mir nichts ausgemacht, zwei oder drei Mal am Tag zu trainieren und in der Nacht noch zu lernen", erzählt der 29-jährige Innenverteidiger bei SPOX. Die Technik zog Malic, dessen Vater in Bosnien als Bauingenieur arbeitete, schon immer in ihren Bann.
Die Motivation für das Studium zog er aber aus einem Erlebnis zu Beginn seines Österreich-Aufenthalts. Windräder haben es Malic angetan. "Als ich zum ersten Mal nach Mattersburg fuhr, habe ich einen Windpark gesehen, der mich fasziniert hat. Ich wollte schon immer wissen, wie das funktioniert."
Mindeststudienzeit
Bevor Malic aber überhaupt inskribieren durfte, musste er Deutsch lernen und seine Matura nachholen. Eine Herausforderung, die er souverän meisterte. Innerhalb von nicht einmal zwei Jahren machte er die in Bosnien begonnene HTL-Ausbildung im Fernstudium fertig. Zusätzlich lernte er so gut Deutsch, dass er 2007 sein Studium starten konnte. Den Bachelor- und Master-Lehrgang absolvierte er in Mindeststudienzeit.
Zur Erinnerung: Nebenbei spielte Malic professionell Fußball. Fast jeden Tag zwei Mal Training, zudem am Wochenende ein kraftraubendes Match. Unfassbar, wie er all das unter einen Hut brachte. "Ich hatte damals keine Familie und habe dem alles untergeordnet. In den ersten zwei Semestern hatte ich das Glück, viele Mathematik- und Physik-Prüfungen zu haben, bei denen ich schon Vorkenntnisse mitbrachte", erzählt Malic, der betont, dass ihn auch sein Klub Mattersburg stets unterstützte.
Umweltschutz liegt ihm am Herzen
Mittlerweile arbeitet der 1,94 m große Hüne an seinem "Doktor-Projekt". Nachdem er seine Leidenschaft für Windräder in den Bachelor- und Master-Arbeiten ausgiebig auslebte, ist nun ein anderes Thema an der Reihe. Dem Umweltschutz bleibt Malic, der seit 2014 die österreichische Staatsbürgerschaft besitzt, jedoch treu.
"Es geht um Vermeidung von Abgas-Ausstößen in Kraftwerken", sagt der Verteidiger, der unter einer gewissen Geheimhaltungspflicht steht. "Ich darf darüber im Moment nicht viel erzählen. An diesem Projekt sind viele Fachleute aus verschiedenen Ländern beteiligt."
In den Fußstapfen von Flamini?
Vielleicht gelingt Malic mit seiner Doktor-Arbeit ein ähnlicher Coup wie Mathieu Flamini. Der ehemalige Milan- und Arsenal-Profi investierte jahrelang in eine Biochemie-Firma, die ein kostendeckendes Verfahren zur Produktion des Erdöl-Ersatzes Lävulinsäure entwickelte. Im Gegensatz zum Franzosen, der Forscher für sich arbeiten ließ, könnte Malic jedoch selbst an der Entstehung einer Umweltschutz-Technologie beteiligt sein.
In so großen Maßstäben denkt der bescheidene Neo-Burgenländer aber gar nicht. Er hat einfach Spaß an seinem Projekt. In ein bis zwei Jahren will der 29-Jährige die Doktor-Arbeit fertiggestellt haben. Daneben ist er froh, das Image des klassischen Fußballer-Proleten ein wenig ins rechte Licht rücken zu können. "In der Öffentlichkeit werden immer nur die negativen Sachen von Fußballern wahrgenommen. Aber ich bin nicht der einzige Akademiker unserer Mannschaft. Auch Alois Höller und Markus Böcskör studieren", so Malic. Sollte er jedoch in naher Zukunft sein Phd-Projekt abschließen, wird er wohl der einzige Doktor unter den aktiven Bundesliga-Profis sein.